ifo Institut: Viele Branchen planen Job-Abbau

In zahlreichen Wirtschaftsbranchen werden demnächst Arbeitsplätze wegfallen. In der Gastronomie entlassen weit über die Hälfte der Betriebe Mitarbeiter oder verlängern befristete Verträge nicht.

© Miguel Villagran/Getty Images

Bei staatlich finanzierter Kurzarbeit wird es aller Voraussicht nach nicht bleiben. Die Coronakrise wird in vielen Branchen Arbeitsplatzverluste bedeuten, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des ifo Instituts zeigt. Beschäftigte zu entlassen oder befristete Verträge nicht zu verlängern, beschlossen im April bereits 58 Prozent der Betriebe in der Gastronomie, 50 Prozent in Hotels und 43 Prozent der Reisebüros. In der Autobranche sind es 39 Prozent der Betriebe. „Von nun an schlägt die Krise auf den deutschen Arbeitsmarkt durch“, sagt dazu der Leiter der ifo-Befragungen, Klaus Wohlrabe.  

Auch in anderen Branchen werden überdurchschnittlich viele Kündigungen ausgesprochen: Dies tun 57 Prozent der Unternehmen, die Arbeitskräfte vermitteln, 48 Prozent der Hersteller von Leder, Lederwaren und Schuhen, 30 Prozent der Druckereien und 29 Prozent der Hersteller von Metall-Erzeugnissen. Im Schnitt haben 18 Prozent der Betriebe in Deutschland Arbeitsplätze gestrichen.

Weniger stark von Kündigungen bedroht sind Beschäftigte in Rechtsanwalts-, Wirtschaftsprüfer- und Steuerberater-Kanzleien mit 5 Prozent, Beschäftigte im Grundstücks- und Wohnungswesen mit 2 Prozent, auf dem Bau mit 3 Prozent sowie in der chemischen Industrie mit 5 Prozent. Wenig überraschend: Im Gesundheitswesen und in der pharmazeutischen Industrie sind überhaupt keine Jobverluste geplant. Doch davon abgesehen gibt es nur eine – kleine – Branche, die ihre Mitarbeiter vollumfänglich halten will: Spiel-, Wett- und Lotteriewesen.

Auch regional gibt es Unterschiede: Gerade die beiden wirtschaftsstarken Bundesländer im Süden sind besonders betroffen. 22 Prozent der Firmen in Baden-Württemberg und 20 Prozent der bayerischen werden Arbeitsplätze streichen. Eher wenige sind es im Saarland und in Rheinland-Pfalz mit 11 Prozent.

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Kommentare ( 12 )

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Ego Mio
3 Jahre her

Ich habe inzwischen die ganze Statistik gesehen und bin verblüfft über die recht positiven Erwartungen in manchen Branchen. Anscheinend rechnen nur 8% der Finanzunternehmen mit einem Stellenabbau. Wie passt dies zu der oft geäußerten Meinung, dass die Finanzbranche in großen Ertragsschwierigkeiten steckt? Und zum großflächigen Fillialabbau, der im vollen Gang ist? Auch die Zahl bei den Maschinenbauern macht stutzig. Nur 19% wollen angeblich Stellen streichen, im Baugewerbe sogar nur 3%. Das ist schlichtweg nicht glaubhaft. Ich wette darauf, dass wir in Kürze ganz andere Zahlen hören werden.

MajorTOm
3 Jahre her

Das macht mich in den Augen mancher vielleicht zu einem herzlosen (Schimpfwort hier einfügen), aber das ist in meinen Augen die einzig verbliebene Möglichkeit, die Deutschen endlich mal aus dem Schlaf zu rütteln. Die Ruhe der letzten Jahre gab es doch nur, weil viele merkten, dass immer weniger im Geldbeutel war, aber immer noch genug, um nicht auf die Straße zu müssen. Kaputte Schulen, Straßen, Krankenhäuser, keine Rente, keine Digitalisierung, 1 Milliarde nach Indien, jeden Tag Messerattacken – mir doch egal, Hauptsache Fußball. Wenn die Zahl der Arbeitslosen dann mal wieder auf 6-7 Millionen klettert, was durchaus realistisch ist, dann… Mehr

Edu
3 Jahre her

Corona war der schwarze Schwan – die Krise zeichnete sich bereits seit einem Jahr ab. Die Autobranche hatte längst Entlassungen und Kurzarbeit angekündigt – jetzt halt schneller und verstärkt auch durch Zusammenbruch der Lieferketten. Globalisierung hieß häufig Chinazentrierung. Die Probleme des produzierenden Gewerbes wurden nicht einmal während des Herunterfahrens angegriffen.

Eine konsequente Kontrolle bei Einreisen bei ersten Meldungen hätte einiges verhindert – dito wäre es besser gewesen den Virus hinter Masken einzusperren als die Bevölkerung in den Wohnungen, ab da machte man den Fuchs – die Trauben sind bitter als sie zu hoch hingen.

WandererX
3 Jahre her

Vier bis sechs Wochen Lockdown war nicht das ganz große Problem und wäre noch zu kalkulieren, etwa über höhere Preise danach (viele Kunden haben ja Geld angesammelt), aber jetzt diese zaghafte verklemmte Vorgehen über eine allzu langsame Öffnung der Tageslicht- Dienstleistungsbereiche und Firmen bringt erst große Teile der Ökonomie zum Einsturz – und zwar völlig unnötigerweise. Wichtig wäre nun mit Beginn des Mai lediglich eine Aufrechterhaltung des Stopps aller Brüll-, Schrei- , Sport, Disko, Musik- und Gesangveranstaltungen gewesen plus eine Kontrolle prekärer Arbeitsverhältniss (Schlachthof und Schlaflager) und enger Heime (Asyl, Knast…), für den Rest hätte die Distanzregel ausgereicht. Aber nein,… Mehr

Boudicca
3 Jahre her

Viele Branchen werden, ob sie es planen oder nicht ebenfalls Stellen streichen müssen. Zum Beispiel ca. 2800 Werkstätten der Lebenshilfe, die mit Aufträgen von einfachen Montagearbeiten aus der Zuliefererindustrie für Autos, Maschinenbau und sonstigen versorgt wurden.
Damit werden nicht nur Behinderte (ca 260.000) arbeitslos, sondern auch die Sozialarbeiter (ca.50.000) die für die Betreuung und Aufsicht verantwortlich sind.

prague
3 Jahre her

Was sie nicht schreiben, so wie man sich in deutschen Msmedien informieren kann, bertreffen die Jobverluste nur die USA und da ist der Trump schuld, wie haben doch keinen Trump, also wie ist es möglich, mit unseren, besten, fantastischen Politikern? Fast jede Sendung beschäftigt sich mit Zahlen aus der USA und jetzt kommen sie, das wird nicht gefallen.

giesemann
3 Jahre her

Zu untersuchen wäre: Ist ein Jobabbau dem Virus geschuldet oder eher Industrie 4.0? Bei bestimmten Branchen wie Tourismus ist es wohl – vorübergehend – das Virus, in der Industrie, dem produzierenden Gewerbe vielleicht nicht so sehr – allein schon, weil die Leute mehr Zeit zum Schaffen hätten, nachdem es mit Urlaub eine Weile nix wird. Die meisten Jobs sind wohl nicht besonders systemrelevant – das zumindest dürfte der von oben verordnete „Generalstreik“ (vulgo „shutdown“) gezeigt haben, sodass das alte Thema der 3 bis 4-Tage-Woche wohl bald auf’s Trapez kommen wird. Trump hat recht: Wir gehen glorreichen Zeiten entgegen – sofern… Mehr

MajorTOm
3 Jahre her
Antworten an  giesemann

Ich verstehe Ihre Argumente, würde aber fast behaupten, dass mit Industrie 4.0 Jobs hätten gerettet werden können. Sicher, die großen Konzerne können schnell digitale Infrastruktur anschaffen, aber kleine Unternehmen haben das Kapital eher nicht, um mal eben alle mit Laptops auszustatten und ins Home-Office zu schicken. Die Zulieferer bspw. der Autoindustrie werden noch eine ganze Weile zu knapsen haben, denn viele Autos werden erstmal auf dem Hof stehen bleiben, weil das Ausland keine Kohle hat.

giesemann
3 Jahre her
Antworten an  MajorTOm

Danke, @MajorTOm, es ist also letzten Endes ein Absatzproblem. Sehe ich genauso. Laptops oder Desktops kosten so gut wie nichts, DAS kann niemals ein Problem sein. Home-Office löst kein einziges Absatzproblem, sondern schont allenfalls die Umwelt, weil die Leute nicht jeden Tag auf Maloche fahren. Jeder Sonntag in München und anderswo hat lange schon vor Corona gezeigt: Wir haben kein Verkehrsproblem, sondern lediglich ein Berufsverkehrsproblem – jetzt auch teilweise die Woche über sichtbar. (Mir persönlich ist es aber immer noch zu viel …).Im Sozialismus hat jeder jede Menge Geld, kann aber nichts dafür kaufen, weil keiner was tut. Im Kapitalismus… Mehr

Biskaborn
3 Jahre her

Hatte nicht Altmeyer gesagt es wird keine Arbeitsplatz Verluste geben? Nun das, überraschend wahrscheinlich nur für den Arbeitsminister. Der Finanzminister wird sicher auch überrascht sein, das wie heute vermeldet, oh Wunder, auch die Steuereinnahmen in Größenordnungen wegbrachten. Und das obwohl er doch praktisch täglich mit Millionengeschenken in alle möglichen Richtungen, vielfach über die Landesgrenzen hinaus, nur so hofieren geht, weil wir es natürlich haben. Man darf gespannt sein, die richtige Zerreisprobe dieses Landes an allen denkbaren Fronten steht aber noch bevor.

giesemann
3 Jahre her
Antworten an  Biskaborn

Ich habe schon vor zwei, drei Jahren einen „slow go“ vorgeschlagen, so zu sagen einen „Generalstreik light“, damit die nicht mehr so viel (Steuer)Geld zum Rausschmeißen haben und wir entspannter, also mediterraner leben und arbeiten können: Arbeiten, um zu leben und nicht so sehr, um mit unseren Überschüssen die Welt zu retten, die Geburtenüberschüsse der Anderen durch zu füttern, den eigenen Export auch noch zu bezahlen/finanzieren (Target-Salden). Und jetzt hat die Regierung uns das sogar angeordnet, unter Strafen(!) – Corona sei Dank! Wir sollten nach Wiedererlangung unserer Freiheit ruhig so fortfahren.

Christian S.
3 Jahre her
Antworten an  Biskaborn

Nein, das haben Sie aber total falsch verstanden… der Firlefanzminister hat sooo gut gewirtschaftet, der braucht doch uns Steuerzahler gar nienicht…
Bin mal gespannt wie die Corona-Sonderabgabe, eingeführt für ca.5 Jahre, heißen wird die 30 Jahre lang auf was wohl alles erhoben wird und dann leider doch nicht so ganz abgeschafft werden kann, wie der Soli, die Schaumweinsteuer, die XY-Steuer, bitte setzen sie was für xy ein.