Die IAA offenbarte ein für deutsche und europäische Hersteller unschönes Szenario. Während deutsche Hersteller mit schrumpfenden Gewinnen und politisch erzwungenem Verbrenner-Aus kämpfen, stürmen Chinas Autobauer unaufhaltsam den Markt. Der Niedergang des Industriestandorts Deutschland ist hausgemacht.
picture alliance / Svenpicture-alliance/ Simon | Frank Hoermann / SVEN SIMON
Kaum war die IAA 2025 vorbei, kam die Botschaft des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY), dass sich Autobauen immer weniger lohne, und dass die Gewinne in der Welt-Autoindustrie auf breiter Front eingebrochen sind. Schlimmer noch: „Für manche Hersteller dürfte sich bald die Existenzfrage stellen.“
Laut der EY-Studie haben die Umsätze der 19 weltgrößten Autohersteller im ersten Halbjahr 2025 stagniert, die operativen Gewinne sind um 49 Prozent auf 49,8 Milliarden Euro eingebrochen. Große Vielmarken-Konzerne wie Stellantis und Renault schrieben rote Zahlen. Die deutschen Autokonzerne verzeichneten in Summe einen Gewinneinbruch von „nur“ 38 Prozent. Spitzenreiter dabei war Porsche; der Porsche-Gewinn ist im ersten Halbjahr 2025 um 71 % auf 718 Millionen Euro geschrumpft.
Ganz anders die Lage in China. Trotz des Preiskampfes im Elektrosegment konnten Geely, Great Wall Motor und BYD ihren Umsatz im ersten Halbjahr zusammen um zwanzig Prozent steigern, und ihren Gewinn noch um 1 Prozent.
EY kommt in Betrachtung der globalen Branchenlage zu dem Schluss: „ ..die guten alten Zeiten kommen nicht wieder“. Dem ist zuzustimmen.
Damit taucht zwangsläufig die Frage auf, was das für die Zukunft der deutschen Autoindustrie bedeutet, über Jahrzehnte Garant von Wachstum und Wohlstand. Und was bedeutet das für die Zukunft des Automobilstandorts Deutschland?
Eine Kurz-Bewertung der IAA 2025 aus ökonomisch-strategischer Sicht liefert die Antwort.
Erstens: Im Mittelpunkt der 3. Mobility Messe stand die Elektromobilität, in allen möglichen Varianten bis hin zum Pedelec. Verbrennerautos waren nahezu unsichtbar. Wenn überhaupt welche gezeigt wurden, standen sie verschämt im Hintergrund oder unter der Treppe. Die chinesische Autoindustrie dominiert.
Zweitens: Die deutsche Autobranche hat ihre Vormachtstellung verloren. Das ist eine Folge der politisch gewollten Abschaffung der Verbrennerautos (EU Verbrenneraus 2035) und totaler Ersatz durch Batterie-Elektroautos (BEV).
Peinlich nur: Bei Elektroautos – in China als NEV (New Electric Vehicles) bezeichnet – ist Chinas Autoindustrie wegen unschlagbar niedriger Batterie- und Produktionskosten inzwischen weltweit absolut marktbeherrschend – vor allem in den unteren Massenmarktsegmenten. Selbst deutsche Premium-Hersteller, die früher mit über fünfzig Prozent Marktanteil bei Verbrennern absolut marktbeherrschend waren, wurden bei NEV fast völlig vom Markt verdrängt.
Wegen des Verdrängungswettbewerbs und hoher Überkapazitäten zuhause drängen alle großen chinesischen Hersteller inzwischen nach Europa, vor allem nach Deutschland. Der Marktzugang zu den USA als zweitgrößtem Absatzmarkt der Welt ist für sie politisch versperrt. Und der Rest der Welt für ist Elektroautos nur begrenzt aufnahmefähig, bleibt mangels Infrastruktur abhängig vom Verbrenner.
Bleibt Europa bzw. Deutschland als potentieller Markt für China übrig. Entsprechend waren Hallen und Ausstellungsflächen der IAA 2025 in München üppig von chinesischen Autoherstellern belegt. Nach dem Motto: Wer es in Deutschland schafft, schafft es überall! Rechnet man die veröffentlichten, bis Anfang 2030 angestrebten Marktanteile chinesischer Autohersteller (BYD, SAIC, MG, Xpeng, Leapauto, Chery usw.) auf dem europäischen Markt zusammen, so wären dann 20 Prozent und mehr fest „unter den Rädern“ chinesischer Automodelle.
Drittens: China dominiert, Deutschland brilliert. Die deutschen Autohersteller haben es in gewaltigen Kraftanstrengungen geschafft, technologisch und digital im Produkt-Wettbewerb bei Batterie-Elektroautos zu China aufzuschließen. Bei E-Autos mit Hybrid-Technik (HEV, PHEV, EREV) haben deutsche Hersteller sogar einen Produktvorsprung, aber hohe Kostennachteile.
Chinesische Marken holen bei Hybriden und Verbrennern aber auf. Und beginnen, in Europa Handelsnetze aufzubauen für kleine Elektroautos und Hybride, da letztere nicht mit EU-Einfuhrzöllen belegt sind.
Viertens: Chinesische Autobauer sind in der Lage, in Europa bzw. Deutschland alle europäischen Hersteller bei Elektroautos (BEV) preislich zu unterbieten, in allen Segmenten. Legt man vergleichbare Marktpreise in China zugrunde, besteht für chinesische Markteroberer ein Preiskampf- und Rabattpotential bis zu 50 Prozent und mehr.
Was folgt aus all dem für die deutsche Autoindustrie und den Standort Deutschland?
Kurzgefasst und gelinde ausgedrückt: Nichts übermäßig Erfreuliches.
Die deutsche Autoindustrie und der Automobilstandort Deutschland stehen vor großen strukturellen Anpassungen. Die Autoindustrie wird schrumpfen. Dieser Prozess läuft schon, wird aber bislang von der Politik negiert.
Die strategische Ausgangssituation der deutschen Hersteller für die Zukunft ist fatal: Das was sie am besten können, nämlich Verbrennner, dürfen sie ab 2035 in Europa nicht mehr verkaufen, und bei den Elektroautos, die sie stattdessen verkaufen müssen, sind ihnen die chinesischen Hersteller preislich haushoch überlegen. Ein Dilemma.
Die drei wichtigsten Hauptaufgaben für die Branche wären:
Rückeroberung des chinesischen Marktes bei NEV wo immer möglich, und Verteidigung der dort verbliebenen Verbrenner-Marktanteile. Das bedeutet Abkopplung und Verlagerung wesentlicher konzerninterner Aktivitäten und Funktionen nach China. Jeder deutsche Hersteller muss sich quasi in China ein zweites Mal erfinden, will er dauerhaft dortbleiben. Das kostet Arbeitsplätze in Deutschland.
Den US-Marktes gilt es derweil zu verteidigen. Die hohen Einfuhrzölle können nur kompensiert werden durch den Ersatz von heutigen Premium-Exporten durch Aufbau von Produktion in den USA selber. Auch dadurch geht in Deutschland Beschäftigung verloren.
Und auf dem heimischen Markt müssen Verluste durch den chinesischen BEV-Wettbewerb reduziert werden. Bleibt das Verbrennerverbot in der heutigen Form ohne Öffnungsklausel für Hybride bestehen, sind die Chancen dafür gering, da die chinesischen Markteroberer die EU-Zollbarrieren durch Produktion in eignen Fabriken in anderen Ländern Europas umgehen.
Das heißt im Endergebnis: Selbst im günstigsten Fall wird eine Schrumpfung der Branche am Standort Deutschland nicht zu vermeiden sein.
Nur über eine Korrektur des Verbrenneraus kann die deutsche Autoindustrie Wettbewerbsvorteile behalten. Denn mit Verbrennern muss sie die Mittel erwirtschaften, um gegenüber der chinesischen Konkurrenz bei BEV wettbewerbsfähig zu sein.
Die Politik muss für Chancengleichheit im Wettbewerb zwischen chinesischen Markteroberern und europäischen Herstellern sorgen.

Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Ich war ganz kurz geneigt, das erste Mal einen Artikel auf Tichys Einblick gut zu finden. Wäre da nicht wieder die gezielte politische Stimmungsmache gegen das Verbrenneraus der EU. Dabei gilt: gäbe es kein europäisches Verbrenneraus, wäre die Situation für deutsche Autobauer genau die Gleiche. Zölle USA. Konkurrenz aus China. Massive Einbrüche in den wichtigsten Märkten. Eher hätten die deutschen Hersteller elektrisch noch weniger zu bieten. Mit oder ohne Verbrenneraus, China drängt elektrisch aggressiv in Märkte weltweit.
In einer renommierten Zeitschrift konnte man sinngemäß lesen, von der IAA ging ein Aufbruchsignal für die deutschen Autobauer aus! Also ist doch alles Bestens, oder?
Och ,wer ist denn so pessimistisch. Der Kanzler der alternativen Warheiten hat gerade verkündet er habe Investoren . Aus Welt:“Ende Juli hatten 61 Firmen bei einem Treffen im Kanzleramt und der Gründung einer Initiative „Made for Germany“ bekanntgegeben, gemeinsam in den kommenden drei Jahren 631 Milliarden Euro am Standort Deutschland zu investieren. In der Fraktionssitzung erklärte der Kanzler nun, es stünden inzwischen 90 Investoren bereit, die Investitionszusagen in Höhe von 900 Milliarden Euro gemacht hätten. Danach war beim Verkehrsminister und den Fachpolitikern die Stimmung deutlich gelöster.“ Das Feuerwerk geht jetzt doch erst richtig los 900 Milliarden wer bietet mehr ,ich… Mehr
Noch ein Abgesang auf die deutsche Autoproduktion. Leider kann man sie nicht so spektakulär beerdigen wie die Kernkraft mit der Sprengung der Kühltürme.
EU und Bundesregierung senden total negative Signale an die Verbraucher, die mehrheitlich Elektroautos ablehnen, wegen mangelnder Marktreife und der fehlenden Infrastruktur.
Die EU zeigt, wie man mit Planwirtschaft und Ideologie den Markt ind eine ganze Industrie gründlich ruiniert.
Mobilität bedeutet gerade der Landbevölkerung Freiheit. Wer diese sabotiert, wird feststellen, was passiver Widerstand bewirken kann.
Herr Dr. Becker, nehmen Sie tatsächlich an, dass a) sich die sogenannte „Elektromobilität“ durchsetzen wird und b) in diesem Zusammenhang chinesische Autobauer, sprich Weltmeister im Kopieren, das sich in der Produktqualität widerspiegelt, deutsche Autohersteller, die aufgrund der deutschen Ingenieurkunst weltweit einen grandiosen Ruf genießen, übertrumpfen werden?
Hypothese: Wenn die deutsche/europäische Autoindustrie im wesentlichen abgewickelt worden ist (in die USA und dort dann endgültig den Bach runter geht, wie die USA), könnte der Verbrenner zurückkommen. Als teure Gebrauchte. 😉
Wenn die SED das erlauben würde.
Kein Mensch mit Verstand und ohne Subventionszugang kauft freiwillig ein E sel Auto!
Der deutsche Automarkt verhökert überteuert die Verbrenner-Restbestände, kubanisiert und meidet Fernverbrenner (also E sel-Schrott) wie der Teufel das Weihwasser.
Was soll man einem Gastautor abgewinnen, der noch immer nicht weiß was NEV heißt und das BEV nur eine Unterkategorie davon ist?
Der E-Fanboy Becker beweist eigentlich in ausnahmslos JEDEM Artikel, daß er von der Materie NULL Ahnung hat. Wieso er immer noch bei TE derart faktenbefreit irgendwas daherschreiben darf, ist mir ein absolutes Rätsel. Besonders weil bei TE vielfach Fachleute vorhanden sind, von denen er sich mindestens mal die physikalischen Grundlagen erklären lassen könnte. Aber er ist ja „Doktor“ – und somit beratungsresistent.
Die Mehrheit lehnt e-Kisten ab. In unserer Tiefgarage sind e-Kisten wegen unkalkulierbarer Brandgefahr sogar komplett verboten.
Deutsche Autobauer, die sich im Vertrauen auf den green deal entschlossen hatten, nur noch e-Kisten zu bauen, erwirtschaften Riesen-Verluste.
Wird denn jetzt erwartet, dass sich die Deutschen wie wild auf chinesische e-Kisten stürzen?
Also sorry, das kann ich einfach nicht glauben.