Börse: Höchster Wochengewinn seit Trumps Wahlsieg

Ölpreise, Schattenbanken in China, Nasdaq wirbt um Saudi-Börsengang.

© Bryan R. Smith/AFP/Getty Images

Die Aktienmärkte haben sich nach dem turbulenten Start in den Februar in der vergangenen Woche erholt. Da die Weltwirtschaft derzeit rund läuft, stehen die Chancen gut, dass es sich bei den Kursverlusten nur um eine kurzfristige Korrektur handelte. Kursschwankungen sind halt der Preis, den Aktionäre für die langfristig im Vergleich zu defensiven Investments höheren Renditen zahlen und aushalten müssen. Der fast schon unheimlich ruhige Kursanstieg des vergangenen Jahres war eine Ausnahme.

Die stärkste Gegenbewegung hatte die Wall Street zu verzeichnen, die sich am Freitag nach zuletzt fünf starken Handelstagen stabil ins Wochenende verabschiedete. Allerdings war es ein holpriger Weg für den Dow Jones Industrial, der zeitweise mit fast ein Prozent im Plus lag, dann aber mit der Gewinnschwelle ringen musste. Letztlich schloss er um knappe 0,08 Prozent höher bei 25.219 Punkten. Er fuhr damit einen satten Wochengewinn von mehr als vier Prozent ein – der größte seit dem Wahlsieg von Donald Trump im November 2016.

Einen beachtlichen Teil des Kursrutsches seit dem Rekordhoch von 26.616 Punkten hat der Dow nun in seiner jüngsten Gewinnstrecke wieder aufgeholt. Binnen zwei Wochen war er aus Angst vor schneller steigenden Zinsen im Tief bis auf 23.360 Punkte abgerutscht. Ein stolzer Verlust von 3.250 Punkten, von dem er nun mehr als die Hälfte wieder zurückgewonnen hat.

Dass der Dow am Freitag seine anfänglichen Gewinne weitgehend wieder abgeben musste, wurde mit neuen Nachrichten zur Russland-Affäre begründet. Sonderermittler Robert Mueller hat nun 13 Russen wegen versuchter Wahlbeeinflussung angeklagt. Am Markt hieß es, dass entsprechende Nachrichten am Aktienmarkt zuletzt schon häufiger für Unsicherheit gesorgt hätten – so auch im Dezember, als es Aufruhr um Trumps früheren Sicherheitsberater Michael Flynn gab.

Unter den weiteren wichtigen New Yorker Indizes konnte der marktbreite S&P 500 am Freitag letztlich auch nur ein knappes Plus von 0,04 Prozent auf 2.732 Punkte verteidigen. Der Technologiewerte-Index NASDAQ 100 dagegen schloss 0,4 Prozent tiefer bei 6.771 Punkten.

Bei guten Konjunkturdaten mussten Anleger zu Wochenschluss abwägen zwischen konjunkturellem Optimismus und der Sorge, dass sie möglicherweise zu schnelleren Zinserhöhungen beitragen könnten. Die Bauwirtschaft der USA hatte sich im Januar stark entwickelt und auch die Preise von Einfuhrgütern waren zum Jahresbeginn stärker als erwartet gestiegen. Außerdem hatte sich die Konsumentenstimmung im Februar überraschend verbessert.

Auf Unternehmensseite ritten Aktien aus dem Stahlsektor am Freitag weiter auf einer Euphoriewelle. Die Anteilscheine von US Steel und AK Steel schossen um fast 15 beziehungsweise 14 Prozent in die Höhe, nachdem US-Handelsminister Wilbur Ross seinen Plan hoher Strafzölle für Metallimporte veröffentlicht hatte. In den vergangenen Tagen hatten beide Aktien schon von ähnlichen Meldungen profitiert.

Die jüngsten Unternehmensberichte wurden am Markt eher gemischt aufgenommen: Der Getränkeriese Coca-Cola hatte zwar im Schlussquartal wegen hoher Abschreibungen aufgrund der US-Steuerreform einen Milliardenverlust verzeichnet. Am Markt gab es aber positive Reaktionen auf den Ausblick, und es ging um fast ein halbes Prozent hoch.

Auch beim Landmaschinen-Hersteller Deere konnte der Ausblick die Anleger überzeugen. Am Ende legten die Papiere um 1,6 Prozent zu, nachdem der Produzent von Traktoren und Mähdreschern seine Umsatzerwartungen an das laufende Jahr hochgeschraubt hatte.

Der Ketchup-Konzern Kraft Heinz hatte hingegen schlechtere Geschäfte gemacht als erwartet und stellte ein neues Strategiepaket vor. Die Aktie konnte ihr Minus aber von mehr als sechs auf am Ende noch 2,6 Prozent reduzieren.

Der Ende 2016 gefasste Beschluss der Organisation erölexportierender Länder (OPEC), die Förderung zu drosseln, wirkt tatsächlich. Seither sinkt der Ausstoß der Ölstaaten deutlich. Parallel dazu steigt aber die US-Schieferölproduktion immer weiter an. Dadurch wird nicht nur der von der OPEC erhoffte Preisauftrieb trotz boomender Weltkonjunktur gebremst. Das Überangebot an Öl der Sorte WTI aus den USA führt auch noch dazu, dass diese gegenüber der Nordseesorte Brent so günstig notiert wie seit dem Jahr 2015 nicht mehr. Clevere Trendinvestoren verstärken den Effekt, indem sie bei Brent long und bei WTI short gehen.

Vordergründig läuft in China alles rund. Die Wachstumsraten im gerade neu begonnenen Jahr des Hundes liegen bei klar über sechs Prozent, zuletzt zeigte auch die Währung deutliche Stärke. Doch der Aufbau Chinas ist einhergegangen mit einem rekordverdächtigen Aufbau von Schulden. Vieles lief dabei unterhalb des Radars offiziell verbreiteter Zahlen. Doch immer mehr Teilnehmer dieses Schattenbanken-Spiels geraten an ihre Grenze. Sie haben ihren Anlegern in den finanzierenden Trust hohe Renditen versprochen. Die Mittel wurden zusammen mit Fremd-kapital zum Kauf von Beteiligungen oder Immobilien eingesetzt. Die Kreditentwicklung der Bank of China für den Januar ist dafür ein deutlicher Beleg. Der Zuwachs der offiziellen Ausleihung beträgt 43 Prozent auf umgerechnet rund 380 Milliarden Euro. Das ist nicht durch die wirtschaftliche Entwicklung zu erklären. Hier werden Schattenbankengelder in die Kreditbücher der Banken überführt. Ob die mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Banken diesen Sumpf über ihre Bilanzen austrocknen sollen? Es sieht so aus. Klar ist auf jeden Fall: Anleger sollten die problematischsten Bereiche, also Immobilien (hohe Abschreibungen) und Banken (zunehmend faule Kredite), meiden. Und klar ist auch: Bei der Verstaatlichung der Schulden darf wenig schiefgehen. Eine größere Pleite oder der Ausfall zahlreicher Kredite kann zu Verwerfungen nicht nur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt führen.

Marketing in eigener Sache betrieb Adena Friedman, Präsidentin und CEO der amerikanischen Börse -Nasdaq, in Dubai. Auch wenn sie, wie sie betonte, „keine Einzelfälle“ wie Saudi Aramco kommentierte, so sei die Nasdaq der ideale Marktplatz für Konzerne aus dem Nahen Osten. Die saudi-arabische Regierung will noch 2018 bis zu fünf Prozent des Energieriesen listen — dies wäre mit 100 Milliarden Dollar der größte Börsengang aller Zeiten. Die Saudis haben sich aber noch nicht für einen Zweitmarkt neben der Heimatbörse Riad entschieden. Friedman: Erstens überlappe die Handelszeit der Nasdaq nie mit jener in Riad, weil sie in einer komplett anderen Zeitzone liegt. Außerdem „stehen auf dem Kurszettel der Nasdaq die innovativsten Firmen der Welt“, so Friedman. Sie rechnete weiter vor, dass „2017 Papiere mit einer Marktkapitalisierung im Wert von 50 Milliarden Dollar von der New York Stock Exchange zur Nasdaq gewechselt sind“. Nicht zuletzt arbeite die Nasdaq mit der Börse Tadawul seit Jahren in der Handelstechnologie zusammen, so Friedman.​

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Kommentare ( 4 )

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Andreas Anders
6 Jahre her

Wäre ja auch irgentwie komisch bei den Unsummen die an frischem Spielgeld in das System gepumpt wurden das die ‚frei und fair‘ gehandelte Börse nicht weiter unentwegt nach oben ginge.
Die Börse in Zimbabwe ist schon lange in der Stratosphere, aber auch wir schaffen das noch. Lasst uns mit Mario’s Bazooka Party feiern.

Nero
6 Jahre her

Rechtschreibfehler:
erölexportierender

Katrin Meinhardt
6 Jahre her

a. Der (längst als parteiisch und unglaubwürdig überführt, handelnder) Sonderermittler behauptet, dass 13 Menschen wieviele Millionen Wähler beeinflusst haben sollen? Wie soll das abgelaufen sein? Wie soll man das beweisen? Das ist absolut, methodisch unmöglich. Es existiert keine solche Wissenschaft, keine glaubwürdige. Der Wähler macht was er will, dass war immer so. Nur hirnverbrannte US-Demokraten setzen so einen Müll in die Welt um von irgend etwas abzulenken: Trumps sehr guter Arbeit. Und unsere Massenmedien, hierzulande, sind zu verblödet, den eigenen Verstand einzuschalten. Der Sonderermittler will nur den Eindruck erwecken, er würde etwas tun. Er hat nix in der Hand. b.… Mehr

Bürger
6 Jahre her

Der Blick in den Rückspiegel ist schön und gut.
Viel interessanter wäre die Vorausschau auf die nächste(n) Woche(n). Auf zu neuen Hochs oder baldiges Ende der Erholung? Das ist die große Preisfrage.