„Sportsfreund“ Boomer-Wort des Jahres 2024

Seinem Unmut Luft verschaffte der TikTok-Influencer Levi Penell, der die von der Abstimmung zum Jugendwort des Jahres ausgehende Bevormundung der Gen Z aufs Schärfste ablehnte. Mit einer Wahl zum „Boomer-Wort“ des Jahres setzte er zum Gegenschlag an und hielt den Altvorderen den linguistischen Spiegel vor.

Screenshot via TikTok / Levi Penell

Womit man sich so die Zeit vertreiben kann. Dem Influencer Levi Penell, seines Zeichens Mitglied der viel gescholtenen Generation Z, platzte der Kragen, da mediale Abstimmungen über das Jugendwort des Jahres vor allem von älteren Herrschaften geführt würden, die, nach Meinung von Penell, nur wenig Bezug zum tatsächlichen Sprachgebrauch der Jugend von heute hätten. Darum rief der rasant rezitierende TikToker zu einer Gegenabstimmung zum Boomer-Wort des Jahres auf, bei dem allerdings ein reizendes altmodisches Wort, das bedauernswerterweise ungebräuchlich ist, prämiert werden sollte.

„Ich hab so hart keinen Bock mehr aufs Jugendwort des Jahres“, leitete Penell seine Plädoyer ein. „Es ist immer dieselbe Sch***e. Es sind immer ‘cringe’ und ‘digga’ nominiert und dann noch 8 andere Worte, die man noch nie im Leben gehört hat“, monierte der Influencer. Die Abstimmung führe, so mutmaßte Penell, wohl immer „ein Haufen alter Leute“ durch, die sich an einen Tisch setzen und „genüsslich einen Kaffee trinken“, nur um dann zu konkludieren, dass die Jugend das Gewinnerwort wohl „grade schon so von sich geben“ würde.

Diese gefühlte Respektlosigkeit gegenüber dem sprachlichen Ausdrucksvermögen der Rentenbeitragszahler von morgen zahlte Penell aber nicht mit barer Münze heim, sondern ging ehrbar voran, als er die Wahl just zu einem alten Wort, das trotz seines sprachlichen Reizes viel zu selten benutzt wird, ausrief. „Also einfach so Retro-Worte“, erläuterte Penell sein Ansinnen, „Worte, wo man sich richtig Vintage fühlt, wenn man die benutzt.“ Dabei stand allerdings keineswegs der Spott über das aus der Zeit gefallene Vokabular im Vordergrund, sondern just die Sprachpflege, da man sich beim zu prämierenden Ausdruck denken solle: „Ey, das is schon einfach n richtig geiles Wort.“

Über den modus operandi der Abstimmung sind wenig weitere Worte zu verlieren. Die Top 10 beinhalteten Klassiker wie „Firlefanz“, „knorke“, oder auch die vom Autor dieser Zeilen noch stets gepflegten „harsch“ und „Obacht“. In der finalen Abstimmung setzte sich sodann „Sportsfreund“ mit 56.932 Stimmen vor „Papperlapapp“ und „schnabulieren“ durch. Die Abstimmung zum Jugendwort des Jahres beginnt übrigens erst im Juni. Letztes Jahr setzte sich „goofy“ vor „side eye“ und „NPC“ durch. Und so dreht sich die Welt weiter.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 11 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

11 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
BK
6 Monate her

Von 2 Videos und 708 Abonnenten abgesehen, kennt den auf YouTube niemand. Aber TikTok ist auch nicht sehr anspruchsvoll, was den Inhalt betrifft.

Peer van Daalen
6 Monate her

Kennt noch jemand den guten, alten Ratzefummel, oder „urst“ aus der DDR?
Atze für „großer Bruder“ und Keule für „kleiner Bruder“ aus Berlin?
Als je 1/3 Belgier, Portugiese und Deutscher, der in Berlin-Kreuzberg u.a. unter türkischen Arkadaşlar groß geworden ist, nutze ich diese und andere schönen Worte der Steinzeit-Boomer als 72-jähriger noch immer … :-).

Last edited 6 Monate her by Peer van Daalen
Ohanse
6 Monate her

Die stecken in (staatlichen) Schulden bis über den Scheitel, bevor sie aus der Schule sind. Die sind Steuersklaven vom ersten Tag ihres Erwachsenenlebens an, Ampel und Union sei Dank. Da ist nichts mit selbstbestimmtem Leben.

Wilhelm Roepke
6 Monate her

Mein Unwort des Jahres, ob Boomer oder Generation Z, ist „Haltung“. Dicht gefolgt von „Hass und Hetze“.

M. Stoll
6 Monate her

„Jugendwort“ oder „Unwort des Jahres“, hat sich für diesen Kokolores selbsternannter Experten außer den Tagesschau-Redakteuren irgendjemand je interessiert?
In spätestens 10 Jahren sind die Boomer, die alten Sportsfreunde, zur Hälfte sind das auch noch alte weiße Männer, raus aus der Arbeitswelt.
An manchen Tagen habe ich Angst davor und manchmal freue ich mich darauf.
Aber die Erde wird sich weiter drehen, egal ob im abstürzenden Deutschland ein steuerfinanziertes Balkonkraftwerk installiert wird oder ein Sack Reis umfällt.

nachgefragt
6 Monate her

Dufte Idee.

Aber dass da viele Vorschläge kommen, ist zu bezweifeln. Und wenn doch, möchte ich da keine Fehlerkorrektur machen müssen. Bekanntlich machen „die Boomer“ das Jugendwort des Jahres für die Jugend ja auch gerade deshalb, weil die Jugend große Probleme mit dem Lesen und Schreiben hat.

nachgefragt
6 Monate her
Antworten an  nachgefragt

Erschwerend kommt hinzu, man liest das oft, dass ganz viele von denen auch gar nicht die Sprache sprechen.

Gabriele Kremmel
6 Monate her

Das Boomerwort des Jahres ist gar nicht Sportsfreund sondern Rente.
Ich gehöre selbst dieser Generation an und höre nichts anderes mehr: Ich gehe (Anzahl von Jahren) in Rente, für die Rente muss ich noch… , wenn ich in Rente bin…, wer soll unsere Rente noch zahlen…, Rente hier, Rente da.

Paprikakartoffel
6 Monate her
Antworten an  Gabriele Kremmel

Da bereits GenX die Rentenansprüche für einen zynischen Witz hält, könnte man das Wort Rente tatsächlich als „letztmals durch Vor-dem-Pillenknick-Jahrgänge genutztes Konzept der Lebensunterhaltssicherung bei altersbedingter Erwerbsunfähigkeit“ definieren.

Last edited 6 Monate her by Paprikakartoffel
P.Schoeffel
6 Monate her
Antworten an  Gabriele Kremmel

Ja ja, die meisten wären im antiken Ägypten gut aufgehoben gewesen: Die haben damals auch alle nur für ihr Nachleben gebuckelt…

Jerry
6 Monate her
Antworten an  Gabriele Kremmel

Das stimmt, ist mir gar nicht mal aufgefallen. Vor rund 6 Wochen hatten wir ein Klassentreffen meiner Abschlussklasse von 1983, da hörte man auch überall „Rente“. Alle(!) hatten es zu etwas gebracht und sind nun froh bald zur Ruhe zu kommen. Ich selbst befasse mich auch gerade intensiv mit dem Thema Altersteilzeit, je früher desto besser. Bei der erstbesten Gelegenheit werde ich mich aus dem Arbeitsmarkt zurück ziehen, um den Weg für die Gen. Z frei zu machen. Die können sich dann nach Belieben austoben und die Arbeitswelt, zusammen mit den per Boot gekommenen Fachkräften, nach ihren Vorstellungen gestalten. Ich… Mehr