Daimler wird grün

Keine Rede mehr ist bei Daimler von vielen neu einzustellenden »Flüchtlingen« und vom neuen Wirtschaftswunder, das »Flüchtlinge« auslösen sollten, wie das Noch-Daimler Chef Zetsche einst verkündet hatte.

imago images / Sven Simon
Daimler-Chef Dieter Zetsche bei Bündnis 90 Die Grünen 2016

Jetzt soll auch der Daimler-Konzern grün werden. Die rund 300.000 Mitarbeiter sollen kein CO2 mehr ausstoßen. Denn der künftige Konzernchef Ola Källenius will auf der Suche nach neuen Attributen zur eigenen Profilierung den Stuttgarter Automobilhersteller zum komplett C02-freien Unternehmen machen. Der Schwede setzt Daimler voll auf den Klimawahn-Zug. Källenius, der mit einem »Internationalen Management«-Studium zugleich der erste Daimler-Chef ohne Ingenieurstudium ist, will außerdem massiv die Kosten senken. Das gesamte Klimageklirr kostet zu viel und bringt zu wenig. Dazu will er in den nächsten Jahren gleich mal bis zu 10.000 Mitarbeiter entlassen. Keine Rede mehr ist bei Daimler von vielen neu einzustellenden »Flüchtlingen« und vom neuen Wirtschaftswunder, das »Flüchtlinge« auslösen sollten, wie das Noch-Daimler Chef Zetsche einst verkündet hatte.

Die ersten Umbauschritte sollen schon bis 2022 abgeschlossen sein. »Unsere Mercedes-Benz Werke in Deutschland werden ab 2022 CO2-neutral produzieren«, meldet die Daimler-Öffentlichkeitsarbeit. Das bedeutet: »Wir verzichten damit komplett auf Kohlestrom und beziehen unsere elektrische Energie nur noch aus regenerativen Quellen«, erklärt Markus Schäfer, Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Produktion und Supply Chain, beim 6. Effizienz-Gipfel des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion der Universität Stuttgart im Center of Excellence des Mercedes-Benz Werks Sindelfingen.« Puh, solch Phrasenstroh muß man erstmal verdauen.

Weiter: »Die CO2-neutrale Energieversorgung der Werke ist eine erste konkrete Maßnahme, die sich aus der »Purpose«-Initiative von Mercedes-Benz Cars ableitet. Diese zielt auf eine langfristige Orientierung von Entscheidungen und gesellschaftlich verantwortliches Handeln.«

Nicht berichtet wird, wie Daimler die mit Sicherheit verstörten Mitarbeiter – darunter viele Ingenieure, die den Unsinn durchschauen – auf den rechten Pfad bringen wollen. Die müssen erst einmal Banalitäten verdauen, die unter der Verantwortung der »Leiterin Globale Wirtschaftskommunikation Mercedes-Benz Cars« ins Land gestreut werden: »In der täglichen Arbeit liegt der Fokus auf der kontinuierlichen Verbesserung sowie der Weiterentwicklung von modernen Fertigungsverfahren, die eine effiziente, flexible und umweltfreundliche Produktion künftiger Hightech-Fahrzeuge in typischer Mercedes-Benz Qualität ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Know-how, deren Arbeit durch eine gezielte ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie durch eine intelligente Automatisierung unterstützt wird.«

Dem Wortgeklingel der Abteilung »Motivation« entnimmt man, dass eine »Purpose-Initiative« ins Leben gerufen wurde. Die soll sich mit der »essentiellen Frage nach dem tieferen Sinn (»Purpose«) des Unternehmens beschäftigen«. Gut, kann man ja mal nach fast 140 Jahren Produktion von Automobilen stellen, die Frage. Nicht dass jemand in der Motivationsabteilung denkt, hier würden Schokoladenosterhasen produziert.

»Wofür existiert Mercedes-Benz eigentlich? Denn die Erfindung des Automobils hat Millionen von Menschen Mobilität und letztlich persönliche Freiheit ermöglicht. Gleichzeitig ist mit dem großen Erfolg des Automobils auch eine immense Verantwortung verbunden. Wie kann ein Unternehmen dieser Verantwortung nachhaltig und dauerhaft gerecht werden?« Die Leiterin »globale Wirtschaftskommunikation Mercedes-Benz Cars« weiter: »Alle Mercedes-Benz Werke in Deutschland sind nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert. Ein Energiemanagement zur kontinuierlichen Reduzierung des Energieverbrauchs ist implementiert. Mit vielfältigen Maßnahmen wird die Belegschaft in den Werken sensibilisiert. Dazu gehören allgemein sichtbare Energiespar-Tipps, Schulungen und Energie-Messen in der Produktion.« Dann folgt ein Querverweis zum grünen Daimler-Guru Dieter Zetsche. (Lesen Sie mehr zum »Purpose« von Mercedes-Benz auf Zetsches LinkedIn-Profil (in englischer Sprache).

Die »erste konkrete Entscheidung, die sich aus »Purpose« ableitet, sei die Umstellung auf CO2-neutrale Produktion.« Strom dürfe danach nur noch aus »erneuerbaren Energiequellen« kommen. Die Daimler-PR: »Künftig stammt zugekaufter Strom zu 100 Prozent nachweisbar aus regenerativen Quellen, wie beispielsweise aus Wind- und Wasserkraft.«

Autoherstellern unter den aktuellen Auspizien anzuempfehlen wäre, das Attribut »nachweisbar« etwas vorsichtiger zu verwenden. Das kann ausschließlich bedeuten: Autos werden nur noch gebaut, wenn die Sonne scheint und der Wind kräftig weht. In den langen Herbst- und Winterflauten stehen die Bänder still. Gut, dann kommen auch keine CO2-ausblasenden Autos mehr von den Bändern.

Jetzt müssen nur noch die Autokäufer dieses »Warum sind wir eigentlich da?« goutieren – und letztlich bezahlen. Als Symbolbild fügt Daimler übrigens ein Windrad auf die Webseite ein. Vogelschredder und Fledermauszerhäcksler als Leitbild?
Immerhin hat der Daimler-Konzern jetzt ziemlich überraschend beschlossen, alle Spenden an Parteien zu streichen. Seit mehr als 20 Jahren flossen hohe Summen als offizielle Spenden in die Parteikassen. CDU und SPD bekamen im vergangenen Jahr jeweils rund 100.000 Euro, CSU, FDP und Grüne jeweils 40.000 Euro. Damit ist jetzt Schluss. Daimler-Sprecher Jörg Howe zu BILD: »Diese Entscheidung ist unabhängig von aktuellen politischen sowie wirtschaftlichen Ereignissen gefallen.«
BMW wird nach Bild-Informationen weiter zahlen, Susanne Klatten und Stefan Quandt spendeten 2018 jeweils 125.000 Euro an die CDU.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 80 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

80 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
conferio
4 Jahre her

Ein Schwede an der Spitze, aus Schweden, einem Land, das laut UN 2030 zum drittweltstaat verkommen wird. Nein, die Schweden hatten noch nie intelligente Wirtschaftsleute, alles Versager. Schwedische Autos gibt es logischerweise nicht mehr, entweder pleite oder als Tochterunternehmen von ausländischen Firmen. Schon die Allianz mit Chrysler ist grandios gescheitert und hat Milliarden gekostet.
So wie es aussieht sind an der Spitze von Daimler nur Versager….das letzte Kapitel hat wohl begonnen

merkelinfarkt
4 Jahre her

Daimler quatscht der aktuellen, deutschen Politik nur möglichst genau nach dem Mund, während im Inland die Kapazitäten zugleich massiv abgebaut und in den USA (Trump!) und China massiv auf- und ausgebaut werden. Die Differenz zwischen dem grünen, hochmoralischen Gequatsche und hochoffiziellen Tun nach Außen und dem, was man intern tatsächlich denkt, wählt und verdeckt tut, wird für Firmen wie Leistungserbringer immer wichtiger. Soweit sind wir bei der merkelschen, hochbürokratisierten, internationalsozialistischen Planwirtschaft schon gekommen.

Franz Liszt
4 Jahre her

Nach vierzig Jahren Mercedes fahren steige ich jetzt auf Atomkrafterzeugte Japaner um.

Klaus Kabel
4 Jahre her

Alle Räder stehen still wenn der grüne Arm es will! So wie wir heute arbeiten werden wir morgen leben. Unsere ganze Schöpferkraft für den Moralismus. Wo ein Grüner ist, da ist die Partei – also das bessere Argument.

Absalon von Lund
4 Jahre her

Mit dem Physiker Dieter Zetsche, der zuletzt ungesund grün wirkte, verabschiedet sich auch die Physik aus dem Daimler-Konzern. Ob das wohl gut geht, weil die Physik ja grundlegend beeiligt war, als er entstand!?

CIVIS
4 Jahre her

Lieber Helmut B.,
interessante Gedanken habe Sie da; …aber keinesfalls abwegig !

Dass das Elektroauto nicht das ´gelbe´sondern nur das ´grüne ´ vom Ei ist, habe ich auch schon in mehreren Kommentaren zur Ausdruck gebracht. E-Mobilität wird m.E. zumindest bei Autos nicht der weltweite Burner werden; erste eklatante Defizite werden aktuell in Artikeln und Gutachten schon publiziert.

Sonny
4 Jahre her

Wozu denn noch monetäre Spenden an die Altparteien? Wenn sich ein Unternehmen nur noch politischen Utopien verpflichtet und damit den ganzen verdummenden Parolen weiter Vorschub leistet, wiegt das ja wohl eine Spende von läppischen 100.000 Euro auf, oder? Außerdem ist das alles eine wunderbar vorgeschobene Begründung dafür, im teuren Arbeiter-Deutschland massenhaft Arbeitsplätze abzubauen und die Produktion step by step in billigere Gefilde zu versetzen.

Contra Merkl
4 Jahre her

Da wird Modellreihe für Modellreihe Deutschland verlassen. Die G Klasse in Russland gebaut, die Flitzer in USA oder China. Bei Bosch in der Dieselsparte ist jetzt schon jede 2. Schicht mangels Nachfrage gecancelt. Mitarbeiter werden in Zwangsurlaub geschickt. Findet man für die keine Anschlussverwendung, geht es zum Amt. Die können sich schon mal ein Hobby suchen. Wenn dann die Friday for Future Kids mit ihrem Sozial und Gender Studium fertig sind, sind bei Benz die Hallen leer. Mit Kanthölzern und Knochenleim können die sich dann Fred Feuerstein Familien Seifenkisten zusammenleimen. Mit Maschendraht und Pappmachee werden die schön windschnittig, damit kann… Mehr

Hadrian17
4 Jahre her

Der neue GLB wird, wie zu lesen ist, in Mexico und in China gebaut …

https://www.motor1.com/news/346049/2020-mercedes-glb-production-mexico/

usalloch
4 Jahre her

Jetzt halten auch bei Mercedes solche Querdenker und Quereinsteiger Einzug ,wie einst Daniel Goeudevert bei VW. Immer dann wenn ein Unternehmen den Vollrausch des Erfolgs genießt, wird Zahl der vom Peter- Prinzip infizierten größer. Als E. Reuter der große Visionär und Erfinder des „integrierten Technologiekonzern“ bei Mercedes das Ruder übernahm , standen am Ende seiner Amtszeit 36 Milliarden DM Betriebsverluste zu Buche . Als man zwischendurch die Ingenieure, die unter dieser finanziellen Misere litten fragte , was wäre wenn, war die Antwort: bei mehr Konzentration auf unseren eigentlichen Job, würden wir die besten Autos der Welt bauen.