Das ZDF framed: Kirk ist selbst schuld – und Hayali das eigentliche Opfer

Der Mainzer Sender verbreitet grobe Desinformation, auf Kritik reagiert er passiv-aggressiv. Den Öffentlich-Rechtlichen fehlt jede Fähigkeit zur Selbstkorrektur.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Der Mord an Charlie Kirk und die Reaktionen darauf wirken wie ein Kontrastmittel, das die ideologischen Konturen des politisch-medialen Milieus stärker hervortreten lässt. Bekanntlich rief das Attentat von Utah bei vielen deutschen Medien und Politikern keine Empörung hervor, sondern sehr viel Rechtfertigungseifer, bei manchen sogar eine gar nicht so klammheimliche Freude. „Tod eines Brandstifters“, titelte der „Tagesspiegel“; die „Berliner Morgenpost“ urteilt: „Es sind Kirk und Trump, die mit scharfen Parolen die amerikanische Gesellschaft polarisieren – und nun selbst zur Zielscheibe wurden.“

Im ZDF behauptete Dunja Hayali noch am Tag des Mordes, Kirks Ansichten seien „sexistisch, rassistisch“ und „menschenfeindlich“ gewesen. Belege: keine. Auf die Bitte des Autors, zu jedem Vorwurf zumindest ein entsprechendes Originalzitat Kirks zu liefern, reagierte das ZDF nicht. Der von dem Sender als US-Experte ausgewiesene Elmar Theveßen rief dem Mordopfer bei „Lanz“ hinterher, er habe die Steinigung von Homosexuellen gefordert. Damit plapperte Theveßen eine zu diesem Zeitpunkt schon längst widerlegte Lüge nach, die sich auf ein manipulativ zusammengeschnittenes Video stützt.

Zwei andere Vorgänge versetzen das dem Mord gegenüber außerordentlich verständnisvolle Juste milieu allerdings in helle Aufregung: erstens die Forderung des früheren amerikanischen Botschafters in Deutschland Richard Grenell, Theveßen das US-Visum zu entziehen – und zweitens die Reaktion auf Hayalis Tirade. Unter den Mails an sie gibt es zweifellos eine Reihe primitiver Beschimpfungen und Drohungen. Das Framing, das Hayali und das ZDF verbreiten, lautet: Es gibt Mails, die Hayali bedrohen – und damit erledigt sich auch jede sachliche Kritik und jede Notwendigkeit zur Selbstkorrektur der Anstalt. Die Grünen-Politikerin Katrin Göring Eckardt schwang sich in einer Video-Botschaft sogar zu der Aussage auf: „Was nicht geht, ist, dass die von ihnen (Hayali, Theveßen) vorgenommene Einordnung (von Charlie Kirk) grundsätzlich in Frage gestellt wird.“

Ach nein? Kommt jetzt als nächstes eine Meldestelle für Infragestellung von ZDF-Propaganda?

In den Altmedien erheben sich gegen diese Selbstgerechtigkeit nur ganz vereinzelte Stimmen. Eine davon gehört dem ZEIT-Autor Jochen Bittner, der sich auf X eine ganz vorsichtige Infragestellung erlaubt. Und die zeigt das Problem der Gleichtaktmedien überdeutlich.

„Gegen die Ausweisungsdrohung und den Hass, der Elmar Theveßen und Dunja Hayali jetzt entgegenschwappt, muss sich jeder freiheitlich denkende Mensch solidarisch mit den beiden zeigen“, beginnt Bittner in einem längeren Text auf X. Er fordert also erst einmal von allen, mit einem Bekenntnis ein Eintrittsbillet zur Debatte zu lösen. Dann fährt er fort:

„Das ändert nur leider nichts daran, dass die beiden vor einem Millionenpublikum schwerwiegende Falschbehauptungen über den ermordeten Charlie Kirk verbreitet haben und das ZDF dies bis heute nicht berichtigt hat. Das ist gerade jetzt besonders fatal. Ein Gegenrezept gegen den Trumpismus hätte spätestens ab 2016 lauten müssen: Make Institutions Great Again! Und das hätte auch für uns Medien als Institution gelten müssen. Stattdessen erleben wir ausgerechnet an diesem sehr heiklen Punkt des Vibe Shifts, der auch Europa erfasst, dass wichtige Medien ihre ohnehin angeschlagene Glaubwürdigkeit weiter beschädigen. Egal, was man von Charlie Kirks Positionen hält (u.a. diejenigen zur Abtreibung, zum 6. Januar, zum ‚Great Replacement‘ finde ich persönlich bizarr), er war in erster Linie ein Debattierer, der eine Hand ausstreckte über den immer größer werdenden Spalt zwischen den politischen Lagern und damit das Gegenteil eines Brandstifters. Redet mit mir!war sein Angebot, vor allem auf College-Campussen, auf denen es viele immer unerträglicher finden, anderen Meinungen überhaupt zuzuhören. ‚Beweis mir, dass ich Unrecht habe‘ und ‚da wo aufgehört wird zu reden, beginnt Gewalt‘ ist als Programm nicht extremistisch, sondern anti-extremistisch… Charlie Kirk ging mitten hinein in diese enorme Spannung. Ihn als monstermäßigen Extremisten zu framen ist deswegen so übel, weil es die Frage aufwirft: Welcher Raum für Debatten bleibt denn dann bitte noch? Ich habe seit Freitagvormittag 3 x beim ZDF angefragt, ob es eine Richtigstellung der Falschbehauptungen geben würde. Bis gestern Abend bekam ich zwei ausweichende Antworten. Fehler sind verzeihlich. Aber wenn eine Institution wie das ZDF nicht die Größe aufbringt, sie zu korrigieren, beschädigt sie damit nicht nur sich, sondern den Journalismus als solchen.“

Nein, der Sender beschädigt mit seinem Verhalten nicht „den Journalismus als solchen“. Warum sollte das Verhalten des ZDF den Journalismus von TE, der NZZ oder des „Telegraph“ beschädigen? Das ZDF beschädigt das ZDF, indem es selbst Gutwilligen die letzte Begründung dafür raubt, weiter 18,36 Euro im Monat zu überweisen.

Einige selbstverständlich unakzeptable Drohungen und Beschimpfungen gegen Hayali und Theveßen neutralisieren die völlig zutreffenden Vorwürfe gegen Hayali, Theveßen und den Sender nicht. Genau diese Taktik verfolgen die beiden und der Sender aber: Kirks Ermordung propagandistisch als selbstverschuldet deuten, sich selbst anschließend nach der erwartbaren Reaktion zum eigentlichen Opfer erklären – und deshalb jeden Hauch von Selbstkritik vermeiden. Die Tatsache, dass jemand unter der Gürtellinie beschimpft wird, rechtfertigt ihn nicht. Niemand muss sich erst einmal mit Hayali und Theveßen „solidarisch“ zeigen, um dann erst Kritik vorbringen zu dürfen. Nicht Kritiker müssen eine Vorleistung erbringen, sondern das ZDF muss sich daran erinnern – oder eben mit Nachdruck von außen daran erinnert werden –, dass es Gebührenzahler braucht. Bei aller Machtvollkommenheit, die man auf dem Lerchenberg in Mainz zu spüren glaubt: Akzeptanz lässt sich nun einmal nicht befehlen. Weder durch Katrin Göring-Eckardt noch den Intendanten Norbert Himmler.

Am 1. Oktober beginnt vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein Verfahren, das die Frage klären soll, ob Bürger die Zahlung des Rundfunkbeitrags mit Verweis auf den Verstoß der Sender gegen den Rundfunkstaatsvertrag teilweise mindern oder ganz auf Null setzen können. Den Komplex Theveßen, Hayali und ZDF nehmen die Kläger mit Sicherheit zu den Akten.

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Kommentare ( 48 )

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FredericWeatherly
2 Monate her

Als Student hatte ich aufgrund eines Versäumnis seitens des Beitragservice die Androhung des Haftbefehl durch den BR im Briefkasten. Ein heilsamer Schock! Bin seitdem noch kritischer. Die Gebühren nicht zu zahlen, können wir uns als Beamte aber leider nicht leisten. Vorerst bleibt nur, sich immer vorzusummen wie 1848: „Ein Mann von unerschrocknem Sinn, schaut zu und lacht, trotz alledem.“

man without opinion
2 Monate her

Moin, Ich sehe richtig vor mir, wie sich bei TE Feierlaune ausbreitet. Mache bestimmt auch ein Glas Popcorn auf. KGE und Slomka (intern bei mir IM Guillotine), springen Halali bei. Damit ist eine Bewährungsstrafe praktisch passe. Bei der Slomka muss noch was dahinterstecken. Für so blöde halte ich sie bislang nicht. Der rechte Pöbel hat Blut geleckt. Blöd nur, daß deutlich mehr als die Hälfte der ominöse besorgte Bürger ist. Dem fliegt nun endlich langsam der Draht aus der Mütze. Eigentlich hätte der Sender H. fristlos ohne Abfing kündigen müssen. Nach Vorlage des Staatsvertrages, könnte auch ein Arbeitsgericht kaum anders… Mehr

Leroy
2 Monate her

Elmar T. saß bei der US-Wahl noch im Studio und hat geschwurbelt, dass es immer noch Chancen für Kamala Harris auf den Sieg gäbe. Da hatte die NYT schon 2 Stunden vorher Donald Trump zum Sieg gratuliert.

Kassandra
2 Monate her

„Den Öffentlich-Rechtlichen fehlt jede Fähigkeit zur Selbstkorrektur.“ . Hat schon jemand gehört, dass AgitProp korrigiert werden müsste? Die verfolgen mit den „Sendungen“ doch ihre Ziele – und davon werden all die, die dort eingesetzt sind, bis zum Endsieg keinen Deut abweichen – und dann erst recht nicht. Zumal sie bei 75% der Deutschen durch ihre „Impulse“ beständig Volltreffer vermelden können. . Vom Hinkefuss ist überlassen: „Die Macht haben wir nun in Deutschland gewonnen, nun gilt es das deutsche Volk zu gewinnen. Der Reichspropagandaleiter der NSDAP gibt für alle Gaue folgende Anordnung bekannt: Der Rundfunk gehört uns! Niemandem sonst.“ Von Anfang… Mehr

Leroy
2 Monate her

Elmar T. hat bereits mehrere Stufen des Expertentums erklommen ( Terrorexperte; Experte für oder besser gegen rechts usw.). Seine gesamte Expertise hat aber eines gemeinsam: Es ist immer Bullshit.

Gotthelm Fugge
2 Monate her

ÖRR-Linksextremistin Slomka: „“Wörtlich schrieb die „heute journal“-Moderatorin: „Das, was derzeit meinen Kollegen @dunjahayali.de und Elmar Theveßen widerfährt, dürfte zum Teil auch eine orchestrierte Kampagne sein. In den digitalen Kloaken genügt es ja, jemanden zu markieren und dann wird das zum Selbstläufer, in rechtsfreien Räumen, denen sich bislang keine Kraft entgegenstellt.“ – „“   Tja, Fr. Slomka – Das Ganze heißt dann – Individuelle Freiheit des Einzelnen mit seiner Meinung. Sie sollte in puncto Meinungsfreiheit sich einmal von Voltaire und seiner Sicht dazu belehren lassen.   Immerhin hat der designierte VS-Muslim-Chef Sinan Selen jetzt die Möglichkeit, die „digitalen Kloaken“ in ihrem… Mehr

Last edited 2 Monate her by Gotthelm Fugge
Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Gotthelm Fugge

Bislang war er dort Vize, der Sinan Selen. Wie vordem eine gewisse Felor Badenberg geborene Haghighi-Niataus dem Iran auch. Die Frau „verfasste“ übrigens das erste um die 1000 Seiten lange Gutachten zum Verbot der AfD – wohl heute noch in Teilen Grundlage für das Verbot der Partei. . Danisch regte ja schon 2-fach an, dass die Alternativen einen Verbotsantrag gegen die spd im Bundestag vorlegen sollen – was nun auf grün-link ausgedehnt werden kann. Der blogger gibt den Alternativen eine Anleitung in die Hand, wie hinsichtlich des Compact-Urteils wegen der Gefahr des Parteiverbots weiter vorgegangen werden müsste: „Ich fordere die… Mehr

Melly
2 Monate her

„Berliner Morgenpost“ urteilt: „Es sind Kirk und Trump, die mit scharfen Parolen die amerikanische Gesellschaft polarisieren – und nun selbst zur Zielscheibe wurden.“ Bin gespannt wenn unsere Politoffizier*innen zur Zielscheibe werden. Diese Menschenverachtung ist unerträglich. !!!!

Der Person
2 Monate her

„Der Mainzer Sender verbreitet grobe Desinformation….“ Theveßen ist kein 12jähriger, der für die Schülerzeitung in Hinterpusemuckel schreibt. Er ist langjähriger Journalist (oder behauptet das), der sorgfältige Umgang mit Informationen ist Kernmerkmal dieses Berufes. Als ZDF-Mitarbeiter und „US-Experte“ profitiert er zudem vom Nimbus der „Unparteilichkeit“ oder des tatsächlichen Insiderwissens, der entsprechende Vertrauensvorschuss von Seiten der Zuschauer begründet dann noch einmal ein extra sorgfältiges Arbeiten. Wenn so jemand in aller Öffentlichkeit das exakte Gegenteil der Realität behauptet, dann ist das keine grobe Desinformation. Dann ist das eine vorsätzliche Lüge. Ob diese aus Bösartigkeit geschah oder darin begründet liegt, dass Theveßen ebenso hochdement… Mehr

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Der Person

Wenn man die dort noch auftreten Dürfenden allesamt als Agitatoren und Propagandisten einordnete – vielleicht käme man damit der Sache insgesamt näher? Jakob Augstein, 22. Juli 2010 hinsichtlich der „4. Gewalt“ in einer Serie der SZ, die insgesamt aufschlussreich hindessen sein könnte – und dazu kam dann 2014 noch die Einrichtung einer „Nudging-Abteilung“ im Kanzleramt durch adm: Wie Mitarbeiter des Kanzleramts Was Angela Merkel da gesagt hat, war nur scheinbar von ergreifender sprachlicher und gedanklicher Schlichtheit. Es war bezeichnend dafür, dass Journalisten und Politiker sich heute mitnichten als Gegner verstehen, sondern als Partner. Merkel hat zu den Journalisten geredet als seien… Mehr

Mausi
2 Monate her

Ich kann wirklich nur hoffen, dass die Zuschauer mal ihren eigenen Verstand einschalten, sich selbst ein Bild machen über Herrn Kirk – das ist auf youtube ja leicht möglich – und dass sich ihnen dann die Haare aufstellen über Leute a la Herrn Bittner, der nun mal etwas ganz Grundsätzliches feststellen will. Hat er noch nie etwas von dem Wort gehört: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus? Oder: Was Du nicht willst, dass man Dir tu‘, dass füg‘ auch keinem Andern zu? Aber diese Menschen sind der festen Überzeugung, dass sie ja gar nicht in den… Mehr

Last edited 2 Monate her by Mausi
MikeHock
2 Monate her

Die unfassbare Ironie, dass ein(e) Göring und ein Himmler wieder Propaganda machen, aber diesmal „wirklich“ für die gute Sache, ist hoffentlich nicht nur mir aufgefallen.