Börsen nervös, doch in New York Beruhigung zum Wochenende

In den letzten fünf Handelstagen verbuchte der US-Leitindex einen Verlust von 5,2 Prozent. Seit seinem Rekordhoch bei 26.616 Punkten am 26. Januar beträgt das Minus etwas mehr als neun Prozent. Der breite S&P 500 stieg Freitag um 1,5 Prozent auf 2.620 Punkte.

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Der US-Börsenhandel war am Freitag ziemlich nervös. Die wichtigsten Indizes pendelten zunächst immer wieder ohne klare Richtung zwischen Gewinnen und Verlusten. Letztlich verabschiedete sich der Dow Jones Industrial aber mit einem deutlichen Plus von 1,4 Prozent auf 24.191 Punkte ins Wochenende. Im Verlauf der vergangenen fünf Handelstage verbuchte der US-Leitindex damit dennoch einen Verlust von 5,2 Prozent. Seit seinem am 26. Januar erreichten Rekordhoch bei 26.616 Punkten, beträgt das Minus inzwischen etwas mehr als neun Prozent. Der breit gefasste S&P 500 stieg am Freitag um 1,5 Prozent auf 2.620 Punkte. Der technologielastige NASDAQ 100 gewann 1,7 Prozent auf 6.413 Zähler.

Dass der Dow allein am vergangenen Montag um fast 1.600 Punkte oder sechs Prozent abgesackt war und am Donnerstag dann erneut deutlich fiel, war vor allem mit Sorgen über steigende Zinsen begründet worden. Weltweit starke Wirtschaftsdaten könnten die Notenbanken dazu bewegen, den Strom des Billiggeldes deutlich schneller abzustellen als bisher angenommen.

Mit Blick auf die Ereignisse rund um Wirtschaft und Unternehmen herrschte eine gewisse Erleichterung, dass es in den USA für die nächsten zwei Jahre nun endlich einen Haushalt gibt. Nach einer dramatischen Nachtsitzung zum Freitag und einem Mini-Shutdown setzte Präsident Trump seine Unterschrift unter das im Kongress verabschiedete Haushaltsgesetz.

Unter den Einzelwerten ragten im Dow die Anteile des adidas-Konkurrenten Nike heraus, die um 4,8 Prozent zulegten. An zweiter Stelle legten die Aktien von American Express um 3,8 Prozent zu. Die auf Geschäftsreisen spezialisierte Sparte AmEx Global Business Travel (GBT) will den britischen Konkurrenten Hogg Robinson (Hogg Robinson Group) übernehmen. Dessen größte Anteilseigner haben dem Verkauf im Grundsatz bereits zugestimmt. Zugleich soll die SaaS-Sparte von Hogg Robinson (Software as a Service) an den AmEx-Wettbewerber Visa verkauft werden. Die Visa-Aktien rückten um 2,16 Prozent vor.

Schwächster Dow-Wert waren die Aktien von United Technologies mit minus 1,9 Prozent. Schlusslicht im Nasdaq 100 waren mit einem herben Abschlag von 15,5 Prozent die Anteile des Reisedienstleisters Expedia, der am Vorabend über sein abgelaufenes Quartal berichtet und dabei enttäuscht hatte.

Der deutsche Aktienmarkt konnte auf die Wende an der Wall Street nicht mehr reagieren und ging mit Verlusten ins Wochenende. Am Freitagmorgen war er noch kaum verändert in den Handel gestartet, fiel gegen Mittag jedoch deutlich zurück. Der weitere Verlauf war von Verlusten geprägt, der Schlußstand lag gegenüber Vortag 1,25 Prozent tiefer bei 12.107 Punkten.

Börsencrashs sind für die Anleger meist schmerzhaft, sie wirken aber oft als reinigendes Gewitter, das den Markt von komplexen Investmentprodukten befreit. So in der Finanzkrise ab 2007, als die mit Immobilien besicherten Asset Backed Securities (ABS) schwer unter die Räder kamen. Auch der Blitzcrash vom vorigen Montag hinterließ seine Spuren. Zwei milliardenschwere ExchangeTraded Products (ETPs) der Credit Suisse und Nomura, mit denen etwa Hedgefonds auf eine niedrige Schwankungsbreite (Volatilität) an den Aktienmärkten setzen konnten, mussten angesichts der Turbulenzen geschlossen werden. Die Aktie von Credit Suisse geriet daraufhin unter Druck. Immerhin: Mit acht Milliarden US-Dollar hat der Markt für diese Art von exotischen Volatilitäts-Zertifikaten nicht annähernd die Größenordnung der ABS-Papiere vor zehn Jahren. Die Ansteckungsgefahr für den breiten Bankenmarkt ist daher begrenzt.

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos blickte die Welt gebannt auf US-Präsident Trump: Gehen die Signale in Richtung Isolation der größten Volkswirtschaft der Welt oder in Richtung Kooperation? Die Antwort auf diese Frage hat entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der Finanzmärkte in diesem Jahr. Das Meinungsklima von Medien und Analysten geht in Richtung Kooperation, wenngleich die Bedingungen mal mehr, mal weniger vorteilhaft sein mögen. Das passt zum Analystensentiment der vergangenen drei Monate: Als Gewinner sehen die Finanzexperten die Entwicklung in den Bereichen Öl, Gas, Rohstoffe, Handel und Gesundheit. Schwächer bis negativ ist das Meinungsklima zu Bau, Immobilien, Banken, Versicherungen und Medien. „Die Analysteneinschätzungen in den weltweiten Finanzleitmedien zeichnen insgesamt eher ein positives Szenario für Aktien, die von einer stabilen bis guten Konjunktur profitieren“, so Matthias Vollbracht, Leiter Unternehmensanalyse bei -Media Tenor International. Die anhaltende Skepsis gegenüber Finanztiteln wie Deutsche Bank und Wells Fargo zeigt, dass der Vertrauensverlust nicht überwunden ist, das schlechtere Klima bei Bau- und Immobilien-titeln ist ein Indikator für die zunehmende Sorge vor Blasen. Insgesamt wurden knapp 9.000 Aussagen von Analysten ausgewertet.

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Kommentare ( 2 )

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Ketzer
6 Jahre her

Hallo,
könnten Sie bitte einmal passend zur derzeitigen Situation den sogenannten „Flash-Crash“ zum Thema machen?
Wie…..noch nie gehört?
Ernst Wolff fragen:
https://de.sputniknews.com/kommentare/20180212319502604-boersen-crash-wolff/

Heinz Stiller
6 Jahre her

Wir haben keinen Crash – bislang. 9% Abwärtsbewegung, so abrupt sie auch sein mögen, stellen keinen Crash dar, sondern sind nach so einem Anstieg eine ganz normale Korrektur. Normal ist auch, dass nach ca. 10% Korrektur eine Gegenreaktion nach oben kommt. Ich bezweifle allerdings, dass es das „schon war“. Ich denke, dass die Korrektur ein zweites „Bein“ nach unten braucht, einen V-Boden wird es kaum geben (die sind recht selten). Anfang Dezember und dann noch einmal im Januar hatte sich der Aufwärtstrend jeweils noch einmal „versteilt“, was typischerweise für einen gefährlichen Hype spricht. Diese Anleger dürften jetzt hinausgeschüttelt sein, was… Mehr