Chinas Konzerne fokussieren sich auf deutsches Sondervermögen

Eine halbe Billion Euro liegt im Topf: Das „Sondervermögen“ der Bundesregierung zur Modernisierung der Infrastruktur weckt auch bei chinesischen Unternehmen Begehrlichkeiten. Denn deutsche Firmen werden nicht bevorzugt.

picture alliance / Xinhua News Agency | Wang Ye

Mit den 500 Milliarden Euro an zusätzlichen Schulden, die Friedrich Merz sich hat genehmigen lassen, soll viel gebaut werden in Deutschland: Straßen, Brücken, Tunnel, Schienen und vielleicht sogar schnelle Internetverbindungen.

Aber nicht unbedingt von deutschen Firmen.

Denn es geht zwar um die Modernisierung der deutschen Infrastruktur – aber nicht zwangsläufig um die Ankurbelung der deutschen Wirtschaft. Einheimische Unternehmen sollen bei der Auftragsvergabe – bei der immerhin unser Steuergeld ausgegeben wird – nicht bevorzugt werden. Jedenfalls gibt es bisher keinerlei derartige Einschränkungen für das „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität“ (SVIK), wie der Topf offiziell heißt.

Dass da demnächst richtig viel Geld abzuholen ist in der Bundesrepublik, hat sich im geschäftstüchtigen Ausland längst herumgesprochen. Besonders rührig sind bereits Unternehmen aus China. 40 Prozent der in Deutschland aktiven Firmen aus Xi Jinpings Riesenreich wollen mithilfe des SVIK neue Geschäfte bei uns machen. Das hat eine funkelniegelnagelneue Umfrage der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ergeben.

Fast jeder sechste befragte chinesische Konzern (15 Prozent) strebt eine Kooperation mit deutschen Partnern an. Jedes zehnte Unternehmen will sich an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen. Darüber berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag in einer exklusiven Vorabmeldung.

„China verfügt über breite Erfahrung bei komplexen Infrastrukturvorhaben und möchte diese Expertise in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland einbringen“, sagt der Geschäftsführende Präsident der Chinesischen Handelskammer in Deutschland, Chen Longjian. Auf Basis fairer und transparenter Rahmenbedingungen könnten hochwertige Projekte entstehen, „die beiden Seiten langfristige Wertschöpfung ermöglichen“.

Kann sein, muss aber nicht.

Die Aktivitäten chinesischer Straßenbaukonzerne in Afrika hinterließen vor Ort nicht selten einen bitteren Nachgeschmack. Oft brachten die Firmen buchstäblich alles aus China mit, was zum Bauen in Afrika benötigt wurde: Maschinen, Treibstoff, Personal. In einem Fall wurde sogar der Industriesand aus China importiert. Abgesehen von der fertigen Straße am Schluss hatten weder die lokale Wirtschaft noch der lokale Arbeitsmarkt spürbare Vorteile von den Projekten.

Aktivitäten in Deutschland sind für chinesische Konzerne eine zweischneidige Sache. Derzeit lockt zwar das Geld aus dem Sondervermögen – aber die Bundesrepublik schreckt auch immer mehr chinesische Unternehmer ab. Es mehren sich die Klagen über hohe Kosten und eine ausufernde Bürokratie hierzulande.

Drei von vier Firmen aus der Volksrepublik mit Geschäftstätigkeit bei uns nennen hohe Arbeitskosten und strenge Arbeitsgesetze als größte Hürde für ein erfolgreiches wirtschaftliches Engagement in Deutschland. Jeder zweite chinesische Konzern kritisiert die „regulatorische Komplexität“ – kurz: Es gibt viel zu viele Vorschriften.

Deshalb ist noch nicht ausgemacht, wie viele chinesische Unternehmen am Ende tatsächlich um ein Stück vom großen SVIK-Kuchen kämpfen werden. Denn in China ticken die Uhren anders, vor allem schneller. Der Daxing International Airport in der Hauptstadt Peking ist der (nach Gebäudefläche) größte Flughafen der Welt und wurde in gerade einmal vier Jahren Bauzeit fertig.

Die Carolabrücke in Dresden ist vor ziemlich genau einem Jahr eingestürzt. Erst vor acht Wochen hat die Stadtverwaltung die Ausschreibungsunterlagen für eine neue Brücke veröffentlicht. Mit einer Fertigstellung der Brücke wird keinesfalls vor 2031 gerechnet.

In der sächsischen Landeshauptstadt kursiert deshalb seit längerem ein Witz: Bundeskanzler Friedrich Merz ruft bei Chinas Präsidenten Xi Jinping an und fragt, ob der nicht einen Bautrupp nach Dresden schicken könnte, um bei der Rekonstruktion der Carolabrücke zu helfen. „Tut mir leid, Fritz“, antwortet Xi. „Aber für die eine Woche Arbeit lohnt sich das für uns nicht.“

Wenn’s nicht so traurig wäre…

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Kommentare ( 14 )

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Mr.Bolp
28 Tage her

Kein Land ignoriert den öffentlichen Verfall und den wirtschaftlichen Untergang selbstbewusster als Deutschland. Für die Damen und Herren in den oberen Etagen scheint das wie eine Partie Monopoly zu sein. Ein Game. Ein Spieleabend unter sich und Seinesgleichen. Und deshalb, wenn man sich verzockt hat – hey, kein Problem,Lars, kein Problem, Friedrich, alles gut Robert, Olaf etc. Arm und sexy, der Berlin-Spirit zählt. „Kann doch mal passieren, dass man zu unfähig ist ein Land zu regieren. Aber mach dir keine Sorgen, wir regieren den Pöbel mit Pseudo-Aktionismus, Dauer-Propaganda, und Denunziations-Portalen“. Oder?

Last edited 28 Tage her by Mr.Bolp
thinkSelf
28 Tage her

„Der Daxing International Airport in der Hauptstadt Peking ist der (nach Gebäudefläche) größte Flughafen der Welt und wurde in gerade einmal vier Jahren Bauzeit fertig.“ Und sieht übrigens auch noch sehr schick aus. Und so unterscheidet sich eben heute die erste Welt (z.B. China) von der Dritten Welt (z.B. Deutschland): Länge des Autobahnnetzes in Deutschland: 1988: 8.300 km (BRD), 2024: 13.200 km Länge des Autobahnnetzes in China: 1988: 0 km, 2024: 184.000 km. Begriffe wie „Schlagloch“ in Verbindung mit einer Autobahn sind dort übrigens unbekannt, während sie in Deutschland synonym verwendet werden können. Hinzu kommt ein Hochgeschwindigkeitsschienennetz mit ca. 48.000… Mehr

Mike76
28 Tage her

Für „Schnelles Internet“ würde ich auf keinen Fall den Chinesen beauftragen! Es reicht schon, dass die Deutsche Telekom Schnüffelgeräte des Herstellers Huawei in ihrer Internet-Infrastruktur verbaut hat.

Ralph Martin
28 Tage her

„Chinas Konzerne fokussieren sich auf deutsches Sondervermögen“?
Und sie werden es bekommen!

Aliena
28 Tage her

Haben die Bürger in Deutschland da etwas missverstanden? Die Schuldenbremse wurde aufgelöst, 1 Billion Euronen Sondervermögen sollten für Investitionen in Deutschland verwendet werden, deutsche Firmen sollten beauftragt resp. deutsche Arbeiter und Angestellte beschäftigt werden, um hierdurch die deutsche Wirtschaft anzukurbeln. Da wäre es doch geradezu vordringlich, den Behörden Dampf unter deren H…..n zu machen. Das läge mE ebenfalls im Verantwortungsbereich eines Kanzlers und seines Vizekanzlers bzw. deren Mitarbeiterstäbe. Ergo: CDU wie auch SPD könnten Einfluss auf deren lahme Behörden nehmen, mit Vorgaben und Zielsetzungen. Weder MERZ noch KLINGBEIL haben davon gesprochen, ausländische Firmen wie bspw. solche aus China bereichern zu… Mehr

Last edited 28 Tage her by Aliena
Peter W.
28 Tage her

Alle schimpfen sie auf chinesische Online Händler, dabei sind unsere Shops und Baumärkte schon längst vollgestopft mit chinesischen Produkten. Natürlich zu den deutlichen höheren inflationsgetriebenen deutschen Preisen.
Ob jemand wie Klingbeil daran etwas ändern kann bezweifle ich. Hier trifft eine uralte Kultur auf einen Vertreter des abgewirtschafteten dekadenten Deutschlands/ Europas.
Woher soll er es auch wissen. Was versteht Herr Klingbeil überhaupt von der Materie. Was er jedoch versteht ist wie man andere bedrängt, mundtot macht. Bei den Chinesen funktioniert das allerdings mit Sicherheit nicht.

Haba Orwell
28 Tage her

> Oft brachten die Firmen buchstäblich alles aus China mit, was zum Bauen in Afrika benötigt wurde: Maschinen, Treibstoff, Personal.

Wenn nichts davon vor Ort vorhanden ist, ist dies nun mal notwendig. Sollten die Chinesen Jahre warten, bis sich alles irgendwie einrenkt?
Sollte sich erweisen, dass Westeuropa ähnlich entwickelt wie Afrika ist, dann ist es nun mal so. In der Schule fleißiger Mathe und Naturwissenschaften lernen?

GeWe
28 Tage her

Bei infrastrukturellen Baumaßnahmen dürften deutsche Firmen kaum zum Zug
kommen. Es fehlt schlicht an Handwerkern und Ingenieuren. Die wurden durch
die hohen Steuern und den Vorschriften-Dschungel schlicht aus dem Land getrieben. Die Ankündigungen deutscher Minister bzw Ministerinnen sind nichts als heiße Luft. Man sollte sich statt in China eher im EU-Umland umsehen.

Dr. Bomke
28 Tage her

Klingbeil ist eine ungelernte, aber sozialistisch sehr gefestigte Hilfskraft.Also typisch! Kommunistenpack unter sich. Der eine plündert sein Volk, um es an seinen Bruder weiterzureichen. Abgesehen davon, dass das Geld nicht zum Verschenken ins Ausland gedacht ist. Ist das nicht Landesverrat, was der Genosse Klingbeil da macht. Ist das Geld des „Sondervermögens“ nicht dazu da, hierzulande Wirtschaftsimpulse zu setzen. Da geht aber nur, wenn das Geld in der unserer Volkswirtschaft bleibt.

Martin Mueller
28 Tage her

Sondervermögen: Deutsche Firmen werden nicht bevorzugt…

Der nächste Irrsinn…