Kubicki: Bundesregierung erklärt „ihren eigenen Gesetzentwurf für verfassungswidrig“

Die Bundesregierung offenbart dem FDP-Bundestagsvizepräsidenten, dass sie selbst nicht an die Inzidenz als alleinige Rechtfertigung für den Lockdown glaubt. Union und SPD könnten das geplante Gesetz nicht verabschieden, "wenn ihnen unsere verfassungsmäßige Ordnung noch etwas wert ist".

IMAGO / Future Image
Wolfgang Kubicki

Die Bundesregierung hat auf eine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten und Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Kubicki geantwortet, der Schweregrad der Pandemie werde nicht nur durch Fallzahlen abgebildet. Darüber berichtet zuerst die Welt. Bei der geplanten Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes – vulgo: „Bundes-Lockdown“ oder „Bundes-Notbremse“ – sind aber genau diese Zahlen, nämlich die sogenannte Inzidenz, der einzige Maßstab.

Die Bundesregierung legt also einem Gesetz mit höchster Priorität ein Maß zugrunde, an das sie selbst nicht glaubt.

Wolfgang Kubicki kommentiert gegenüber der Welt: „Mit dieser Antwort erklärt die Bundesregierung ihren eigenen Gesetzentwurf für verfassungswidrig. Wenn der zentrale Referenzpunkt für großflächige Grundrechtseingriffe als nicht tauglich angesehen werden kann, dürfen diese Eingriffe nicht vorgenommen werden. Daher können Union und SPD den Gesetzentwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes nicht verabschieden, wenn ihnen unsere verfassungsmäßige Ordnung noch etwas wert ist. Dieser Vorgang zeigt jedoch, mit welcher Nonchalance das Bundeskanzleramt Verfassungsgrenzen überspringt. Eine solche Denkweise kannte ich bisher nur aus autoritären Staaten.“

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 108 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

108 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Wilhelm Roepke
2 Jahre her

Wundert es jemand? Wie war das alte Spontimotto der Linken?:

Legal, illegal, sch***egal

Tja, und jetzt ist die versammelte Linke halt in der Union und der gesamten Regierung endgültig angekommen.

armin wacker
2 Jahre her

Herr Kubicki lesen sie bitte ihr eigenes Programm.

Ruehwaldner
2 Jahre her

Thüringen: Linke an die Macht bringen.
Kubicki: Merkelkritische Interviews, aber immer für Merkel abstimmen
AfD: Diffamieren und ausgrenzen, anstatt inhaltliche Schnittpunkte gemeinsam zu vertreten
Liberalität: Nichts, stattdessen Quote und Klimagedöns, siehe Artikel
–> FDP NEIN DANKE!

Atom
2 Jahre her

Rechtsstaat bedeutet die Herrschaft des Rechts. Dies wiederum bedeutet, das Recht bindet alle vom Kleinsten bis zum Größten. Insbesondere muß die Staatsspitze diesem Grundsatz verpflichtet sein und so handeln.
Ein Staat ohne Recht gleicht einer Räuberbande – leider sind wir unter die Räuber geraten.

Ralf Poehling
2 Jahre her

Wir nähern uns in atemberaubender Geschwindigkeit GG Artikel 20(4)…

Deutscher
2 Jahre her

Was der Herr Kubicki noch in der FDP macht, ist mir ein Rätsel: „FDP verlangt Führerscheinprüfung für Geflüchtete in Heimatsprache – Geflüchteten und Erwerbslosen fehlt mitunter nicht ein Arbeitsplatz – sondern der Führerschein, um ihn zu erreichen.“ Leute, die aufgrund fehlender Deutschkenntnisse (wohlgemerkt: obwohl sie teilweise schon seit Jahren hier sind und mehr als genug freie Zeit zum Erlernen haben) die Führerscheinfragebögen nicht verstehen, sollen in der Heimatsprache geprüft werden. Dieselben Leute können aber problemlos in einem Betrieb mitarbeiten, findet die FDP. Muß halt der Betrieb samt Kundschaft auch auf deren Heimatsprache umstellen. Und btw: Wie soll der „Geflüchtete“ verstehen,… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Deutscher
Udo Kemmerling
2 Jahre her

„Eine solche Denkweise kannte ich bisher nur aus autoritären Staaten.“ Die meisten Unrechtsstaaten würden sich hüten, ihrem Volk den Ball so ungeniert auf den Elfmeterpunkt zu legen. Unsere autoritäre Regierung weiß nur ganz genau, dass eine Mehrheit hier, ganz im Sinne der Großen Transformation, jedem Schwachsinn vorbehaltlos zustimmt.

wat nu
2 Jahre her

Dann mal los Herr Kubicki, als Jurist sollten Sie jetzt vor das Bundesverfassungsgericht.
Sonst sind Sie unglaubwürdig.

RMPetersen
2 Jahre her

Hoffen wir, dass das BVerfG Merkel endgültig die Rote Karte zeigt.
Dass die Karlsruher Richter doch noch Mut zu Entscheidungen gegen den RRG-Mainstream haben, zeigt das k.o. für den Berliner „Mietendeckel“.
Insofern bin ich für eine RRG-Bundesregierung nach der September-Wahl: RRG-möge sich so gründlich blamieren, dass dann wieder einige Jahrzehnte Ruhe ist mit dieser Blase.

Chlorhahn
2 Jahre her

Ein Grantler auf dem Hochsitz des Bundestagspräsidenten.

Klaus D
2 Jahre her

und?….das ist doch normal für politiker siehe FDP und steuerschwur….da haben die doch auch selber NICHT dran geglaubt….viele aus der FDP haben sogar über westerwelle gelacht….https://www.heise.de/tp/news/FDP-Politiker-Hartz-IV-um-30-Prozent-kuerzen-2014884.html …..und ein herr Kubicki sollte den ball eh ganz flach halten…selber abgreifen was geht (beim staat)…zwielichtige geschäfte machen und dannhier so tun als wenn man selber ja 100% hinter recht und ordnung steht…Die merkwürdigen Geschäfte des Wolfgang Kubicki https://www.spiegel.de/spiegel/wolfgang-kubicki-gewagte-privatgeschaefte-des-fdp-vize-werfen-fragen-auf-a-1197290.html