Neues DAX-Hoch, US-Wachstum und China

Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts, notiert auf Spitzenstand: Mit 116,7  Zählern steht das Barometer so hoch wie nie seit der Wiedervereinigung. Die Wirtschaftsforscher denken darüber nach, ihre Wachstumsprognose für Deutschland anzuheben.

© Thomas Lohnes/Getty Images

Ein neues Allzeithoch im DAX – EZB-Chef Mario Draghi hat es mit einer klugen Moderation des sogenannten Tapering, des allmählichen Zudrehens des großen Geldhahns, eingeleitet. Beruhigend, dass der Rekordstand des Leitindexes fundamental untermauert ist. Denn der wichtigste konjunkturelle Frühindikator der Republik, der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts, notiert ebenfalls auf Spitzenstand: Mit 116,7 Zählern steht das Barometer so hoch wie nie seit der Wiedervereinigung. Die Wirtschaftsforscher denken darüber nach, ihre Wachstumsprognose für Deutschland anzuheben. Der Export boomt, weil die Weltkonjunktur brummt. Und das dürfte noch eine Weile so bleiben. In den USA sorgt vor allem die Internetwirtschaft für positive Gewinnüberraschungen. Die Stimmung an der Wall Street bleibt gut, mit Amazon, Alphabet und Microsoft haben soeben drei große Techkonzerne glänzende Zahlen vorgelegt.Insgesamt also beste Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Hausse.

Auch diese Woche glänzten die US-Börsen mit Höchstständen. Aber kann die Rally weiterlaufen, die nun schon ins achte Jahr geht? Ja durchaus, meint Terry Riley von der US-Vermögensverwaltung FVCM. „Bullenmärkte enden nicht einfach, weil sie alt werden. Sie enden, weil entweder die Gewinne fallen und/oder die Inflation anzieht, beides Entwicklungen, die eng an eine Rezession geknüpft sind.“ Nun zeigt sich in der US-Wirtschaft alles andere als ein starker Abschwung. Im Gegenteil: Die Wirtschaftsleistung dürfte laut Internationalem Währungsfonds 2017 um 2,2 und 2018 um 2,3 Prozent wachsen. Und auch die Dauer des aktuellen Aufschwungs muss einen nicht schrecken, der inzwischen über 32 Quartale anhält. So gab es Erholungsphasen in den USA, die erst nach 40 Quartalen endeten. Riley etwa rechnet damit, dass dem Wirtschafts- und Börsenaufschwung frühestens 2019 langsam die Luft ausgehen dürfte, wenn die Folgen der angenommenen Zinserhöhungen und Bilanzreduzierung durch die Fed Wirkung zeigen.

Das Börsenjahr 2017 hat bereits einiges Bemerkenswertes geliefert. Die Adidas-Aktie erreichte zum Beispiel am 4. August ihr bisheriges Jahreshoch. Einer Analyse des Schweizer Medienforschungsinstituts Media Tenor zufolge ist der Erfolg der Adidas-Aktie eng mit einem stark verbesserten Analystenklima verbunden. „Es hat ein Umparken im Kopf stattgefunden“, so Matthias Vollbracht, Leiter der Unternehmensanalyse. Das Institut hat die 50 am ausführlichsten in Analystenzitaten internationaler Finanzmedien erwähnten Aktien ermittelt und Gewinner und Verlierer im Meinungsklima errechnet. Neben Adidas gehören in den Augen der Finanzanalysten auch Vonovia, Munich Re, Bayer und Alibaba zu den Profiteuren. Zu den Verlierern im Analystenklima zählen in den Monaten Januar bis Oktober 2017 die Titel von Immersat, Ocado, Deutsche Bank, Wells Fargo und IBM. „Die Deutsche Bank hat zwar nach Einschätzung der Analysten die existenzielle Schieflage des letzten Jahres hinter sich gelassen, es fällt ihr aber schwer, Zuversicht in eine positive Entwicklung zu wecken“, so Vollbracht. Bei Wells Fargo belastete der Skandal um gefälschte Kundenkonten das Meinungsklima über den Tag hinaus. Und bei IBM säten manche Analysten Zweifel am Hoffnungsträger des US-Konzerns, dem Supercomputer „Watson“.

Chinas Präsident Xi Jinping hat, da waren sich alle Beobachter einig, seine Machtposition beim Kongress der Kommunistischen Partei stark ausgebaut. Uneinigkeit herrscht aber, welche ökonomischen Folgen diese Entwicklung mit sich bringt. Nur wenige Experten glauben, dass Xi nun die Liberalisierung der Wirtschaft vorantreiben wird. Anleiheinvestoren zumindest scheinen der starken Rolle Xis und der dadurch zu erwartenden politischen Stabilität Positives abgewinnen zu können. So sind die Preise von Ausfallversicherungen für chinesische Staatsanleihen auf ein Achtjahrestief gefallen. Diese sind nun billiger zu haben als Absicherungen für vergleichbare südkoreanische Bonds, die zudem ein besseres Rating besitzen. ​

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Kommentare ( 1 )

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GermanMichel
6 Jahre her

Investoren wurden doch 2008 ähnlich lächerlich gemacht wie damals die Psychater durch den Oberarzt ‚Postbote‘ Gerd Postel.

Dummes Herdenvieh das immer dem Leithammel hinterher rennt, sich am weissen Rauschen des Tageskurses labt und völlig überrascht ist wenn das System plötzlich kollabiert ; -)