Erneuter Höchststand bei Zahl der Firmenpleiten

Der im März gemessene Rekordwert bei der Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften wurde im April nochmals um fünf Prozent übertroffen. Auch in zahlreichen Branchen wurden Höchststände erreicht, darunter insbesondere im Bausektor, im Handel und im Dienstleistungsbereich.

picture alliance/dpa | Andreas Arnold
Für Galeria Karstadt Kaufhof wurde am 1. April 2024 abermals das Insolvenzverfahren eröffnet

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist im April auf einen weiteren Höchstwert gestiegen. Insgesamt zählten die Forscher des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) 1.367 Pleiten von Personen- und Kapitalgesellschaften.

Damit wird der jüngste Rekordwert, der im März gemessen wurde, nochmals um fünf Prozent übertroffen. Der aktuelle Wert liegt zudem 47 Prozent höher als im April 2023 und 40 Prozent über dem April-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Auch in zahlreichen Branchen wurden Höchststände erreicht, darunter insbesondere im Bausektor, im Handel, im Dienstleistungsbereich, aber auch in kleineren Branchen wie Information und Kommunikation.

Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im April gemeldet wurde, ca. 34.000 Arbeitsplätze betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten in den größten zehn Prozent der Unternehmen ist dreimal so hoch wie im Vormonat, doppelt so hoch wie im Vorjahresmonat und liegt bei 360 Prozent eines durchschnittlichen Aprils vor der Corona-Pandemie. Seit Beginn der Erhebung am IWH 2016 lag die Zahl der betroffenen Jobs nur im Juli 2020 höher.

Ein Grund für die hohe Zahl der betroffenen Jobs liegt in der abermaligen Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof, für die am 1. April 2024 das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Mittlerweile ist klar, dass die Gruppe von neuen Investoren weitergeführt wird und der weit überwiegende Teil der von dieser Insolvenz betroffenen Beschäftigten den Arbeitsplatz behalten wird.

Allerdings lag die Gesamtzahl der von Insolvenz betroffenen Jobs im April aufgrund der Pleiten zahlreicher größerer Mittelständler deutlich höher als in einem durchschnittlichen April, selbst wenn man Galeria Karstadt Kaufhof herausrechnet. Mit über 2.000 betroffenen Jobs, aber ohne Großinsolvenz, war insbesondere der Bausektor stärker betroffen als üblich.

Das IWH erhebt Frühindikatoren, die dem Insolvenzgeschehen um etwa zwei bis drei Monate vorlaufen. Im April lagen die Werte so niedrig wie seit sechs Monaten nicht mehr. Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität sowie der dort angesiedelten Insolvenzforschung, erwartet ab Mai sinkende Insolvenzzahlen.

„Während die derzeit noch außergewöhnlich hohe Zahl an Insolvenzen besorgniserregend wirkt, zeigen die Frühindikatoren klar in Richtung Entspannung“, sagte Müller. „Die Werte der Frühindikatoren sind seit drei Monaten kontinuierlich zurückgegangen. Ich gehe davon aus, dass die Insolvenzzahlen bereits ab Mai, spätestens jedoch ab Juni wieder sinken.“

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Kommentare ( 9 )

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Paprikakartoffel
6 Tage her

Warum die Welle nicht höher ist, sollte man auch wissen. Ein Großteil des Insolvenzgeschehens betrifft junge Unternehmen in den ersten zwei, drei Jahren ihres Bestehens.

2013 waren es noch knapp 338T gewerbliche Existenzgründungen. Seither sinkt die Zahl Jahr für Jahr. Für 2023 werden 227T geschätzt – weniger als in den Coronajahren (Zahlen lt IFM Bonn).

Insolvenzen als solche sind nicht „böse“, sie gehören dazu. Schlimm ist, daß nicht genug nachkommt.

Die Wahrheit
9 Tage her

SELTEN so gelacht. Und was ist mit den Unternehmen, die einfach schließen oder keinen Nachfolger haben. Bis Ende 2026 fehlen 560.000 Nachfolger oder im 1. Quartal 2024 haben 124 Apotheken geschlossen. Ich glaube all des Lügen schon lange nicht mehr und das wird ganz böse enden. Also rette sich wer kann – es bleibt nur die Schland Flucht.

Dirk Plotz
11 Tage her

In Deutschland wirtschaftet ohnehin der Staat für den Staat. Die größten Arbeitgeber sind der Staat(Länder 2.500.000) selbst, es folgt der Staat (Kommunen, 1.500.000), gefolgt durch den Staat (Öffentlicher Dienst Bund, 500.000), dicht verfolgt durch den Staat (Sozialversicherungsträger, 370.000). In der Liste fehlen natürlich noch die größten Arbeitgeber, die direkt auf den Staat und die von ihm finanzierten Transferleistungsempfänger angewiesen sind, wie bspw. die Diakonie, 630.000 . So lange von diesen nationalen Champions keine Pleite zu erwarten ist, werden diese prächtig wachsen und gedeihen, auf Kosten derjenigen, die hier noch Steuern erwirtschaften, was so zwischen 8 und 12 Millionen Sklaven sind.… Mehr

Die Wahrheit
9 Tage her
Antworten an  Dirk Plotz

Der Staat wirtschaftet nicht – sondern konsumiert – ansonsten alles richtig und somit gibt es nur einen sehr schnellen, sehr schmerzhaften Weg. Alle schmeißen hin und beantragen Bürgergeld. Dann ist der ganz Witz in Dosen in 4 Wochen beendet und unsere fleißigen Neubürger sind die 1. die Ihre Koffer packen werden.

Franz Schroeder
11 Tage her

Die sind nicht pleite, die haben momentan nur kein Geld.

Turnvater
11 Tage her

GaleriaKaufhof ist ein schlechtes Beispiel. Bei diesem Unternehmen gehört die Insolvenz zum Geschäftsmodell.

Torpedo
11 Tage her

Kann man auch positiv sehen, bei diesen ganzen Pleiten in Verbindung mit der Migration, ist der Fachkräfte Mangel bald beseitigt. Heißt die unkontrollierte Migration kann beendet werden. Weiss jemand wieviele Fachkräfte es noch braucht? Dann könnte man einmal ausrechnen wie viele Firmen-Pleiten bzw. Migration noch nötig ist.

Last edited 11 Tage her by Torpedo
Autour
11 Tage her

zeigen die Frühindikatoren klar in Richtung Entspannung

Haha der war gut!
Wer soll das glauben? Die Energiepreise werden weiter durch die Decke gehen, die neuen Idustrieknebelgesetze der EU und dieser Ökofanatiker greifen ja auch erst noch in nächster Zukunft.
NEIN es wird so weiter gehen! Wer hier von Entspannung faselt hat von der Materie KEINE Ahnung!
Gut irgendwann wird sich entspannen auch wieder entspannen, dann wenn es keine Firmen mehr gibt, die noch Insolvenz anmelden könnten.

Haba Orwell
11 Tage her

Hoffentlich verklagt mich Habeck nicht wie Don Alphonso: Er muss wohl für die Manager Schulungen organisieren, wann man rechtzeitig das Wirtschaften einstellen muss, damit zu keiner Insolvenz kommt. Dann gibt es keine Firmenpleiten mehr – Problem gelöst. Leben kann man ja von NGO-Posten, für die der Staat beliebig Geld drucken könne – der herrschenden Wirtschaftslehre nach.