Studenten in Deutschland haben Technik-Allergie

Den tragenden Säulen unseres Wohlstands geht der Nachwuchs aus: Denn immer weniger junge Leute studieren Ingenieur- oder Technik-Fächer. Demgegenüber sind die woken und wertschöpfungsfernen Disziplinen überlaufen. So wird das nichts mit dem Wirtschaftsaufschwung.

IMAGO / Rupert Oberhäuser
Symbolbild

Deutsche Ingenieurskunst? Vorsprung durch Technik? Denkste. Das war einmal. Nicht nur Bäcker und Gaststätten finden keine Leute mehr: Gerade auch die wichtigen Stützen unserer Volkswirtschaft im Maschinenbau oder in der Auto-Industrie müssen Fachkräfte inzwischen mit der Lupe suchen – und finden trotzdem keine.

Und es wird nicht besser – im Gegenteil. Die Experten vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln zeichnen ein düsteres Bild: Selbst bei einer schwächelnden Konjunktur werden in fünf Jahren etwa 84.000 Ingenieure fehlen. Sollte die Volkswirtschaft, Habeck zum Trotz, plötzlich anspringen, wären es sogar 390.000 zu wenig.

Denn bis 2029 werden knapp 700.000 Ingenieure ihren Job altersbedingt an den Nagel hängen. Die Babyboomer-Generation verabschiedet sich in den Ruhestand – und es rücken nicht annähernd genügend junge Leute nach.

Seit 2012 ist die Zahl der Studien-Anfänger in den Fächern Maschinenbau und Verfahrenstechnik um 32 Prozent gesunken. Im Wirtschaftsingenieurwesen sind es 28 Prozent weniger, in der Elektrotechnik und der IT immer noch erschütternde 23 Prozent. Dagegen ist im gleichen Zeitraum die Zahl der Erstsemester in den Fächern Sozialwesen und Psychologie um 30 Prozent gestiegen.

Unter die zehn begehrtesten Studiengänge an unseren Hochschulen haben es 2022 gerade drei sogenannte MINT-Fächer geschafft (steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik):

  • Informatik (144.000 Studenten, Platz 2)
  • Maschinenbau (88.000, Platz 7)
  • Wirtschaftsinformatik (66.000 Studenten, Platz 9).

Im Branchenverband der Maschinen- und Anlagenbauer VDMA haben sich Betriebe zusammengeschlossen, die insgesamt 943.000 Mitarbeiter beschäftigen und jedes Jahr 244 Milliarden Euro Umsatz machen. Der VDMA fürchtet den Nachwuchs-Kollaps: „Dass in Maschinenbau und Elektrotechnik die Zahl der Erstsemester so stark sinkt, betrachten wir mit großer Sorge. Unter unseren Mitgliedsunternehmen ist der Fachkräftemangel Problem Nummer 1.“

Doch auf einen neuen Wirtschaftsinformatiker kommen derzeit fast zwei Psychologie-Studenten. Die werden in den wichtigen Unternehmen des deutschen Mittelstands aber wenig bis gar nicht gebraucht. Auch Absolventen aus dem Sozialwesen finden kaum einen Job in der Wertschöpfung. Allenfalls staatsfinanzierte Stellen kommen für sie in Frage.

Aber bleiben wir fair: Auch wer ein volkswirtschaftlich unbrauchbares Fach zu Ende studiert, macht immerhin einen Abschluss. Das verdient heutzutage schon Anerkennung – in Zeiten von Ricarda Lang und Omid Nouripour.

Die beiden Parteivorsitzenden der Grünen haben weder ein abgeschlossenes Hochschulstudium noch eine Berufsausbildung.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 81 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

81 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Apfelmann
1 Monat her

Was soll daran schlecht sein das mehr Menschen Psychologie studieren? Die psychischen Krankheiten nehmen immer mehr zu. Das ist ein absoluter Wachstumsmarkt. Hier wird dringend Fachpersonal gebraucht. Auch in den Sozialwissenschaften. Das was hier in Rente geht wird das mehr an Studierenden nicht ausgleichen. Das ist reine Polemik. Was stimmt ist das es dennoch zu wenig Studierende in den Naturwissenschaften gibt, was sich aber mit dem schlechten Schulsystem seint Jahrzehnten erklärt.

egal1965
26 Tage her
Antworten an  Apfelmann

Nun ja, weil sich dann irgendwann die „Studierenden“ der Psychologie, besser bekannt als Studenten, sich gegenseitig therapieren können, weil keiner mehr wirklich arbeitet und Werte erschafft…

H. Priess
1 Monat her

Ich habe weder Abitur noch studiert, nur 10 Klassen POS, aber gesunden Menschenverstand. Wer sich Gedanken macht, warum der Westen in den Kernkompetenzen in der Wirtschaft immer weiter an die Asiaten, China aber nicht nur, abrutscht, empfehle ich das Buch Wettkampf um die Klugen von Gunnar Heinsohn. Wer mehr über die Bildungskatastrophe an den Unis wissen will das Blog von Hadmut Danisch. Wer Beides liest bekommt eine ungefähre Vorstellung was uns blüht aber nicht nur uns sondern dem ganzen Westen.

WGreuer
1 Monat her

Das hier kam mir zu diesem Thema gerade noch unter die Finger…
https://www.youtube.com/watch?v=DGwYc-lrnjI

WGreuer
1 Monat her

Das alles war doch nach dem Technik-Bashing, der Diffamierung von Leistung und Wissen zugunsten von Quoten und Gleichmacherei, der Verdummung der Jugend bereits vom KIndergarten an und dem Hype um die „Work-Life-balance“ zu erwarten. Oder dachte irgendwer, das würde keine Auswirkungen haben? Das wollte „man“ doch so: eine gleichgemachten (aber auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner!), leistungsfreie, dafür aber woken Nachwuchs. Nun sehen wir das Resultat: Hunderttausende verdummte, leistungsunwillige und zum Teil extrem faule Studenten (Work-Life-balance!), die, falls doch noch zufällig technisch interessiert, entsetzt ob der (erheblich gesunkenen!) Leistungsanforderungen, das Handtuch werfen und in die Geisteswissenschaften wechseln, wo man zumeist ohne… Mehr

Zum alten Fritz
1 Monat her

Wird es in 5 Jahren noch den Bedarf an Ingenieuren geben? Die erfinden doch lauter Dinge die schädlich für das Klima sind. Dinge aus Metall, Kunststoff und Beton wie schlimm. Sollten diese Berufe nicht verboten werden? * Sprech-Vorlage für Satiresendung im ÖR

Paprikakartoffel
1 Monat her

Vor allem Studentinnen vermeiden aktive Beteiligungen an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung. Die ganzen Haltungsfächer im Geschwätzbereich sind weiblich überschwemmt. Selbst dort, wo ein potentiell nützlicher Beitrag grundsätzlich möglich ist, versagen überwiegend Frauen. Z B besetzen sie mit ihren Fleißbienchen-Abiturergebnissen die Studienplätze für Medizin und Tiermedizin. Die Humanmedizinerinnen wollen aber danach statistisch erheblich oft „nur in Teilzeit“, nur in der Praxis und außerhalb der Brennpunkte arbeiten, die Tiermedizinerinnen wünschen ausschließlich die „Hamster- und Katzenpraxis“ in Großstadtnähe, aber keine Nutztierbetreuung. Wie man die medizinische Fehlallokation löst, wird man sehen müssen. Den übermäßigen Output der geisteswissenschaftlichen Fakultäten kann man einfacher beenden: afuera. Studienplätze nur… Mehr

Peter Pascht
1 Monat her

Deutschland gehen die Ingenieure aus? Aber ich bitte Sie, wir werden doch von „Fachkräften“ geradezu überlaufen, zumindest in der Phantasiewelt von Politikern und skrupellosen Managern. Das gilt übrigens in allen „anstrengenden“ Studiengängen, der Naturwissenschaft und Technik. Da möchte man doch lieber etwas „Kreatives“ mit „Computer“ machen, also faul davor sitzen. Nur die Realität sieht anders aus, die importierten „Fachkräfte“ sind in der Altenpflege, im Putzsektor, Gastronomie und Paketausträger bei Amazon beschäftigt, sagt das Statistische Bundesamt. Die Löhne sind aber auch nicht die von „Fachkräften“, sondern Hungerlöhne von Malochern. Genau das, ist das zwischen Politik und Wirtschaft verabredete Ziel der „Migration“… Mehr

Last edited 1 Monat her by Peter Pascht
TschuessDeutschland
1 Monat her

Persönliche Anekdote hierzu: Ein Bekannter (junger Mann am Ende seines Informatik-Studiums, immer nebenbei gearbeitet, teils schon in verantwortlicher Position, Top-Leister, sehr realistisch) schaute sich die „Perspektive“ in Deutschland an: Arbeitswelt mit Burnout-Garantie, Nach-oben-Buckeln-nach-unten-treten-Prinzip, rückgratlose Maximal-Opportunisten ohne jede Ahnung aber mit viel Flexibilität und politischem Gekungel im „Management“, Unternehmen, die von Finanz-Jongleuren im „Controlling“ bestimmt und wie Casino-Chips verscheuert werden wenn’s paßt, deshalb null Job-Sicherheit, Diskriminierung von Männern durch (wie er es ausdrückte) „dumme kleine Mädchen“, die sich wirklich alles erlauben dürfen, dazu 50% Steuern und Abgaben auf ein Witz-Gehalt (um das man beim top-bezahlten „Management“ auch noch betteln muß), Leistung… Mehr

Orlando M.
1 Monat her

In Dortmund kamen mir während meiner Studienzeit in der Innenstadt so ein paar Soziale unter die Augen. Die waren zu Dritt, einer hatte die Augen verbunden, wurde von den anderen beiden geführt und musste seine Eindrücke schildern, während die beiden betroffene Gesichter übten. Die hatten die übliche Jutetüte mit einem halben DIN A4-Block samt eines Stiftes dabei. Dafür gibt es Scheine bei den Sozialen! Ich hatte einen schweren Laptop in der Umhängetasche plus einen vollen Ordner und Fachbücher. Ich musste mich schwer beherrschen, dem mit den verbundenen Augen nicht ein wenig Nachhilfe mit meiner schweren Tasche zu geben, wie es… Mehr

Delegro
1 Monat her

Alle in die Soziologie oder in sonstige Fächer die in erster Linie nur eines machen. Geld ausgeben. Geld, dass der Staat nicht mehr hat. Immer mehr Staatsdiener. Immer mehr Ausgaben. Aber das Geld verdienen will keiner mehr. Den das wird in der Industrie und im Handwerk verdient. Aber wir wissen ja schon längst. 20 h bei vollem Lohnausgleich muss möglich sein. Arbeit macht krank. Warum kaputt buckeln. Sollen die Baby-Boomer doch schauen wo sie bleiben. Die Wohltaten des Staates nimmt man aber ganz selbstverständlich mit. Unis, Krankenversicherung, Stütze vom Staat etc.pp. Wer das wohl alles „erarbeitet“ hat?