Genderverbot in Bayern: „Söder versaut mir die Osterferien“

Eine Gymnasiallehrerin ist über das Genderverbot an Bayerns Schulen fassungslos. Sie macht ihren Unmut über Ministerpräsident Markus Söder in der Münchner Abendzeitung recht deutlich: „Er versaut mir fundamental die Osterferien.“ Die Ferien dauern zwei Wochen. Und was ist dann?

IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Ab 1. April ist in Bayern das Gendern mit Sonderzeichen (Schüler*innen, Schüler:innen u. Ä.) im amtlichen Schriftverkehr und an Schulen nicht mehr zulässig. Eine Gymnasiallehrerin für Deutsch, Englisch und Ethik ist darüber fassungslos und machte ihren Unmut über den bayerischen Ministerpräsidenten Söder in der Münchner Abendzeitung (28./29. März) deftig deutlich: „Er versaut mir fundamental die Osterferien“. Das sind zwei Wochen, vom 25. März bis 6. April. Und dann?

Das Genderverbot betrifft nicht den mündlichen Unterricht, sondern nur die schriftliche Kommunikation, und hier eine bestimmte Form des Genderns, nämlich die mit Sonderzeichen: Die Schulen können also zum Beispiel weiter in Elternbriefen die Gender-Paarform benutzen und „Lehrerinnen und Lehrer“ oder „Schülerinnen und Schüler“ schreiben, aber nicht mehr mit Genderstern Lehrer*innen bzw. Schüler*innen. Was ist der Unterschied? In „Lehrerinnen und Lehrer“ werden weibliche und männliche Personen sprachlich explizit genannt; Lehrer*innen ist eine graphische Kompaktform, die Männer (Lehrer), Frauen (-innen) und Personen nicht binären oder „diversen“ Geschlechts (*) bezeichnen soll.

Söder macht Ernst
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Der Genderstern ist kein Schriftzeichen, sondern ein weltanschauliches Bekenntnissymbol, dessen Bedeutung die Universität Bielefeld 2019 ihren Studenten so erklärte: „Symbolisch stehen die Strahlen des Sternchens, die in verschiedene Richtungen zeigen, für die unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten.“ Es geht beim Gendern mit Stern also nicht um die sprachliche Gleichstellung von Männern und Frauen, sondern um das sogenannte „dritte Geschlecht“, jenseits von Mann und Frau, dem in Deutschland nach Schätzungen deutlich weniger als 1 Prozent der Bevölkerung angehören. In die politische Kommunikation kam diese Form des Genderns 2015 durch die Grünen, die damals beschlossen, innerparteiliche Anträge nur noch mit Genderstern zu formulieren, „um inter- und transgeschlechtliche Personen nicht zu diskriminieren“.

Der Staat ist zu weltanschaulicher und religiöser Neutralität verpflichtet, Bekenntnissymbole haben in seinen Einrichtungen grundsätzlich keinen Platz, vor allem nicht, wenn sie – wie der Genderstern – im schulischen Unterricht (Lesebücher, schriftliche Arbeiten) laufend vorkommen würden. Insofern ist das bayerische Verbot des Genderns mit Sonderzeichen eine politische Selbstverständlichkeit.

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Was wird aus der Gymnasiallehrerin, wenn sie aus den Ferien in die Schule zurückkommt? Immerhin hat sie ihren Arbeitgeber, das Land Bayern, wegen des Genderverbotes übel beschimpft: „Das ist eine unfassbare Frechheit, so infam und perfide, dass ich es eigentlich nicht in Worte fassen kann.“

Nun, sie wird – wie es in Mecklenburg einer 16-jährigen Gymnasiastin geschah, die angeblich rechtslastige Posts verbreitet hatte – sicher nicht von drei Polizisten aus dem Unterricht geholt und zum Direktorat geführt werden und dort eine „Gefährderansprache“ erhalten bzw. (mit Genderstern) „Gefährder*inansprache“. In Bayern dürfte der Hinweis „Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps“ genügen, und dass man in einer Schnapslaune sich nicht über dienstliche Vorgänge äußern sollte.

Gendermäßig wird die Lehrerin allerdings keine sprachlichen Probleme haben, wenn sie sich im Unterricht in so normalem Deutsch äußert wie im Interview: „Jeder kann von mir aus schreiben und sprechen wie er will.“ Vom Gendersternverbot – „Jede*r kann von mir aus schreiben und sprechen wie er*sie will“ – wäre sie dann überhaupt nicht betroffen.

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Kommentare ( 69 )

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WandererX
27 Tage her

Dort, wo Akademikerinnen schon lange die Oberhand haben, ist das Gendern extrem verbreitet – etwa bei feinen Literatur- Verlagen. Diese Lehrerin ist auch nur so agressiv, weil sie einen großen Machtbereich plötzlich gefühlt, besser gesagt, symbolisch, verlor.

Jerry
27 Tage her

Da wären mir Lehrer wie Heinz Rudolf Kunze, der vor Ausübung des Berufes noch die Kurve gekriegt hat, lieber. Der hat folgende Einstellung zum Thema Gendern:
Zitat:

„Ich habe zu diesem Thema ‚Gendern‘ eine Empfindung und einen Gedanken. Die Empfindung ist folgende: Sobald ich gegenderte Sprache höre oder lese wird mir körperlich übel. Und der Gedanke dazu ist: Ich halte Gendersprache für eine post-aufklärerische, neo-mittelalterliche Form von Tollwut und hoffe, dass das bald wie eine Seuche oder wie eine Mode vergeht“.

Grumpler
27 Tage her

Diese Lehrerin beschwert sich darüber, daß sie die geltenden amtlichen Rechtschreibregeln, die nach letzten mir bekannten Stand kein Binnen-I oder Binnen-Sternchen kennen, unterrichten soll? Dann soll sie zu einer Genderquatschselbsthilfegruppe gehen.
Die öffentlichen Schulen sind nicht für die Verbreitung von totalitärer Grünenideologie zuständig.

Last edited 27 Tage her by Grumpler
Torsten99
28 Tage her

Eine Mainstreamzeitung hatte einen genderartikel der aufgrund des genderns nicht mehr lesbar war – daraufhin habe ich nach der ersten Zeile es aufgegeben den Artikel zu lesen. Also Rechtsschreibung nach Duden und der Gesellschaft für deutsche Sprache.

Konservativer2
28 Tage her

Gemäß AZ kam diese Aussage von Verena Braunschweiger, Aktivistin und Autorin von „Kinderfrei statt kinderlos“: https://www.abendzeitung-muenchen.de/bayern/lehrerin-aus-bayern-ledert-gegen-soeders-gender-verbot-frechheit-infam-und-perfide-art-969135

Dieses Land hat so fertig… Diese Frau unterrichtet unsere KINDER!

Mausi
28 Tage her

Hier ein Artikel, wie rechtswidrig es an den Unis zugeht, wie wenig das „jeder soll machen, was er will“ der Lehrer*In gilt:
https://www.focus.de/panorama/kolumne-von-franca-bauernfeind-ich-bin-konservativ-und-will-nicht-gendern-prompt-bin-ich-die-nazi-schlampe_id_259813923.html
„Ich bin konservativ und will nicht gendern – prompt bin ich die „Nazi-Schlampe“

Last edited 28 Tage her by Mausi
November Man
28 Tage her

Wer eine ordentliche Schulbildung hat, braucht nicht Gendern.

Urbanus
28 Tage her
Michael W.
28 Tage her

Lehrer haben zu unterricheten, was im Lehrplan steht und was das Kultusministerium sagt. Eigene Meinungen und Forderungen kann sie denken, aber nicht sagen.

Michael W.
28 Tage her

Ferien zur Nach-und Vorbereitung des Unterrichts, sowie zur Fort- und Weiterbildung nutzen Wir haben schon vor 50 Jahren über dieses Märchen der Lehrer nur gelacht, einige gaben offen zu, dass das auch nur in den Dienstvorschriften steht, damit es drin steht. Ich hatte in meinem ganzen Schulleben nur eine einzige Lehrerin (nglisch), die jedes Jahr, manchmal nur jedes zweite für ein oder zwei Wochen nach England gefahren ist und dort eine Fortbildung für englische Englischlehrer besucht hat. Zumindest damals waren diese Fortbildungen Pflicht, damit die Lehrer auf dem neuesten Stand bzgl. englischer Sprache und Schrift waren. In D gab und… Mehr