Fritz Vahrenholt: Wie wir die große Energiekrise bewältigen können

Ein neues Buch zum Thema Energie, Energiewende und Klima. Gibt es nicht schon genug? Nein, die Fakten gehören verständlich auf den Tisch und dieses Buch trägt in besonderer Weise dazu bei.

Wo Vahrenholt draufsteht, ist auch Vahrenholt drin. Ein Insider und kritischer Beobachter, vor allem der energiepolitischen Entwicklung in unserem Land, gibt einen Überblick über die vorrangig deutsche Energiekrise und nach der Lektüre bestätigt sich, dass die Krise wirklich eine große werden kann. Die einfache, strukturierte Gliederung zeigt, welche Themen dann stringent beschrieben werden. Dabei geht der Blick auch über den Tellerrand hin zur Großen Transformation, die nicht weniger sein würde als eine Weltrevolution mit Demokratieabbau und Deindustrialisierung.

Der Zusammenhang vom Zugang zu preiswerter Energie und einer ausreichenden Lebensmittelversorgung bis hin zur Gefahr von Hungersnöten wird hergestellt und damit die eigentlich schlichte Erkenntnis, dass es außer CO2, selbst wenn man an seine bestimmende Klimawirkung glaubt, noch andere existenzielle Aufgaben und Probleme gibt. Der Blick auf die internationale Lage dürfte für die meisten Leser neue Erkenntnisse bringen, weil der deutsche Medienkonsument vor allem mit dem Blick auf den nationalen Bauchnabel überversorgt wird.

So ist der Rückgang der Investitionen der größten (westlichen) Ölkonzerne auf grünen Druck hin mit globalen Auswirkungen verbunden, die zur Reduzierung der Gas- und Ölförderung führten und natürlich auch auf uns zurückschlagen in Form von knapperem Angebot und höheren Preisen. Ein solcher Überblick über die jüngste Vergangenheit und die aktuelle Situation der globalen Öl- und Gasförderung ist sonst kaum zu finden.

Mit kühlem Kopf durch heiße Zeiten
Wissenschaft versucht nicht die Welt zu bewerten, sondern sie zu verstehen
Aktuell scheint in diesem Teil der Branche ein Umdenken einzusetzen: BP schraubt inzwischen seine Klimaziele zurück, gibt seine Investitionszurückhaltung auf und erkennt, dass die Forderung nach sicherer, bezahlbarer und „klimafreundlicher“ Energie kein Optimierungsproblem, sondern eigentlich ein Trilemma ist.

Vahrenholt führt an, dass die Privilegierung von Emissionszielen falsch ist und eine Endlichkeit fossiler Energieträger nicht absehbar, schon gar nicht terminierbar. Anhand selten gebrauchter, weil unbequemer Kenngrößen wie dem Erntefaktor an Energie wird deutlich, dass die Zuwendung zu Wind und Solar im Grunde ein Rückschritt ist.

Zum Thema des „Klimaschutzes“ wird die angstgetriebene Klimakommunikation beschrieben und die Unwahrscheinlichkeit des von den Medien verbreiteten 8,5-Grad-Pfades. Er dämpft den Alarmismus, aber schon die Formulierung, dass uns die Erde einiges verzeiht, indem sie mehr CO2 aufnimmt als angenommen, ist eine Steilvorlage für den zu erwartenden Protest der haupt- oder nebenberuflichen Klimapaniker.

Überzogene Begriffe wie „Klimakrise“ würden verwendet, gleichzeitig  geschichtsfälschend die mittelalterliche Wärmeperiode aus Grafiken eliminiert. Die natürlichen Einflüsse wie die AMO (Atlantische multidekadische Oszillation) blieben meist unerwähnt. Wer tiefer in dieses Thema einsteigen will, kann bei Vahrenholt (und Lüning) bleiben und in „Unerwünschte Wahrheiten“ nachschlagen.

Die erwünschten und unerwünschten Technologien finden Erwähnung, Vorbehalte gegen das Fracking wie gegen CCS (Carbon capture and storage) werden seziert und die Materialschlachten der Wind- und Solarenergieanlagen beleuchtet wie auch das speziell deutsche Ideologieproblem mit der Kernkraft.

Es gibt keinen Klimanotstand
Ist CO2 wirklich ein Klimakiller?
Die offensichtliche Ahnungslosigkeit von Bundespolitikern in Fragen der Energieversorgung wird deutlich und Vahrenholt nennt auch Roß und Reiter wie den jetzigen Staatssekretär und ehemaligen Direktor des Lobbyvereins Agora-Energiewende Patrick Graichen. Problemverschärfend wirken aktuell die Folgen der Sanktionspolitik gegen Russland, die teils wenig wirksam für Russland, aber mit großem Schaden für uns verbunden sind. Am Ende gibt es Vorschläge, wie der Energiekrise zu entkommen wäre.

Die Fakten werden nüchtern dargebracht, man kann sich ein empörtes Durchatmen von Energiewende-Protagonisten auf der verzweifelten Suche nach Gegenargumenten vorstellen. Die dürften aber nur schwer zu finden sein. Diese Zielgruppe wird das Buch vermutlich aber meiden und verschweigen.

Die meiste Literatur der Energiewendeprotagonisten basiert auf Prosa und ungefähren Formulierungen mit zahlreichen Wiederholungen und Klimakampfsprech.

Schön wäre, wenn sich jetzt die selbst ernannten Faktenchecker ans Werk machten, um falsche Zahlen oder „falsche“ Physik bei Vahrenholt zu entdecken. Sie werden es aus gutem Grund nicht tun. Wem das Buch wenig bringen wird: den Gläubigen der Klimakirche und selbst ernannten Klimaschützern, die glauben, wir seien so reich, um jeden Preis für die CO2-Vermeidung zahlen zu können und dass es kein anderes großes Ziel gäbe.

Fritz Vahrenholt beschreibt mit Nüchternheit, aber aller Deutlichkeit, die Irrwege der deutschen Energiepolitik. Das Buch liest sich allgemeinverständlich, die Fülle der Fakten erfordert aber den aufmerksamen Leser, der dicht am Text bleiben muss. Die Aussagen sind seriös mit Quellen belegt, über die man bei Bedarf den Einblick vertiefen kann. Übersichtliche Grafiken erleichtern das Verständnis. Ohne die hohe Dichte an Fakten und Zahlen gäbe es aber keinen qualifizierten Überblick.

Am Ende entsteht für die Leser ein Gesamtbild. Das globale Problem der Energieversorgung kann auch bei wachsender Weltbevölkerung gelöst werden. Bekommen wir also eine Große Energiekrise? Für Deutschland ist dies mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunehmen.

Fritz Vahrenholt, Die große Energiekrise – und wie wir sie bewältigen können. LMV, Breitklappenbroschur, 208 Seiten, 22,00 €.


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Kommentare ( 10 )

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Micci
8 Monate her

Ich bin – fast schon: leider – noch nie einem Klimakleber begegnet. Denn allzugern würde ich den fragen:

Woher genau wisst ihr eigentlich, dass Herr Rahmstorf richtig liegt und Herr Vahrenholt nicht?

Das möchte ich wirklich gerne wissen, denn auch ich (mit beruflichen MINT-Kenntnissen) sehe genug Belege, dass die Klima-Ideologen samt und sonders total daneben liegen!

Woher kommt also deren unerschütterliche Gewissheit? Ist es tatsächlich nur der Dunning-Kruger-Effekt?

89-erlebt
1 Jahr her

Das einzige Energie Wende Land des Planeten unternimmt doch alles, um aus der herbeigegrünten „Energie Krise“ eine absolute Wirtschafts- und Gesellschaftskrise zu machen. Sichere Atomkraftwerke reihenweise abzuschalten und zu deren Basis zu sprengen, das hochmoderne Kohle Kraftwerk Moorburg ( das auch wichtiger Rohstofflieferant für Gips, hochfeine Asche, Schlacke war) auf Steuerkosten (260 Mio) abreißen zu lassen ABER LNG Umwandler (4) für Tageschartern von 200.000 $ zu mieten und pro Tankerladung ca 200 Mio mehr zu bezahlen als am Verladeort. Wer so etwas macht, kann nur wahnsinnig sein oder Selbstmörder.

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Nichts gegen Herrn Vahrenholt, aber das Buch wird wieder von denen gekauft werden, die es eigentlich nicht nötig haben, und von denen ignoriert werden, die es nötig hätten. Klimaschutz hat in Deutschland Quasi-religiöse Züge und ein Sektenmitglied kann man in der Regel nicht mit Argumenten überzeugen. Die wahrscheinlich ere Alternative ist, dass Herr Vahrenholt parteipolitisch den Weg von Thilo Sarrazin gehen muss und aus der SPD rausgeworfen wird. Offiziell wegen parteischädigendem Verhalten, inoffiziell wegen Widerspruch gegen die Mehrheitsreligion. Mit einem Ketzer wurde noch nie diskutiert, er wird exkommuniziert. Trotzdem mein Respekt vor der Leistung von Herrn Vahrenholt, aber er täte… Mehr

Chrisamar
1 Jahr her

Energie ist unendlich. Eine Energiekrise wird gewollt durch Planwirtschaft erzeugt. Hochwertiges Methan Gas kann für kleines Geld aus jedem Müll- und jedem Shycehaufen generiert werden.
„Es ist schon alles gesagt worden. Nur noch nicht von allen!“ Karl Valentin

Iso
1 Jahr her

Bisher konnte mir nie jemand erklären, wozu man 8 Milliarden Menschen auf der Erde braucht und das ist das Problem. Dazu passend eine Reportage vom MDR im Fernsehen. Ein Flüchtlingsheim, in dem Männer schon seit 3 Jahren leben, ohne einen Job zu haben. Eine Frau, schwarz und mit der Figur von Ricarda Lang, lebt auch seit 3 Jahren ohne Job in diesem Heim. Ihre bisherige Leistung für die Gesellschaft, ein Kind von 3 Jahren und ein Baby 3 Monate alt, also null. Wenn man so wirtschaftet, muss man sich nicht wundern, dass es in diesem Land steil nach unten geht.… Mehr

Sonny
1 Jahr her

Mit Herrn Vahrenholt an der Spitze der Bundesrepublik wäre mir um einiges wohler. Leider verzichtet unsere Bundesregierung seit vielen Jahren auf wirkliche Fachleute in allen relevanten Bereichen des Staatswesens. Parteiklüngel und mafiöse Strukturen verhindern eine kompetente Führung und Ausrichtung. Und weil die Bevölkerung entweder desinteressiert, völlig negativ beeinflusst oder panisch ist oder sich völlig im Sektierertum verloren hat, ist nicht mit einer vernünftigen Kehrtwende zu rechnen. Deutschlands Wohlstand wird schon sehr bald der Geschichte angehören, der Untergang ist bereits besiegelt. Die wenigen klugen Menschen in der Öffentlichkeit wie Herr Vahrenholt werden daran nichts ändern können, so lange sie nicht an… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Sonny
Bernd Simonis
1 Jahr her

Die Klientel, die es eigentlich lesen sollte, wird das nicht tun, denn man ist von sich sehr überzeugt. Und unter Tichy Lesern rennt der Autor offene Tueren ein. So wird das nichts! Der Autor muss in die grossen Talk Shows, irgendwie!

Axel Fachtan
1 Jahr her

Schon seit längerem wünsche ich mir Herrn Vahrenholt als Bundesminister. Er ist bei der SPD und kennt sich trotzdem aus. Das hat inzwischen Seltenheitswert. Statt dessen bestimmen Anhäufungen von Ahnungslosen von Böswilligen und Beratungsresistenten unser Land, unsere Wirtschaft und unsere Zukunft. Mal ganz ehrlich für alle , die noch in der Lage sind, unabhängig von NATO und Parteinetzwerken zu denken und zu handeln. Wenn Du die Wahl hast, wer Wirtschaftsminister werden soll, Vahrenholt oder Habeck ? Wen wählst Du da aus ? Um die Abstimmung noch ein bisschen zu erschweren: wer sich da für Habeck entschiede , wäre ein ziemlich… Mehr

Turnvater
1 Jahr her

Wie die selbstgemachte Energiekrise bewältigt werden könnte?

Durch Verbot der Grünen und deren Helfershelfer in Politik, Medien und Wirtschaft, deren Beobachtung durch den Verfassungsschutz, ihre Aburteilung und Einzug des gesamten Partei- und Privatvermögens.

Und schon ist der Spuk vorbei.

Bundesbuerger
1 Jahr her

Prof. Vahrenholt habe ich kürzlich bei einem Mittelstandsgipfel in Düsseldorf erlebt. Exzellent. Ein interessantes Format, bei dem er den Impulsvortrag gehalten hat, und anschließend echte Unternehmer auf dem Podium zu Wort kommen, keine Verbandsonkels im vorauseilendem Gehorsam, keine schwatzenden Politiker. Die Zuhörer hatten ganz offensichtlich das Bedürfnis auf Information und Diskussion.