Bittere Demütigung im Bundestag für Angela Merkel

Der Bundestag hat über die Ordensverleihung an Angela Merkel diskutiert. Dabei kam heraus, dass es zwei unterschiedliche Altkanzlerinnen gibt. Und dass die SPD einen subtilen Weg gefunden hat, Merkel zu demütigen.

IMAGO / Bildgehege
Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausfuehrung an Bundeskanzlerin a. D. Angela Merkel im Schloss Bellevue in Berlin, 17.04.23

Ja. Angela Merkel war keine gute Kanzlerin. Sie hat die Straßen, Brücken und Schienen verfallen lassen. Das Gesundheitswesen ist so marode wie die Rentenkasse oder die Pflegeversicherung. Schöne Bilder waren ihr wichtiger als Einwanderungsrecht und innere Sicherheit. Die Armee ist nach ihrer Amtszeit nur noch ein Witz und die Justiz ein Nannyverein für auf Straßen klebende Millionärskinder eines Tabakclans.

"Kreuz an der falschen Stelle"
Merkel erhält höchsten deutschen Orden – Für was eigentlich?
Das alles hat Angela Merkel verbrochen. Schlimm. Das muss ihr alles immer wieder vorgetragen werden. Aber hat sie das verdient? Der Bundestag diskutiert in einer Aktuellen Stunde über die Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens an die Altkanzlerin – und wer übernimmt ihre Verteidigung? Helge Lindh. Die Gesicht gewordene Entfremdung der Sozialdemokratie von Arbeitern und Arbeitnehmern. Diese Demütigung hat keiner verdient. Nicht einmal Angela Merkel.

Wobei man beachten muss: Es gibt zwar nur ein’ Rudi Völler. Aber für die Sozialdemokratie gibt es zwei Angela Merkels. Die eine war schlimm. So schlimm, dass die SPD nach anderthalb Jahren eigener Kanzlerschaft immer noch jeden ihrer Fehler auf die Amtszeit Merkels zurückführt. Auch ist es nicht absehbar, wann die Sozen damit aufhören. So, so, soooo schlimm waren die 16 Jahre unter ihr – an denen die SPD 12 Jahre lang mitgewirkt hat.

Dann gibt es aber noch die Angela Merkel, die für von den Menschen entfremdete Politiker steht. Die Wichtiges liegen lassen, weil sie damit nicht verbunden werden wollen. Die das verbocken, was sie anfassen, und die nur gut darin sind, sich die eigenen Bezüge zu erhöhen und den eigenen Apparat aufzublähen. Die Angela Merkel, die für diese Politik steht, verteidigt die SPD. Ebenso wie es die Grünen und die FDP tun. Denn in ihrem Sinne regieren sie schließlich weiter.

Präsident Peinlich 
Steinmeier vergeigt sogar die Lobrede bei der fragwürdigen Merkel-Ehrung
Wunderbar hat Otto Fricke den Geist der FDP 2023 in der Aktuellen Stunde vorgetragen. In den gemeinsamen vier Jahren Regierungszeit habe er Merkel als Machiavellistin kennengelernt. Ihrer Politik sei der Aufstieg der AfD zu verdanken gewesen. Und dafür lobt der Freidemokrat Merkel. Denn der Orden hätte ja auch ein Denkmal sein können, ein Orden sei nicht so schlimm und da könne man sie dann ja auch mal loben. Es hätte auch viel schlimmer sein können, reicht der FDP in diesen Tagen als Erfolgsbilanz.

Erfrischend ist der Beitrag von Jan Korte. Der Linke freut sich an dem „Steffen-Seibert-Ähnlichkeits-Wettbewerb“, den die Vertreter der Ampel in der Verteidigung Merkels gezeigt hätten. Und die SPD fragt er: „Ist das eigentlich Eure Kanzlerin?“ Korte erwischt aber auch einen ernsten Punkt. Und zwar erwischt er diesen Punkt genau: Von allen Bundestagsabgeordneten hätten 3,5 Prozent schon einen Orden erhalten. Von allen Ehrenamtlichen in Deutschland seien indes erst 0,07 Prozent derart gewürdigt worden. „Wir sollten aufhören mit der Unsitte, dass wir uns gegenseitig Orden umhängen.“

Kein Aprilscherz
„Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik in besonderer Ausführung“
Der AfD unterstellt Korte ein „pathologisches Verhältnis“ zu Merkel. Die Alternative für Deutschland hatte die Aktuelle Stunde beantragt. Für sie spricht unter anderem Beatrix von Storch. Die weist auf das Unverhältnis hin, dass Merkel einen Orden erhalten hat, der außer ihr nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl verliehen wurde. Willy Brandt hat ihn aber nicht bekommen, Ludwig Erhard ebenso wenig, auch Helmut Schmidt nicht.

Vor diesem Hintergrund ist laut von Storch die Ordensverleihung wie ein Literaturnobelpreis für Jan Böhmermann. Da der Text an dieser Stelle schon bei Fäkalansprache angekommen ist, kann man auch Billy Wilder zu Wort kommen lassen. Der großartige Regisseur hat eigentlich alles gesagt, was zum Thema zu sagen ist: „Mit Orden ist es wie mit Hämorrhoiden: Irgendwann kriegt jedes Arschloch sie.“

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Kommentare ( 74 )

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StefanZ
11 Monate her

Ich bin wohl als Einziger der Meinung, dass sich Frau Merkel diesen Orden verdient hat. Er steht sinnbildlich für das erneute komplette Versagen eines deutschen Volkes. Auch Scholz, Habeck, Baerbock und Co sollte dieser Orden sofort verliehen werden. Damit bleiben die Protagonisten auch immer in Erinnerung.

StefanZ
11 Monate her

Damals wie heute, gibt es dafür nur eine verantwortliche Gruppe. Wer hat sie 16 Jahre gewähren lassen und wer schluckt nun jede Kröte der Ampel? Wer nimmt schweigend hin, dass diese Dame den höchsten Orden der BRD verliehen bekommt? Wer lässt zu, dass die Verantwortlichen der Corona-Lügen und Grundgesetzbrecher weiter tun und lassen können was sie wollen? Es kann auch niemand behaupten, dass man es nicht wissen konnte. Am allerwenigsten ihr gewählter Nachfolger. Am Ende sind wir nun alle die Arschlöcher. Danke dafür liebe Mitbürgende. Frau Merkel und Konsorten geht es hingegen sehr gut.

Alliban
11 Monate her

Ich hätte den Orden noch nicht mal an Helmut Kohl verlieren. Er hat m.E. schwere wirtschaftliche Fehler begangen, die uns noch massive Probleme bereiten werden (z.B. Einführung des Euro mit einem Vertragswerk bei dem de facto Pleitestaaten über dessen Stabilität bestimmen, Versäumnis in der Rentenversicherung Rücklagen einzuführen – mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge in das Erwerbsleben hätten so etwas die steigenden Beitragszahlungen hergeben können).

hansel7676
1 Jahr her

Kurz: Bundespräsident Steinmeier hat den Orden an Frau BK a.D. Dr Angela Merkel verliehen. Fertig, Aus.

Mein Onkel
1 Jahr her

Der großartige Regisseur hat eigentlich alles gesagt, was zum Thema zu sagen ist: „Mit Orden ist es wie mit Hämorrhoiden: Irgendwann kriegt jedes Arschloch sie.“
Dem ist nichts hinzu zu fügen.
Daumen hoch!

puke_on_IM-ERIKA
1 Jahr her

Nur die CDU hat ihr angeboten, oben einzusteigen, die SPD hat ihr damals gesagt, dass sie als Noname die Ochsentour wie alle anderen auch zu durchlaufen hat, und da hat das Fräulein dankend abgelehnt und ist zur CDU gegangen. Sie war immer nur Opportunistin und hatte nie was mit den Christdemokraten am Hut, außer dass diese willige Steigbügelhalter sein durften, was diese auch noch devot zugelassen haben. Nach Kohls Bimbeskofferaffäre dachten damals viele, wie lassen die mal Übergangsweise machen, bis wir uns von dem Schock erholt haben und Rums, hat die erste grüne Kanzlerin alles weggebissen und abgeräumt 16 Jahre… Mehr

Wilhelm Mueller
1 Jahr her

Lass sie sich gegenseitig behängen womit auch immer sie es wollen. Es wird nichts daran ändern, wie sie vor der Geschichte dastehen. Der Kaiser ist nackt.

Reiner Zufall
1 Jahr her

Im Erika soll mal gesagt haben, dass ihr Wissen über div. Parlamentarier ein Erdbeben verursachen würde.
Nur so ist dieser pathologische Gehorsam erklärbar (welcher Politiker hat keinen Dreck am Stecken).

sunnyliese
1 Jahr her

Da kam eine unscheinbare und uncharismatische Frau aus dem Osten, kam auf eine mir bis heute schleierhafte Art in der BRD für 16 Jahre an die Macht und nutzte die Zeit, um ein blühendes Land vollkommen zu ruinieren. Für mich gibt es dafür große Erklärungslücken.

libelle
1 Jahr her

Das Erheiterndste am sowieso schon guten, das Gros der vorherigen Laureaten beleidigenden Verleihung, beschreibenden Beitrag, ist der Schlusssatz. Es ist schmerzhaft, dass man die im Bundestag aufmarschierte Kamarilla der Lobhudler aller „demokratischen“ Parteien, Personen und deren Politik, nicht einmal mit der für diesen Abgrund unzureichenden und zu anständigen deutschen Fäkalsprache, und auch damit nur unvollkommen ja verharmlosend beschreiben oder gar qualifizieren kann. Der geniale Coup der SPD, Merkel vergiftetes Lob zu spenden ist als solches schon ein für diese Partei ungewohnter Schachzug. Aber dies dann noch durch einen selbst in diesem Bundestag auffälligen Hominiden vollziehen zu lassen, der schon stets,… Mehr