Mehr als sieben Millionen Menschen in Kurzarbeit

Fast drei Viertel der zur staatlich mitfinanzierten Kurzarbeit angemeldeten Arbeitnehmer mussten diese Möglichkeit im Mai nutzen. Das ist ein Vielfaches des bisherigen Höchststandes in der Finanzkrise

imago images / CHROMORANGE

Im Mai sind in Deutschland 7,3 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit gewesen, wie Berechnungen des ifo Instituts ergeben. „Diese Zahl war noch nie so hoch“, sagt ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. „In der Finanzkrise lag der Gipfel der Kurzarbeit im Mai 2009 bei knapp 1,5 Millionen Menschen.“ In der Coronakrise hatten die Unternehmen ursprünglich 10,1 Millionen Arbeitnehmer zur Kurzarbeit angemeldet. Diese Anmeldung bedeutet aber noch nicht, dass Arbeitnehmer tatsächlich in Kurzarbeit gehen müssen. Laut Daten des ifo Instituts wurden davon tatsächlich 71,6 Prozent in Kurzarbeit geschickt.

Der Anteil der Kurzarbeitenden an den Beschäftigten ist je nach Branche sehr verschieden. In den wirtschaftsnahen Dienstleistungen arbeiteten 2,4 Millionen Menschen in Kurzarbeit, das waren 24,5 Prozent der Beschäftigten. In der Industrie waren es 2,2 Millionen Menschen, oder 31 Prozent aller Beschäftigten, im Handel 1,3 Millionen Menschen oder 29,7 Prozent. Besonders gering war die Zahl auf dem Hoch- und Tiefbau mit 22.000 Arbeitern oder 4,1 Prozent der Beschäftigten.

Für die übrigen Wirtschaftszweige, die durch die Umfrage nicht erfasst wurden, schätzt das ifo die Kurzarbeit auf 1,3 Millionen Menschen oder 11,3 Prozent der Beschäftigten. Im Gegensatz zur Finanzkrise, als über 80 Prozent der Kurzarbeiter in der Industrie beschäftigt waren, wird Kurzarbeit in der Corona-Krise über fast alle Wirtschaftszweige hinweg eingesetzt.

Grundlage dieser Zahlen sind die Konjunkturumfragen des ifo, bei denen im Mai erstmals der Anteil der Kurzarbeiter der Firmen abgefragt wurde.

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Kommentare ( 5 )

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Korner
3 Jahre her

Eine seriöse Aussicht auf die nahe Zukunft, ist im Moment nicht möglich. Zu viele Faktoren, die Einfluss nehmen werden, stehen dem entgegen. Die Merkelmedien werden alles daran setzen, die Folgen bis nach der kommenden Bundestagswahl zu verschweigen und primär mit dem Aufbau der Erfolgsgeschichte der schlechtesten Kanzlerin der Bundesrepublik beschäftigt sein. Die Huldigungen werden sich überschlagen und alles Negative haben die Rechten zu vertreten. Belastbare Zahlen wird es nicht geben. Die große Frage ist noch, wie man der AfD den Wahlkampf so vermiesen kann, dass deren Aufklärungskampagnen ins leere gehen. Die komplette Mundttotmachung funktioniert ha schon hervorragend, Äußerungen des Oppositionsführers… Mehr

Iso
3 Jahre her

Viele Saisonarbeiter werden in diesem Jahr nicht mehr anfangen, und es einfach bei Hartz 4 belassen, denn die 3 Monate in einem Saisonjob bringen dann auch nichts mehr. Und wenn die Banken demnächst die BWA´s ihrer Firmenkunden aus April und Mai prüfen, werden die negativen Meldungen bestimmt nicht weniger. Dass im 3. Quartal wieder alles so läuft, als wäre nichts gewesen, kann ich mir nicht vorstellen.

moorwald
3 Jahre her

Ulf Poschardt von der WELT macht sich die Ansicht mancher Beobachter zu eigen, ein steigender DAX weise auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft hin.
Was kümmern dan DAX Kurzarbeit und Arbeitslose, massenhafte Insolvenzen kleiner Unternehmer…

H. Priess
3 Jahre her

Es sollte nebenbei erwähnt werden, daß alle die Kurzarbeitergeld, egal in welcher Höhe, erhalten eine Steuererklärung für das Jahr abgeben müssen! Da das Kurzarbeitergeld nicht versteuert wird wird dieses mit dem restlichen Einkommen verrechnet und es kann gut sein, daß einige eine saftige Nachzahlung an das Finanzamt abdrücken müssen. Wieviele letztendlich in die Arbeitslosigkeit abrutschen stellt sich erst heraus wenn die Ausmnahmen der Kurzarbeiterregelung aufgehoben werden also nächstes Jahr.

moorwald
3 Jahre her

„Corona“ hat Kranke und auch (relativ wenige) Tote im Gefolge gehabt. Die Regierung hat eine ganze, hochintegrierte und äußerst anfällige Volkswirtschaft – man muß schon sagen: panikartig – stillgelegt. Nun wird versucht, das Volk mit einer Geldflut ruhig zu halten – und wie immer die Verantwortlichkeiten zu verschleiern. Aber die gravierenden Fehler und die z.T. unglaublich dilettantisch ins Werk gesetzten Maßnahmen (ganz abgesehen von der Freiheisberaubung) werden so klar und eindeutig offensichtlich, daß es ein großes Beben geben wird. Ganz besonders wird sich zeigen, daß der Sozialstaat, der bisher am meisten zum inneren Frieden beigetragen hat, auf allerbrüchigstem Fundament steht.… Mehr