Gold, Constantin Medien, Indikatoren, Wachstum

Die Gemeinschaftswährung sprang über die Marke von 1,19 US-Dollar und stieg bis auf 1,1941 Dollar. Das war der höchste Stand seit Anfang 2015.

© Daniel Roland/AFP/Getty Images

Ihre Goldreserven hat die Bundesbank früher aus dem Ausland nach Deutschland geholt als geplant: Bis 2020 sollte mindestens die Hälfte in Frankfurt lagern – das 2013 im Zuge einer öffentlichen Diskussion über den deutschen Goldschatz angekündigte Ziel ist nun schon erreicht. Von insgesamt 3.378 Tonnen lagern 1.710 in Frankfurt, 1.236 in New York und 432 in London; in Paris hat die Bundesbank kein Lager mehr. Das Gold dient als Reserve für Notfälle wie eine Währungskrise. Darum sieht die Bundesbank gute Gründe, einen Teil weiter im Ausland zu horten. Wie stets, wenn es um Gold geht, ranken sich auch um den Schatz der Bundesbank etliche Verschwörungstheorien. Manche versteigen sich gar zu der These, die im Ausland befindlichen Bestände gäbe es gar nicht. Die laufende Repatriierung ist da ein gutes Gegenargument.

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Der Krimi der deutschen Börsenwoche war die Wiederholung der Hauptversammlung bei Constantin Medien („Das Pafüm“, „Der Name der Rose“, „Sport 1“). Sie lieferte das Grand Finale eines Machtkampfes, den der Aufsichtsratsvorsitzende und 30-Prozent-Aktionär Dieter Hahn nun verlor. Schon zu Beginn war klar: Der per Gerichtsbeschluss durchgesetzte unabhängige Versammlungsleiter würde das Aktionärstreffen ganz anders leiten als der Münchener Anwalt Franz Enderle, der auf den beiden vorangegangenen Hauptversammlungen kurzerhand einfach eine lange Liste von Aktionären ausgeschlossen hatte. Das führte damals zu tumultartigen Szenen und zahlreichen Rechtsstreitigkeiten.

Doch mit dem unabhängigen Versammlungsleiter Eberhard Sasse, Unternehmer und Präsident der IHK München, lief das Treffen in geordneten Bahnen, aber nicht minder aufregend ab. Es begann gleich mit einem Paukenschlag von Hahn: Er trete als Aufsichtsratsvorsitzender zurück und auch die übrigen fünf Aufsichtsratsmitglieder stünden nicht mehr für das Gremium zur Verfügung. Dem folgte der Vorstandsvorsitzende Fred Kogel, der allerdings die versammelten Aktionäre nicht per direkter Ansprache, sondern nur indirekt per Ad-hoc-Mitteilung über seine Amtsniederlegung zum 22. September 2017 informierte. Freiwillig waren die Abgänge wohl nicht, wie die Abstimmungsergebnisse der Hauptversammlung zeigen. Mit 92,7 Prozent wurde Dieter Hahn, der in eigener Sache nicht mitstimmen durfte, als Aufsichtsratsvorsitzender für 2016 nicht entlastet. Fred Kogels Entlastung für 2016 wurde mit 54,3 Prozent von den Aktionären abgelehnt.

Der strategische Schlingerkurs des Duos Hahn/Kogel – erst sollte auf Sport fokussiert werden, dann wurde Sport1 wenig später zum Verkauf gestellt – ist den Aktionären offensichtlich übel aufgestoßen.

Sie sprachen sich in der Abstimmung mit ihrem Votum nunmehr für den Kurs des anderen Grossaktionärs, Bernhard Burgener, aus, der sich immer für eine Beibehaltung beider Sparten (Sport und Film) ausgesprochen hatte.
Welches Gewinnpotential in Constantin Medien schlummert, wurde in der Generaldebatte deutlich. Für die Hauptversammlungs-Wiederholungen und Rechtsberatungskosten rund um den Aktionärsstreit wurde die Gesellschaftskasse in den vergangenen Jahren mit einem ordentlichen siebenstelligen Betrag belastet.
Für die Aktionäre und Anleihegläubiger der Constantin Medien und die Aktionäre der Highlight Communicationssowie Highlight Event & Entertainment brechen nun nach zwei Jahren der Lähmung neue Zeiten an. Bernhard Burgener, der die beiden Highlight-Gesellschaften führt, hat seine Vertrauenspersonen im Aufsichtsrat der Constantin Medien platziert. Neuer Vorstandsvorsitzender ist der bisherige Sportvorstand Olaf Schröder.

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Optimismus für die Konjunktur der Eurozone lassen die Mitte der vergangenen Woche veröffentlichten Einkaufsmanager-Indizes aufkommen. Die als wichtige Frühindikatoren für die Wirtschaft geltenden Indizes des Analyseinstituts Markit stiegen von hohem Niveau aus weiter, Deutschland überraschte besonders positiv. Volkswirte sehen das als Hinweis auf ein anhaltend solides Wachstum. Zudem hat sich laut EU-Kommission das Verbrauchervertrauen in der Eurozone überraschend aufgehellt.

Während für die beiden Indikatoren bei Unternehmen und Verbrauchern nachgefragt wird, misst der ZEW-Index die Stimmung der Finanzprofis — er ist für Deutschland im August zum dritten Mal in Folge gefallen, wohl auch wegen der Korrektur an den Börsen. Sonderlich alarmierend ist das nicht: Der ZEW-Index gilt als schwankungsanfällig, zudem wird die aktuelle Lage weiter sehr positiv gesehen und der Konjunkturausblick bleibt auf hohem Niveau.

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Trotz Niedrigzinsen verdienen die Bundesbürger gutes Geld mit ihren Investments, auch nach Abzug der Inflationsrate. Im ersten Quartal 2017 lag die reale Gesamtrendite, die Privathaushalte erzielten, bei 1,9 Prozent. Das rechnet die Bundesbank im aktuellen Monatsbericht vor: „Damit lag sie zwar unter dem langfristigen Mittel seit dem Jahr 1991 in Höhe von 2,8 Prozent, gleichzeitig überstieg sie aber geringfügig den Mittelwert seit dem Jahr 2008 von 1,7 Prozent.“ Die reale Rendite von Bankeinlagen ist ins Minus gerutscht, was bei nominalen Verzinsungen von oft nahe null nicht verwundert. „Einen durchweg positiven und nennenswerten Beitrag zur Gesamtrendite leisteten Ansprüche gegenüber Versicherungen“, so die Währungshüter. Das bestätigt die Argumentation der Versicherungswirtschaft, wonach Lebensversicherungen nach wie vor zu den renditeträchtigsten Investments gehören. Auch ist das Gewicht der Policenguthaben gewaltig. Über ein Drittel des Geldvermögens der Deutschen entfällt auf die Assekuranz. Weit im Plus rangieren Aktien, was auch am kräftigen DAX-Anstieg im ersten Quartal abzulesen ist. Aber mit begrenztem Einfluss auf die Statistik. Das sei ein seit Jahren festzustellendes Phänomen, so die Bundesbank. „Da der Portfolioanteil vergleichsweise gering ist, spiegeln sich die zeitweilig sehr hohen Renditen nur begrenzt in der Gesamt­rendite wider.“ Der Aktien­anteil habe sich über die Jahrzehnte kaum verändert, auch die seit Jahren anhaltende Börsenhausse habe sich im Verhalten der Anleger wenig niedergeschlagen.

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Urlauber werden es mit einem weinenden, Börsianer dagegen eher mit einem lachenden Auge sehen: Der Ferienmonat August ist schon fast vorüber und damit einer der beiden, statistisch gesehen, problematischsten Monate des Jahres. Einen deutlichen Einbruch an den Märkten gab es bislang nicht. Im Gegenteil, die vergangene Woche brachte nach Tagen großer Unsicherheit wegen eines drohenden Konflikts zwischen den USA und Nordkorea wieder stabilere Kursverläufe an der Wall Street sowie im DAX. Aus der Politik drohen jedoch weiterhin Störungen. Die wirtschaftliche Großwetterlage hingegen bleibt sommerlich. Seit dem Jahr 2007 gab es noch kein Jahr, in dem sich beinahe alle großen Volkswirtschaften zugleich im Aufschwung befanden. 2017 dürfte genau das gemäß einer Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aber der Fall sein. Die Weltkonjunktur brummt. Der DAX hält sich deshalb trotz des starken Euro in saisonal schwierigen Zeiten wacker. Technisch ist alles in Ordnung, der DAX liegt über der 200-Tage-Linie, die knapp unter der 12.000er-Marke verläuft.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial hat am Freitag im späten Handel seine Gewinne weitgehend abgegeben. Der Notenbanken-Gipfel in Jackson Hole brachte nicht die Orientierung, die Anleger sich erhofft hatten. Weder die US-Notenbankvorsitzende Janet Yellen noch EZB-Präsident Mario Draghi gaben genaueren Aufschluss über die Geldpolitik der nächsten Monate. Vor allem mit Blick auf die USA wurde das allerdings nicht nur mit Enttäuschung aufgenommen. Laut Paul Asworth, US-Analyst bei Capital Economics, könnte der bisher für Dezember erwartete nächste Zinsschritt der Fed nun in Frage stehen, falls der US-Kongress in Sachen Anhebung der Schuldenobergrenze zögere. Damit blieben Aktien nach wie vor im Vergleich zu Anleihen attraktiver.

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Der Dow rettete letztlich ein kleines Plus von 0,14 Prozent auf 21 814 Punkte ins Wochenende. Der Gewinn der vergangenen fünf Handelstage beläuft sich damit auf 0,6 Prozent. Auf Monatssicht jedoch (31. Juli) zeigte sich der Wall-Street-Index moderat im Minus. Der breiter aufgestellte S&P 500 ging mit plus 0,17 Prozent auf 2443 Punkte ins Wochenende. Der technologielastige NASDAQ 100 sank hingegen um 0,20 Prozent auf 5822 Punkte.

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Der Dollarkurs geriet zugleich im Zuge des Schweigens von Yellen unter Druck, während der Euro, zusätzlich noch gestützt durch die fehlende Thematisierung des starken Euroanstiegs durch Draghi, weiter zulegte. Die Gemeinschaftswährung sprang über die Marke von 1,19 US-Dollar und stieg bis auf 1,1941 Dollar. Das war der höchste Stand seit Anfang 2015.


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Kommentare ( 5 )

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Webobserver
6 Jahre her

Beim Thema Gold vertraue ich dann doch eher auf andere Stimmen, die erheblich kritischer sind, was den Goldbestand westlicher Zentralbanken angeht. Dazu ein gutes Interview mit Egon von Greyerz (dem man neben tiefer Fachkenntnis sicherlich auch eine gewisse Voreingenommenheit bzgl Gold zubilligen muss). Wenn die Panik erstmal beginnt und die Menschen realisieren auf welchen aufgeblaehten Schuldenbergen das Fiat Geld sitzt (sprich Waehrugen), werden wir sehen, wohin der Goldpreis sich entwickelt und wer wieviel Gold wo hat. Waehrend der Osten (China, Russland, Indien, Tuerkei, Arabien,etc) sich seit Jahren massiv mit physischem Gold eindecken, vertraut der naive Westen (durch Zentralbanken, Politik und… Mehr

Sebastian Ranzinger
6 Jahre her

Es gibt tatsächlich gute Gründe. Bis zum Ende des Bretton-Woods-Systems konnten Länder bei der Zentralbank der USA Überschüsse in Gold tauschen, so ist Deutschland überhaupt erst zu soviel Gold gekommen. Damals hat man gedacht es würde Sinn machen Gold in Ländern, mit denen man Handel betreibt, zu lagern, damit im Falle einer starken Wechselkursveränderung in dem entsprechendem Land Devisen erworben werden können um damit Waren einzukaufen, die durch die Wechselkursveränderungen zu teuer geworden wären. In Paris macht das keinen Sinn mehr, da gleiche Währung. Deshalb ist da auch gar kein Gold mehr.

Rainer Franzolet
6 Jahre her

Was ist aus den Vorwürfen geworden, dass deutsche Parlamentarier das Gold der Deutschen in den USA nicht in Augenschein nehmen durften?

Illusionslos
6 Jahre her
Antworten an  Rainer Franzolet

Bitte bleiben Sie nicht stehen, gehen sie weiter, stellen Sie keine Fragen, das könnte nur verunsichern. DE geht es gut, DE geht es gut, DE geht es gut, DE geht es gut ……

Gerd Sommer
6 Jahre her

Hat das Gold in New York die Funktion einer Geisel, oder ruht es unter den Twintowers?