EU-Verbrennerverbot durch die Hintertür

Während Brüssel öffentlich über eine Revision des 2035-Verbots nachdenkt, basteln EU-Regulatoren klammheimlich an einem neuen CO₂-Regime für gewerbliche Flotten, mit Elektro-Quoten bis zu 90 Prozent. Damit droht das faktische Aus des Verbrenners schon weit vor 2035. Ein bürokratischer Schachzug, der den Markt umkrempelt, Flottenbetreiber überrollt und chinesische Hersteller stärkt.

picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker

Kluge CEO der Automobilindustrie und ökonomisch versierte Politiker haben in den vergangenen Monaten wiederholt von der EU eine Überprüfung und Revision des für 2035 beschlossenen Verbrennerverbots gefordert. Dies wurde von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mindestens genauso oft auch zugesagt.

Jetzt soll es endlich so weit sein. Am 10. Dezember will die EU das Verbrenner-Aus überprüfen. Die Krise in der Automobilindustrie erzwingt Entscheidungen. Eine „nachhaltige“ Modifikation bzw. Revision der faktischen Verbotsregel wird erwartet.

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Doch, wie es scheint, geben sich die Brüsseler Verbrenner-Aus-Ideologen so schnell nicht geschlagen: Sie haben eine neue Hintertür gefunden, mit der sie 2035 den von den Verbrauchern unvermindert hoch favorisierten Verbrennern, inzwischen zunehmend umweltbewusst in Kombination mit elektrifizierten Antrieben (Hybride, Reichweiten-Verlängerer), ein ende bereiten können.

Während alle auf die Aufweichung der CO2-Regulierung des Jahres 2035 hoffen, haben die Brüsseler Regulatoren klammheimlich eine andere Möglichkeit gefunden, um den Verbrennern doch noch den Garaus zu machen. Man beabsichtigt eine neue CO2-Regulatorik und damit auch das umstrittene Verbrenner-Verbot für gewerbliche Flotten zu erlassen.

Unbestritten vernünftig ist, dass die EU-Kommission aus Klimagründen die CO2-Emissionen der EU- Auto-Flotten reduzieren will. Werden aber die Emissions-Grenzwerte analog niedrig zu denen heute ab 2035 geltenden festgelegt, die für das faktische Verbrenner-Aus 2035 verantwortlich sind, geht das nur über hohe Quoten für Elektroautos. Alternative Antriebe, zum Beispiel mit eFuels wären zwar ebenfalls zulässig, doch mangels Masse kaum darstellbar.

Das bedeutet nichts anderes als das Verbrenner-Aus durch die Flotten-Hintertür. Die EU-Pläne sehen dem Vernehmen nach eine verpflichtende Quote von reinen Elektroautos für Flotten vor. Laut interner EU-Planung sollen die E-Quoten schon 2027 bis zu 50 Prozent betragen und 2030 schon auf 90 Prozent steigen sollen – es wäre de facto ein Flotten-Verbrenner-Verbot.

Kommt es so, ist das ein geschickter Schachzug EU-Anti-Verbrenner-Bürokraten. Mit drastischen Konsequenzen. Die EU verlagert damit das Verbrenner-Aus auf die Flotten, die das Gros des Automarktes darstellen. Alle Vermieter und Fuhrparkbetreiber wären zum Umstieg gezwungen.

Allerdings: Die Pläne sollen nicht nur Unternehmensflotten umfassen, sondern alle gewerblichen Neuzulassungen. Der Automobilansatz in Deutschland wird zu über zwei Drittel über Flotten und gewerbliche Kunden abgewickelt, nur ein Drittel entfällt auf private Käufer. Im übrigen Europa und in Großbritannien dürften die Verhältnisse ähnlich oder noch extremer sein.

Bislang wollen die Flotten-Endkunden beim Hochlauf der Elektromobilität nicht mitziehen. Im Gegenteil, sinkende Restwerte ihrer nahezu unverkäuflichen gebrauchten Elektro-Autos und hohe Verluste treiben sie in Scharen in stornierte E-Kaufaufträge.

Kurzum: Wie es aussieht will Brüssel das umstrittene Verbrenner-Verbot auf die Flottenbetreiber verlagern und damit den Markt auf diese Weise transformieren – besser: die Transformation erzwingen. Denn in den südlichen EU-Ländern sind die Voraussetzungen für die Elektroautos, zum Beispiel die Ladeinfrastruktur kaum vorhanden.

Noch ein anderer Aspekt ist wirtschaftspolitisch wichtig. Sollte diese EU-CO2-Regulatorik tatsächlich wie geplant so kommen, würde das chinesischen Autoherstellern den Siegeszug in Europa weiter pushen. Werden Flottenbetreiber, vor allem Autovermieter, qua Quote zur Anschaffung von Elektroautos gezwungen, werden sie diese wegen absehbar niedrigerer Anschaffungskosten vor allem bei chinesischen Anbietern wie BYD und CO tätigen – mit hohen Rabatten, versteht sich.

Von daher die Hoffnung auf und an die Einsicht, die EU möge durch Marktwirtschaft und Technologie-Offenheit ihre berechtigten Ziele bei der Erreichung niedriger Auto-Emissionen-Ziele anstreben. Und nicht durch eine neue Quoten-Dirigismus-Hintertür für ein Verbrenner-Aus in anderem Gewande.

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Kommentare ( 65 )

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bfwied
22 Tage her

Abgesehen davon, dass die CO2-Ziele nicht berechtigt sind, führt eine solche Verordnung in den totalen Ruin eines jeden Staates, der die ernst nimmt. Es ist kaum vorstellbar, dass die Italiener z. B. sich das vorschreiben lassen, eher revoltieren die zusammen mit einigen Ostländern. Und wenn D. das umsetzen will, wird nichts mehr laufen, da die Voraussetzunge fehlen, drüber hinaus die Leute auch kein Geld mehr haben. Das gesamte Wirtschaftsgefüge basiert wie schon bei den Neandertalern und Steinzeitmenschen auf günstige Energie und auf Mobilität. Ohne diese beiden läuft gar nichts mehr. Man kommt weder in seinen Betrieb noch kann man sinnvoll… Mehr

Privat
22 Tage her

Wir werden unseren hochwertigen deutschen Diesel bis zum Schluss fahren.
Bei uns kommt kein Elektro Vehikel in die Garage.

Egge940
22 Tage her
Antworten an  Privat

Keiner hindert Sie daran, ein teures und schmutziges Fahrzeug zu fahren.

Don Didi
19 Tage her
Antworten an  Egge940

Stimmt. Hat er aber ausgeschlossen.

Last edited 19 Tage her by Don Didi
H. Hoffmeister
22 Tage her

Herr Becker,
ab „Unbestritten vernünftig ist, dass die EU-Kommission aus Klimagründen die CO2-Emissionen der EU- Auto-Flotten reduzieren will.“ diesem Satz habe ich aufgehört zu lesen. Dass auch hier bei TE dem nach wie vor unbewiesenen, bestenfalls marginalen anthropogenen Einfluss durch das Spurengas CO2 gehuldigt wird, ist unverständlich. Der Rest der Weltgemeinschaft kommt zur Besinnung – oder hat den Hoax nur des Geldes wegen mitgemacht – aber hier in EU/D wird weiter bis zum bitteren Ende „klimageschützt“. Dann muss es wohl so sein.

Noergel Jo
22 Tage her
Antworten an  H. Hoffmeister

ab „Unbestritten vernünftig ist, dass die EU-Kommission aus Klimagründen die CO2-Emissionen der EU- Auto-Flotten reduzieren will.“ diesem Satz habe ich aufgehört zu lesen.“

Ich auch.

hansgunther
22 Tage her

So wie sich Hammer und Sichel auf roten Flaggen halten, hält sich auch die Kriegserklärung an CO₂ – die Luftnummer des Jahrhunderts sozusagen. Von grünen Funktionären gemacht für anschein grüne Millionäre! Im Zentrum aller Strategien steht die leistungslose Vermehrung von Mammon, die Verblödung der Massen fällt dabei kostenlos an.
Ist das Geld einmal alle, haben wir Gott sei Dank noch CO₂, das die grüne Natur am Leben und blühen hält. Ohne grüne Kommunisten lässt sich gut und besser leben, ohne CO₂ nicht!

Last edited 22 Tage her by hansgunther
MartinKienzle
22 Tage her

Herr Dr. Becker, Sie müssen diese sogenannte „Politik“, unter anderem mit Blick auf das sogenannte „Killergas CO²“ (CO² ist lebensnotwendig), das verwendet wird, um die Automobilindustrie mit Vorsatz zu zerstören, als Kabarett betrachten, das alltäglich unsere Lachmuskeln trainiert; da das Leben allerdings nicht lediglich aus Lachen besteht, ist das Spielende jenes Kabaretts absehbar, das mit Wiedergeburt der Politik im wahrsten Sinne einhergehen wird!

Last edited 22 Tage her by MartinKienzle
a.stricker
22 Tage her

Die Ideologen merken nicht, was China spielt und die Lobbyisten verdienen sich an den asiatischen Kommunisten dumm und dusselig. China erhöht in weniger als zwei Jahren den CO2-Ausstoß um mehr als den Gesamtausstoß Deutschlands und faselt auf den Klimakonferenzen und in Brüssel von Co2-Verbot. Daneben unterstützen sie noch kräftig die Zahlungen der dusseligen Europäer an die „vulnerablen“ Länder, damit deren korrupte Schichten fleißig helfen, die Überkapazitäten Chinas auf Kosten der Europäer zu reduzieren. Trump hat das durchschaut, die dummen Ideologen in Brüssel sind dazu nicht fähig oder es interessiert sie nicht.

Peterson82
22 Tage her
Antworten an  a.stricker

CHinas CO² Ausstoß stagniert und sinkt sogar leicht trotz Wirtschaftswachstum. Das ist u.A. auf den massiven Ausbau der regenerativen Energien zurückzuführen die ja laut weitverbreiteter Meinung in diesem Forum niemals funktionieren werden. Ich würde es daher anders formulieren. China baut in zwei Jahren mehr Windkraft und Solar dazu als ganz Europa.

Dr. Rehmstack
22 Tage her

Zum Thema Südeuropa: gerade zurück von einem Urlaub an der Costa Blanca, die Gegend Alicante, Benidorm, Calpe, hervorragende Bedingungen für Fotovoltaik, die auch stationär massiv genutzt wird, bereits morgens um zehn sind die Akku Speicher bereits wieder fast voll, Waschmaschine, Spülmaschine, Poolpumpe, alles läuft mit Fotovoltaik und der Rest geht ins Netz. Hier ist Wasser die beschränkende Ressource, nicht Strom. Nun sollte man glauben, dass hier ein Eldorado für die E-mobilität sein sollte. Das Gegenteil ist der Fall. Hier werden alle international verfügbaren Verbrenner, häufig auch die neuesten Modelle, gefahren, es suvt!. Es gibt praktisch keine E-Mobilität, es gibt keine… Mehr

Peterson82
22 Tage her
Antworten an  Dr. Rehmstack

und welche topographischen Begebenheiten sollen jetzt genau die E-Mobilität verhindern? Berge etwa? Dann dürfte in Norwegen kein einziges Auto rollen. Ich denke der maßgebliche Treiber dürfte das Einkommen des jeweiligen Landes sein, denn wenn man nur 25.000€ Jahreseinkommen hat dann wird es eben schwer mit den klassischen Neuwagen (egal ob Verbrenner oder E-Auto) die inzwischen spielerisch die 50k knacken. Und bis der Gebrauchtmarkt hochläuft vergeht eben noch Zeit. Schreiben sie es sich auf und holen sie gerne den Zettel in 10 Jahren raus: Die E-Mobilität IST DIE GOLDENE ZUKUNFT Sie beseitigt die absolut ausufernde Überkomplexität der jetzigen Motoren, sind wesentlich… Mehr

Dr. Rehmstack
21 Tage her
Antworten an  Peterson82

Also, ich habe noch keinen Norweger in einem emobil durch Europa zum Skiurlaub fahren sehen, die fuhren alle Diesel!

Fred Schneider
22 Tage her

Der „mildhybride“ Diesel ist momentan mein Favorit. Keine Steckdose notwendig, bemerkenswerte Unterstützung durch kleinen E-Motor und Verringerung des Kraftstoffverbrauchs. Den 300er GLE kann ich so ohne große Anstrengung an den Rand der 6-Liter-Marke bringen. Den Unsinn mit dem CO2 glaubt heute kein vernünftiger Mensch mehr, zumal dieses Spurenelement in der Luft kein Schadstoff, sondern eine der Lebensgrundlagen auf dieser Welt ist. Klug und vernünftig ist dagegen jede Einsparung von Schadstoffen und diesbezüglich mache ich mir weniger um unsere modernen Motoren Sorgen, als um die Belastung der Natur durch Herstellung, Gebrauch und Entsorgung/Recycling von Solarpanels und Windkraftanlagen.

Jan
22 Tage her

Die EU-Kommission offenbart mit ihrer „Transformation“ eine genauso große ideologische Verbohrtheit wie damals die Kommunisten mit ihrer Planwirtschaft. Die Konsequenzen werden ähnlich ruinös sein. Solange in Deutschland kein echter Regierungswechsel stattfindet, der massiven Druck auf Brüssel ausübt, notfalls mit Geldkürzungen und Dexit-Drohungen, wird Brüssel seinen Kurs nicht ändern. Sachargumente prallen an denen ab.

Bernhardino
22 Tage her

Unbestritten vernünftig ist, dass die EU-Kommission aus Klimagründen die CO2-Emissionen der EU- Auto-Flotten reduzieren will.“
CO² aus Klimagründen reduzieren ist Schwachsinn. Denn CO² hat keinerlei Einfluss auf das Klima. Der Dr.Becker halt. Einmal verrannt, immer verrannt.

Privat
22 Tage her
Antworten an  Bernhardino

CO2 # ebenso wie das angebliche Corona – ist der reinste Betrug an den Bürgern