Bei Hart aber Fair: Jens Spahn erwägt Impfdruck über den Arbeitgeber

Bei Hart aber Fair gibt es für den Zuschauer diesmal wieder die volle Corona-Dröhnung. In einer gewohnt stromlinienförmigen Debatte ist nur eine Frage kontrovers: Impfzwang lieber durch die Hintertür oder doch einfach durch den Haupteingang? Jens Spahn ist für beides.

Screenshot ARD: Hart aber Fair

„Vier Wochen vor einer spannenden Bundestagswahl scheint plötzlich alles möglich. Da setzt sich ein Thema auf die Tagesordnung, das wir eigentlich schon abgehakt glaubten“, erklärt Frank Plasberg. Aber egal – an diesem Montagabend soll stattdessen so richtig debattiert werden. Deswegen ist von FDP-Generalsekretär bis zu Spiegel-Büroleiterin Melanie Amman und von Bundesgesundheitsminister Spahn bis zu Linken-Chefin Janine Wissler auch das gewohnte Meinungsspektrum präsent. „Wie weiter in der Coronakrise?“ Ist das Diskussionsthema. Direkt will Plasberg den Kurs der Diskussion vorgeben – Tests, so der Moderator, seien nur eine billige Ausrede für jene, die sich nicht Impfen lassen wollen. Die einzige Frage, die zur Debatte steht, soll sein: 3G oder 2G?

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Da steigt der Minister ein. Jens Spahn will nach wie vor kostenlose Tests: Dort, wo „man sein muss“. Sie dürfen sich kostenlos testen lassen, wenn Sie zur Arbeit gehen (irgendjemand muss ja noch Steuern zahlen) – Tests für alles andere im Leben sollen aber Geld kosten. Der Ungeimpfte darf arbeiten, sonst nichts.

Das sieht Janine Wissler ganz anders. Ihr Motto: Testen, testen, testen! Je mehr getestet werde, desto sicherer sei es. Deswegen müssten Tests kostenlos bleiben. Und wer sich nicht testet, kriegt von der Linken-Chefin ein Gruselszenario ausgemalt: Testen Sie sich nicht so oft wie möglich, stecken Sie am Ende ihre schwangere Kollegin oder Ihre ungeimpften Kinder an! Panik! Doch auch Geimpfte können das Virus übertragen, gibt Wissler zu: Deswegen sollte man eigentlich auch sie testen. Testen, Testen über alles: Wie ausgeleiert und inakkurat das Instrument des Coronatests eigentlich ist – heute Abend mal wieder geschenkt.

Melanie Amman vom Spiegel hält Spahns Haltung, den Ungeimpften quasi zur reinen Arbeitsdrohne zu degradieren, für „mutig“. Der FDP und der Linken gegenüber zeigt die Journalistin Unverständnis darüber, warum man denn keinen Druck auf die Bürger ausüben wolle. Die „Vorstellung“, eine freie Impfentscheidung treffen zu können, zerlegt die Leiterin des Spiegel-Hauptstadtbüros direkt. Wer sich nicht impfen lässt, würde eine „dreckige Nummer“ abziehen. Aber alle sind sich einig: Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen. Die Vorwürfe von FDP-General Wissing, man führe durch das harte Testregime quasi eine „Impfpflicht durch die Hintertür“ ein, verhallen. Spahn betet sein längst widerlegtes Mantra herunter, dass Impfungen mehr Sicherheit für alle bedeuten würden.

„Ich mag unkonventionell und pragmatisch gehandelt haben“

Und so kommt die Runde schnell dazu, eine Impfpflicht für bestimmte Berufe zu debattieren. Angeblich soll die Sendung ein „Bürgercheck“ sein – doch aus dieser Struktur bricht Plasbergs Talk schnell aus. Politiker und Journalisten wissen es sowieso besser. Eigentlich, so Spahn, wolle er keine Impfpflicht. Vielleicht bräuchte man sie am Ende aber doch – wenn man nicht gegen „das Halbwissen und die Lügen aus WhatsApp-Gruppen“ ankomme. Aber im Grunde will man Ungeimpfte lieber drängen, zwängen und gängeln. Darin sind sich eigentlich alle einig. Spahn kommt mit einem Vorstoß um die Ecke, der es in sich hat: Der Arbeitgeber könnte doch erfragen dürfen, wie es bei seinen Angestellten mit dem Impfstatus aussieht. Auskunftspflicht für Arbeitnehmer – er sei da „hin- und hergerissen“, gibt der Minister zu. Die Idee gefällt ihm. Wer kann besser Impfdruck ausüben als der Arbeitgeber, von dem der Lebensunterhalt abhängt?

Währenddessen ist der einzige Mediziner der Runde, der Coronaarzt Cihan Celik, tatsächlich gegen Druck auf Ungeimpfte – der bringe gar nichts, meint der Darmstädter. Er will lieber Überzeugungsarbeit leisten. Auch Jens Spahn hat plötzlich Sorge, dass „aus Spannungen Spaltungen“ werden.

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Ansonsten ist Jens Spahn vor allem damit beschäftigt sich selbst zu loben. Er sei ja viel kritisiert worden für die Beschaffung von Impfstoffen, Tests und Masken: „Ich mag unkonventionell und pragmatisch gehandelt haben, in der Not war manches auch teurer. Aber es war da!“ so Spahn. Die Maskenbeschaffung in Deutschland – für Spahn eine Erfolgsgeschichte. Die eigene zweifelhafte Rolle bei der Maskenbeschaffung? Bleibt unerwähnt.

Gegen Ende der Sendung kommen auch mal wieder ein paar Bürgerstimmen zu Wort, die teilweise aber einfach getrost ignoriert werden. Stattdessen beschäftigt Plasberg die Frage nach einem „Freedom Day“ wie in Großbritannien. Janine Wissler ist dagegen – klar, Linke haben es nicht so mit „Freiheit“. Weil eine Pandemie etwas internationales sei, wolle sie keinen Freedom Day, meint die Parteichefin. Und auch Jens Spahn malt den Teufel an die Wand – so ein Freiheitstag würde „Hunderttausend Tote“ bedeuten. Ein Alarmismus, der Lauterbach alle Ehre macht. Der war ausnahmsweise nicht eingeladen

So kommt der Talk am Ende zu einem unrunden Abschluss: Fast alle wollen eine de-facto-Impflicht, fast niemand will sie so nennen. Und Jens Spahn will offenbar den gläsernen Corona-Menschen weiter vorantreiben – zukünftig könnte auch der Arbeitgeber auf die Gesundheitsdaten zugreifen dürfen. Der Zuschauer denkt sich: Das wird nicht die letzte Talkrunde zu Corona gewesen sein. Allein schon, weil Inhaltlich mal wieder kaum etwas rumkam – außer dass man im Öffentlich-Rechtlichen gemerkt hat, dass der gewünschte Covid-Konsens offenbar noch geschaffen werden muss.

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Kommentare ( 85 )

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Julius Schulze-Heggenbrecht
2 Jahre her

Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, dass die Politiker, die uns durch alle möglichen „Maßnahmen“ dazu zwingen wollen, uns impfen zu lassen, jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sie für jeden, der an den Nebenwirkungen der Impfung verstorben ist, jemals bestraft werden. Dennoch haben sie vorgesorgt. Denn eine offizielle, gesetzlich geregelte Impfpflicht gibt es nicht. Die Politclowns können sich also jederzeit darauf berufen, dass jeder Geimpfte sich freiwillig und damit auf eigene Verantwortung impfen ließ. Den politisch bewusst erzeugten Druck werden sie leugnen. „Es wurde ja keiner gezwungen, sich impfen zu lassen! Zeigen Sie mir doch mal… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Julius Schulze-Heggenbrecht
Evero
2 Jahre her

Die Propagandashow von Regierung und Regierungspresse ist doch nur ein Sendezeitfüller ohne Nährwert.
Wenn diese Regierung etwas in Richtung Arbeitgeber und Gesundheitsabfrage macht, so ist das nazilike und verfassungswidrig.
Die Krankendaten und der Gesundheitsstatus gehen den Arbeitgeber nichts an. Das ist allein Sache des Patienten und seines Arztes.

mathilda
2 Jahre her

Wenn es wirklich eine – für jedermann gleich verheerende – Pandemie in Deutschland wäre, würde Drosten dann folgendes sagen?:
„Für den Großteil der Geimpften wird dem Virologen Christian Drosten zufolge im Herbst keine Auffrischungsimpfung gegen Sars Cov-2 nötig sein. Bei alten Menschen sowie bestimmten Risikopatienten hält Drosten eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst für sinnvoll.“
„Der Herbst naht – wer braucht dann eine Auffrischungsimpfung gegen COVID-19? Der Großteil der Bevölkerung nicht, meint der Virologe Professor Christian Drosten. Die WHO hält Booster-Impfungen für Gesunde ohnehin für unangebracht…“
Wie gehabt: Gefährdet sind Alte und Risikopatienten, und die sind bereits geimpft.

Evero
2 Jahre her
Antworten an  mathilda

Und die Totenzahlen der Coronapandemie sind zu mindestens 80% Tote, die „mit“ aber nicht „an“ Corona gestorben sind. Das wird verschwiegen. Verlässliche Studien aus Deutschland und den USA belegen das inzwischen.
So gesehen ist die Impfdebatte um Impfzwang reine Machtpolitik und auf das schärfste zu verurteilen.

Last edited 2 Jahre her by Evero
kasimir
2 Jahre her

Das Video ist jetzt zwar schon 2 Monate alt, ich möchte es trotzdem hier mal verlinken: eine Talkrunde mit Prof. Hockertz und Prof.Schubert. Ruhig und unaufgeregt, viele Fakten…so wie man sich das wünscht…
https://youtu.be/aV1PxoqACnQ?t=8

D. Harry
2 Jahre her

Ich finde es erschreckend, dass man als gesunder Mensch auf Grundrechte verzichten soll. Wer stoppt diese Auswüchse? Wenn man den Wahlumfragen Glauben schenkt, bleibt nur noch Auswandern.

merlin999
2 Jahre her

Die einzig „dreckige Nummer“ die hier abgezogen wird ist die von der Politik und den Medien. Die sollten sich alle mal Testen lassen auf 2 G (= genügend Gehirnmasse) denn sie verstehen oder begreifen nicht was sie da den Menschen, vor allem den Älteren und den Kindern, antun. Das Schreckliche ist, sie haben dabei noch ihre Freude unter dem Motto: Wer kann mehr!

Kalmus
2 Jahre her

Eine Pflicht werden die nicht ausrufen. Aber es entwickelt sich doch schon der erwünschte Volkszorn, der mit „Selbstreinigungskräften“ die Sache regelt! Wenn Spahn es gut findet, wenn bei der Einstellung nach dem Impfstatus gefragt wird (!), dann sind das doch die Vorboten.

metron
2 Jahre her

Selbstverständlich waren wieder einmal nur linientreue Diskutanten geladen, die ihre (teilweise absichtliche?) Inkompetenz dadurch dokumentierten, indem sie behaupteten, ungeimpfte Pflegekräfte stellten eine unzumutbare Gefahr für Heimbewohner dar.
Daß – wie längstens selbst von offizieller Seite eingeräumt – auch Geimpfte Virusüberträger sein können, war niemandem im Raum bekannt bzw. wollte keinem in den Sinn kommen.
Selbst für Propaganda einfach nur noch peinlich, unter allem Niveau …

Kalmus
2 Jahre her

Es reicht nicht, wenn der Volksgenosse seinen Impfpass vorzeigt, in dem der Erhalt der Corona-Impfung bestätigt ist. Hat keinen Wert, wenn in der Familie oder WG ein Volksschädling haust, der ungeimpft ist und eine Gefahr für die Gesundheit des Familien/WG.Körpers ist. Deswegen hat der Volksgenosse die Impfung für sich sowie die mit ihm Zusammenlebenden im Corona-Stammbaum (auch App) nachzuweisen. (Die Erfassung der Personen obliegt dem Blockwart, der den Hauswart beauftragt).Jeder Volksgenosse ist aufgerufen, Zuwiderhandlungen zu melden oder Personen, die die Gesundheit des Volkskörpers bewußt schädigen, anzuzeigen. Hierzu stehen die Büros der Parteien der Nationalen Front, die Polizeidienststellen und vor allem… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Kalmus
Freige Richter
2 Jahre her

Dass es noch keine Impfpflicht gibt, liegt meines Erachtens an juristischen Problemen. Ärzte, Politiker (sowieso) und die Pharmaindustrie haften im Moment nicht. Das geht, weil die Impfung freiwillig ist. Wenn es eine Impfpflicht gibt, müsste aus meiner Sicht jemand auch haftbar sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Politik deshalb zögert und auch daran arbeitet, wie man eine Impfpflicht einführen kann, ohne dass die bereits erwähnten Gruppen haftbar gemacht werden können. Sobald es einen juristischen Winkelzug gibt, der das erlaubt, kommt die Impfpflicht. Darauf wette ich.

Gabi T.
2 Jahre her
Antworten an  Freige Richter

Ich frag mich nur, wie das dann praktisch abläuft…Kommt dann die Polizei ins Haus und führt einem zum nächsten Gesundheitsamt, wo man fixiert die Impfung reingejagt bekommt? Strafzahlungen bei Nichtimpfung, die bei Nichtzahlung im Gefängnis abgesessen werden müssen? Würde mich echt interessieren…..