Real News aus dem Reich der Mitte? CGTN

Der Chinesische Kuckuck hat der internationalen Konkurrenz ein buntes Ei ins Nest gelegt.

© OLIVIER HOSLET/AFP/Getty Images

Marcel Zhu ist in seinem Artikel zu dem Schluss gekommen, dass China mit
seiner “Wiedergeburt” letztlich die Wiedererweckung der jahrtausendealten Hegemonie des Chinesischen Großreichs in Asien anstrebt, nichts weniger als die Änderung der bestehenden, sorgsam austarierten Hackordnung auf der
politischen Weltbühne.

Dieses Ziel einer auf den ersten Blick ganz schlichten Wiederauferstehung betreibt das Reich der Mitte mit derselben Akribie und Zähigkeit wie seinerzeit den Bau
der “Großen Mauer”. Eckpfeiler dieses Prozesses sind dabei die Einordnung und Verkettung der anderen asiatischen Mächte, z.B. durch die gerade wieder groß gefeierte “One Belt one Road” Initiative (zu Gast u.a. Bundesministerin Zypries), der Plan einer “Neuen Seidenstrasse” und der beharrlichen Ausbau der eigenen militärischen Schlagkraft.

Diese Initiativen erhalten erst den richtigen Biss, wenn man sie mit entsprechendem medialem Begleitschutz auf den Weg bringt. Dazu gehören nicht nur der stetig immer größer werdende Einfluss chinesischen Geldes in den großen Imagesschmieden und Traumfabriken der US-Westküste, (kaum ein Kassenschlager Hollywoods kann heute auf asiatische Darsteller im Ensemble verzichten), sondern auch die Herausforderung des Westens in einer seiner stärksten Disziplinen, dem internationalen Journalismus.

Globale Konturen in Asien
China und seine Welt
Seit dem Neujahrstag 2017 ist der brandneue Chinesische Auslandskanal CGTN , von den europäischen Medien geflissentlich ignoriert, auf Sendung gegangen. Dieseselbstgefällige Ignoranz der Platzhirsche könnte sich rächen, denn was der Kanal auf seiner englischen Internet-Seite  unter “about us”, verkündet, ist die kaum verhohlene Kampfansage an das mediale westliche Establishment: Mit diesem neuen Sender wolle man “die eigene Marke neu herausbringen”, um damit das zu “bewältigen” was ein “weltweiter Trend zur Medienverschmelzung” sei. Klarer kann man tiefes Misstrauen kaum zum Ausdruck bringen. Die Pekinger Nachrichtenmacher sehen sich als “Investment in die Zukunft der Nachrichtensendung” und machen sich damit Mut zum Sturm auf diese mächtige, vielleicht letzte Bastion des Westens gegen den Anflug des Drachens. Ein Startschuss für den Angriff auf das, was viele, auch im Westen, als Meinungsmonopol weniger großer Sendeanstalten begreifen.

CGTN baut an seiner neuen Medienmacht nicht mit Klötzchen: In Spanisch, Französisch, Arabisch und Russisch sendet man über Kabel, Internet und Satellit aus dem Haupthaus in Peking und weiteren Sendehäusern in Washington DC, Nairobi, und demnächst in London, in die ganze Welt. Kokett posiert der Sender, der seine 24 h Nachrichten in Englischer Sprache selbstbewusst als sein “Flaggschiff” bezeichnet, in den Fußstapfen der großen Konkurrenten BBC, RTV, und CNN und präsentiert stolz die Insignie der Macht in seiner Infozeile: die sich drehende Weltkugel als Anspruch auf weltumspannende und global gültige Informationsverschaffung. Das Team des Senders ist international und hat das Handwerk teilweise bei den großen Konkurrenten gelernt, womit der Chinesische Kanal sich gekonnt einen weltmännischen Anstrich verschafft.

CGTN legt besonderen Wert auf Berichte aus Afrika, aus dem arabischen Raum und Südamerika und eröffnet damit eine in dieser Breite bisher verschlossene Nachrichtenquelle. Hier wird z.B. regelmäßig und mit eigenen Korrespondenten über afrikanischen Sport, Lokalpolitik und spezifische Probleme des schwarzen Kontinents in einer Tiefe berichtet, die die Konkurrenz allenfalls in Einzelreportagen im Stil des alten deutschen “Weltspiegels” bieten kann.

Dass sich CGTN dieser eher vernachlässigten Region besonders widmet, werden ihm viele Zuschauer dort nicht vergessen. Peking punktet damit auf einem Kontinent, auf den es ohnehin bereits großen wirtschaftlichen Einfluss hat. Im gesamten Erscheinungsbild steht CGTN den großen Stiefgeschwistern in nichts nach, vielleicht übertrifft er sie stellenweise sogar schon.

Die Programme sind gerahmt von plätschernden Grafiken und angefüllt mit gut inszenierten, professionellen Reportagen, die ganz im klassischen Stil westlicher Nachrichtenmagazine präsentiert werden. Wer sich dadurch von den wahren Absichten des Senders täuschen lässt, sollte dessen Glaubensbekenntnis lesen:

“We believe the world is changing and that we live in a multipolar world, but many people still get their news from the same sources.”

Diesen “immer gleichen Quellen” möchte CGTN das Wasser nicht nur reichen können, sondern abgraben.

“At CGTN, we cover the whole globe, reporting news from a Chinese perspective. Our mission is to create a better understanding of international events across the world, bridging continents and bringing a more balanced view to global news reporting. Ultimately, we believe facts should speak for themselves and are committed to neutral, objective reporting.”

„Droht ein globaler Konflikt?“ – alles Humbug
USA, China und Russland - die neuen "großen Drei"
Die wichtigste Aussage hier ist: “Wir berichten aus der Sicht Chinas … und setzen damit ein Gegengewicht zu – anderen – weltweiten Reportagen.” Und als Paukenschlag: “Im Endeffekt glauben wir, dass – nur –  Fakten für sich sprechen sollten (alle anderen lügen) – wir verpflichten uns zu neutraler objektiver Berichterstattung.” Man darf gespannt sein, ob CGTN seinen Rivalen den Rang als internationaler Nachrichtensender ablaufen kann, und für Asien, Latein- und Südamerika, vor allem aber in Afrika den Stellenwert erreichen kann, den z.B.  Al Jazeera fuer den Nahen Osten bereits erlangt hat.

Nach eigenem Bekunden ist CGTN der „größte Nachrichtensender der Welt, der über 1,2 Milliarden Menschen zugänglich sei, und dessen englischsprachiger Kanal in mehr als 100 Ländern über 85 Millionen Haushalte erreichen könne. Damit wäre er zwar noch kleiner als die BBC Word News, die nach eigenem Bekunden 300 Mio
Haushalte in 200 Ländern erreichen kann, und noch kleiner als der US-Riese CNN
mit 348 Mio Haushalten aber die technischen Weichen für mehr Wachstum sind bei CGTN gestellt, nicht zuletzt bei Facebook.

China plant auch die Indienststellung einer eigenen Online-Enzyklopädie, und man kann davon ausgehen, dass diese schneller Wirklichkeit wird, als die russische Variante. Nach dem Aufstieg zur Wirtschaftsweltmacht greift China nun auch nach der China nun auch nach der Führung in der Welt der Informationen.

Emil Kohleofen ist freier Publizist.

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Kommentare ( 11 )

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Leitwolf
6 Jahre her

Mag sein, dass es bestimmte Kreise gibt, die eine Islamisierung wollen und aktiv befördern. Nur wer ist so doof zu glauben, von der Entwicklung profitieren zu können?

GermanMichel
6 Jahre her
Antworten an  Leitwolf

Nun, offensichtlich sind die Moslems nicht so doof, dass sie dieses historisch einmalige Geschenk Europa plus Deutschlands Industrie ausschlagen würde. Die irrwitzig vielen Petrodollars lassen sicherlich auch viele unserer Eliten (war das nicht griechisch für ‚Abschaum‘ oder täusche ich mich da?) profitieren ohne dass dies an die große Glocke gehängt wird. Aber die eigentlichen treibenden Kräfte hinter der Entwicklung sind andere: 1. die Herrscher über das Geldsystem können nicht zulassen dass die Bevölkerung des Westens rapide schrumpft, da dies das Schuldgeldsystem (und damit ihre Macht) zerstören würde. Die demographische Lücke im Westen MUSS aufgefüllt werden, koste es was es wolle… Mehr

Leitwolf
6 Jahre her
Antworten an  GermanMichel

Zu 1. ist jedoch anzumerken: Ähnlich hab ich am Anfang auch gedacht. Nur betrachtet man sich das näher, fällt auf: Das Schuldgeldsystem braucht nicht zwangsläufig eine wachsende Bevölkerung, sondern eine wachsende Wirtschaft. Das kann zusammenfallen, muss aber nicht. Durch die massenhafte Zuwanderung wird es unter den Bedingungen des Sozialstaats kein Wirtschaftswachstum geben, im Gegenteil: Der größte Teil der Refutschis kann nur existieren, wenn sie dauerhaft vom Staat subventioniert werden. Das mag zwar zu mehr Konsum führen, das sind aber dann letztlich nur keynesianistische Nachfrageeffekte, die außerhalb von Wirtschaftsdepressionen niemals ein Nettowachstum generieren, sondern in dem Fall im Gegenteil wegen der… Mehr

GermanMichel
6 Jahre her
Antworten an  Leitwolf

Eigentlich volle Zustimmung, aber man muss sich vor Augen halten wie dramatisch die exponentielle Bevölkerungsabnahme ohne Zuwanderung wäre:
60->30->15->7 Millionen Bio-Deutsche in nur 4 Generationen.

Und ich denke es geht auch nicht wirklich um nachhaltige Wirtschaft, sondern um ein fragiles System aus lauter heißer Luft dass unbedingt vor kräftigen Schockwellen geschützt werden muss.

Leitwolf
6 Jahre her

Ich finde aber schon, dass ARD/ZDF in ihrer Programmauswahl mittlerweile ziemlich provinziell sind. Über das Ausland erfährt man wenig und wenn man etwas erfährt, dann meistens politisch recht einseitig. Beispiel: Als sich die Kosovo-Albaner von Serbien mit ihrem eigenen Staat Kosovo abgespaltet haben, wurde das im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wohlwollend begleitet. Dass das ganze völkerrechtlich höchst zweifelhaft war, die Minderheitenrechte ethnischer Serben nicht wirklich geschützt sind und dieses wirtschaftlich nicht überlebensfähige, dauersubventionierte Land nun auch mehr oder weniger von eine Mafia-Boss regiert wird, hat irgendwie nicht gestört. Ein weiteres Beispiel: Ich kann mich noch gut erinnern, dass vor den olympischen Spielen… Mehr

Leitwolf
6 Jahre her

Das ist auch etwas, das ich nicht verstehe. Die Probleme mit verweigerter Integration/Assimilation, Nogo-Areas usw usf. gibt es beinahe überall dort, wo es nennenswerte muslimische Bevölkerungen gibt. Das klingt hart, aber eine starke Empirie spricht dafür. Schuld an den Zuständen sind dann aber angeblich immer die achso furchtbar rassistischen Aufnahmegesellschaften, obwohl es vergleichbare Probleme mit anderen Zuwanderergruppen sehr häufig nicht gibt.

Eigentlich sollte die Politik dann doch alles daran setzen, zu klären, an was das liegt.

Dozoern
6 Jahre her

Weil in Massendemokratien, also medial gelenkten Demokratien, nur „Phrasenschweine“ die Chance haben gewählt zu werden. Sie müssen zumindest so reden wie alle, damit sie von allen gewählt werden. Das ist ein Pferdefuss von „Demokratie“: die Herrschaft des Durchschnitts.
Der Pferdefuss autoritörer Systeme, oder auch von Monarchien, ist ihre totale Abhängigkeit von der Person des Herrschers. Ist es ein „Guter“ wird daraus ein gutes Jahrhundert, ist es ein Schlechter, wird daraus die totale Niederlage, weil man ihn ja nicht abwählen kann.
Deshalb wählen die Leute immer wieder ein „Phrasenschwein“, weil sie Angst haben, dass sonst der Falsche an die Macht kommt…

Leitwolf
6 Jahre her
Antworten an  Dozoern

Sie meinen Merkel ist so erfolgreich, weil sie mit ihrem linkischen Gestammel das Niveau des Durchschnittswählers trifft bzw. noch unterbietet? Irgendwie hat diese These etwas zutiefst beunruhigendes.

gintonicgalore
6 Jahre her

Ja, es dient der der Wahrheitsfindung, Struwwelpeter. Nicht „meiner“ Wahrheitsfindung, wie Sie hier schreiben. Die Wahrheit ist nämlich etwas Allgemeingültiges, sie kann nicht „meine“ Wahrheit sein oder „Ihre“. Wenn Sie CNN, BBC oder RT gucken, dann ist das alles heftig eingefärbt, verzichten SIe deshalb auf andere „Propaganda“? Wie wollen Sie die eigene Staatspropaganda hinterfragen, wenn Sie nicht die Propaganda anderer Staaten dazu vergleichen können? Ich sehe mir auch Korangelehrte auf Youtube an. Es ist nicht wichtig, ob es mir gefällt, was jemand propagiert. Wichtig ist, dass ich besser verstehe, was propagiert wird und warum. Wenn Sie das alles als uninteressant… Mehr

gintonicgalore
6 Jahre her

Gut! Je mehr UNTERSCHIEDLICHE Nachrichtenquellen, desto besser!
Vielleicht hebt sich dann das allgemeine Niveau.

Dozoern
6 Jahre her

Besser kann man die Bedeutung von Information und Meinung für die Bildung eines Massenbewusstseins in einer Massengesellschaft nicht demonstrieren! China und Russland haben das erkannt und halten mit ihren Sendern voll gegen die Medienfront des Westens. Gut für alle die sich eine eigene Meinung bilden wollen: Aus dem Übereinanderlegen der verschiedenen Perspektiven entsteht so etwas wie Objetivität. Aber sicher nicht in ARD und ZDF. Nun, das glauben eh nur noch Opa und Oma…