Die große Verkehrswende war das Lieblingsprojekt von Grünen, Linken und Autogegnern. Heute zeigt sich, dass die Realität sie überholt hat. E-Autos bleiben Ladenhüter, die Autoindustrie rutscht in die Krise, der ÖPNV ist unfinanzierbar und auf dem Land bleibt das Auto unverzichtbar.
picture alliance/dpa | Carsten Koall
Die seit Jahren von grünen und linken Politikern und Anti-Auto-Lobbyisten unermüdlich vorgetragene Forderung nach einer Verkehrswende zeigt Wirkung.
Die Kurzformel dazu lautete: Verbrenner raus, Elektroautos rein, Autoverkehr runter. Das Verbrenner-Aus 2035 wurde zum Mantra der deutschen Klimapolitik.
Nur fachkundige Minderheiten übten Kritik an dem dafür notwendigen revolutionären Umbau der Gesellschaft. Kaum einer wagte öffentlich die Sinnhaftigkeit dieser Forderung – vor allem im Hinblick auf die drastischen Auswirkungen auf die Autoindustrie und die ökonomischen Konsequenzen für Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland – zu hinterfragen.
Die Folgen sind jetzt sichtbar. Gewinne, Absatz und Beschäftigung sind branchenweit eingebrochen. Die erhofften hohen Verkäufe von Elektroautos blieben aus, leere Werkshallen und Massenentlassungen sind an der Tagesordnung. Der Jammer ist allenthalben groß, die Politik laviert mit sinnlosen Autogipfeln hilflos herum.
Was also tun? Die Antwort ist eindeutig: Die Verkehrswende hat sich erledigt.
Ohne Zweifel gäbe es gute Gründe für eine Verkehrswende. Die täglichen nervigen Pendlerstaus vor und in deutschen Großstädten, Parkplatznot, überfüllte Autobahnen, Lärm, Feinstaub und Emissionen.
Eine Verkehrswende könnte einen hohen gesellschaftlichen Nutzen erzielen, würde sie eine höhere Lebensqualität für die Menschen in Stadt wie Land ermöglichen.
Wie ließe sich das bewerkstelligen? Es muss realistische Wege geben, wie diese Ziele auch tatsächlich erreicht werden könnten. Denn, so die VDA-Präsidentin Elisabeth Müller: „Regulierung allein ist noch keine Politik“.
Was könnte getan werden? Die Struktur des Personenverkehrs nach Verkehrsmittelwahl aus dem Jahre 2010 des Statistischen Bundesamtes böte eine Entscheidungsgrundlage.
Danach werden die Verkehrswege in Deutschland zu drei Viertel (76 Prozent) mit Pkw oder Motorrad, zu je sieben Prozent mit Bahn oder ÖPNV, zu fünf Prozent mit dem Flugzeug und jeweils zu drei Prozent mit dem Fahrrad oder zu Fuß abgewickelt.
Schwerpunkt für eine Verkerswende ist eindeutig der Pkw-Verkehr. Vier staatliche Wende-Stellschrauben sind in der Diskussion.
Verkehrswende durch Einschränkung des Pendlerverkehrs
Mehr als ein Drittel aller Verkehrswege sind laut einer Mobilitätsstudie der Bundesregierung beruflich bedingt. Das Gros entfällt auf Berufspendler, die überwiegend mit dem eigenen Auto und als Einzelfahrgast in die Stadt kommen. Hauptgrund sind fehlende oder nur unzureichende öffentliche Verkehrsmittel, fehlende Park-and-Ride-Systeme am Stadtrand, unzuverlässiger ÖPNV innerhalb der Stadtregion und mangelnde Sicherheit. Und natürlich auch Bequemlichkeit und Komfort des eigenen Pkw vor der Haustüre, zumal bei entfernt liegenden Einstiegsstationen in den ÖPNV.
Eine Beseitigung all dieser Hemmnisse scheitert am Personal und der Finanzierung der hohen notwendigen öffentlichen Investitionen vor allem der Kommunen.
Verkehrswende durch Förderung des Radverkehrs
Von meist jungen, dynamischen, überwiegend grün-linken Großstadt-Kommunalpolitikern wird dem Fahrrad eine hohe Priorität eingeräumt. Der Bau von Fernradwegen, sogar stattliche Anschaffungsprämien für Lastenräder fehlen in keinem kommunalen Parteiprogramm. Aber obwohl das Rad als emissionsfreies Verkehrsmittel nahezu unschlagbar ist, ist der Kreis der potentiellen Nutzer schon aus demographischen Gründen in Deutschland begrenzt. Der Apell, kurze Strecken mit dem Rad oder fußläufig zu absolvieren, mag in der Stadt angehen, wo es viele Radwege gibt, aber selbst dort tun sich Ältere schwer.
Die Lebenswirklichkeit auf dem Land sieht noch anders aus. Weder beim Einkauf vor Ort – so es da noch Läden gibt – noch beim beruflichen Pendeln in die Stadt ist das Fahrrad eine Alternative. Entfernung und Komfort stehen dagegen.
Verkehrswende durch Verbrenner-Aus
Das Verbrenner-Aus steht im Mittelpunkt der Verkerswende. Der Pkw-Verkehr der Zukunft soll in Europa fossilfrei nur mit Batterie-Elektroautos (BEV) abgewickelt werden. Der Staat hat für die notwendige investitionsintensive Ladeinfrastruktur und nachhaltige Stromproduktion zu sorgen, die Bürger sollen freiwillig Batterie- Elektroautos kaufen und ihre Verbrenner verschrotten. Je nach Kassenlage hat der Staat die Neuanschaffung von E-Autos durch Kaufprämien, finanzielle Steueranreize oder durch Social Leasing wie in Frankreich zusätzlich gefördert. Das faktische EU-Verbrennerverbot ab 2035 hat dieser Politik erheblichen Nachdruck verliehen.
Die Autoindustrie trifft dieser Elektro-Flop hart. Vor allem die Zulieferer in der Wertschöpfungskette. Zufrieden sind nur die Befürworter der Verkehrswende. Sie wollen weniger Autos.
Denn der völlige Ersatz des Verbrenners durch Elektroautos wäre keine wirklich effektive Verkehrswende im Sinne der linken und grünen Erfinder: Würde lediglich die Verbrennerflotte 1:1 durch Elektroautos ersetzt, blieben die heutigen Verkehrsprobleme wie Stau, Lärm, Parkplatznot bestehen. Nur eben ohne Emissionen am Auspuff, sondern nicht sichtbar bei den entfernten Kohlekraftwerken.
Verkehrswende durch verstärkten Ausbau des Öffentlichen Nah- und Fernverkehrs
Der öffentlich Verkehr muss vor allem auf dem Land ausgebaut werden, damit er als Ersatz für das eigene Auto vor der Tür attraktiv würde. Laut Berechnungen von Experten wären bis 2045 91,6 Milliarden Euro zusätzlich notwendig, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, der Busverkehr müsset verdoppelt, der Schienenverkehr um 50 Prozent gesteigert werden. Wer soll das bezahlen, wo kommt das Personal her? Und vor allem: Wollen die Menschen das?
Die Verkehrswende würde von der öffentlichen Hand, sprich den Steuerzahlern, finanziert. Für die immensen Investitionen und hohen Personalkosten haben der Staat und vor allem die Kommunen kein Geld. Das wird für Flüchtlingsströme und Rüstungsausgaben ausgegeben.
Alles ist wünschbar – aber nicht mehr finanzierbar.
Die Oberbürgermeister sämtlicher Landeshauptstädte von Kiel bis München haben kürzlich einen Hilferuf an die Bundesregierung gerichtet. Die Kommunen sind am Limit ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit, sprich: Sie sind pleite.





Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Problem sind unsere Politdarsteller.
Wir brauchen eine Politik, die verhindert, daß ein Kind in den Brunnen fällt, keine Politdarsteller, die uns täglich erklären, warum ein Kind in den Brunnen gefallen ist.
Es ist schlimm, was hier – heute abend wieder m ZDF – alles ertragen müssen.
Andere Schlagzeilen wie
machen nur noch sprachlos.
Das kann man nicht mehr ernsthaft kommentieren.
Nun ja, die Kommunen benötigen das viele Geld für ihren sicheren Hafen und für ausgedehnte Bürokratie. Das bleibt für alles andere halt nicht viel mehr übrig.
Seit Jahren versucht man etwas, was offensichtlich keine breite Akzeptanz findet (ÖPNV) von absolut schlecht zu „sehr schlecht“ hinzuoptimieren, statt das Geld und Elan in das zu Stecken was die Leute tatsächlich nutzen. Seit Jahren ist z.B. der Bereich um Karmen oder Kölner Kreuz chronisch überlastet, wie viele AB Abschnitte im Ruhrgebiet oder anderen deutschen Ballungszentren. Aber anstatt hier endlich Geld für den weiteren Ausbau zu investieren um dort abertausende Pendler zu entlasten die allein in einer Stunde über diese Segmente fahren, rühmt man sich lieber damit eine stillgelegte Bimmelbahn zu reaktivieren die Millionen kostet und täglich 1000 Passagiere befördert.
Verkehrswende scheitert,
Energiewende scheitert,
„Wir-pfaffen-daff“ scheitert,
welches grüne Projekt scheitert denn nicht ?
Abkassieren bei den Bürgern funktioniert vorbildlich.
Mir fehlen hier zukunftsfähige Visionen. ÖPNV auf dem Land zu verdoppeln halte ich nicht für eine gute Lösung. Dann fahren die Busse halt öfter leer herum. Bei einem Spritverbrauch von bis zu 50l/100km ist das eine schöne Verschwendung.
das Thema hat sich in wenigen Jahren erledigt wie man bei Waymo oder Uber oder Tesla in der Bay-Area bereits sehen kann. Man nutzt eine App, sagt wo man hinwill und ein autonomes Fahrzeug steht entweder direkt vor der Haustür oder an einem nicht weit entfernten Sammelplatz. Es ist die perfekte Kombination aus „kein eigenes Auto das herumsteht“ aber mit ausreichend Individualität.
Ganz falsch.
Die Verkehrswende scheitert nicht an leeren Kassen. Die leeren Kassen sind zum guten Teil die Folge der Verkehrswende.
Niemand hat eine Verkehrswende gebraucht. Und außer grün-linken Ideologen hat sie auch bis heute niemand gewollt.
Einstampfen, ersatzos. Das wäre der einzige Ausweg.
Fehlenden Knautschzonen, Nacht, Winter, Nebel, Glatteis und Schnee sind ideale Voraussetzungen für die Benutzung des Fahhrades. Besonders für Frauen. Deswegen liegt die Zukunft des emissionsfreien Individualverkehrs beim Fahrad.
Zu:
„Danach werden die Verkehrswege in Deutschland zu drei Viertel (76 Prozent) mit Pkw oder Motorrad …“
Das Argumentieren mit „Verkehrswege“ ist Mumpitz. Für die Kosten, den Energieverbrauch und die Emissionen sind die Distanzen maßgebend. also die Personen-Kilometer oder Tonnen-Kilometer (- beim Gütertransport).
Und wenn man in die verlinkte Quelle geht (- leider nur mit Daten bis 2010) geht es bei den 76% auch nicht mehr um Wege, sondern Distanzen. Dort steht:
„Mehr als die Hälfte aller Wege und mehr als drei Viertel der Beförderungsleistung entfielen 2010 auf den motorisierten Individualverkehr(MIV) mit dem Pkw oder einem motorisierten Zweirad.“
Der Herr Dr. Becker sollte in seinem Artikel auch mal mehr die vorherrschende Wende-Meinung infrage stellen. Unsere „bösen“ Verbrenner-Autos sind schon die fossilfreie Zukunft. Erdöl hat keinen fossilen Ursprung. Hr. Dr. Becker bitte lesen Sie bei Thomas Gold „Die Biosphäre der heißen Tiefe und der Mythos der fossilen Energieträger“ nach – siehe https://amzn.eu/d/4ffUnX9
Ich brauche keine “ Wende“, nirgends. Ich wohne auf dem Lande, aber stadtnah. Vier Busse, den ganzen Tag über. Also PKW, Motorrad, auch mal zu Fuß oder mit dem Rad. Je nach Lust, Laune, Notwendigkeit oder Wetter.ICH wähle das passende Verkehrsmittel aus, nicht die rotgrün durchsetzte Politik. Und das wird so bleiben, immerdar. Ich nutze das Mittel, das mein Geldbeutel, meine Gewohnheiten, ja und auch Lust und Laune erlaubt. Und wer will sich in Bus und Bahn quetschen, unzuverlässig, unpünktlich und mit fragwürdigen Mitreisenden besetzt. Schlechte Luft, Schiet und Gammel allerorten. Und dazu noch teuer. Niemals.
Ja, daran arbeitet sich die Politik gerade ab. Alles so teuer machen, das es auch für Ihren Geldbeutel zu viel wird…