Bei Maischberger: Das Ende der grünen Meinungshegemonie?

Grünen-Chefin Ricarda Lang nimmt Stellung zu den Anti-Grünen-Protesten. Ist der Protest rechtsextrem unterwandert? Das ist zumindest ihre Behauptung. Und: Sozialdemokrat Stegner und CDU-Mann Röttgen streiten um den Taurus. Von Fabian Kramer

Screenprint ARD

Jahrelang prägten die Grünen und die grün-affinen Leitmedien die Debatte in Deutschland. Es herrschte ein hegemonialer Zustand, in dem die grüne Politik als die politische Benchmark der Gesellschaft galt. Diesen Zustand scheint das Land überwunden zu haben. Die Mitte der Gesellschaft wehrt sich nach Kräften gegen die grüne Politik der großen Transformation. In großen Teilen stoßen die Grünen auf massive Ablehnung. Dieser Ablehnung verleihen viele Bürger mit Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die grüne Obrigkeit Ausdruck. Auch Grünen-Chefin Ricarda Lang ist betroffen von der Wut der Bürger. Doch anstatt ihre Politik zu verändern, beschimpft sie die Demonstranten lieber als rechtsextrem.

Proteste sind angeblich alle rechtsextrem unterwandert

An diesem Abend ist Ricarda Lang bei Maischberger zu Gast. Für die Grünen läuft es zur Zeit nicht sonderlich rund. Immer mehr spüren die Grünen den Zorn der Bürger. Die bürgerliche Mitte der Gesellschaft macht ihrem Ärger über die suizidale grüne Voodoo-Ökonomie Luft. Stück für Stück verlieren die Grünen politisches Terrain. Dieser Umstand frustriert die Partei. Deshalb geht man in den Gegenangriff über. „Rechtsextreme unterwandern die Demos“, mutmaßt Ricarda Lang über die Demonstranten von Biberach. Beweise hat die Grünen-Chefin keine.

Proteste sind erst der Anfang
Wenn die Zukunft ans Fenster des grünen Hauses klopft
Das Motiv der üblen Nachrede ist durchschaubar. Legitime Kritik an Lang soll im Keim als rechtsextrem erstickt werden. Lang geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt tatsächlich: „Biberach stellt die Demokratie in Frage.“ Aber ist das Echauffieren von Lang überhaupt berechtigt, oder wird den Grünen nur mit der gleichen Münze heimgezahlt? Schließlich gehört rebellisches und radikales Demonstrieren zur DNA der Grünen. Jeder Castor-Transport und jede neue Startbahn eines Flughafens wurde von den Grünen gern als Anlass für großangelegten zivilen Ungehorsam genommen.

Maischberger ist an diesem Abend bissiger als sonst unterwegs. Auch sie konfrontiert Ricarda Lang mit der Erinnerung an notorische Straßenkämpfer wie Joschka Fischer. „Es geht gar nicht um die Art des Protests“, antwortet Lang. Korrekt, es scheint vielmehr darum zu gehen, wer demonstriert. Klimakleber und Antifa dürfen die öffentliche Ordnung stören und die Polizei attackieren. Sie demonstrieren ja nicht gegen die Grünen, sondern für eine noch extremere Form der grünen Politik. Bei den Bauern sieht die Sache naturgemäß anders aus. Den Landwirten hängt die übergriffige und bevormundende Öko-Bürokratie der grünen Landwirtschaftspolitik zum Halse heraus. Was für den Klimaaktivisten der Pattex-Kleber ist, das ist Mist für den Landwirt. Ernsthaft behauptet Lang deswegen: „Misthaufen gefährden die Sicherheit.“

Die Sendung ist für den Zuschauer ein Offenbarungseid. Mit allen möglichen kruden Thesen versucht Lang dem Protest auszuweichen. Sie will ihm gar nicht erst einen Anstrich der Legitimität geben. Es ist der letzte verzweifelte Versuch, noch einmal Oberwasser in der gesellschaftlichen Debatte zu gewinnen. Der beherzte Protest vieler Bürgerlicher reißt den Grünen die Maske des angeblich gewollten Fortschritts vom Gesicht. Die Gesellschaft wehrt sich in ihrer Mitte gegen Bevormundung und Intoleranz. Von oben herab antworten die Grünen mit Intoleranz und Verunglimpfung. So geht politische Dekadenz im Endstadium.

Streit um den Taurus

Der Krieg in der Ukraine geht mit unverminderter Härte weiter. Die deutsche Bundeswehr ist derweil um eine Peinlichkeit reicher. Vermutlich russische Nachrichtendienste konnten die Kommunikation einiger hochrangiger Generäle abhören und veröffentlichten Tonmitschnitte. Die Generäle hatten in ihrem Gespräch ihren Gedanken freien Lauf gelassen und sprachen über den Einsatz deutscher Taurus-Marschflugkörper. Genosse Ralf Stegner ist dezidiert gegen die Lieferung des Taurus. „Deutschland darf nicht Kriegspartei werden“, findet er. Ihm gehen die bellizistischen Diskussionen in Deutschland gegen den Strich. „Im Fieberwahn werden neue Vorschläge für Waffen gemacht“, echauffiert sich Stegner. Damit hat Stegner einen Punkt. Wer die permanente Kriegstreiberei von Strack-Zimmermann, Hofreiter und Kiesewetter im Ohr hat, kann ihm nur beipflichten. Deutschland ist keine Kriegspartei und Putin lässt sich von den martialischen Aussagen einiger Politiker aus der Bundesrepublik bestimmt nicht ins Bockshorn jagen.

Abhörskandal, diesmal echt
Dass die Bundeswehr abgehört wird, zeigt, wie lächerlich und isoliert Deutschland ist
Unionsmann Röttgen ist für die Lieferung des Taurus. „Putin spielt mit dem Kanzler“, meint er über das Scholz-Nein zum Taurus. Bundeskanzler Scholz ist gegen die Taurus-Lieferung, weil er befürchtet deutsche Soldaten in die Ukraine entsenden zu müssen. „Die Generäle widerlegen den Kanzler“, analysiert Röttgen das von den Russen abgehörte Gespräch. Diese Interpretation geht etwas weit. Es sei lediglich nicht unmöglich, wurde von den Generälen über den Taurus-Einsatz ohne Bundeswehrsoldaten gemutmaßt. Der Taurus ist auch ganz sicher nicht der Gamechanger für die Ukraine. Er ist vielmehr ein Symbol des politischen Streits. Die SPD versucht, sich als Friedenspartei zu stilisieren, um daraus Kapital zu schlagen.

Die Union möchte den Kanzler bloßstellen und als schwach darstellen. In der Sendung gibt es deshalb ganz viel wahltaktisches Getöse. Beispielsweise betont Stegner mehrmals gebetsmühlenhaft, dass der Kanzler dafür sorge, dass Deutschland nicht Kriegspartei werde. Röttgen bezichtigt seinerseits den Kanzler wegen seiner Begründung für die Verweigerung der Taurus-Lieferung der Unwahrheit.

Leider gelingt es Maischberger nicht, eine tiefergehende Diskussion zu beginnen. Sie lässt Stegner und Röttgen ihr Standardrepertoire vortragen. Es wird nie ernsthaft über die Zukunft der Ukraine gesprochen. Stattdessen versteift sich die Diskussion ausschließlich auf den Taurus. Für den Zuseher gibt es wenig Erkenntnisgewinn. Stattdessen müssen die Zuseher einem langatmigen Zoff um eine am Ende wahrscheinlich nicht kriegsentscheidende Waffe beiwohnen.

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Kommentare ( 84 )

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Kassandra
1 Monat her

Schorndorf scheint tatsächlich Langs Schlüttsiel, wenn man hier liest, was Augenzeugen zu berichten haben: https://ansage.org/ricarda-langs-schreckliche-schorndorfer-nacht-im-kopf-eines-lokaljournalistischen-augenzeugen/
Das Einzige, worin die richtig gut sind, diese grünen, scheint Propaganda in eigener Sache. Aber wie lange wird man ihnen solches noch glauben?

Bleichgesicht
1 Monat her

Jahrzehntelang haben die Grünen nicht nur Wind, sondern Sturm (auch in Form von Gewalt) gesät. Nun, da ihnen eine frische Brise kritischer Wind ins Gesicht bläst, jammern und heulen sie und beschwören die Demokratie, mit deren Abschaffung sie gerade intensiv beschäftigt sind. Dass auch ihre ehemaligen Wähler sauer und aufgebracht sind, dass dieses Partei ihre einstigen Ziele, u.a. keine Waffen in Kriegsgebiete, konsequenter, umsichtiger Umweltschutz, verraten und verkauft hat, kommt dem Parteipersonal nicht mal ansatzweise in den Sinn.

DDRforever
1 Monat her

Es gibt nur eine kriegsentscheidende Waffe und das ist Die Atombombe. Ansonsten entscheidet die Zahl der Soldaten.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  DDRforever

Damit verlören dann alle? Wie wäre es mit miteinander reden und Verhandlungen? Zumindest Trump hat Alternativen, die in der seit Merkel verordneten Alternativlosigkeit Staunen lassen. Trump verspricht Frieden „within 24 hours“. Hier im Mai 2023 bei CNN: „Wollen Sie, dass Russland oder die Ukraine gewinnt?“ Trump: „Es geht nicht um Sieg oder Niederlage, sondern darum, dass Menschen sterben. Auf beiden Seiten. Und das muss enden.“ https://twitter.com/MrJonasDanner/status/1656537871459786752?cxt=HHwWgIC9lduamv0tAAAA Und auch hinsichtlich seiner Versprechen ist gelistet, dass er sie einhalten konnte: Promises made. Promises kept: https://trumpwhitehouse.archives.gov/ Immer dran denken. Es sind die, die seit Merkel in Masse einreisen, die in halal – haram… Mehr

November Man
1 Monat her

Aus Sicht der regierenden Neosozialisten und den Grünen ist ziemlich klar, was rechts ist. Rechts ist jeder, der die neosozialistische Politik der Regierung und das Projekt der großen ökologischen Gesellschaftstransformation ablehnt. Und damit fängt aus deren Sicht rechts unmittelbar hinter Friedrich Merz an. Merz ist aus deren Sicht derjenige, der die Grenze markiert, der aber bei kritischen Aussagen gegenüber der Regierung immer wieder von den Linken zurückgerufen werden muss. Das, was heute Rechts ist, bedeutete früher „nicht regierungskonform“. In Deutschland haben Neosozialisten, die den politisch-medialen Diskurs beherrschen, die Auffassung durchgesetzt, dass der Ausdruck Demokratie im Sinne des demokratischen Sozialismus zu… Mehr

November Man
1 Monat her

Bei den Grünen sind Demos organisieren, aufgrund von unwahren Behauptungen von Correktiv, gegen angeblich Rechte anscheinend harte Arbeit. Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend Katharina Stolla fordert in einer anderen Show die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich für die Bevölkerung. Wenn das umgesetzt sei, könne sie sich auch eine 20-Stunden-Woche vorstellen. „Ein Drittel der Jungen hat Depressionen, Corona hat uns die Jugend genommen, Teuerungskrise, junge Leute fragen sich, wie sie ihr Leben finanzieren.“ „Wofür soll ich mich in dieser kaputten Welt kaputt arbeiten und habe nicht mal die Aussicht auf eine gute und sichere Rente“, sagte sie. Auf die Frage des Moderators, ob… Mehr

Bleichgesicht
1 Monat her
Antworten an  November Man

Nicht Corona hat der Jugend die Jugend, den Kindern die Kindheit und allen Menschen kostbare Lebenszeit geraubt, sondern die völlig überzogenen, undemokratischen, z.T. verfassungswidrigen Coronamaßnahmen der Regierung sind schuld daran!

Sabine M
1 Monat her

Auf achgut gibt es einen treffenden Artikel von Cora Stephan über die Grünen und Linken in den 70igern und 80igern von wegen Friedensdemonstrationen. Wo sind die denn jetzt, die ganzen Pazifisten? Wollen keine AKWs aber die Atombombe. Deutschland soll wohl nun noch den 3. WK anfangen? Ich fasse es nicht mehr.

Phil
1 Monat her

Leute aus dem „rechten“ Spektrum als Nationalsozialisten zu Framen entbehrt nicht einer gewissen Ironie, waren doch die Nazis alle links und in erster Linie Sozialisten mit nationalistischem, sprich braunem Anstrich, ebenso wie die Grünen Sozialisten mit grünem Anstrich sind. In ihrem Hass auf den Kapitalismus sind grüne, braune und rote Sozialisten Brüder im Geiste und haben mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze. Jochaim Fest schrieb in der Taz vom 27.09.2003 unter dem Titel: „War Adolf Hitler ein Linker“ und dem Untertitel: „Zu lernen ist , dass alle Ideologien ihre Versprechen nicht halten.“, folgende Worte: „Als im Frühjahr 1933 ganze kommunistische Kampfformationen geschlossen… Mehr

EinBuerger
1 Monat her

„Es herrschte ein hegemonialer Zustand, in dem die grüne Politik als die politische Benchmark der Gesellschaft galt. Diesen Zustand scheint das Land überwunden zu haben. „: Diese grünen Leute sind immer noch da und immer noch in ihren Positionen. Es hat sich NICHTS geändert. Und sie können medial immer noch die Agenda setzen. Was sich geändert hat: Einzelne „liberal-konservative“ Gruppen wie die Werteunion mit wenig Reichweite und noch weniger Macht setzen aktuell andere Narrative. Und einzelne Normie-Gruppen (aktuell die Bauern) sind wütend, speziell auf die Grünen. Dahinter steckt aber keine einzige wirklich starke Organisation. Die Wut der Normies kann wieder verfliegen. Die… Mehr

h.milde
1 Monat her

Bei WW ist ein Artikel, wie es wohl Moskau halten könnte, wenn BunteWehr & BuntreGIERung es tatsächlich wagen, Russland auch indirekt angreifen zu lassen. Die Firma MBDA in Schrobenhausen, die diese Angriffswaffe TAURUS herstellt, in den Händen der Ukr. als nicht mehr kriegsentscheidende V3 einsetzend, und Ukr-Soldaten daran ausbilden soll/will, ist zB, als Ziel aufgeführt, samt recht detaillierter Ortsbeschreibung, und erwartbaren Zerstörungen. Ansonsten wird Moskau sich wohl va. mit Cyber-Kriegstaktik, zB. Sabotage kritischer Infrastruktur wie Verkehr, Energie, Wasser, Krankenhäuser etc. befassen, das dürfte wesentlich billiger & ungefährlicher sein, für die eigenen Kräfte. Die Informationen dürften, bei der gezeigten „Datensicherheit“ hoher… Mehr

Forist_
1 Monat her

Zum Aspekt „rechts unterwandert“ gibt es ein Zitat aus den Protesten gegen die „Maßnahmen“, das die Verwendung dieser Zuschreibung in den richtigen Zusammenhang bringt: Wird der Bürger unbequem ist er plötzlich rechtsextrem.
Weitere Ausführungen habe ich der Moderation erspart, da diese möglicherweise im besten Deutschland aller Zeiten zuviel Meinungsfreiheit enthalten würden.