Grünes Umfeld redet sich die Wirtschaft schön

Verschiedene Vorfeld-Organisationen haben eine Studie zur „Verkehrswende“ vorgestellt. Ergebnis: „Nachhaltige Mobilitätswirtschaft“ lässt den Standort boomen – nur eine hat das noch nicht gemerkt.

picture alliance/dpa | Martin Schutt

Der Wirtschaftsstandort Deutschland profitiert stark von den Unternehmen der nachhaltigen Mobilitätswirtschaft. So lautet das zentrale Ergebnis einer Studie, die grün-nahe Vorfeld-Organisationen vorgestellt haben. Demnach gäbe es in dem Bereich 1,7 Millionen Beschäftigte und eine „Wertschöpfung“ von 118 Milliarden Euro. Hinter der Studie stehen die Allianz pro Schiene, der Bundesverband Carsharing, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die „Zukunft Fahrrad“.

Durchgeführt hat die Studie das Conoscope-Institut. Das zählt neben Bussen und Bahnen auch Taxis, Fahrräder und Carsharing zur nachhaltigen Mobilität. Laut des Instituts erzeugt jeder in dieser Branche ausgegebene Euro eine zusätzliche „Wertschöpfung“ von 2,40 Euro. Damit rechnet das Institut die „Wertschöpfung“ auf 117,6 Milliarden Euro hoch. Damit profitierten 1,7 Millionen Menschen von direkten oder indirekten Beschäftigungseffekten, was wiederum Einkommen von 66,8 Milliarden Euro generiere.

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Die höhere Wertschöpfung entstehe dadurch, dass die alternative Mobilität Klima und Ressourcen schone. Das verbessere die Gesundheit der Menschen. Außerdem seien die neuen Angebote attraktiver und flexibler. Letzteres stimmt. Wer einen Zug um 17.50 Uhr nehmen will, muss so flexibel sein, dass der vielleicht erst um 18.20 Uhr, 18.55 Uhr oder gar nicht kommt. Zudem hätten die Arbeitsplätze in der alternativen Mobilität den Vorteil, dass sie nicht ins Ausland verlagert werden könnten.

Zur Studie gibt es auch eine begleitende Umfrage. Nun verfügen die Auftraggeber der Studie über harte, belastbare Zahlen wie: Umsätze, Nachfrage, Pünktlichkeitstabellen, Entwicklung von Arbeitsplatzzahlen. Diese Zahlen könnten zu unangreifbaren, unumstößlichen Ergebnissen führen. Allerdings auch zu unerwünschten Ergebnissen.

Da ist es schon besser, zu einem Begriff wie „Wertschöpfung“ zu greifen, bei dem man selbst die Parameter bestimmt und damit die Richtung des Ergebnisses sicherer macht. Oder eben zu einer begleitenden Umfrage. Da hat man wiederum die Auswahl der Befragten in der Hand und kann sie mit der Fragestellung noch in die richtige Richtung schubsen. Und – badauz – das Ergebnis ist wie gewünscht: 74 Prozent der Befragten sagen, dass sich die Angebote deutlich oder etwas verbessert hätten. Tusch.

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Das Ergebnis ist ob der Umstände ein wenig wacklig. Aber um ARD, ZDF, Süddeutsche und Co eine grün-freundliche Berichterstattung zu entlocken, dürfte es reichen – da genügt schon viel, viel weniger zu. Dass sich die Befragten für mehr Busse und Bahnen, Radwege und bessere Umstiegsmöglichkeiten aussprechen, ist Ehrensache. Dass Mehr-Radwege mit 44 Prozent nicht einmal eine Mehrheit erhält, ist allerdings ein Schönheitsfehler, der in der nächsten Studie nicht mehr vorkommen dürfte.

Die Botschaft der Vorfeld-Organisationen ist aber so oder so gesetzt. ARD, ZDF, Süddeutsche und Co dürften mitspielen. Blöd nur, dass sich ein Player diesem Spiel verweigert: die Realität. Laut des Conoscope-Instituts fördert die nachhaltige Mobilität die Gesundheit. Doch in der Realität erreicht der Krankenstand einen Rekord nach dem nächsten. Laut des Conoscope-Instituts bleiben die Arbeitsplätze der nachhaltigen Mobilität im Land. Doch in der Realität hat Deutschland im ersten Quartal 2023 zusammen 260.000 Fahrräder und E-Bikes exportiert. Doch im Gegenzug kamen im gleichen Zeitraum 1,04 Millionen Fahrräder und E-Bikes aus dem Ausland. Die Arbeitsplätze im Ausland schlagen also die im Inland im Verhältnis 4:1.

Doch die Botschaft bleibt, die grün-nahe Vorfeld-Organisationen gesetzt haben. Grüne Produkte lassen die Wirtschaft blühen. Gut. Noch schrumpft die deutsche Wirtschaft als einzige unter den Industrienationen. Aber das „Wirtschaftsministerium“ von Robert Habeck (Grüne) arbeitet bereits an einem Begriff des Bruttoinlandsprodukts, der „Wohlgefühl“ und Klimaschutz mit berücksichtigt. Das ist kein Witz, nicht einmal eine ironische Zuspitzung. Wird dieser Wert erst einmal von Medien akzeptiert, boomt die deutsche Wirtschaft. Das belegen dann Studien – so lange Grüne und ihre Vorfeld-Organisationen die Parameter bestimmen dürfen.

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Kommentare ( 31 )

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Rob Roy
19 Tage her

Habeck und sein „Wohlgefühl“. Das hat er bei den Dänen abgeschaut, wo es zum Nationalbewusstsein gehört, dass alles möglichst hyggelig, also beschaulich und gemütlich sein soll.
Das kann man aber auf keinen Fall auf Deutschland so anwenden. Dazu müsste es eine Re-Transformation zurück zu alten Werten und einer friedlichen, entspannten Gesellschaft geben.
Wenn Habeck das echt durchzieht und „Wohlgefühl“ zur Staaträson erklärt, dann nur, um die Menschen einzulullen und ihnen vorzugaukeln, alles käme in Ordnung, solange man nur den Staat machen lassen würde.

K. Sander
19 Tage her

Vor etwa 4 Wochen war ich zu Fuß auf dem Baumarkt und dann bin ich wieder auch zu Fuß zurück. Da habe ich etwas besonderes gesehen. Ich jedoch leider kein Handy zum Fotografieren mit. Da war ein Ständer mit etwa 5 Fahrrädern. Wie lange die dort stehen, weiß ich nicht. Die waren massenhaft von Spatzen, Tauben, Krähen und anderen vollgesch… Deshalb waren die mit weißen Flecken und Haufen fast voll. Ich habe sofort gedacht, dass Fahrräder der Natur sehr gut helfen. :-)))

kommissar hunter
19 Tage her

Bei t3n dot de „Studie: So verändert sich der Markt, wenn die Wirtschaft nachhaltig wird“ gibt es nochmal eine schöne grün zurechtfantasierte Studie zum analysieren.

Um es zusammenzufassen: wenn alle (Anbieter) mitmachen funktioniert es => wahrscheinlich weil der Konsument dann keine Wahl mehr hat.

Rosalinde
19 Tage her

Das was die Grünlinge bei uns anstreben hat China schon lange hinter sich. In der Mao Zeit fuhren alle Chinesen, außer den Funktionären, mit dem Fahrrad. Das ist schon lange vorbei, scheint sich aber immer noch
noch nicht bis zur Mehrheit im Bundestag herum gesprochen zu haben.

Crossbow
20 Tage her

Auf diese Weise kann man sich sich auch noch die letzten Horrorzahlen schönrechnen .
Ähnliche, durch weglassen „aufgehübschte“ Zahlen waren neulich im ÖRR zu sehen :
in der Lausitz wurden im „Bereich der Erneuerbaren“ ca. 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen – sehr schön – vor allem dann, wenn man nicht weiß, dass vorher Arbeitsplätze im fünfstelligen Bereich abgebaut werden mussten …..
Aber mit Logik haben´s die Grünen ja eh nicht so .

Petra G
20 Tage her

„Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Realität noch Fakten auf“
(Honnies Satz auf Habeck`sch)

Die Wahrheit
20 Tage her

DANKE – Herr Thurnes für dieses wunderschönes Märchen aus dem Märchen Ministerium.

Ulrich
20 Tage her

„Rauchen schadet nicht Ihrer Gesundheit! gez. Dr. Marlboro“ Otto Waalkes war seiner Zeit weit voraus, als er diese Studie der Tabakindustrie benannte.

humerd
20 Tage her

die „Vorfeldorganisationen“ sind NGOs. Ein gutes Beispiel über deren manipulative Art „Bayern bietet Bürgern Lastenrad statt Auto an – die reagieren begeistert Wie viele Menschen würden im ländlichen Raum auf das Auto verzichten, wenn sie Zugang zu einem E-Lastenrad hätten? Die bayerische Staatsregierung wollte es herausfinden – und startete einen großen Test in sieben Gemeinden. (…) Seine These stützt ein Modellprojekt des Verkehrsministeriums, das in sieben kleineren bayerischen Kommunen ein Mietsystem für E-Lastenräder aufgebaut hat.“ In Lechbruck am See, Lindau, Cadolzburg, Freising, Würzburg, Marktredwitz und Passau. https://www.focus.de/earth/analyse/grosser-test-bayern-bietet-buergern-lastenrad-statt-auto-an-die-reagieren-begeistert_id_259833052.html Freising, Würzburg und Passau sind Universitätsstädte mit guter Infrastruktur und gewiss keine „Kleineren… Mehr

Waldorf
20 Tage her

Diesen Kult um Gefälligkeitsgutachten aka „Studien“ hatten wir doch schon, nur dass früher jedem klar war, dass Umfragen der GKF regelmäßig sinnvoller und verlässlicher als „Bertelsmann-Studien“ waren bzw. sind. Nebelwerfer-Studien sind heute nirgendwo so omnipräsent wie bei „Grünen“ Lieblingsthemen, ob zu Klima oder Gender, Migration oder irgendwas mit „Trans“ – halt follow the junk-science. Nur vergessen unsere aktuellen „Guten“ regelmäßig das „Junk“ mitzuerwähnen – too bad, sorry. Selbst für reinsten Aberwitz und Nonsens gibt’s Studien, die vor Jubel überlaufen, blanken Irrsinn für „machbar“ erklären, natürlich immer nur im Modell, also modelliert, weil es für gelebten Schwachsinn von der Regierungsbank aus… Mehr