Marktführer EnBW erhöht Preise an der Stromtankstelle kräftig

EnBW, einen der größten Betreiber von E-Ladesäulen, hebt die Preise für das Stromtanken deutlich an – genauso wie andere Anbieter. E-Autos dürften dadurch weniger attraktiv werden.

IMAGO / Christian Ditsch
Schnellladestation von EnBW mit 150 Kilowatt für Elektroautos auf einer Autobahnraststätte in Hessen

Die massiv gestiegenen Energiekosten machen auch das E-Auto-Fahren deutlich teurer. EnBW wird die Preise für das Stromtanken kräftig anheben. Der baden-württembergische Energieversorger betreibt das größte Schnellladenetz Deutschlands und gilt als einer der größten Ladenetzbetreiber in Europa. Die EnBW bildet damit nach eigenen Aussagen sogar noch das Schlusslicht im Reigen der Stromanbieter mit saftigen Anhebungen der E-Tankstellenpreise. Als Grund nennt das südwestdeutsche Energieunternehmen, das im sogenannten HyperNetz Zugang zu 300.000 Ladepunkten in Europa bietet, die deutlich gestiegenen Strom-Beschaffungskosten, die nunmehr an die Kunden weitergegeben werden müssten. So hätten sich die Strom-Beschaffungskosten im Vergleich zum Vorjahr etwa verdoppelt.

Ab 17. Januar 2023 müssen die Kunden im Ladenetz der EnBW an der Stromtanke deutlich höhere Preise zahlen. Die neuen EnBW mobility+ Ladetarife S und M lösen den bisherigen Standard- und Viellader-Tarif ab. Kunden werden automatisch in den jeweiligen neuen Tarif überführt und individuell darüber informiert, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Neu hinzu kommt der EnBW mobility+ Ladetarif L. Dieser berücksichtigt, dass Autofahrer zunehmend lange Strecken elektrisch fahren und entsprechend häufiger öffentlich laden.

Die Preise variieren in einer Bandbreite von 61ct/kWh bis 39ct/kWh, je nach Tankhäufigkeit und abgeschlossenem Tarif. Hinzu kommt eine tarifabhängige Grundgebühr in unterschiedlicher Höhe. Die neuen Preise an der Stromtankstelle sehen ab 17.Januar 2023 so aus (Quelle Automobilwoche):
EnBW mobility+ Ladetarif S für weniger als dreimal monatlich laden: 61 ct/kWh an EnBW-Ladepunkten und 65 ct/kWh bei anderen Betreibern; ohne Grundgebühr
EnBW mobility+ Ladetarif M ab dreimal monatlich laden: 49 ct/kWh an EnBW-Ladepunkten und 57 ct/kWh bei anderen Betreibern; Grundgebühr 5,99 Euro/Monat
EnBW mobility+ Ladetarif L ab sechsmal monatlich laden: 39 ct/kWh an EnBW-Ladepunkten und 50 ct/kWh bei anderen Betreibern; Grundgebühr 17,99 Euro/Monat.

EnBW baut wegen der vermutet wachsenden Bedeutung des Schnellladens auf weiteren Strecken sein Schnellladenetz derzeit massiv aus und investiert dafür mehr als 100 Millionen Euro. Bis 2030 will das Energieunternehmen rund 30.000 Schnellladepunkte bereitstellen. Dies wäre grosso modo ein Fünftel der dahin benötigten insgesamt 130.000 bis 150.000 Schnellladepunkte, die nach Meinung der deutschen Umwelt-Politik notwendig sind, um bis zum Jahr 2030 den gesamten Ladebedarf im öffentlichen Raum für die bis dahin geplanten 15 Millionen E-Autos abzudecken.

Wohlgemerkt: nur Schnellladepunkte nicht, das gesamte Ladenetz. Dieses müsste nach Bekunden des Automobilverbandes VDA bis dahin etwa 10,5 Millionen Ladepunkte umfassen, private und öffentliche Ladepunkte zusammengenommen.
Im öffentlichen Raum hält der VDA eine Million öffentliche Ladepunkte bis 2030 für einen guten Wert. Bei Fortdauer des aktuellen Ausbautempos gäbe es in Deutschland zu diesem Zeitpunkt allerdings gerade einmal rund 210.000 Ladepunkte – also lediglich ein Fünftel des geschätzten Bedarfs. Da klafft wohl eine Lücke, die der Finanzminister angesichts der ohnehin wachsenden Staatsverschuldung wohl kaum zu finanzieren bereit ist.

Möglichweise entspannt sich aber auch die Situation von selbst. So ist nicht auszuschließen, dass die absehbar hohen Strompreise an der E-Tankstelle sowie die wachsenden Chancen für das Angebot an umweltfreundlichem Klima-Sprit (eFuels + HVO 100), die eine oder andere Wachstumsprognose des künftigen E-Auto-Bestands in den Bereich der Illusionen verweist.

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Kommentare ( 78 )

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Betrieb Mau West
1 Jahr her

Landwirt Solarstrom 93,45kw Anlage kann mir vorstellen, eine Stromtankstelle zu betreiben,Kreditkarte einfach oder Pauschale einmal Tanken 50Euro.Einkauf Winterwetter wie heute, kein Stromertrag; null,Schneefall,noch 30ct,Verkauf 50ct erscheint teuer.Angenommen zwei Tanksäulen zukünftig max 30kwh Auto s,resourcenschonend,wenig Ballast,verkaufe ich dann bei 20kwh Abnahme und 6 Autos 120kwh und „verdiene“ 24 Euro an diesem Wintertag,Sie könnten aber auch zu hause für 40ct mit 2,2kw an der normalen Steckdose tanken 10h Ladezeit.
Lösung:ich nehme einen Euro/kwh
Wirtschaftlichkeitsberechnung

Endlich Frei
1 Jahr her

„Marktführer EnBW erhöht Preise an der Stromtankstelle kräftig“
Das wird die Nutznießer der Subventionspolitik – vorwiegend Gutverdiener – wohl kaum jucken. Das Angebot richtet sich schließlich ohnehin nicht an Otto-Normal.

cws
1 Jahr her

„Da klafft wohl eine Lücke, die der Finanzminister angesichts der ohnehin wachsenden Staatsverschuldung wohl kaum zu finanzieren bereit ist.“ Warum sollte der Steuerzahler überhaupt an den Kosten des Ladenetzes beteiligt werden? Ich kann mich nicht erinnern, dass der Staat Tankstellen finanziert hätte. Sieht man da nicht die Verantwortung bei den Verkäufern der Produkte? Finanziert der Steuerzahler anderen Anbietern die Verkaufsstellen? Schon da sehe ich einen groben Denkfehler im System. Erst werden die Fahrzeuge subventioniert, dann der Verkauf der Betriebsmittel. Gleichzeitig wird Konkurrenzprodukten das Leben erschwert bis verboten. Ich sehe nicht ein, dass ich das alles mit meinen Steuern finanziere. Sollen… Mehr

schwarzwaldmaedel
1 Jahr her

Was passiert eigentlich, wenn der Staat Steuern erhebt, statt Mineralölsteuer? Ich kann mir nicht vorstellen, das es sich dieser Staat erlauben kann, auf solch hohe Einnahmen zu verzichten. Oder wird das wieder der Allgemeinheit aufgebürdet, wie die Förderung beim Kauf eines E-Autos?

Jerry
1 Jahr her
Antworten an  schwarzwaldmaedel

Ich finde es irgendwie lustig, dass sich alle über die E-Auto Förderung aufregen, es aber scheinbar völlig normal finden, ebenfalls mit ihren Steuergeldern Firmenwagen zu finanzieren. Vor ein paar Jahren waren z.B. mal alle(!) in Deutschland zugelassenen Bentleys Firmenwagen. Stört niemanden! Ach ja, ist ja kein E-Auto was der Nachbar fährt…

Michael M.
1 Jahr her
Antworten an  Jerry

Was hat denn bitte der eine Schmarrn mit dem anderen Schmarrn zu tun?
Nur weil es auch noch eine steuerliche Bevorzugung von Dienstwagen gibt (über die könnte man sicherlich auch diskutieren), macht das die E-Auto-Subvention, für eine im Grunde nicht wirklich marktfähige Technologie (mit der man sich hinsichtlich von Umweltaspekten auch noch massivst selber in die Tasche lügt), nicht besser.

Jerry
1 Jahr her
Antworten an  Michael M.

Das sehe ich etwas anders, die Technik an sich ist durchaus marktfähig. Klar sind die Autos etwas teurer, das liegt aber auch daran, dass weder Hersteller noch Händler Aktionspreise machen wie sonst für andere Fahrzeuge. Wo Sie bei einem Verbrenner schon mal 20% Rabatt kriegen, gibt’s beim E-Auto nix. Handeln bei so einem Fahrzeug ist i.d.R. nicht. Insofern ist die Förderung eher problematisch, da gebe ich Ihnen Recht. Und praxistauglich sind die meisten Fahrzeuge auch, das hängt natürlich von den Rahmenbedingungen eines jeden Einzelnen ab. Bei mir passt es eben, meiner hat fast 600km Reichweite und ich bin noch nie… Mehr

RubbeldieKatz
1 Jahr her
Antworten an  Jerry

Sie haben vergessen die Frage zu stellen, wie es denn damals bei der Abwrackprämie war. Die haben die Nutzer der Verbrenner auch sehr gerne genommen. Ohne zu fragen wieso oder warum!
Insofern ist die Diskussion über die E-Auto Förderung eine reine Neiddebatte!
Abgesehen davon. Man sollte mal ein Blick in die Autoforen machen. Von Besitzern der E-Autos wird teilweise sehr intensiv daüber diskutiert, wie man Strom sparend fahren kann. Ähnliche Diskussionen bei Besitzer von Verbrennern kann ich nicht enddecken! Vielleicht auch eine gewisse Arroganz gegenüber dem Thema Umweltschutz.

Alf
1 Jahr her

Danken wir EnBW für die Preiserhöhung. Man muß die Ampel und die Unwahrheiten über die E-Mobilität bloßstellen. Abgesehen davon, daß die Ampel Kernkraftwerke abschalten will und sich nicht um neue Stromquellen kümmert, es gibt zu wenig Strom für Elektroautos. Die Schweiz plant Fahrverbote für Elektroautos.Die Schweiz hat große Sorgen vor einem Blackout im Winter und bereitet für den Fall von Engpässen radikale Sparmaßnahmen vor. Dazu zählen Fahrverbote für Elektroautos. Auch in Deutschland könnte es Beschränkungen geben – zuerst beim Laden.Die Schweiz hat dank Wasserkraft eine der umweltfreundlichsten Stromversorgungen Europas. Doch nun fürchtet sich die Alpenrepublik vor dem Blackout. „Im Winter… Mehr

89-erlebt
1 Jahr her
Antworten an  Alf

Um 09:00 Uhr sprang der Strompreis um 100 €/MW hoch, Vorboten des Black out. Dann fährt nix mehr E.

RubbeldieKatz
1 Jahr her
Antworten an  89-erlebt

Das die Erhöhung des Strompreises und ein Blackout zwei paar Schuhe sind, wissen Sie schon?
Abgesehen davon. Kommt ein Blackout, fragt sich, welche Gebiete betroffen sind. Dass dann neben Haushalte auch Tankstellen betroffen sind – auch klar? Sie können dann mit einem Verbrenner aber trotzdem fahren. Auch E-Autos können fahren! Huch, wie das denn? Kein E-Auto Fahrer stellt sein Fahrzeug ohne Strom ab. Na ja, und auch sie können in Gebiete fahren, wo Strom vorhanden ist!
Also nix mit „Dann fährt nix mehr E“

Nix fuer ungut
1 Jahr her

39 Cent/kWh für tanken. Haushaltsststrom zu dem Preis gibt es 2023 nicht mehr. Wie passt das zusammen?

nachgefragt
1 Jahr her
Antworten an  Nix fuer ungut

Stimmt! Hier ist auch der Grundversorgerpreis, der günstigste somit, seit Oktober bei 60 Cent.

Wenn ENBW hier Ladesäulen aufmacht, dann sollte man sich als Nachbar eine Standleitung ins eigene Haus legen und dort permanent den Strom beziehen. Wer eine Solaranlage hat mit entsprechender Netz-Schnittstelle, könnte den Strom auf die Art sogar noch gewinnbringend einspeisen.

Donald Duck
1 Jahr her

Ich verstehe das Problem nicht ganz …
Die überwiegende Anzahl an E-Autos sind in meinem Umfeld vollkommen überdimensionierte SUVs, die vermutlich zu Hause (aus dem Kohlestrom) aufgeladen werden.
Erstens: Ganz arme Leute, die keine 61 Cent/kWh zahlen können.
Zweitens: Die haben doch min. 4.000 Euro Zuschuß bekommen, den können sie doch erst mal umsetzen
Drittens: Wenn EnBW zu teuer ist, sollen sie doch woanders tanken
Viertens: Ich vergaß: alles Hybrid-Fahrzeuge, die fahren also eh mit Benzin/Diesel
Usw. usw. Was ist das Problem ?
Den kleinen Mann betreffen doch ganz andere Probleme !

nachgefragt
1 Jahr her

Dann kann es ja nicht mehr lange dauern, bis an den Ladesäulen die selbe Preisspirale dreht, wie an den Tankstellen, mit mehrfach unterschiedlichen Preisen am Tag. Wenn die kWh am Morgen und tagsüber dann einen Euro kostet, aber dafür nachts 40 Cent und 0 Cent, wenn gar kein Strom fließt, ja dann kostet sie ja im Durchschnitt sogar unter 60 Cent. Das ist dann wie bei der Bahn mit den Verspätungen. Die ist im Durchschnitt auch nicht unpünktlicher geworden. Nur wenn man sie braucht und wenn das zu den Geschäftszeiten ist.

Last edited 1 Jahr her by nachgefragt
Peterson82
1 Jahr her
Antworten an  nachgefragt

tja, und da genau muss man hin. Das nennt man Marktpreis und Marktwirtschaft. Das flexible Strompreismodell hätte mit smarten Zählern auch schon längst in Haushalten angeboten werden können, dann würde man auch das gesamte Lastverhalten der Verbraucher automatisch mitziehen. Warum sollte dann ein Wäschetrockner um 17Uhr abends für 55cent pro Kilowattstunde laufen wenn er auch nachts für 30cent laufen könnte.
Warum sollte das Auto in der Einfahrt nicht auch erst um 3Uhr nachts mit dem Laden beginnen.

Jerry
1 Jahr her
Antworten an  Peterson82

Bei „smarten“ Stromzählern habe ich immer etwas Bauchschmerzen. Die Technologie an sich ist gut, ich habe bei unseren Regierungen der letzten 20-25 Jahre aber immer die Befürchtung, dass sie eher zur Kontrolle bzw. Gängelung der Bürger missbraucht wird. Hätte ich die Wahl, würde ich auf einen derartigen Stromzähler verzichten, genau wie ich auf die „smarte“ Wallbox verzichtet habe.

RandolfderZweite
1 Jahr her

Das E-Auto wird erst zum Schönwetterauto bevor es auf der schwarzen Liste der größten Klimakiller landet….Hauptsache aber bleibt: Die deutsche Industrie hat Milliarden dafür abgegriffen und sich den grünen Aufkleber ergattert!
Das Perverse ist nur, dass dies wiedereinmal nur der Steuerzahler bezahlen durfte!!

Man treibt die Preise für die Bürger wissentlich durch Mangel und falsche Ideologie in die Höhe und lässt es sich durch eben diese auch noch bezahlen…

Welche andere Regierung auf dieser Welt hält eigentlich noch seine Bürger für Vollidioten oder sind wir wirklich die Einzigen??

Da kann man sich nur an den Kopf fassen….

giesemann
1 Jahr her

Das ist gut so, weil mit weniger Ladezyklen die Akkus länger halten – und die E-Kisten auch.

Peterson82
1 Jahr her
Antworten an  giesemann

das ist falsch. Die Akkus halten am längsten wenn sie viele kleine Ladezyklen innerhalb der Wohlfühl-Ladung im Bereich 30-70% erleben. Wenige große Zyklen 5-95% sind nachweislich schädlicher.