Signale an der Börse: Druck durch Strafzölle und Zinserhöhungsbefürchtungen

Stabilisierung in New York zum Wochenschluss, Buffet skeptisch, Chinas KP stellt Weichen.

© Eduardo Munoz Alvarez/Getty Images

Trotz mancher Seltsamkeit in seiner Amtsführung war Donald Trump für Börsianer bislang eine Art Lichtgestalt. Auf die Rally an der Wall Street nach der Präsidentschaftswahl im Herbst 2016 folgte die Euphorie über eine Steuerreform, die insbesondere die Unternehmen stark entlastet und die Gewinne treibt. Viele Allzeithochs in New York folgten. Doch die Einführung von Strafzöllen fügt dem bislang so positiven Börseneinfluss des US-Präsidenten einen neuen, düsteren Farbton hinzu. Es droht zwar nicht gleich ein globaler Handelskrieg, aber auch bei den nun durch Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner (auch der EU) zu erwartenden Hakeleien kann es eigentlich nur Verlierer geben. Die Kurse an der Wall Street gaben nach Bekanntwerden der Maßnahme stark nach. Da nutzte es wenig, dass Fed-Chef Jerome Powell Befürchtungen milderte, die US-Konjunktur könne überhitzen. Zuvor hatte Powell den eingeschlagenen Pfad der Zinserhöhungen bestätigt, Anleger begannen, sich auf mehr als die bislang erwarteten drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr einzustellen. Bereits bei ihrer Sitzung am 21. März dürfte die Fed an der Zinsschraube drehen.

Der Dow Jones Industrial setzte gleichwohl am Freitag seinen jüngsten Abwärtstrend fort. Allerdings hielten sich die Verluste verglichen mit den drei Handelstagen davor in Grenzen. Mit einem Minus von weniger als einem halben Prozent auf 24.538 Punkte ging der US-Leitindex ins Wochenende. Auf Wochensicht verlor das Barometer damit gut drei Prozent.

Ein Schlussspurt half dem breiter gefassteren S&P 500 Index zu einem letztlich noch deutlichen Plus von 0,5 Prozent auf 2691 Punkten. Noch besser lief es für den technologielastigen NASDAQ 100, der um 0,9 Prozent auf 6.811 Punkte zulegte. Die Experten von BankAmerica Merrill Lynch bleiben auch weiter optimistisch. So traut Marktstrategin Savita Subramanian dem S&P 500 in einer am Freitag vorliegenden Studie bis Jahresende 3.000 Punkte zu.

Mit einem Minus von 4,8 Prozent auf 148 Dollar waren die Aktien von McDonalds der größte Verlierer im Dow. Analyst David Palmer von RBC Capital äußerte sich in einer aktuellen Studie negativ zum Schnellrestaurant-Betreiber und senkte sein Kursziel von 190 auf 170 Dollar. Auch die Boeing-Aktien setzten mit minus 1,4 Prozent auf 345 Dollar ihren Abwärtstrend fort. Noch zur Wochenmitte hatten die Anteile des Flugzeugbauers zeitweise mehr als 371 Dollar gekostet. Händler verwiesen auf die angekündigten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Die Preise für die aus Aluminium hergestellten Produkte wie Flugzeuge dürften dann steigen, weshalb sie teurer würden und Boeing Wettbewerbsnachteile bringen könnten.

In der Chipbranche geht die Fusionswelle weiter. Der US-Halbleiterhersteller Microchip Technology will für 8,35 Milliarden US-Dollar den Rivalen Microsemi schlucken, wie die beiden Unternehmen am Donnerstag nach Börsenschluss mitteilten. Für jede Microsemi-Aktie bietet Microchip 68,78 Dollar in bar. Microsemi-Papiere schlossen mit plus 4,7 Prozent auf 67 Dollar, während Microchip Technology um 2,6 Prozent zulegten.

Fans von Investorenikone Warren Buffett warten jedes Jahr sehnsüchtig auf den jährlichen Aktionärsbrief seiner Holding Berkshire Hathaway. Am vergangenen Samstag wurde er nun veröffentlicht. Und aufmerksame Leser konnten zwischen den Zeilen eine versteckte Warnung für den Aktienmarkt herauslesen. Beispiel gefällig? Während er im vergangenen Jahr auf vergleichsweise gute Aussichten der US-Börse hinwies, klingt Buffet dieses Mal etwas zurückhaltender. „In den kommenden 53 Jahren (so lange ist Buffett inzwischen Chef bei Berkshire) werden auch unsere Aktien einmal einen deutlichen Rückgang erfahren.“ Niemand könne allerdings sagen, so Buffett, wann das passiere. Die Ampel springe direkt von Grün auf Rot. „Immer wenn es große Rückschläge geben wird, entstehen auch Chancen für alle, die nicht durch Schulden behindert werden“, schreibt Buffett. Der 87-Jährige scheint sich selbst für den großen Rückschlag in Stellung zu bringen. Ende des Jahres verfügte Berkshire Hathaway über einen Bestand an liquiden Mitteln und Wertpapieren in Höhe von 116  Milliarden Dollar: „Das ist eigentlich weit mehr, als wir haben wollen.“

Wenn an diesem Montag in Peking der Volkskongress zusammenkommt, steht ein Thema auf der Agenda ganz weit oben. Mithilfe einer Verfassungsänderung soll die bisherige Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten beseitigt werden. Damit wäre der Weg für Amtsinhaber Xi Jinping frei, seine ehrgeizigen Wirtschaftsreformen längerfristig weiterzuverfolgen. „Zu den Projekten von Chinas Regierung zählen die Schließung unrentabler Staatsbetriebe, der Abbau der Verschuldung und eine Neuausrichtung der Wirtschaft hin zu mehr Innovationen und Qualität“, erklärt David Gaud, Chefanlagestratege Asien bei Pictet Wealth Management. „Vorangetrieben wird auch eine Internationalisierung des Yuan, der als globale Handelswährung positioniert werden soll“, sagt Gaud. Dies könne durch Ausgaben von Yuan-Anleihen und die Bezahlung von Importen etwa aus anderen Schwellenländern mit der chinesischen Landeswährung geschehen. Ein wichtiges Ziel sei es dabei, dass das Ausland den wirtschaftlichen Aufstieg des Landes mitfinanzieren könne.

Noch im Januar warnten Experten vor einer Überhitzung der deutschen Wirtschaft. Diese Gefahr dürfte bald gebannt sein, denn zuletzt häuften sich die Dämpfer für die Konjunktur. Das zeigt auch die jüngste Konsumklimastudie der GfK. Demnach beurteilten viele deutsche Haushalte die weitere Konjunkturentwicklung deutlich skeptischer als noch im Januar. Auf dem Arbeitsmarkt hierzulande ist das rasante Wachstum bei freien Stellen jedenfalls vorerst gestoppt, vermeldet die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Die Zahl der Arbeitslosen geht aber erst einmal weiter zurück. So sank im Februar die Zahl der Jobsucher auf den niedrigsten Wert in diesem Monat seit mehr als 25 Jahren.


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Kommentare ( 8 )

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Die böse Fee
6 Jahre her

Was dem einen sein Strafzoll, ist der EU schon seit Jahrzehnten der
„Anti-Dumping-Zoll“.

Ben Krüger
6 Jahre her

Generell kann man über die Börse schreiben was man will. Ob gut, ob schlecht. Egal, es gibt in beide Richtungen effektive Anlageinstrumente. Das Problem der meisten Leute ist, dass sie sich damit kaum beschäftigen, und zu allen Zeiten den Eindruck haben, dass es schlecht ist. Trump, Klimawandel, Rohstoffpreise, Gelddrucken, Zinsen senken, Zinsen anheben, Crash, Boom, Bang, alles böse!

Eberhard
6 Jahre her

Bin kein Börsenguru, noch Wirtschaftsexperte. Mein Beruf verlangte jedoch logisches Denken. Das vermisse ich allerdings oft, wenn es um globalen Markt und globale Wirtschaftsmacht geht. Da werden Krokodils-tränen von der deutschen Wirtschaft vergossen, weil die USA Strafzölle auf Importe von Stahl und Alu verhängt. Aber fast alle Industrienationen, so auch Deutschland, subventionieren ihren Export. Gerade für diese beiden Energie intensiven Industriezweige, wird der deutsche Otto Normalverbraucher mit Riesensummen zur Kasse gebeten. Nur um dadurch den zu erzielenden Exportüberschuss zu gewährleisten. Einen freien globalen Markt gibt es schon längst nicht mehr. China, USA, Russland, Ölländer usw. treiben globalen Handel nur zum… Mehr

treu
6 Jahre her
Antworten an  Eberhard

Bei allem Respekt, aber was sollte daran „schlecht“ sein, wenn ein Staat Handel vor allem zum eigenen Vorteil betreibt? Das war schon immer so und wird immer so bleiben. Wie es übrigens jeder kleine Kaufmann auch tut und tun muß, um einen Gewinn und damit ein Auskommen zu erwirtschaften.

Martin
6 Jahre her

Der Autor hat einen Rundumschlag ueber den Planeten gemacht, aber was will er uns sagen?

EinSödernUndKaudernHier
6 Jahre her
Antworten an  Martin

Wer nichts zu sagen hat macht halt gern viele Worte 🙂

Hans sein Schatten
6 Jahre her

Ein Horoskop oder eine Spielseite wäre informativer, bestimmt aber lustiger;-))

Ricarda
6 Jahre her

Logo, aus Gründen staatlicher Sicherheit: Strafzölle in Höhe von 40 % suf alle Apple- und Windowsprodukte.