Börsenneulinge Vapiano und Delivery Hero

Schlechte Wochen-, gute Halbjahresbilanz, starker Euro, Börsenneulinge Vapiano und Delivery Hero, Indien, Siegerfonds.

A view of a logo in an office of the global headquarters of online food ordering and delivery giant Delivery Hero is pictured in Berlin on June 27, 2017. Germany-based online food ordering service Delivery Hero plans a Frankfurt stock market flotation on June 30, 2017 saying investors' cash will help it expand further around the world.

Nach den klaren Vortagesverlusten hat die Wall Street am Freitag wieder etwas zugelegt und den Anlegern einen versöhnlichen Wochenabschluss beschert. Dagegen entwickelten sich die Technologietitel an der Nasdaq eher durchwachsen. Positive Impulse kamen vom Ölmarkt, wo die Preise ihre Erholungstendenz der vergangenen Handelstage fortsetzten und in dieser Woche um rund fünf Prozent kletterten.

Der Dow Jones Industrial schloss 0,29 Prozent höher bei 21 349,63 Punkten und profitierte dabei von einem Kursfeuerwerk der Nike-Aktien. Die Papiere schnellten um knapp elf Prozent nach oben und waren somit klarer Spitzenreiter im Dow. Mit einem Tageshoch von 59,71 Dollar erreichten sie den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten. Bei den Anlegern kam auch gut an, dass der Konzern künftig enger mit dem weltgrößten Onlinehändler Amazon zusammenarbeiten will.

Den Monat Juni beendete der Dow so mit einem Gewinn von 1,6 Prozent. Die Halbjahresbilanz für das weltweit bekannteste Börsenbarometer kann sich mit einem Plus von knapp acht Prozent durchaus sehen lassen.

Nachrichten gab es von konjunktureller Seite. So ist in der Region Chicago das Geschäftsklima im Juni unerwartet deutlich auf den höchsten Stand seit über drei Jahren gestiegen. Zudem hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im Juni – gemessen am Konsumklimaindex der Universität von Michigan – weniger eingetrübt als erwartet. Zudem sind die Einkommen der privaten Haushalte im Mai etwas stärker gestiegen als prognostiziert.

Für die Titel von Micron Technology ging es nach einem festeren Handelsauftakt hingegen deutlich nach unten. Mit einem Verlust von mehr als 5 Prozent waren sie Schlusslicht im Nasdaq-100-Index. Der Halbleiterkonzern hatte Zahlen zum dritten Geschäftsquartal veröffentlicht, die besser als vom Markt erwartet ausgefallen waren. Händler erklärten die späteren Verluste mit der Börsenregel „sell on good news“. Sie verwiesen dabei auf den Umstand, dass die Micron-Papiere in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits um mehr als 45 Prozent gestiegen waren.

Wie der Dow Jones kam auch der Deutsche Aktienindex DAX in der letzten Juni-Woche unter Druck. Der Höhenflug des Euro brockte dem Dax den bislang größten Wochenverlust des Jahres ein. Die Furcht der Investoren: Ein starker Euro könnte die Ausfuhren von Waren deutscher Unternehmen erschweren. Als Belastung hinzu kam der deutliche Anstieg der Renditen am Anleihemarkt, der Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren unattraktiver erscheinen lässt. Am Freitag sank der deutsche Leitindex deshalb um weitere 0,73 Prozent auf 12.325,12 Punkte und notierte damit wieder auf dem Niveau von Ende April. Damit hat der Dax auf Wochensicht 3,21 Prozent eingebüßt. Im abgelaufenen Monat Juni verlor er mehr als zwei Prozent. Für das zweite Quartal und insbesondere für den bisherigen Jahresverlauf steht allerdings nach wie vor ein Plus zu Buche.

Der MDAX hingegen, in dem mittelgroße Unternehmen abgebildet sind, legte am Freitag um 0,09 Prozent auf 24.452,30 Zähler zu. Der Technologiewerte-Index TecDAX erholte sich noch deutlicher von seinen jüngsten Verlusten und gewann 0,69 Prozent auf 2.188,25 Punkte.

Unter den Einzelwerten im Dax stachen die Papiere von Bayer und adidas hervor. Bayer-Aktien als Schlusslicht im Dax büßten nach einer überraschenden Umsatz- und Gewinnwarnung rund vier Prozent ein. Vor allem das Brasilien-Geschäft macht dem Dax-Schwergewicht Probleme. Adidas-Papiere stiegen an der Index-Spitze mit einem Plus von gut zwei Prozent.

Nach dem durchwachsenen Börsendebüt der Restaurantkette Vapiano am Dienstag wagte nun der Essens-Lieferdienst Delivery Hero den Gang aufs Parkett. Der erste Kurs der Rocket-Internet-Beteiligung mit den Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora lag bei 26,90 Euro und damit über dem Ausgabepreis von 25,50 Euro. Zum Handelsschluss notierten die Aktien bei 27,80 Euro. Die Papiere des bislang größten Börsengangs des Jahres hierzulande haben dank ihrer Notierung im streng regulierten Prime Standard der Deutschen Börse Chancen, in den MDax aufzusteigen.

Der Ifo-Index, der das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft misst, stellt derzeit einen historischen Rekord nach dem anderen auf. Auch im Juni haben sich sowohl die Beurteilung der Lage als auch die Erwartungen in den deutschen Chefetagen nochmals leicht verbessert. Damit ist die Stimmung so gut, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt stärker als bisher erwartet zulegen könnte. „Vieles spricht dafür, dass sich der breit angelegte Aufschwung im zweiten Halbjahr fortsetzt“, meint Allianz-­Volkswirt Rolf Schneider. Der Boom überträgt sich auch auf die Stimmung der Verbraucher. So ist die Erwartung an die Konjunktur der Deutschen auf den höchsten Stand seit nahezu drei Jahren gestiegen, die Einkommenserwartung sei sogar so hoch wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, heißt es beim Marktforschungsinstitut GfK.

Wenn man wissen möchte, wie man wirtschaftspolitische Maßnahmen durchpeitscht, dann muss man nur nach Indien blicken. Schon im November vergangenen Jahres schockte Premier Narendra Modi die Nation, als er mehr als vier Fünftel des Bargelds im Land auf einen Schlag für ungültig erklärte. Durch den Zwangsumtausch aller großen Scheine in neue Banknoten sollten Schwarzgeld und Korruption beendet werden. Chaos, Proteste und Unruhe auf den Finanzmärkten waren die Folge. Knapp acht Monate später kommt mit der Einführung einer Goods and Services Tax (GST) eine noch einschneidendere Reform, die ebenfalls sehr umstritten ist. Bisher herrschte unter den Bundesstaaten und unterschiedlichen Branchen ein Durcheinander an Steuerregelungen, das nicht die Wirtschaft sondern die Bürokratie aufblühen ließ. Eine einheitliche Steuer auf Waren und Dienstleistungen soll nun den Warenfluss beschleunigen. Klappt dies, prognostizieren Experten der indischen Wirtschaft ein zusätzliches Wachstum von bis zu 2,5 Prozent. Doch ob es so weit kommt, ist ungewiss. Im Vorfeld gab es viele mahnende Stimmen, die sich über die mangelhafte Umsetzung beschwerten und eine Verschiebung der Reform forderten. Einen messbaren Effekt gab es aber immerhin schon im Vorfeld. Seit Wochen befindet sich der Subkontinent in einem regelrechten Goldrausch. Viele Inder zogen den Kauf des Edelmetalls vor, da ab Juli mit der GST-Einführung eine Mehrwertsteuer von drei Prozent auf Golderwerb droht.

Dass Fondsmanager nach Abzug der Kosten häufig schlechter als ihr Vergleichsindex abschneiden, ist nichts Neues. Der französische ETF-Anbieter Lyxor etwa, der sich die Performance der Geldprofis seit vier Jahren genauer anschaut, kommt zu folgenden Ergebnis: Im vergangenen Jahr gelang es gerade einmal 28 Prozent der ­Manager in Europa, ihre Vergleichs­indizes zu schlagen, ein Jahr zuvor waren es immerhin noch 47 Prozent. Der DWS Aktien Strategie Deutschland ist einer der Fonds, der in der vergangenen ­Dekade aus dem Kampf gegen seine Benchmark klar als Sieger hervorging. Lange wurde er von Henning Gebhardt geführt. Nun ist als sein Nachfolger Tim Albrecht am Ruder, der die Erfolgsgeschichte des Fonds fortführen will.

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Kommentare ( 4 )

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Hartwig Meier
6 Jahre her

Die Börsen sind zu Spielkasinos mutiert…das wird sich rächen. Niemand braucht die Börse, alle Firmen könnten sich das Geld von Banken holen…
Am Anfang war die Idee vielleicht nicht schlecht…aber wie ein Krebsgeschwür wuchert und den Wirt vernichtet, so hat sich die Börse entwickelt.

Illusionslos
6 Jahre her

Was sollen einem Durchschnittsbürger mit vielleicht 1000-1500 € netto diese Börsenwerte sagen ? Ich habe keine Aktien und werde mir auch keine zulegen, weil ich eben keine Lust habe, jeden Tag die Börse zu beobachten und mir die Frage zu stellen kaufen oder verkaufen ? Ich habe zudem keine Millionen übrig für Wettgeschäfte und dergleichen, sodaß mich ein Verlust nicht ruinieren würde. Für mich gibt es sinnvollere Beschäftigungen, als jeden Tag zu prüfen, wie ich mein Geld vermehre oder verliere. Einem Banker diese Aufgabe zu überlassen, kommt für mich ebenfalls nicht in Frage, das Vertrauen haben sie sich bei mir… Mehr

Sophie
6 Jahre her
Antworten an  Illusionslos

So macht man das auch nicht. Man kauft Aktien von Allerweltsunternehmen, die Sachen anbieten die immer gebraucht werden, Nahrung, Windeln, Turnschuhe und dann guckt man da eben nicht jeden Tag rauf das Ziel ist, dass man dann nach 20 Jahren besser datshet und man ´soll Schwankungen mitmachen und aushalten. Ich finde es auch etwas gruselig, weil ich nicht die Zeit habe mich damit auseinanderzusetzen. Oder plötzliche Super Gaus zu antizipieren.

Nihil Nemo
6 Jahre her

Der Anlagenotstand muss riesig sein, wenn die Leute danach gieren, ihr Geld einem Pizzabotendienst oder einer mässig geführten Schnellrestaurantkette nachzuwerfen.