CSU fällt in Umfragen auf Rekordtief: Söder, der Scheinriese

Die CSU hatte die Macht in Bayern lange gepachtet - doch allmählich wird es brenzlig für die kleine Unionsschwester. Außer ganz viel blau-weißem Konfetti gibt es wenig, was diese Partei in ihrer Lage für bundespolitische Abenteuer qualifizieren würde.

IMAGO / Sven Simon

Nach einer Erhebung von „Sat1 Bayern“ kommt die CSU im Freistaat nur noch auf 34 Prozent. Wäre diesen Sonntag Bundestagswahl, würden die Christsozialen mit diesen Zahlen ihr historisch schlechtes 2017er-Ergebnis noch einmal unterbieten.

Woran das liegt? Markus Blume gibt der Schwesterpartei die Schuld. „Das ist ein Ergebnis der Entscheidung der CDU“ sagt der CSU-Generalsekretär und meint damit die Kür Laschets zum Kanzlerkandidaten. „Wir spüren die Enttäuschung über die Entwicklung auch hier in Bayern. Das wird jetzt ein schwerer Weg.“

Franz Josef schau oba
Zum Evergreen der Parteiologie: CSU bundesweit ist obsolet
Damit hat er sicherlich Recht: In der Tat wird das ein schwerer Weg, der der Union bis September bevorsteht. Aus dem derzeitigen Umfragetief wieder hochzukraxeln, während man einen Armin Laschet vor sich herschiebt, gleicht einer Sisyphosaufgabe. Dennoch: Die Schuld exklusiv bei der großen Schwesterpartei zu suchen, blendet zweifellos den Effekt von CSU -, nein, eher von Söder-Politik auf das bundesweite Image der Union aus. Wenn der Lockdown seit Monaten unpopulär ist und immer unpopulärer wird, schadet das natürlich auch dem Lockdown-Paladin Söder, der eisern seinen Dienst in der Leibgarde der Kanzlerin (Vulgo: „Team Vorsicht“) tut. Die Treue der Wähler zur CSU und zu Markus Söder scheint aber nicht so unantastbar, ohnehin fallen die Christsozialen in Umfragen seit Monaten immer weiter.

Doch das gegenwärtige politische München wäre nicht das gegenwärtige politische München, wenn es sich nicht allem eigenen Scheitern zum Trotz mit voller Wucht gegen die Saupreißn werfen würde (obwohl Söder nach klassischer Lesart als Franke ja selbst so einer ist).

Jetzt greift er Laschet in einem Interview mit der Sueddeutschen Zeitung direkt an: Die Begründung von Laschets Kandidatur habe ihn nicht überzeugt. Umwelt solle nicht nur Deko sein, er sagt: „Ich glaube nicht, dass es klug ist, nach den progressiven Merkel-Jahren eine Politik ,Helmut Kohl 2.0’ aus der Vergangenheit zu machen. Das wäre viel zu altmodisch. Keiner will die alte Union aus den 90er-Jahren zurück. Wir brauchen einen politischen New Deal statt Old School.“

Nachdem Laschet die CSU ins Leere laufen ließ, will diese jetzt bundesweit Mitglieder anwerben. Sie richtet sich explizit an Söder-Unterstützer aus ganz Deutschland. Die können dann einer Partei beitreten, die in ihrem Bundesland gar nicht vertreten und für sie nicht wählbar ist. Die bundesweite Online-Mitgliedschaft gibt es schon länger, CDU-Generalsekretär Ziemiak war das erste Mitglied, bis dato war das „Tool“ aber wenig beliebt. Jetzt bewirbt man es ganz offen, so als würde man seinen eigenen Wahlkampf führen wollen – mit Söder in der Pose des bayerischen Löwen. Der „Söder-Zug“ soll bloß nicht im Sande verlaufen.

Vielleicht ist der CSU-Mitgliedsbeitrag für einen jeden Bremer und Berliner ein Weg, sich für die freundlichen Hilfen aus dem Länderfinanzausgleich zu revanchieren – ansonsten ist das ganze ziemlich sinnlos für alle außer dem gekränkten CSU-Ego. Dass CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak über die Suche seiner Schwesterpartei nach bundesweiten Bayern nicht informiert war, unterstreicht diesen Eindruck – hier geht es darum, der Schwesterpartei nochmal einen mitzugeben. Man merkt förmlich wie man in München darauf hofft, dass die CDU bundesweit baden geht.

In Wahrheit dürfte Söder wohl froh sein, wenn er die CSU in Bayern über Wasser halten kann. Was er (sich) substanziell geleistet hat (von den hohen bayerischen Corona-zahlen bei maximal einschränkenden Maßnahmen ganz zu schweigen), qualifiziert ihn nicht für bundespolitische Abenteuer. Bei ihm ist vorne immer ganz lauter Defiliermarsch, das beeindruckt manche – spätestens beim zweiten Blick merkt man aber, dass hier kein zweiter Franz-Josef Strauß vor einem steht, schon gar nicht programmatisch. Nicht mal der Hauch eines Ansatzes. Narhalla-Marsch.

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Kommentare ( 59 )

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Dieter Kief
2 Jahre her

Markus Söder zeigt in dieser krise keine Führungsqualitäten. – Er zwang seine Bayern z. B. im letzten Sommer, im Freien Masken tragen. – Sowas merken sich die Leute.

moorwald
3 Jahre her

Daß es dem Klassenfeind soviel besser geht als den Anhängern und Propheten der Marx’schen politischen Geschichtsphilosophie, ist für eine Sekretärin für Agitation und Propaganda absolut unerträglich.
Was tun? Die Doktrin als Irrtum und Irrweg zu entsorgen, käme einer Selbstverneinung und Selbstaufgabe gleich.
Wenn Wahn und Fakten kollidieren – umso schlimmer für die Fakten!
Und so macht man sich daran, das allen Lehren zum Trotz so hervorragend funktionierende Ärgernis namens Bundesrepublik Deutschland von innen her zu zersetzen.
Wenn dann noch die Umstände so günstig sind wie bei den satten, bequemen, politisch blinden und naiven Westdeutschen, ist der Erfolg bereits garantiert.

lube
3 Jahre her

Södolph ein lupenreiner Populist.Er würde sicher auch mit den progressiven Roten von der SED zusammen gehen um MP zu bleiben.
Total altmodisch der Kerl.

moorwald
3 Jahre her

Merkels Politik war in der Tat „progressiv“. Es ging immer vorwärts auf ein Ziel hin, das außer ihr (und vielleicht nicht einmal sie) niemand kannte und das auch niemand kennen sollte.
Außer dem Gerede von einer „Transformation“, das so inhaltsleer (und darum so gefährlich, weil beliebig füllbar) ist wie alle ganz großen Begriffe, gab es ja nie ein erklärtes Konzept.
Eine Grundkonstante Merkelscher Politik: Bleib immer vage und unbestimmt, dann kann dich erstens niemand an den Ergebnissen messen und zweitens niemand zur Verantwortung ziehen.

Tesla
3 Jahre her

Wie hieß das noch? Wer merkelsche Politik macht, bekommt auch merkelsche Wahlergebnisse. Oder so ähnlich.

moorwald
3 Jahre her

Merkel hat richtig erkannt, wie sie das verhaßte Westdeutschland in die Knie zwingen kann. Man muß es da treffen, wo es der DDR haushoch überlegen war. Das ist erstens die Industrie. Sie ist elementar von einer zuverlässigen und bezahlbaren Enegieversorgung abhängig. Da langfristrig nur Kernenegie infrage kommt, muß diese ab einem bestimmten Zeitpunkt verboten werden. Dazu braucht es nicht einmal eine Begründung, kein deutsches Tschernobyl.. Eine Flutkatastrophe im fernen Japan mit (bei guter Vorsorge vermeidbaren) Folgen für gewisse Kernkraftwerke genügte. Zweitens war es eine historisch einmalige freie bürgerliche Gesellschaft, die das Leben in der alen BRD so friedlich und angenehm… Mehr

Anti-Merkel
3 Jahre her

Die CSU ist nicht wegen Laschet, sondern wegen Söder nicht wählbar.
Dauerlockdown und Gesichtswindeln sind das einzige, das Söder noch einfällt – und das Bayerische Polizei(staats)gesetz zeigt auch noch, wie er das umsetzen würde, wenn er die Gelegenheit dazu hätte.
Dann noch lieber Laschet (Merkel mit leichten Kurskorrekturen in die richtige Richtung – immerhin hat er sich für Meinungsfreiheit ausgesprochen) als Despotensöder.

Frau Holle
3 Jahre her

Hat Bayern nicht seit Monaten strengere Regeln als die, die nun in dieses unsägliche Ermächtigungsgesetz gegossen wurden? Und hat Bayern nicht trotzdem seit Monaten die höchsten Inzidenzzahlen? Wieso unterstützt dieser Söder das Gesetz, wenn in seinem eigenen Bundesland noch strengere Regeln keine Erfolge bringen? Hat der das vielleicht noch gar nicht mitbekommen? Oder glaubt der, die Bürger merken das nicht? Was stimmt mit diesem Mann alles nicht? Wo ist eigentlich der Seehofer? Hat der die Impfung nicht vertragen? Ist er zurückgetreten und man weiß es nicht? Man achte übrigens mal darauf: Seehofer ist der Einzige, der bei Bundestagsreden der AfD… Mehr

HBS
3 Jahre her

Meine Sichtweise und auch zum nachdenken !!! Ich bin AfD-Wähler, aber ich muss auch zugeben, das die „Grünen“ es derzeit als einzige Partei richtig gemacht haben, ein frisches Gesicht zu präsentieren, – wogegen CDU (Laschet) oder CSU (Söder) oder SPD (Scholz) oder auch die FDP (Lindner) – mit Personen punkten wollen, – die völiig ausgelutscht sind und trotzdem immer in der 1.Reihe stehen wollen nach dem Motto, mehr Medienpräsenz, desto höher die Wahl-Chancen. Aber das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich wichtige internationale Wahlen der letzten Jahre anschaut – z.B. ein Macron, den in Frankreich kaum einer kannte ist… Mehr

Wolfsohn
3 Jahre her

Mei, in Minga sann eh nur noch Zuagroaste…..und deppat sanns a no….