Lob des Regierungslobs

Wo sie so viele Journalisten loben, könnte sie auf Eigenlob verzichten. Tut sie aber nicht , obwohl der Volksmund früher sagte: Eigenlob stinkt.

imago Images/Jens Schicke
Die Erhöhung der Rundfunkgebühr („Demokratieabgabe“) auf 18,36 Euro ist so gut wie durch. Da kann ein Sender schon einmal danke sagen – im Namen der ganzen Tagesthemen-Redaktion. In diesem Fall geschieht das sogar außerordentlich dialektisch. Denn Angela Merkel lobte sich und Ursula von der Leyen gerade öffentlich dafür, dass beide das weibliche Geschlecht haben („das freut mich außerordentlich“), und dass beide EU-Europa so gut managen („nicht wahr, Ursula?“). Die Tagesthemen lobten das wiederum als „Frauenpower“.

Power bedeutet übrigens Macht. Und welche bessere Aufgabe gäbe es für einen Staatsrundfunk, die Staatsmacht zu loben? Beziehungsweise: eine Macht zu loben, die sich selbst lobt? In Russland und Weißrussland mag das eher versteckt passieren – in Deutschland und Nordkorea dagegen erfreulich transparent.

Vermutlich gibt es bei irgendeinem Festakt demnächst ein Revanche-Lob aus Merkels Mund für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, obwohl der männlich ist („Sie sind so staatsfern. Das freut mich außerordentlich“).

Regierungskritisch ist die Social-Media-Redaktion der Tagesthemen natürlich auch: wenn es um die männlichen Regierungschefs anderer Länder geht:

Hat er sich etwa um die Rundfunkgebühren in Deutschland verdient gemacht?

Na bitte.

Auch sonst geht das schon mit der Kritik ins Ausland, eben anderswo als daheim („Starke Frauen, blasse Männer“), und große Egos haben bekanntermaßen nur Männer:

Ansonsten fiel noch dieser hübsche Text in der Berliner Zeitung über „Merkels schönsten Sommer“ auf:

— Sabine Rennefanz (@SabineRennefanz) July 1, 2020


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