ifo Institut erwartet drei Prozent Inflation im laufenden Jahr

Vor allem für Energie, Nahrungsmittel und in einigen Dienstleistungsbereichen sind die Verbraucherpreise seit Januar 2021 stark gestiegen.

IMAGO / Frank Sorge

Verbraucher in Deutschland müssen in diesem Jahr mit 3 Prozent Inflation rechnen. 2,0 bis 2,5 Prozent könnten es im Jahr 2022 werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute im ifo Schnelldienst veröffentlichte Studie.

Die Hauptursache für den vergleichsweise hohen Wert sei im vergangenen Jahr zu suchen. „Vor allem die temporäre Mehrwertsteuersenkung in der zweiten Jahreshälfte 2020 und der Absturz der Energiepreise während der Coronakrise haben zu außergewöhnlich niedrigen Preisen im Jahr 2020 geführt“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die Inflationsrate misst die prozentuale Veränderung des durchschnittlichen Niveaus der Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr. „Hohe Inflationsraten können signalisieren, dass die Preise aktuell stark steigen oder dass die Preise vor einem Jahr stark gesunken sind“, erläutert Wollmershäuser.

Die Studie zeigt aber auch, dass ein gewisser Teil der Entwicklung durch einen beschleunigten Preisanstieg im Verlauf des Jahres 2021 erklärt werden kann. „Wir können das vor allem bei Energie, Nahrungsmitteln und in einigen Dienstleistungsbereichen seit Januar 2021 beobachten“, sagt Wollmershäuser. Auch Gründe für die Verlangsamung des Preisauftriebs im Jahr 2022 auf 2,0 bis 2,5 Prozent nennt die Studie: „Die Sonderfaktoren werden mit Beginn des Jahres 2022 ausklingen, da die Mehrwertsteuersenkung ein Jahr zuvor wieder aufgehoben wurde und die Energiepreise ihr Vorkrisenniveau erreichten“, sagt Wollmershäuser. Ob andere Faktoren die Preise stärker treiben als prognostiziert, sei noch unsicher. So könne der Nachholbedarf der Konsumenten nach der Coronakrise stärker ausfallen als bisher angenommen. Auch könnten sich die steigenden Preise für Rohstoffe und Vorprodukte bei anhaltenden Materialengpässen auf die Warenpreise und schließlich auf die Verbraucherpreise niederschlagen.

Auch Gerit Vogt vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sieht in einem Aufsatz im ifo Schnelldienst die aktuelle Entwicklung stark durch Sonderfaktoren, wie das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung Ende 2020, beeinflusst. Mittelfristig sei eine Beruhigung wahrscheinlich, aber es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Preisauftrieb in den kommenden Jahren, unter anderem aufgrund des demografischen Wandels, stärker zunehmen werde.

Thomas Mayer vom Flossbach von Storch Research Institute verweist in derselben Publikation auf die ungezügelte Geldvermehrung durch die EZB, gerade im Zuge der Corona-Pandemie. Die Folge sie ein erheblicher Geldüberhang, der langfristig immer zu Inflation führe, wie Milton Friedmann wusste (»Inflation is always and everywhere a monetary phenomenon,«). „Dass die Kaufkraft des Geldes fallen muss, wenn es mehr Geld als käufliche Dinge gibt, leuchtet auch jedem mit gesundem Menschenverstand ein.“ Mayer beendet seinen Aufsatz mit Kritik an seiner eigenen Zunft: „Doch die in der neu-keynesianischen Theorie geschulten Ökonomen haben von Friedmans Satz entweder nie gehört oder wollen ihn, wie Jerome Powell, verlernen. Ich vermute, dass sie deshalb böse überrascht werden. Wann diese Überraschung kommt, ist nicht zeitgenau vorherzusagen. … Am Ende bleibt der Bürger, der auf die ihm versprochene Geldwertstabilität vertraut hat, im Regen stehen.“


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Kommentare ( 18 )

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Iso
2 Jahre her

Da kann das ifo-Institut aber lange warten. Dass die Inflation so schnell wieder zurück kommt, wird nicht passieren. Seit Corona zahle ich nicht mehr 20,-Euro beim Friseur, sondern 35,-Euro. Damit ich im Schnitt auf 3% im Jahr komme, muss ich schon ganz schön viel billiges Weißbrot fressen und statt Kaffee Wasser saufen. Ach ja, nebenbei bemerkt, muss ich auch noch tanken, brauche Strom, und habe in den Hotels deutlich höhere Übernachtungspreise. Mit 3% komme ich nicht aus, und fühle mich von diesen Deppen verschaukelt. Das sind nicht mehr als Gefälligkeitsgutachten, die man gleich in Klo werfen kann.

Elli M
2 Jahre her

Gilt das für die Geimpften? Oder sollen die Ungeimpften den ersteren ein bischen Inflation abnehmen? Ich frag nur mal – ginge ja als Ergänzung für die Lockdown-nur-für-Ungeimpfte-Studie.

B. Reuber
2 Jahre her

Das gefährlich daran wird sein, dass wir nicht nur stärkere inflationäre Tendenzen haben werden, sondern dass der Markt auch zunehmend gesättigt wird. Aktuell schlägt das noch gar nicht durch, da durch die Störungen in den Lieferketten (dank des Corona Wahnsinns) das gesamte Produktionsgefüge aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Alle könnten ja scheinbar deutlich mehr produzieren, wenn sie nicht auf irgendwelche Zulieferteile warten würden. Wenn das dann mal abgearbeitet wurde wird das Strohfeuer erlöschen und die ganzen Überkapazitäten kommen dann zu Tage…und dann gute Nacht…mal von den ganzen Sekundäreffekten (Lohnrunden lassen grüßen, unsere Regierigen haben ja ausreichende Kreativität beim Abgreifen der… Mehr

Wittgenstein
2 Jahre her

Wittgenstein 1 Sekunde her Warten auf Bestätigung Liebe Redaktion, das Statistische Bundesamt meldet knapp 6% höhere Preise für Waren von August 20 – August 21. Dienstleistungen werden ähnliche Preisteigerungen vorweisen. Also, das IfO scheint zu optimistisch zu sein. Das Lastenrad sei den Münchenern gegönnt, nur sollten sie nicht alle Parkplätze abschaffen, denn irvendwo muss der klobige Sperrholzmüll ja geparkt werden…und im Winter immer eine Juteplane über dem Sperrholzkasten, damit es nicht ‚reinschneit! Übrigens in den letzten 10 Jahren sind in Deutschland mehr als 7 Millionen zusätzliche PKW zugelassen worden und auf den Strassen unterwegs. Die gelebte Realität hat mit den… Mehr

Frank v Broeckel
2 Jahre her

Inflation!

Einen Vorteil habe ich in dieser Angelegenheit!

Das billige Tschechien liegt nur 1,4 km von meiner Wohnung entfernt!

Langsax
2 Jahre her

Mit Verlaub, aber das IfO-Institut wird „meilenweit“ daneben liegen mit dieser Prognose. Selbst die hiesige Regionalzeitung schrieb im letzten Monat hätte es 3,9% Preissteigerungen gegeben. Und das kommt so in etwa hin, wenn ich analysiere, wie im Großhandel die Preise bereits angezogen haben und wenn man den Ankündigungen der Großhändler glauben darf, wird es weitere massive Preiserhöhungen geben. Dazu kommt noch die Knappheit an Vorprodukten….. das ist ein Gemisch, welches die Inflation explodieren läßt. Und gerade richtig für die völlig überschuldeten Euro-Staaten.

Ruhrler
2 Jahre her

Für Otto Normalverbraucher bedeutet „Inflation“ in erster Linie Wohnen, Essen, Energie, und wenn ich mir da die aktuellen Preise anschaue kann ich die 3% für 2021 nicht nachvollziehen. Und wenn ich mir die Pläne der Parteien (insbesondere der linksgrünen) anschaue kommt das dicke Ende erst noch. Es reicht schon wenn die Co2 Steuer schneller steigt als momentan verankert.

usalloch
2 Jahre her

2022 wird nichts mehr so sein wie vorher.Die Frachten steigen seit einem Jahr um das 6-7 fache. Holz Metalle etc. um 50% . Weltweit so wird geschätzt, sollen im nächsten Jahr 400 Millionen Arbeitsplätze wegfallen. China sowohl als starker Importeur wie Exporteur wird seine Erfolge nicht wiederholen können. Das zeichnet sich jetzt schon ab. Die USA erwarten eine “Lungenentzündung” Und unsere Nebelkerzen-Werfer vom IFO Institut prophezeien eine Inflationssteigerung von 3%! Eigentlich haben wir schon genug falscher Propheten in der Politik.

Dirk Bender
2 Jahre her
Antworten an  usalloch

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte haben im Juli den höchsten Anstieg seit Januar 1975 verzeichnet. Die Preise lagen 10,4 Prozent über dem Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Hauptverantwortlich war die Preisentwicklung bei den Vorleistungsgütern und bei Energie. Vorleistungsgüterwaren waren 15,6 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Gegenüber Juni stiegen diese Preise um 2,3 Prozent. Besonders hoch waren die Preisanstiege gegenüber dem Vorjahr bei Nadelschnittholz (+111 Prozent) und bei metallischen Sekundärrohstoffen aus Eisen-, Stahl- und Aluminiumschrott (+100 Prozent), aber auch bei Betonstahl in Stäben (+82 Prozent). Metalle waren im Durchschnitt insgesamt 32,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Die Preise für… Mehr

IJ
2 Jahre her

Das Ifo-Institut liegt bei derartigen Prognosen typischweise sehr daneben. Entweder wird deutlich überschätzt oder unterschätzt. Wieder einmal ausgeklammert wurden offensichtlich zukünftige Währungs- und Zinseffekte und die Rückwirkungen daraus auf die inländische Inflation. Man bedenke: Deutschland und die EU sind rohfstoffarm (und arm an Vorprodukten) und auf entsprechende weltweite Importe angewiesen. Wenn etwa in den USA die Kapitalmarkt- oder gar die Geldmarktzinsen steigen, die EZB aber an der Nullzinspolitik festhält, kommt es zu einer deutlichen Euroschwäche und im Anschluss zu einer importierten Inflation. Auch die frühere deutsche Exportweltmeisterschaft schützt in einem derartigen Fall nicht (mehr), da bei den aus Deutschland in… Mehr

Thorsten
2 Jahre her

Zur langfristigen Geldanlage bieten sich ETFs auf Aktien, Immobilien und Rohstoffe an. Weiterhin auch Gold und Silber was auch in kleineren Stückelungen möglich ist.
Mit etwas Eigeninitiative kann man die EZB auch austricksen.