Deutsche Auto-Industrie bei Patentanmeldungen abgeschlagen

Was die Zukunftstechnologie des autonomen Fahrens angeht, spielen deutsche Konzerne keine große Rolle bei der Anmeldung von Patenten, wie eine Studie zeigt. Auch die Brennstoff-Zell-Technik wird vor allem in den USA, Japan und Korea entwickelt.

Für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie sieht es eher düster aus, zumindest sofern man davon ausgeht, dass das Autonome Fahren eine entscheidende Zukunftstechnik für diese Branche sein wird. Denn bei Patenten in diesem Bereich sind die deutschen Auto-Konzerne weit abgeschlagen. Nach einer Studie von “iplytics“ gibt es in den USA 28479 angemeldete Patente für autonomes Fahren, in Deutschland lediglich 5777.

Auch was die Brennstoff-Zell-Technik angeht, spielen die deutschen Auto-Konzerne keine führende Rolle. Einziger Lichtblick für Deutschlands Automobilwirtschaft sind die Anmeldungen von Patenten für das sogenannte Truck-Platooning, also Techniken, die es erlauben, mehrere Lastkraftwagen so zu verbinden, dass sie in kurzem Abstand hintereinander fahren können, ohne die Sicherheit zu gefährden.

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Weltweit gibt es immer mehr Patente für automobile Zukunfts-Technologien. Die Anzahl der Patente im Bereich autonomes Fahren hat sich explosionsartig erhöht. Waren es etwa 2011 erst 1189 Neuanmeldungen, sind es in diesem Jahr allein bis zum Oktober bereits 18260. Und beim Blick auf die Herkunft der Anmeldungen drängt sich die Frage auf, ob die deutschen Autobauer aktuell den Anschluss verpassen. Unter den größten zehn Patenthaltern ist kein deutsches Unternehmen. 

Toyota führt mit 1143 Patenten für autonomes Fahren die Liste der Konzerne an. Danach folgen Ford, General Motors, die Google-Mutter Alphabet und Intel. Was den Sitz der Patenthalter angeht, stehen die Vereinigten Staaten vorn, gefolgt von Japan, China und an vierter Stelle Deutschland. Der Abstand zwischen den USA und Deutschland ist allerdings groß: in den USA sind knapp fünfmal so viele Patente für autonomes Fahren angemeldet wie hierzulande. 

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Etwas besser sieht es für Deutschland bei den Patenten für Brennstoff-Zell-Technik aus. Da stehen hiesige Unternehmen an dritter Stelle. Allerdings haben die US-Firmen auch diesbezüglich einen signifikanten Vorsprung: In den USA gibt es 43591 angemeldete Patente, in Deutschland lediglich 17238. Auffällig ist, dass keines der großen deutschen Auto-Unternehmen bei Brennstoll-Zell-Patenten eine große Rolle spielt. Das Feld wird beherrscht von Toyota, Honda, Nissan, Hyundai, Ford und anderen Konzernen aus Japan, Korea und den USA. Allerdings ist die Zahl der Neuanmeldungen für Brennstoff-Zell-Technik seit einem Höhepunkt 2014 etwas rückläufig, was als Indiz dafür zu werten sein könnte, dass die Konzerne eher auf batteriegetriebene E-Motoren setzen. Vor allem Toyota, bis vor kurzem mit Abstand der größte Patentanmelder auf diesem Feld hat seine Innovationsanstrengungen auf diesem Gebiet drastisch zurückgefahren.

Anders als bei Brennstoff-Zellen und autonomem Fahren steht beim Truck-Platooning ein deutscher Konzern an der Spitze der Patenthalter, nämlich der Zulieferer Continental mit 130 Patenten. Volkswagen steht mit 73 Patenten auf Platz Fünf. Ausgerechnet der weltgrößte LKW-Produzent Daimler hat zu Anfang des Jahres angekündigt, sich weitgehend aus dieser Technik zurückzuziehen. 

Noch sind die deutschen Auto-Bauer bezogen auf Absatz und Marktkapitalisierung Schwergewichte in der Branche. Wenn man Patente als Indiz für die Innovationskraft und künftige Wettbewerbsfähigkeit betrachtet, könnte man aber zu dem Schluss kommen, dass sich Volkswagen, Daimler und BMW zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben.


Mit Material von DossierB

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Kommentare ( 16 )

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Andreas aus E.
4 Jahre her

Gibt es schon Patent darauf zu erkennen, ob im autonomen Auto gendergerechte Quote sitzt?
Ups – klar, California over alles 😉

Medienfluechtling
4 Jahre her

Es gibt bei den dt. Autobauern wahrscheinlich zu viele Angestellte, die nur wegen der „Sozialleistungen“ dort arbeiten. Und ganz ehrlich, ich frage mich teilweise schon jetzt, worauf sich die dt. Automobilindustrie etwas einbildet. Da wird m.E. viel am Markt vorbeientwickelt…

andreas1959
4 Jahre her

Durch den Staat, bei den Schlüsselunternehmen, eingeschleuste Kollaborateure gibt es zu Hauf, denn nur so lässt es sich erklären, wie eine ehemals führende Technologie Nation innert kürzester Zeit den Freitod wählt.

Stefferl
4 Jahre her

Das autonome Fahren wird in absehbarer Zeit (vllt. 20 Jahre) keine Straßenzulassung in Deutschland bekommen. Insofern könnte man da einen Rückstand verkraften. Zudem bedeutet es nicht, dass man keine Rolle spielt, wenn man nicht Inhaber des Patents ist. Man kann es durchaus nutzen, man muß dann halt nur Lizenzgebühren zahlen. Und was sollen da erst die anderen europäischen Länder wie Frankreich, Großbritannien und Spanien, sowie die vielen kleinen Länder sagen? Die dürfte es nach diesem Horrorszenario gar nicht mehr geben. Also man kann sich da durchaus etwas entspannen. Die deutsche Industrie ist weltweit konkurrenzfähig. Wenn das auch die Managementebenen begreifen… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her
Antworten an  Stefferl

Das sogenannte „autonome Fahren“ ist kompletter Schwachsinn. Mithin zukunftsfähig, sieht man sich die Lemmingschar der juvenilen Kopfträgerschaft so an.

Aber mag sich ja wieder ändern – indes: Würde sich richtiger Mann in so eine fremdgesteuerte Kiste setzen? **

Amerikaner
4 Jahre her

In Europa bestimmt ja die Politik darüber welche Technologien in der Automobilindustrie erforscht werden. Ende dieser tollen Idee irgendwie sehr absehbar.

Christian S.
4 Jahre her

Tja, autonomes fahren schön und gut… braucht man das überhaupt? Wenn ich individuell mit dem Auto fahre? Unterstützung durch Sicherheitssysteme wie Spurhalte-, Notbremsassistent, Abstandshalter, Müdigkeitsüberwachung: kann auf jeden Fall helfen und ist sinnvoll. Aber wenn ich mich fahren lassen möchte, dann mit Bahn, Bus oder Taxi, im Auto vom Computer fahren lassen bei unserer Verkehrsdichte in D + Umgebung? Bei dem Mobilfunknetz das dafür benötigt wird? Nee, besser nicht… Platooning bei LKWs? Wieder die Verkehrsdichte die es ineffizient macht, da an Auf- und Abfahrten der Abstand vergrößert und danach wieder aufgeholt werden muss! Das mag in den USA auf den… Mehr

Thorsten
4 Jahre her

Das eigentliche Problem der deutschen Autoindustrie ist, dass der Diesel durch die Politik grundlos zerstört wurde. Diese Technologie hätte den Angreifern aus Elektro- und Wasserstofftechnologie das Leben schwer gemacht, da die Diesel sehr wirtschaftlich sind.

Falls sich die Ausrichtung auf E-Autos als Fata Morgana erweist, dürfte die deutsche Autoindustrie ins Schleudern kommen. Doch selbst wenn das E-Auto kommt wird es ein „Massaker“ bei den Arbeitsplätzen geben, da E-Autos simpler gebaut sind und nur 20% der Montagezeit brauchen.

drnikon
4 Jahre her

Brennstoffzellen für Automobilität wird überbewertet. Daran nicht zu entwickeln gibt es höchstens finanziell/wirtschaftliche Gründe. Als ich Anfang der 1980er Abitur machte wR der Hype um Elektroautos und Wasserstoffantrieb schon vergessen. Aber der Kampf gegen Kernkraft und Gentechnologie in vollem Gange. Das Abnabeln von Fortschritt ist den radikalen Linken ihre besondere Psychose um sich und andere von den Verbrechen ihrer braunlinken Sippe reinzuwaschen. Hierfür ist ihnen jedes Mittel recht.

Alfonso
4 Jahre her

… könnte man aber zu dem Schluss kommen, dass sich Volkswagen, Daimler und BMW zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben … Mag was dran sein. Trotzdem muss man beachten, dass es nicht die Autokonzerne selber sind, die hier neu Techniken entwickeln, es sind in erster Lesung die Zulieferer (wie Bosch u. a.). Die Autokonzerne sind ja nur Zusammenschrauber von zugekauften Einzelteilen. Deshalb kann man nicht unbedingt die Autokonzerne hier an den Pranger stellen. Allerdings sollten die Konzerne sicher die größten Treiber für die Entwicklung von Innovationen sein. Bisher mussten die Autokonzerne ja auch nicht innovativ sein, denn sie schafften… Mehr

Lars L.
4 Jahre her

Jeder, der Anfang bis Mitte der 2000er die Umsetzungen der Bologna-Reformen mitbekommen hat, konnte das bereits vorausahnen. Nimmt man noch die gruseligen Entwicklungen in unserem Schulsystem und die Art und Weise, nach welchen Maßstäben in Deutschland Migration stattfindet in die Überlegungen mit auf, dann springt einem die zukünftige Entwicklung direkt ins Gesicht.