Sogar Platzhalter schlagen das Weltverbesserer-TV

„Blamieren oder Kassieren XL“ ersetzt über den Sommer „Zervakis und Opdenhövel live“ in der Prosieben/Sat1-Gruppe – und holt deutlich bessere Quoten. Jetzt stellt sich die Frage, ob das Talk-Format nach der Pause überhaupt zurückkommt.

Screenprint: ProSieben/Blamieren oder kassieren
Moderator Elton bei der ProSieben Sendung "Blamieren oder Kassieren XL" -Keine Belehrungen, nur Entertainment - funktioniert

Plötzlich hatte SAT1 ein Problem. Nach nur zwei Ausgaben setzten die Verantwortlichen „Birgits starke Frauen“ ab. Zu unterirdisch waren die Quoten des Talk-Formats. Doch was stattdessen senden? Am Montag, um 20.15 Uhr, zur wichtigsten Sendezeit? SAT1 entschied sich für „111 abgefahrene Verkehrskracher“. Eine Konserve mit wenig Nährwert: Radfahrer fahren auf dem Gehweg, im Hintergrund dudelt lustige Musik, der Radfahrer knallt versehentlich gegen ein Verkehrsschild und aus dem Off sagt jemand was Lustiges, irgendwas mit Knallen.

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900.000 Menschen wollten das sehen. In der werberelevanten und für SAT1 wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es 290.000. Eine Quote von 5,1 Prozent. Das liegt zwar unterm Schnitt des Senders, ist aber für eine aufgewärmte Konserve ganz okay – und knapp dreimal so viel, wie die eigentlich vorgesehene Sendung „Birgits starke Frauen“ erreichte. Eine teure Eigenproduktion, mit viel Werbung vom Sender angepriesen und von der woken Fachpresse als Meilenstein in der Emanzipierung des Fernsehens gefeiert. Nur sehen wollt’s halt kaum einer.

Eigenproduktion, gesellschaftspolitisches Aushängeschild und Liebling der Fachpresse – das ist im Fernsehen derzeit eine beliebte Kombination. Und ein sicheres Rezept für Flops. Pro Sieben hat das gleiche mit „Zervakis und Opdenhövel live“ erlebt. Das Infomagazin sollte das Flaggschiff einer Seriösitäts-Offensive des Senders sein, der sogar seinen Claim dafür änderte: Aus „We love to entertain you“ wurde „We love to infotain you“. Nur sehen wollt’s halt kaum einer.

Jetzt erholen sich Zervakis und Opdenhövel im Urlaub und die Pro-Sieben-Quoten von „Zervakis und Opdenhövel“. Stattdessen setzt der Sender auf die Retrowelle.

„Blamieren oder Kassieren“ war bisher ein Format innerhalb der Show „TV Total“, die Pro Sieben ebenfalls in der Retrowelle wiederbelebt hat. Jetzt hat es einen eigenen Sendeplatz bekommen. Mittwoch, 21.20 Uhr, direkt nach „TV Total“ – wo sonst „Zervakis und Opdenhövel live“ läuft. Für sechs Ausgaben. Vorerst. Denn die Quizfragen und die Scherze von Moderator Elton wollte tatsächlich jemand sehen.

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1,04 Millionen Zuschauer hatte „Blamieren oder Kassieren XL“ insgesamt. In der werberelevanten Zielgruppe waren es 670.000 Zuschauer. Hinter der Tagesschau die meisten an diesem Mittwoch. Die Quote betrug 12,7 Prozent. Die Macher von „Zervakis und Opdenhövel live“ sind schon froh, wenn es mit ihrer Show über die 5-Prozent-Marke hinaus geht. „Blamieren oder Kassieren“ konnte seine gute Quote zudem an einem Tag holen, an dem das ZDF mit „Bares für Rares“ einen starken Konkurrenten ins Feld schickte.

Kommt „Blamieren oder Kassieren XL“ jetzt dauerhaft? Konkrete Pläne dazu sind nicht bekannt. Aber es gilt die alte Branchenregel, die Harald Schmidt definiert hat: „Wenn du ein Pferd hast, das erfolgreich ist, dann reite es.“ Platz zwei im Tagesvergleich in der Zielgruppe ist ein Erfolg, den Pro Sieben nicht täglich holt – und der für den Sender in der Konkurrenz mit RTL einen Anreiz darstellt.

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Zumindest sollten sich die Macher der Pro-Sieben-Gruppe, zu der auch SAT1 gehört, fragen, was sie wollen: Das Weltbild der Macher transportieren? Oder den Zuschauer bedienen? Der zeigt immer wieder, dass er kein Belehrungsfernsehen will. So gab es ja bei „Birgits starke Frauen“ durchaus Gäste, die interessant waren. Nur: Es kam halt nicht so weit, dass sich das eine relevante Anzahl anschauen wollte.

Eine Frau kehrt ins Fernsehen zurück, um Frauen darzustellen, die etwas leisten, um Frauen zu mehr Selbstvertrauen zu motivieren. Das hört sich eben nicht nach Unterhaltung an – sondern nach Sozialkunde-Unterricht. In den geht man, weil man dazu gezwungen wird. Als Schüler. Morgens. Wenn man schon zu oft blau gemacht hat. Aber das ganze abends und freiwillig? Das wollte halt kaum einer sehen.

Das Portal „Tag 24“ thematisiert jetzt Kritik an „Blamieren oder Kassieren XL“. Elton habe die Gäste in Prominente und „echte Menschen“ unterschieden. Darüber regten sich die üblichen Verdächtigen auf Twitter auf. Das führt zu einem kleinen Erfolgsrezept für die Sender: Umso mehr die woke Blase etwas ablehnt, umso mehr die woke Blase etwas bekämpft, umso mehr es die woke Blase verbieten lassen will – desto eher wollen das „echte Menschen“ sehen.

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Kommentare ( 16 )

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Sonny
1 Jahr her

Ich mag Elton. Er wirkt sehr normal und ist unterhaltsam.
Ich schaue es trotzdem nicht, wie seit Jahren nun keinen der privaten Sender mehr. Ich habe nämlich überhaupt keine Lust auf Dauerwerbesendungen mit kurzen Unterbrechungen von Unterhaltung. Nein danke.

Last edited 1 Jahr her by Sonny
Querdenker73
1 Jahr her
Antworten an  Sonny

Uns geht es genauso! Wir schauen aber auch kein ÖRR mehr. Wir haben die Genderblödsinn und die Lügerei auch satt!

H. Priess
1 Jahr her

Die werberelevante Zielgruppe? Wer soll das denn sein? Die Werbespots die gezeigt werden wenden sich an Schwarze, Türken, sonstigen Minderheiten und Frauen die Sexspielzeug kaufen sollen damit sie auch mal einen Orgasmus bekommen. Nach dem eine ältere Dame erklärt hat, daß sie endlich mal loslassen kann und in ihre Einlage pieselt kommt ein Schwarzer, freier Oberkörper aber Krawatte, der Werbung für einen Deospray macht und behauptet: Ich bin heute schon dreimal befördert worden und es ist noch nicht mal Mittag! Die, die da angesprochen werden schauen so ziehmlich alles aber sicher kein deutsches Fernsehen. Also was soll das? Außerdem, warum… Mehr

Werner Geiselhart
1 Jahr her

Das Seltsame ist, dass die Leute, die sich diese Agitprop-Sendungen nicht anschauen, genau die Leute wählen, die dafür verantwortlich sind, dass es solche woken Sendungen überhaupt gibt. Die immer vorgeben, der Wissenschaft zu folgen, die aber elementarste Grundlagen der Biologie verleugnen. Die Benachteiligungen konstruieren, die es zumindest bei uns schon lange nicht mehr gibt. Die unbedeutende Minderheitenverhaltensweisen zur Normalität erklären. Und die wegen einer herbeiphantasierten Klimakatastrophe alles mögliche wenden wollen mit äußerst fatalen Auswirkungen, wie man derzeit sehen kann. Also Leute, nicht nur vor der Glotze das Richtige tun, sondern auch in der Wahlkabine. Ich weiß, TE-Leser wissen das, also… Mehr

Oneiroi
1 Jahr her

Wie kann es eigentlich sein, dass die Quoten für wokes unterirdisch sind, die Wahlergebnisse aber „überirdisch“?

Iso
1 Jahr her

„Blamieren oder Kassieren“ Kaum zu glauben, was man den Deutschen alles als Unterhaltung vorsetzen kann. Dazu vielleicht noch ein Toast Hawaii und der Abend ist gerettet. Demnächst könnte man die Wollnys bei der Reise nach Jerusalem filmen und Thomas Gottschalk verlost an diesem Abend einen Ford Fiesta. Das ist Content zum kleinen Preis und ich wundere mich schon, warum bei uns immer öfter der Fernseher aus bleibt.

H. Priess
1 Jahr her
Antworten an  Iso

Toast Hawaii? Wo leben sie, das ist kulturelle Aneignung und nennt sich jetzt Toast mit Ananas!

Bernd W.
1 Jahr her
Antworten an  Iso

Klasse Statement, und der Ford Fiesta mit Gottschalk würde wohl sogar Meister Paetow schmunzeln lassen?. Kompliment! Ich gönne mir derweil abends regelmäßig bei YouTube Folgen von „Der Kommissar“. Wunderbar Retro: alkoholselig verqualmt, ganz selten belehrend, immer unterhaltsam…

Harry Charles
1 Jahr her

WOKE IST FÜR DIE TONNE Aber der Äther ist mit dem Zeugs so zugemüllt, was macht es da groß aus, wenn nur ein Rohrkrepierer wegfällt? So lange die uns zwingen können, Kohle rauszuhauen für abgegriffenen ideologischen Linksgrün – Ramsch, den wir gar nicht gucken wollen, können die es sich leisten am Markt vorbei zu produzieren – soll heißen woke-Schund zu produzieren bis die Stromleitungen glühen. Was der linksgrüne Kitsch an CO2 verursacht – davon redet mal wieder niemand. Ein „Gutes“ hat das ja: sollte man mal ein Brechmittel brauchen muss man dafür nicht extra mehr in eine Apotheke gehen. Einfach… Mehr

Thrym
1 Jahr her

Get woke, go broke.

Wer diesen Satz nicht verstehen will, der muss eben immer wieder und wieder auf die harte Tour lernen. Die kleine Twitter-Bubble, die solches Nannyfernsehen befürwortet, hat vermutlich meist nichtmal einen eigenen Fernseher.

mediainfo
1 Jahr her

„Blamieren oder Kassieren XL“ ersetzt über den Sommer ….

Tatsächlich habe ich mir einen Teil angeschaut, fand die Unterscheidung zwischen „Prominenten“ und „echten Menschen“ auch merkwürdig und kein Stück lustig, habe aber bislang keine Twitter-Kampagne hochgezogen.

Bedauerlicherweise stelle ich fest, dass immer mehr Sendungen, sei es TV oder Radio, mich nur noch anöden oder abstoßen. Besonders die mit belehrender Absicht oder mit demonstrativ vorgetragener Gendersprache.

Kürzlich habe ich einige Bücher gekauft, die ich immer schon mal lesen wollte. In älteren Übersetzungen, garantiert ohne irgend einen Neusprech.

Last edited 1 Jahr her by mediainfo
Tesla
1 Jahr her

Wenn beim privaten Volkserziehungsfernsehen die Quoten einbrechen, dann tut sich auch etwas in der Programmgestaltung, da diese Sender sich durch Werbung finanzieren, und der Wert einer Werbeminute parallel mit den Quoten steigt und fällt. Ein „Problem“, das der Ö.-R. Schundfunk nicht hat. Deswegen müssen die Zwangsgebühren weg. Ersatzlos.

StefanB
1 Jahr her
Antworten an  Tesla

Die Politik könnte ARD + ZDF als Erstes den Strom wegen des Klimaschutzes rationieren, im zweiten Schritt ganz abdrehen und im dritten die Zwangsgebühren streichen. Salamitaktik eben – damit kennen sich die Linksgrünen doch bestens aus.

mediainfo
1 Jahr her
Antworten an  Tesla

Zumindest muss der ÖRR auf seine Kernaufgabe, die der Information und Bildung, reduziert werden. Aber Sie kennen das Bild vom Teich, den man trockenlegen will? Wen man da nicht fragen darf? Niemals werden die im ÖRR komfortabel Tätigen und fürstlich Bezahlten das Aufkommen einer Initiative tolerieren, die ihren Kuchen verkleinern will. Da wird sofort mit schärfsten Waffen geschossen, über Reichweite verfügt man ja. Ebensowenig wird sich die Politik ihr mächtigstes Propagandaschwert aus den Händen nehmen lassen, den Weg, mit ihren „Wahrheiten“ in die Köpfe vieler Menschen zu kommen, die den ÖRR noch konsumieren. Und da besagter Medien-Polit-Komplex vereint dagegen ist,… Mehr

Last edited 1 Jahr her by mediainfo
Querdenker73
1 Jahr her
Antworten an  mediainfo

Die Veränderung muss auf der Straße passieren. Z.B. 1Mio. Zahlungsverweigerer! Soviel Zellen im Knast gibt’s gar nicht! Wir haben einen Staat zu Fall gebracht! Da werden wir wohl in der Lage sein, diesen armseligen ÖRR zu Fall zu bringen!

ReneKall
1 Jahr her
Antworten an  mediainfo

„Zumindest muss der ÖRR auf seine Kernaufgabe, die der Information und Bildung, reduziert werden.“
Wie das aussehen würde kann man sich gut vorstellen, grünelinke Informationen und Bildung. Es gibt doch bei denen heute schon keine Wetterkarte ohne Propaganda mehr. Und selbst Temperaturverläufe sind getürkt, Wetterstationen mit 10 Jahren Laufzeit werden mit Temperaturrekorden verkauft.
#noGEZ der ganze Laden muss geschlossen werden.