Beschimpft und bedroht: Mann protestiert mit Israel-Flagge vor Hagener Rathaus

Ein Mann hat mit einer Israelflagge friedlich vor dem Hagener Rathaus demonstriert und wurde beleidigt und angegriffen. Die Stadt versuchte, ihn loszuwerden, die Polizei hat ihm gar einen Platzverweis erteilt.

IMAGO / imagebroker

Wieder einmal sorgt Hagen für überregionale Schlagzeilen. Nachdem es in den letzten Wochen zu antisemitischen Ausschreitungen auch auf Straßen deutscher Städte und vor Synagogen gekommen war, nahm die Stadt Hagen die zuvor gehisste israelische Flagge wieder ab – wohl auf Anraten der Polizei, die Darstellung von Kommune und dem Innenministerium NRW widersprechen sich in diesem Punkt. „In der Verwaltung und bei der Polizei seien am Mittwoch viele Beschwerden eingegangen. „Gegen Mittag erreichte die Stadt Hagen die dringende Aufforderung der Polizei, durch ein sofortiges Abhängen der Flagge eine sich abzeichnende Eskalation zu verhindern. Die Verwaltung hat darauf unmittelbar reagiert“, hieß es in der Mitteilung.“, berichtete die Westdeutsche Zeitung.

Ein 44-jähriger Mann aus Hagen hatte sich dann nun mit einer Israel-Fahne vor dem Hagener Rathaus positioniert, um seine Solidarität mit dem israelischen Staat zu bekunden. „Aufgrund der schäbigen Aktion der Stadt habe ich mich veranlasst gesehen, Mut zu zeigen“, sagte der Mann, welcher aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, gegenüber der Westfalenpost.

In Hagen fühlen sich Antisemiten wohl. https://t.co/1DNM5EI1SS

— Benedikt Weimer (@weimer_benedikt) May 20, 2021

Viele blieben stehen und brüllten den Mann an, beleidigten ihn auf übelste Weise („Kindermörder“, „Judenwichser“) und bedrohten ihn. Der Polizei gelang es nicht, die Situation zu beruhigen. Die Polizei sprach gar dem friedlichen Demonstranten einen Platzverweis aus, da er nicht vor dem Rathaus stehen dürfe. Später wurde der Platzverweis wieder zurückgenommen. Der Platz, auf dem der Fahnenschwenker sich befand, war nämlich ein öffentlicher Bürgersteig, doch er musste seine Aktion aufgrund der Bedrohungssituation abbrechen.

Schon am Mittwoch zuvor protestierte der Mann auf diese Weise vor dem Rathaus. Wer nun denkt, die Stadt habe alles unternommen, um das Recht auf freie Meinungsäußerung dieses Mannes zu schützen, sieht sich eines schlechteren belehrt. Bei seinem ersten Auftritt am Mittwoch kam ein Rathausmitarbeiter auf ihn zu und sagte, dass er „den Oberbürgermeister nicht provozieren“ dürfe und dass er verschwinden solle. Die Polizei nahm seine Personalien auf und forderte ihn ebenfalls dazu auf, zu gehen. Es wurde laut Westfalenpost ebenfalls danach gefragt, ob er jüdischen Glaubens sei.

Die Polizei und die Stadt gaben an, der Mann habe „den Dienstbetrieb gestört“. Dabei stand er doch lediglich mit einer Flagge vor dem Rathaus auf einem öffentlichen Bürgersteig.

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