IAA München – Deutschlands Autoindustrie in freiem Fall

Statt glamouröser Auto-Shows dominiert die Debatte über das Verbrenner-Aus ab 2035 und die Abhängigkeit Europas von Batterien und Rohstoffen aus China. Branchenvertreter warnen vor dem Verlust hunderttausender Arbeitsplätze. Von den Herstellern ist kein Wort der Kritik an dem weltweit einzigartigen Autoverbot zu hören.

picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann / SVEN SIMON

In München öffnet heute die Internationale Automobilausstellung IAA – oder das, was von der einstigen Glanzschau deutscher Ingenieurskunst übrig geblieben ist. Statt stolzer Limousinen, leistungsstarker Motoren und innovativer Technik dominieren Lastenräder, E-Bikes und sogenannte „Mikromobilitätslösungen“, die den Verkehr von morgen angeblich prägen werden. Viele große Hersteller sind nur reduziert vertreten, manche bleiben ganz fern.

Statt glamouröser Auto-Shows und PS-Premieren dominiert die Debatte über das geplante Verbrenner-Aus ab 2035 und die Abhängigkeit Europas von Batterien und Rohstoffen aus China. Es gebe keine Alternative zu Null-Emissionen, spricht wagemutig Mercedes-Chef Källenius. Die europäische Autoindustrie werde bis 2030 mehr als 250 Milliarden Euro in die sogenannte Elektromobilität investieren, so Källenius in seinem Kotau vor grüner Politik.

Von den Herstellern ist praktisch kein Wort der Kritik an dem weltweit einzigartigen Autoverbot zu hören. Branchenvertreter dagegen warnen vor dem Verlust hunderttausender Arbeitsplätze und fordern von Brüssel eine Korrektur des Verbrennerverbots ab 2035.

New Electric Vehicle
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Die Industrie präsentiert stattdessen überwiegend ihre neuesten Elektro-Auto-Kreationen, gelegentlich ein neues Verbrennermodell. Audi, BMW und Mercedes präsentieren E-Autos, als ob die Kunden sie ihnen aus den Händen rissen. Das Gegenteil ist der Fall: Die kauft kaum jemand. Immer noch sind Neuzulassungen zu 80 Prozent Verbrenner und 20 Prozent E-Autos – bei den ausgestellten Autos auf der IAA ist es umgekehrt. Die Hersteller preisen ihre Ladenhüter von morgen an, keine Rede von Volkswagen, die nicht wissen, wohin mit ihren nicht verkauften E-Autos, die das voll auf die Produktion von E-Autos umgebaute Werk ununterbrochen ausspuckt.

Volkswagen stellt mit dem ID.Polo und dem Schwestermodell ID.Cross Elektro-Kleinwagen vor, die bezahlbar sein sollen. BMW zeigt mit dem iX3 das erste Serienfahrzeug der Elektroplattform „Neue Klasse“ und Mercedes zeigt einen Elektro-SUV, der auf der neuen Plattform „MB.EA“ aufsetzt.

Die Aufbruchstimmung sei hoch, treten die Hersteller auf – zum wievielten Mal eigentlich, seitdem Merkel auf der IAA 2013 die Parole ausgegeben hat: Im Jahre 2020 sollten eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren – um sie dann wieder 2017 zu kassieren. Trotz Kaufanreizen lief kaum etwas. Eine „Nationale Plattform Elektromobilität“ sollte dem „Markthochlauf“ dienen, als ob sich ein Markt wie mit dem Dreh am Transformator einer Spielzeugeisenbahn hochregeln ließe. Deutschland müsse Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität werden, hieß es. Dass man dafür unter anderem Rohstoffe, Strom, Leitungen und Infrastruktur benötigt, ging keinem der fürstlich bezahlten Staatenlenker auf. Stattdessen wurden reihenweise Kraftwerke gesprengt.

Was aus diesen vollmundigen Sprüchen geworden ist, sieht man in München. So viele chinesische Hersteller wie noch nie stellen aus: 116 Aussteller von rund 748, von denen 57 Prozent aus dem Ausland kommen.

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Herstellerriesen wie BYD zeigen ihre neuen E-Autos und Hybridautos; sie beschäftigen sich also weiter mit Verbrennungsmotoren und entwickeln auch neue Verbrennermodelle. Sie zeigen gleichzeitig das schnelle Laden im Megawattbereich, mit dem eine Batterie schneller aufgeladen sein soll. (Wie oft die das verträgt, ist offen.) In China ist das möglich, wo im Wochentakt neue Kraftwerke in Betrieb genommen werden; in Deutschland gibt es dagegen weder genügend Strom noch die notwendigen Leitungen und Verteilnetze. Ein in 130 Jahren aufgebautes Stromnetz baut man nicht – zackzack – einfach um. Das geht nur in China, dort gibt es Fachleute in der Verwaltung – wir haben Dorothee Bär & Co.

Die IAA findet auch in München selbst statt, nicht nur auf dem Messegelände. Wobei das grün regierte München alles tut, Autos aus dem Stadtgebiet zu verscheuchen. Das Wort Klima dürfte wesentlich häufiger auftauchen als PS. Ginge es nach der Stadt München, wäre es eigentlich eher eine Messe für Lastenfahrräder.

So dürften in dieser Woche freudestrahlende Gesichter auf den Ständen der Chinesen vorherrschen, düstere Mienen bei den Deutschen. Kein Wunder: Porsche stürzt mit 91 Prozent Gewinneinbruch aus dem DAX, Mercedes halbiert seine Gewinne, Volkswagen kämpft mit Absatzproblemen und Zulieferer schließen reihenweise ihre Tore.

Offiziell soll das „Verbrenner-Aus“ ab 2035 den Planeten retten. Die Begründung: CO₂ sei „klimaschädlich“. Dabei ist Kohlendioxid ein lebensnotwendiges Spurengas, Grundlage jedes Pflanzenwachstums, von Natur aus seit Jahrmillionen in ständiger Bewegung zwischen Atmosphäre, Ozeanen und Biosphäre. Dass es plötzlich zum „Klimakiller“ erklärt wurde, war ein politischer Akt – keine wissenschaftliche Entdeckung. Wer daran zweifelt, wird diffamiert.

Die Wahrheit: Moderne Verbrenner sind effizienter, sparsamer und sauberer als je zuvor. Das Problem Stickoxide und Feinstaub ist technisch längst beherrschbar. Doch das interessiert Brüssel nicht. Dort gilt nur: CO₂ = schlecht. Wer Öl oder Benzin verbrennt, soll verdammt und bestraft werden.

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Während Europa sich mit ideologischen Fesseln knebelt, verfolgt China eine nüchterne industriepolitische Strategie. Strom ist billig, Fabriken sind automatisiert, Subventionen fördern Wettbewerb – nicht Verbote. Plug-in-Hybride, Wasserstoff, Elektro, alles nebeneinander, wie es funktioniert und Kunden überzeugt. Tesla wurde ausdrücklich ins Land eingeladen und bekommt dieselben Subventionen wie chinesische Hersteller.

In China kaufen die Menschen E-Autos, weil sie günstig, innovativ und praktisch sind – nicht weil sie müssen. In den Staus der Megacitys werden sie geschätzt als rollende Büros und Wohnzimmer mit Unterhaltungstechnik. In Europa dagegen soll der Verbraucher durch Regulierung, Strafsteuern und Fahrverbote gezwungen werden, auf Produkte umzusteigen, die er nicht will.

Deutschland verzichtet auf seine größte industrielle Stärke, um eine Polit-Erzählung zu bedienen. Der „Green Deal“ ist das ideologische Dach, das Ursula von der Leyen 2019 über EU-Europa spannte. NGOs, finanziert aus EU-Töpfen, trommeln seit Jahren unermüdlich: „Klimakatastrophe“, „letzte Chance zur Rettung der Welt“. Dass die EU mit ihrem minimalen Anteil an den weltweiten Emissionen keinen messbaren Einfluss auf das Weltklima hat, wird verschwiegen.

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Ganze Industrien werden so geopfert – im Namen einer Ideologie. Milliarden an Subventionen fließen in die Elektromobilität. Wer kauft, profitiert von Prämien, wer nicht kauft, wird bestraft. Ergebnis: künstliche Märkte, Abhängigkeit von China, Verfall der eigenen Wertschöpfung. Deutschland ist offensichtlich auf dem Weg nach Detroit: einst als „Motor City“ prosperierendes Zentrum der Weltindustrie, dann kamen Selbstzufriedenheit, falsche Modelle, starre Strukturen. Detroit – Symbol des Niedergangs. Ganze Viertel verfielen, die Stadt meldete 2013 die größte kommunale Pleite der US-Geschichte an.

Die deutsche Autoindustrie steht vor dem Abgrund – nicht, weil ihre Technik schlecht wäre, sondern weil Politik und EU-Ideologen sie bewusst dorthin treiben. Das Märchen vom „Klimakiller CO₂“ begründet eine Politik, die Produkte verbietet, statt auf konkurrierende Weiterentwicklung zu setzen. Was gut und preislich attraktiv ist, wird gekauft.

China, Indien, die USA – sie bleiben technologieoffen. Eine grüne EU macht seit Jahren Europa zum Sanierungsfall. Wird nicht schnell gegengesteuert, wird aus dem Autoerfinderland ein zweites Detroit – eine Industriewüste, in der grüne Hardcore-Ideologen ihre Schlüsselindustrie selbst zerstört haben.


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Kommentare ( 69 )

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69 Comments
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BK
2 Monate her

Die IAA in München, ist fast am A…sch der Welt. Warum nicht gleich auf Helgoland stattfinden lassen, wenn man doch nichts weiter zeigen will, als keine Autos? Als Autonation, sollte man eine große Verkaufsshow daraus machen. Mehrere Messestandorte, Autos zum Anfassen und fahren auf allen Rennstrecken. Das muss Eventcharakter haben, ähnlich wie Olympia, bei dem man der Welt zeigt, was Spitzenleistungen sind. Mit dieser linksgrünen Umweltbräsigkeit verkauft man jedoch nichts und gewinnt keine neuen Kunden.

hansgunther
2 Monate her

Subventionsjäger mit risikolosem Millionensalär, abgesichert durch Einkommen und Abfindungen. Bei persönlichem Versagen in jedem Fall noch mit Gold wert belohnt. Ähnlich der finanziell nicht ebenbürtigen politischen Versagerkaste, die darunter steht. Die aber die Millionen und Milliarden verteilen, als gäb’s kein Morgen. Eben das Geld der Leistungsträger der Gesamtgesellschaft. Keiner dieser Typen hat die persönliche Courage, den Mächtigen entgegenzutreten, Fehlentwicklungen aufzuzeigen und Korrekturen einzufordern. Es gäbe wahrlich Grund, hier Farbe zu bekennen, letztlich für die gesamte Gesellschaft positiv Partei zu ergreifen gegenüber übergriffigen, agitatorischen, ideologischen Politikern und ihren Bütteln. Eigentlich kapitalistische, ehrlose Knechte des Geldes und der Mächtigen. In jedem Falle… Mehr

Nibelung
2 Monate her

Der Zug ist abgefahren und die Blut -und Tränenrede des Kanzlers bringt auch nichts mehr und die ganzen bezahlten Experten werden dieses Elend auch nicht mehr umkehren, denn die haben sich ihr eigenes Grab geschaufelt und die Chinesen und andere werden sie nicht mehr hochkommen lassen, weil alles gegen die deutsche Automobilindustrie spricht, denn der Preis ist für die meisten maßgeblich und den können die deutschen Hersteller nicht mehr anbieten und somit sind sie zum sterben verurteilt, denn mit der Masse macht man das Geschäft und nicht mit der Klasse, was nur ein Zusatzgeschäft wäre, wenn man es von der… Mehr

Klaus D
2 Monate her

Das Märchen vom „Klimakiller CO₂“….und selbst wenn es so wäre warum legt man den schwerpunkt nicht auf luxus der unsere umwelt für nichts belastet zb privatjets, yachten, supersportwagen usw. Die oberen 10-20% belasten zu 80-90% unser klima im privaten bereich. Für mich sieht das so aus das die masse verzichten soll während „man“ selber weiter party feiert.

Carl22
2 Monate her
Antworten an  Klaus D

siehe BumBumBorisJonsohn und seine Downingstreet-Parties, während das Volk schikaniert wurde…..

Proffi
2 Monate her

…….“Dass die EU mit ihrem minimalen Anteil an den weltweiten Emissionen keinen messbaren Einfluss auf das Weltklima hat, wird verschwiegen.“ Es ist schade, dass Kritiker des Klimaunsinnes immer wieder klammheimlich einräumen, dass CO2 einen Einfluss auf das Weltklima hat. Damit machen sie ihre Kritk zunichte. Unter den zahnlosen Tigern sind Herr Sinn, Herr Ganteför, Herr Varenholt und Vince Ebert.

Evero
2 Monate her

Wie nennt man es, wenn nicht mehr nach den Erfordernissen des Marktes produziert wird, sondern nach den Vorgaben einer Ideologie?
Die Pleiten, die mit Planwirtschaft erreicht wurden, füllen die Bücher der neueren Weltgeschichte.

alter weisser Mann
2 Monate her

Von den Herstellern ist praktisch kein Wort der Kritik ….. zu hören. Branchenvertreter dagegen warnen ….
Schizophrenie der Branche?

Uferlos
2 Monate her

Technologieoffenheit kostet viel Geld, da man mehrere Infrastruktur und Produktionssysteme parallel vorhalten muss. Besser wäre es, so schnell wie möglich auf E- Mobilität umzusteigen. Das übliche Gezetere über den E-Antrieb in konservativen Kreisen, übersieht dabei die viel gefährlichere Entwicklung, dass die individuelle automobile Mobilität immer mehr beschnitten wird. Wichtiger als das Festhalten am Sechs, Acht, Zwölf Zylinder wäre daher das Eintreten gegen weitere Fahr, Park und Haltungsbeschränkungen bei Autos im Allgemeinen. Auch Länder wie Indien, Marokko und Costa Rica bauen ihr elektrisches Ladesystem zügig aus, so dass in naher bis mittlerer Zukunft die Kunden sehr vieler Länder auf E-Autos zugreifen… Mehr

Peterson82
2 Monate her
Antworten an  Uferlos

genauso siehts aus. Grade dieser wankelmütige und halbherzige Kurs ist einer der Gründe dafür, warum wir so spät hinten dran hängen.

Apfelmann
2 Monate her

Abseits der ideologischen Diskussion kann man festhalten, dass die Ölvorräte max. noch 50 Jahre reichen. Viele Staaten werden schon weit früher Hamstern und Depots anlegen. Die Preise werden auch entsprechend steigen. Schon allein aus diesem Grund ist der Verbrenner tot. Ob Elektro nun die Lösung ist, keine Ahnung. Aber die Welt ist gut daran beraten jetzt nach Alternativen zum Verbrenner zu suchen und nicht erst in 20 Jahren.

Spyderco
2 Monate her
Antworten an  Apfelmann

,,…dass die Ölvorräte max. noch 50 Jahre reichen.“

Das haben die Klimareligiösen bereits in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts behauptet. Aber diesmal stimmt es wirklich😉
Quelle:trust me bro🤣

Öl: Streit um die letzten Tonnen und Fässer – DER SPIEGEL https://share.google/UlkLzm2qn361RnfM3

Der Ingenieur
2 Monate her
Antworten an  Apfelmann

Immer das gleiche Spiel:

Vor 50 Jahren (1975) hatte man auch schon gesagt, dass die Ölvorräte max. noch 50 Jahre reichen …