Je länger in Deutschland, desto skeptischer gegen die Medien

Je länger Menschen mit Migrationshintergrund schon in Deutschland leben, desto geringer wird ihr Vertrauen in hiesige Medien. Das ist allerdings noch höher als bei der einheimischen Bevölkerung.

imago images / Ralph Peters

In Deutschland ist eine Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch die meisten ohne ausländische Wurzeln, skeptisch bis sehr skeptisch gegenüber deutschen Medien. Das belegt das Integrationsbarometer des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration, wie der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft berichtet. Für das Barometer wurden repräsentativ sowohl Deutsche zu ihrem Medienvertrauen und ihrer Mediennutzung befragt als auch Menschen mit verschiedenen Migrationshintergründen.

Mehr als 12 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund vertrauten im Jahr 2018 deutschsprachigen Medien sehr stark; bei Deutschen ohne Migrationshintergrund lag dieser Anteil nur bei knapp 8 Prozent. Umgekehrt zweifeln Migranten auch etwas seltener am hiesigen Journalismus: 51 Prozent der Bundesbürger mit Migrationshintergrund vertrauen den hiesigen Medien eher schwach oder gar nicht. Bei den Deutschen ohne Migrationshistorie ist dieser Anteil knapp 3 Prozentpunkte höher.

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Je nach Herkunft der Befragten ist die Skepsis sehr verschieden. Besonders hoch ist Einwohnern mit zugewanderten Eltern oder Großeltern, die aber selbst in Deutschland geboren wurden. Von ihnen vertrauen über 62 Prozent hiesigen Medien nur schwach oder gar nicht. Ähnlich wenig Vertrauen äußern Befragte mit Aussiedler- oder Spätaussiedlerstatus sowie Migranten, die aus der Türkei stammen. Unter letzteren vertrauen fast 32 Prozent deutschen Medien gar nicht – so viele wie in keiner anderen Herkunftsgruppe. Migranten aus anderen EU-Staaten vertrauen zu 52 Prozent hiesigen Medien. Bei Einwanderern aus anderen Staaten beträgt dieser Anteil sogar fast 56 Prozent.

Bei Flüchtlingen ist Vertrauen besonders ausgeprägt. Hier gibt es zudem einen sehr eindeutigen Einfluss jener, die erst in den vergangenen Jahren oder als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind: Über 80 Prozent von ihnen vertrauen deutschsprachigen Medien eher stark oder sehr stark. Wobei die Umfrage nicht darauf eingeht, wie sicher diese Menschen überhaupt im Deutschen sind und die Medien konsumieren können.

Offenbar wird dieses anfängliche Vertrauen jedenfalls auf die Dauer nicht gerechtfertigt. Im Zeitverlauf zeigt sich eine deutliche Ernüchterung mit Blick auf das Medienvertrauen. Fast 35 Prozent jener, die maximal 15 Jahre in Deutschland leben, vertrauen nur deutschsprachigen Medien (nicht denen des Herkunftslandes). Bei jenen mit einer Aufenthaltsdauer von über 30 Jahren ist dieser Anteil nur noch knapp 22 Prozent.

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Kommentare ( 21 )

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StefanB
3 Jahre her

Wer von den Migranten schaut, hört oder liest denn noch deutsche, insbesondere öffentlich-rechtliche Medien? Die Satellitenschüsseln sind allesamt auf Programme von deren Ursprungsländern ausgerichtet.

imapact
3 Jahre her

Wie viele der in den letzten Jahren zugewanderten Mihigründler sind überhaupt in der Lage, deutsche Medien zu verstehen?

Genco Steins
3 Jahre her

Hinzu kommt noch, dass man in den Herkunftsländern eine andere Sichtweise auf viele geschichtliche Ereignisse hat (z.B.: Kolonialismus, WK1, WK2, England, Frankreich, USA) bei denen sich die Darstellung in den deutschen Medien eklatant unterscheidet.

Regina Lange
3 Jahre her

Kein Wunder, dass das Vertrauen bei „Flüchtlingen“ besonders ausgeprägt ist. Zum einen kommen sie in den Medien mehr als gut weg, da können sie angestellt haben was sie wollen, sie sind auf jeden Fall die Guten. Die „fleißigen unermüdlichen Bienchen“ der NGO-Mitarbeiter werden Ihnen schon erklären, wie gut die Medien berichten. Die Flüchtlinge lieben ja auch Frau Merkel ganz besonders heiß und innig. Blöd sind die nicht, die wissen schon wem sie alles vorrangig zu verdanken haben und da spielen die hiesigen Medien eine große Rolle.

layenb
3 Jahre her

Da wird ein bisschen die Zeitachse vergessen. Wer in den Achtzigern, also vor 30-40 Jahren nach Deutschland eingewandert ist, fand ein ganz anderes Land vor. Damals war die Presse regierungskritisch, das Demonstrieren normal, die grün gefärbten Marxismusromantiker erst in den basisdemokratischen Anfängen und nicht in Entscheidungspositionen, die Diskussionen frei von ständigen Bezichtigungen, rechts war rechts und nicht Nazi, Postkommunisten führten keine Bundesländer, also es war ein ziemlich normales Land. Je länger sich man die Geschehnisse seit 1990 betrachtet, desto klarer sieht man (während man auch alt wird) dass das Land – es tut mir Leid, das sagen zu müssen –… Mehr

Polit-Legastheniker
3 Jahre her
Antworten an  layenb

Danke, sehr treffend formuliert. Ich kann jedes Wort unterschreiben. Ich bin ein Migrant seit 40 Jahren in Deutschland. Ich erkenne das Land nicht wieder.

Dieter Blume
3 Jahre her

Muss ich als Steuerzahler dafür sorgen, dass es dem „Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration“ an nichts mangelt?

daldner
3 Jahre her
Antworten an  Dieter Blume

Ja, man wundert sich, was es in diesem Land alles an Versorgungsposten für verdiente Parteikader gibt. Der Einfallsreichtum, an öffentliche Gelder zu kommen, ist grenzenlos.

K.Behrens
3 Jahre her

je mehr aus Afrika nach Deutschland paddeln und den selbst gebackenen Pflaumenkuchen von Frau Merkel genießen, desto besser. Mit ein wenig Kleingeld bekomme ich viele Hektar Land und muss nichts weiter tun, als kurz zu überlegen, was baue ich an oder genieße ich nur die Weite und Unberührtheit. Ich tendiere zu ehemaligen Kolonien, wobei die Townships in Kapstadt das beste Beispiel jüngerer Zeit sind, Hautfarbe ist nicht entscheidend! Schließlich hat es Obama auch geschafft. Ich sah kürzlich eine Dame unverkennbar aus Afrika in Hamburg, traditionell gekleidet, eine wirkliche Dame im Sinne ihres Landes, Respekt!!!

fatherted
3 Jahre her

ähm….man zeige mir doch mal einen „Migranten“ aus 2015/16 (oder früher oder später) der irgendein „deutsches Pressemedium“ ließt….noch nicht mal die Gastarbeiter Generation der 60er / 70er hat je zur Bild Zeitung gefunden…die lesen nach wie vor ihre türkischen Blätter, sehen türkisches TV.

Manfred_Hbg
3 Jahre her

Zitat: „Ähnlich wenig Vertrauen äußern (……) Migranten, die aus der Türkei stammen. Unter letzteren vertrauen fast 32 Prozent deutschen Medien gar nicht – so viele wie in keiner anderen Herkunftsgruppe“

> Mhh, hier würde mich dann ja mal interessieren, ob die Türken denn ihren eigenen türk. Medien vertrauen? Und wenn ja, warum?

Ansonsten überraschen mich auch diese Migranten betreffenden Ergebnisse nicht. So ist es nun eben mal bei den „Qualitätsmedien“ u. Staatsfunk.

outoffocus
3 Jahre her

„Bei Flüchtlingen ist Vertrauen besonders ausgeprägt.“
Na wunderbar, dann denen nur noch schnell den deutschen Pass geben und die Grünen und Linken haben ihr Wählerpotential, dank linkem ÖRR , vergrößert.

Thrym
3 Jahre her
Antworten an  outoffocus

Kann ich mir nicht vorstellen.
In den Kulturen vieler Migranten werden doch Frauen am Herd festgebunden und Homosexuelle am nächsten Kran aufgehangen. Das passt nicht so wirklich zu den feministischen Linkspolitikern mit Regenbogenfähnchen.
Falls das die Idee ist, wird der Schuß nach hinten losgehen.

Till Eulenspiegel
3 Jahre her
Antworten an  outoffocus

Zitat:
„Na wunderbar, dann denen nur noch schnell den deutschen Pass geben und die Grünen und Linken haben ihr Wählerpotential, dank linkem ÖRR , vergrößert.“
Na logisch! Genau das ist der Hintergedanke bei Links-Grünen.
„Wir, die Grünen, müssen dafür sorgen, so viele Ausländer wie möglich nach Deutschland zu holen. Wenn sie in Deutschland sind, müssen wir für ihr Wahlrecht kämpfen. Wenn wir das erreicht haben, werden wir den Stimmenanteil haben, den wir brauchen, um diese Republik zu verändern.“ (Daniel Cohn-Bendit)

Last edited 3 Jahre her by Till Eulenspiegel