So soll der deutsche Profi-Basketball gerettet werden

Deutschland beeilt sich mit dem Neustart des Spitzensports. Die Fußball-Bundesliga machte den Anfang, dann folgten Galopprennen und kleinere Tennisturniere. Jetzt geht es darum, den Profi-Basketball durch ein Turnier in München zu retten.

imago images / BBL-Foto
Paul Zipser, Basketball-Profi vom FC Bayern München im Hotel Leonardo Royal in München

An diesem Wochenende beginnt in München das umstrittene Final Ten der deutschen Basketball-Bundesliga (BBL). Zehn von 17 Bundesligateams spielen in den kommenden drei Wochen um die Existenz der Liga und investieren mehr als zwei Millionen Euro. Wie es danach weitergeht, steht in den Sternen. 

Deutschland ist jetzt schon Re-Start-Weltmeister im Spitzensport. Vor drei Wochen machte die Fußball-Bundesliga den Anfang, dann folgten Galopprennen und kleinere Tennisturniere. Im Mittelpunkt standen dabei akribisch ausgetüftelte Hygienekonzepte, Sicherheitspläne und massenweise Corona-Tests. Doch die Sportnation Deutschland lässt sich nicht lumpen und ist nach den “Open Airs” nun auch weltweit der Vorturner im “Indoorbereich”. Schon vor Wochen berichtete Tichys Einblick über die wirtschaftlichen Sorgenfalten im Handball, Volleyball, Eishockey und auch Basketball. Letztere Sportart wird nach Monaten der Beratung und Kostenabwägung ab diesem Wochenende wieder salonfähig. Zehn der 17 bestehenden Clubs der BBL werden in den kommenden 22 Tagen den deutschen Basketball-Champion küren. Dabei wird kein Wert auf die Tabelle nach dem Abbruch der regulären Saison gelegt, sondern die Karten werden neu gemischt.  

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Nach 21 Spieltagen belegte Ligakrösus Bayern München Platz 1 mit vier Punkten vor den MHP Riesen Ludwigsburg und sechs Punkten vor den Merlins Crailsheim. Bayerns Erzrivale Alba Berlin hatte zu diesem Zeitpunkt zwei Spiele weniger und belegte Platz 4. Heute, fast drei Monate später, ist alles Makulatur. Nach dem Ausbruch der Pandemie ruhte die BBL und hinter verschlossenen Türen wurde an der Idee eines finalen Turniers nur an einem Standort gebrütet. Alle Teams der Liga durften sich entscheiden, ob sie die finanziellen Bürden auf sich nehmen wollen und können. Zuerst mussten sie abwägen, ob sie Verpflichtungen gegenüber Sponsoren und TV eingehen müssen und ob es die aktuellen Kader überhaupt zulassen.

Herausgekommen ist ein Mischmasch aus allem. Gemeldet hatten zum Schluss zehn Teams, die sich zuerst in zwei Fünfergruppen um die ersten vier Gruppenplätze streiten. Dann geht es im Viertelfinale mit je einem Hin- und Rückspiel weiter. Die Liga hat für das Quarantäne-Turnier die Verpflichtung von zwei neuen Spielern pro Club erlaubt und es wurde reichlich davon Gebrauch gemacht. Schließlich haben zahlreiche Spieler, vornehmlich aus den USA, nach dem Shutdown Deutschland in Richtung Heimat verlassen.

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Somit ist das Final Ten nicht die Fortsetzung des Saison 2019/2020, sondern eigentlich ein eigenes Turnier, das auch von der BBL so angesehen wird. Statt Fußball EURO 2020 im Juni 2020 – das Turnier ist auf den Sommer 2021 verschoben worden – gibt es nun Basketball im Audi Dome in München satt: “Wir wollen mit der Fortsetzung eine Brücke in die kommende Saison bauen und Erfahrungen sammeln, wenn künftig weiterhin ohne Zuschauer gespielt werden müsste. Hinter der Liga steckt so viel mehr als die Profiteams, was bei einem Abbruch gefährdet wäre. Beispielsweise Schulprogramme, der Nachwuchsbereich der Klubs, die Mitarbeiter in den Geschäftsstellen. Das alles wollen wir mit diesem Turnier sichern. Aber klar, es geht auch darum, die Krise als Chance zu nutzen”, sagt BBL-Geschäftsführer Stefan Holz gegenüber der Berliner Morgenpost und erhofft sich vor allem “erhöhte Aufmerksamkeit”. Die Kosten für das Turnier werden auf mehr als zwei Millionen Euro beziffert, eine Million berappt die BBL, den Rest müssen die teilnehmenden Clubs bezahlen. Was am Ende des Tages übrig bleibt, steht in den Sternen, denn bisher sind die Spiele nur auf dem Streamingkanal Magenta Sport gesichert, nur wenige werden von Sport1 übertragen. ARD und ZDF haben die Zweitverwertungsrechte. Ob sie diese nutzen, ist fraglich und hängt vom Interesse der breiten Öffentlichkeit ab.

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Kommentare ( 4 )

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Andreas aus E.
3 Jahre her

Soweit ich den Profisport nicht mitbezahlen muß, ist mir völlig egal, was da verdient wird. Ich gönne wirklich jedem, der Hobby zum Beruf gemacht hat, dafür auch gut Geld zu bekommen – Glück gehabt. Aber wenn sich Sachlage ändert, dann muß eben umgesattelt werden. Das geht allen anderen Menschen auch so. Da heißt es nötigenfalls eben als Hilfsarbeiter bei Leiharbeitfirma anheuern und das Hobby in der Freizeit pflegen. Ich halte es allerdings für ein Verbrechen, Leuten in Eigenverantwortung zu verbieten, gemeinsam ihrem Hobby nachzugehen, siehe den Artikel „Das Recht auf Krankheit“, https://www.tichyseinblick.de/meinungen/corona-das-recht-auf-krankheit/ „Systemrelevant“, um dieses schreckliche Wort zu bemühen, ist… Mehr

Ego Mio
3 Jahre her

Mich erschreckt die Angepasstheit von diesen „toughen“ Sportlern. Wie wär’s mit Fernschach oder einem Shopping-Contest?

Julian Schneider
3 Jahre her

Erst kein Sport wg. Corona, dann das wenige auf Pay-TV wie Magenta. Und ARD und ZDF sind zu sehr mit Propaganda beschäfigt, um Basketball zu bringen. Dabei ist die BB-Liga doch längst komplett auf PC gedreht. Hat wohl nix genützt.

Rasio Brelugi
3 Jahre her

Der Wohlstands-Erhalt der Herren Sportler-Millionäre interessiert mich kein bisschen. Es lässt sich übrigens auf Außen-Basketballplätzen und auf Bolzplätzen hervorragend spielen, ohne dass es in der gleichen Sportart aufgeplusterte Verbände gibt, die Spitzenlöhne bezahlen können. (In den frühen Bundesligazeiten, als die Fußballer noch mit Arbeiterlöhnen nach Hause gingen, war die Vorbildfunktion der Sportgrößen mindestens genauso hoch wie heute.)

Statt sich Sorgen um den Profisport zu machen, sollten die Verantwortlichen sich lieber Gedanken um den Profi-Fahrzeugbau, den Profi-Maschinenbau, die Profi-Gastronomie, den Profi-Einzelhandel etc. machen.