Das nächste grüne Opfer: Papierfabrik Feldmühle

Es geht längst nicht mehr um Prozentziele, um „Transformation“ oder technische Effizienz. Diese Begriffe sind nur Verpackung. Der Inhalt ist klar: Die industrielle Basis Deutschlands wird einer irrsinnigen Ideologie geopfert. Kein Wunder, dass die USA andere Partner wollen.

picture alliance / Georg Wendt/dpa | Georg Wendt

Nach 120 Jahren erfolgreicher Produktion muss ein weiterer großer deutscher Papierhersteller dichtmachen. Jetzt hat die grünrotschwarze Energie- und Umweltpolitik Feldmühle das Genick gebrochen. Die Papierproduktion wurde bereits eingestellt, heißt es in einer Mitteilung der Geschäftsleitung der Feldmühle aus Uetersen (Kreis Pinneberg) an Kunden und Lieferanten von Dienstag, dem 9.Dezember. In den kommenden Wochen werde nur noch das Papier verkauft und verschickt, das schon produziert ist.

Man habe modernisiert und in Energieeffizienz investiert, so das Unternehmen in der Mitteilung. Aber wegen hoher Energiekosten und bürokratischer Hürden sei man auf Dauer nicht mehr in der Lage, am Standort Uetersen wettbewerbsfähig zu produzieren. Es scheine „nicht gewollt, dass die energieintensive Industrie in Deutschland bestehen bleibt“, so resigniert die Geschäftsleitung. „Wir waren sicher den Turnaround zu schaffen. Leider mussten wir auf Grund ungeplanter Marktereignisse, der ergebnislos ausgehenden Industriestrompreis-Diskussion und immer weiterer, neuer bürokratischer Hürden zusammenfassend feststellen, dass wir auf Dauer nicht mehr in der Lage sind, ausreichend wettbewerbsfähig die Produktion an unserem Standort in Uetersen fortzuführen – eine wirtschaftlich sinnvolle Aufrechterhaltung des Betriebes ist nicht möglich.“

Feldmühle – das ist kein anonymer Firmenname, sondern ein Stück industrielles Gedächtnis, gehörte gewissermaßen zur DNA Deutschlands. Der Papierhersteller zählte zu den zehn größten Unternehmen Deutschlands. Über 120 Jahre lang wurde in Uetersen Papier gemacht. Aus einer regionalen Fabrik für grafische Papiere wurde ein hochspezialisierter Hersteller von Flaschenetiketten, Verpackungspapieren und Toplinern, dessen Produkte in Supermärkten und Getränke-regalen in halb Europa lagen.

Im Mai 2025 ging das Unternehmen bereits zum dritten Mal innerhalb von sieben Jahren in die Insolvenz – wieder in Eigenverwaltung. Die Begründung liest sich wie ein Kompendium der deutschen Energie- und Klimapolitik: massiv gestiegene Energie- und Rohstoffkosten, die selbst mit Preiserhöhungen nicht mehr hereinzuholen waren, schwächelnde Nachfrage, dazu ein Umfeld, in dem planbare Rahmenbedingungen fehlen.

Trotzdem tat Feldmühle exakt, was Politik und EU seit Jahren predigen: Modernisierung, Investitionen in Energieeffizienz, neue Produkte, Nachwuchsförderung. Die Geschäftsführung beschreibt in ihrer Abschiedserklärung, man habe Prozesse optimiert, in „Nachhaltigkeit und Energieeffizienz“ investiert und sei sicher gewesen, den Turnaround zu schaffen – bis „ungeplante Marktereignisse“, die ergebnislose Industriestrompreis-Debatte und neue bürokratische Hürden gezeigt hätten, dass am Standort Uetersen keine dauerhaft wettbewerbsfähige Produktion mehr möglich ist.

Jetzt ist Schluss: Produktion gestoppt, nur noch Lagerbestände werden ausgeliefert. Eine Region verliert ihren industriellen Anker, gut qualifizierte Fachkräfte verlieren ihren Arbeitsplatz. Die wahren Übeltäter in grünen Brüsseler Behörden, in Ministerien und NGOs leben weiterhin von üppigen Steuergeldern in Saus und Braus.

Gohrsmühle/Zanders – Lehrstück aus Bergisch Gladbach

Wie dieses Muster funktioniert, ist bei Zanders in Bergisch Gladbach bereits durchgespielt worden – ausführlich beschrieben auch bei Tichys Einblick: „Am Tag der Arbeit war Schluss mit der Arbeit“. Dort stand seit 1829 eine der traditionsreichsten Papierfabriken Deutschlands: Gohrsmühle. Qualitätspapiere, Chromolux, feine Etiketten – mit eigenem Kraftwerk, eigener Wasserversorgung, moderner Logistik. Eine Fabrik, die genau jene hohe Umwelt- und Effizienzstandards erfüllte, von denen Politik ständig spricht.

Trotz skandinavischer Investoren, trotz Modernisierung, trotz hoher Standards war dort 2021 Schluss. Hintergrund war nicht nur der schwierige Markt, sondern vor allem die neue CO₂-Kostenlawine: Zanders hätte kurzfristig Zertifikate im Wert von rund sieben Millionen Euro kaufen müssen, sonst drohte nach Angaben des Kölner Stadtanzeigers ein Bußgeld von drei Millionen Euro – für das Recht, weiter Energie zu verbrauchen und zu emittieren. Dieses Geld war nicht da.

Zanders ist an den wahnsinnigen CO2-Zertifikaten pleite gemacht worden – ohne dass man einen Aufschrei etwa der Belegschaft hörte, wem sie das alles zu verdanken hatte. In Bergisch Gladbach sprach dagegen der neue SPD-Bürgermeister vom „schwarzen Tag“ für die Stadt und betonte, ohne die Papierfabrik hätte es die heutige Stadtentwicklung nie gegeben. Larifari.

Gleichzeitig propagiert ein lokales „Ampel“-Bündnis den Weg in die „Klimaneutralität“ – nun ohne Papierfabrik, ohne die Gewerbesteuer einer energieintensiven Produktion und ohne deren Arbeitsplätze.

Die Tichys Einblick-Analyse bringt es auf den Punkt: Hier geht eine Fabrik unter, die „alles richtig gemacht“ hatte – hohe Umweltstandards, moderne Technik, Effizienz. Wenn ein solcher Betrieb in Deutschland keine Chance mehr hat, ist mehr kaputt als ein einzelnes Geschäftsmodell. Es ist das Signal: Energieintensive Industrie gilt politisch als Auslaufmodell, soll möglichst „woanders“ stattfinden – die Güter importiert man dann eben – wie nicht produzierten Strom.

Feldmühle und Gohrsmühle stehen für eine Branche, deren Physik nicht verhandelbar ist. Papierherstellung bedeutet: riesige Maschinen, viel Wasser, enorme Mengen Dampf und Strom. Wenn Energiepreise explodieren, CO₂-Preise und Zertifikate immer teurer werden und auf der anderen Seite Billigimporte aus Regionen ohne vergleichbare Auflagen auf den Markt drücken, läuft die Rechnung irgendwann nicht mehr auf.

In beiden Fällen kommt noch die politische Komponente hinzu: Zanders scheiterte an der Kombination aus EU-Emissionshandel und nationalen CO₂-Steuern – Zertifikate in Millionenhöhe, die für ein deutsches Werk fällig werden, während ausländische Konkurrenz ohne solche Lasten produziert. Feldmühle benennt explizit die „massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten“ als Schlüsselfaktor – ein Dauerproblem seit der deutschen Energiepolitik der letzten Jahre.

Der ergebnislose Streit um einen Industriestrompreis, ständig wechselnde Auflagen, immer neue Berichtspflichten und Genehmigungshürden – all das macht langfristige Investitionen zur Wette.
Am Ende stehen auf der einen Seite blödsinnige Parolen von einer sogenannten „Klimaneutralität“, „Transformation“ und „Standortmodernisierung“ – und auf der anderen Seite verschlossene Werkstore, Konversionsflächen und persönliche Tragödien.

Genau in diesem Moment, in dem Traditionsbetriebe wie Feldmühle endgültig aufgeben und die Geschichte von Zanders noch nicht einmal wirklich verdaut ist, setzt die EU die nächste Zielmarke: Parlament, Rat und Kommission haben sich darauf geeinigt, die „Treibhausgasemissionen“ bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Bis zu fünf Prozentpunkte dürfen dabei über den Kauf von CO₂-Gutschriften im Ausland „erreicht“ werden – real heißt das: 85 Prozent Reduktion in Europa, fünf Prozent ausgelagert.

Aus Sicht der energieintensiven Industrie bedeutet das:
– weitere Verknappung von Zertifikaten,
– weniger kostenlose Zuteilungen,
– zusätzliche CO₂-Preise in weiteren Sektoren,
– und ein permanenter politischer Druck, der jede Investitionsrechnung unsicher macht.

Während also in Uetersen die letzten Paletten Feldmühle-Papier verladen werden und in Bergisch Gladbach das Zanders-Gelände zum „Klimaviertel“ umgebaut wird, propagiert Brüssel den nächsten großen Schritt zur „Klimaneutralität 2050“.

Feldmühle und Gohrsmühle sind keine Zufälle, keine Marktfehler, keine bedauerlichen Opfer eines harten Wettbewerbs. Sie sind das direkte Ergebnis einer politischen Strategie, die nicht das Klima schützt, sondern Industrie systematisch untragbar macht – durch CO₂-Bepreisung, Energieverteuerung und Bürokratie.

Es geht längst nicht mehr um Prozentziele, um „Transformation“ oder um technische Effizienz. Diese Begriffe sind nur die Verpackung. Der Inhalt ist klar: Die industrielle Basis Deutschlands wird einer irrsinnigen Ideologie geopfert.

Wen sollte es überraschen, dass die USA keine Partner haben wollen, die sich aus freien Stücken des Irrsinns selbst zerstören?

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Kommentare ( 17 )

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Bernd Bueter
1 Stunde her

Es ist keine Ideologie, die Deutschland zerstört! Es ist schlicht pure KRIMINALITÄT. Genau: Politisch Organisierte Alt-Partei-Banden Kriminalität. Die Ideologie SOZIALISMUS ist nur die große Lüge dazu, um das gesamte Deutschland auszuplündern und dadurch platt zu machen. Aus Berufspolitikern sind Berufskriminelle geworden. Im selbstgeschaffenen Schutze des 129StGB und der Kaperung des BVerfG durch Bandenmitglieder ist aus dem im Grundgesetz einschränkenden „Mitwirken“ ein kriminelles „alles Übernommen“ geworden. Diese, zur Polit-OK mutierten Alt-Parteien haben längst das GG, die FDGO und jegliche staatliche Ordnung im Sinne einer Demokratie ausser Kraft gesetzt. Sie agieren nur noch kriminell und verfassungsfeindlich und fühlen sich so sicher dabei,… Mehr

eisenherz
1 Stunde her

Guten Tag, sehr geehrte Redaktion von Tichys Einblick, was ich hier schreibe, hat nur vermeintlich nichts mit der Regierung in Deutschland zu tun. Aber wenn ein Kulturstaatsminister sich im TV vor ein großes Publikum hinstellt und den staunenden Zuschauern ernsthaft erzählt, dass er Spionage – Drohen über sein Haus sieht. Wo nach den übereinstimmenden Antworten der zuständigen Behörden gar keine sind. Ja, dann kann es jeder wissen, wo wir mit dieser Regierung inzwischen angelangt sind. Die Psychologen nennen solche Zustände bei diesen Menschen VERFOLGUNGSWAHN *) oder schlimmer und therapieren die mit Medikamente oder mit der Einweisung in eine Klinik. Und… Mehr

odin411
1 Stunde her

Ja, das stimmt alles, was sie schreiben. Und doch: die ganzen Unternehmen haben die Klappe gehalten. Alle haben die Duckmäuser gemacht. Alle haben diese Politik mit unterstützt, zumindest offiziell. Alle Gewerkschaften, Verbände, Unternehmer Organisationen haben nichts gesagt. Wir sind ein feiges Volk geworden.

Haba Orwell
1 Stunde her

> setzt die EU die nächste Zielmarke: Parlament, Rat und Kommission haben sich darauf geeinigt, die „Treibhausgasemissionen“ bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu senken.

Das will die EUdSSR sogar jedem Handelspartner aufzwingen und die USA schlagen langsam zurück: „Warnungen aus USA vor Export von desaströsem EU-Wirtschaftsmodell“ Trump könnte offen verlangen, dass die Klima-Satrapie kapituliert und den suizidalen Murks aufgibt – im Interesse hier tätiger US-Unternehmen.

Trump hat bereits in der ersten Amtszeit den US-Airlines versprochen, was gegen die „Luftverkehrabgaben“ westeuropäischer Länder zu unternehmen – diese brechen ohnehin internationale Verträge. Jetzt wäre höchste Zeit dafür.

Last edited 1 Stunde her by Haba Orwell
Endlich Frei
1 Stunde her

Als Student habe ich bei Feldmühle in Düsseldorf-Reishplz öfters in der Produktion gearbeitet. Die damals noch steuerfreien Lohnzuschläge für Wochenend- und Nachtarbeit waren üppig,. Feldmühle betrieb ein eigenes Kraftwerk, wo ich auch schon mal aushalf. Ich nehme an, dass die rasant steigenden CO2-Kosten eine weitere Produktion verunmöglicht haben und/oder man gezwungen wurde teuren Ökostrom einzukaufen. Zwischen Dùsseldorf und Kôln gehen gerade etliche Industrien nieder, Ob Aluwerke, Chemie oder sonstiges: Mit dem Ende des günstigen Stroms vom nahen rheinischen Tagebergbau ist diese riesige Industriezone, die sich ja nur deshalb dort angesiedelt hat, dem Tode geweiht Wir können das täglich hier beobachten,… Mehr

Last edited 1 Stunde her by Endlich Frei
Ralph Martin
1 Stunde her

Der DDR Sozialismus hat ab den 70er Jahren KMU zerstört, in Kombinate zwangseingegliedert und war 10 Jahre später pleite.
Der EU Sozialismus hat ab den 2020er Jahren ersatzlos KMU zerstört und wird spätestens 2040 pleite sein.

Heptamer
1 Stunde her

Alle energieintensiven Unternehmen werden entweder pleite gehen oder schnell u.a. nach Osteuropa abwandern. Vielleicht sind einige Stahlunternehmen, die gezwungen werden (mit Steuergeldern abgefedert) „grünen“ Stahl zu produzieren, ausgenommen. Dann gehen aber die deutschen Unternehmen pleite, die gezwungen werden, das unsinnig überteuerte Zeugs zu kaufen. Es sei denn, dass der Zentralrat auch diese Unternehmen subventioniert. Allerdings müssen dann noch die Produkte subventioniert werden, die damit hergestellt werden. Und wieder grüßt der sozialistische Pleitegeier.

Boudicca
1 Stunde her

Eine schrumpfende Industrie braucht keine Etiketten für Artikel, die sich niemand leisten kann und in Zukunft braucht es kein Papier zum schreiben oder für Bücher zum lesen, das bisschen was das Volk noch wissen soll, kann man ihnen mit Händen und Füßen und leichter Sprache im ÖR beibringen. Oh, schwierig wenn es keinen Strom gibt.

Haba Orwell
1 Stunde her

Papier ist Vergangenheit – Ozeanien musste ganze Zeitungen-Auflagen neu drucken als Belege, Ozeanien sei schon immer im Krieg gegen Eurasien und nicht Ostasien gewesen. Wenn alles digitalisiert ist, reicht ein Update und sämtliche Archive sind aktualisiert.

hoho
1 Stunde her

Dass die Industrie Zerstörung ist ein Ziel, da gibt es wirklich kein Zweifel. Man sieht es ja. Ob sie alle begreifen, dass der Ersatz sehr schwer oder gar nicht unter diesen Bedingungen wachsen kann, ist manchen nicht ganz klar. Wozu das alles führt auch nicht. Wenn man über die VS spricht, sollte man in klarem sein, dass es hier um ein Imperium geht, das sich nicht in bestem Zustand befindet und kaum in der Geschichte das Versprechen gehalten hat. Was die Amis von uns wollen, weiss ich natürlich nicht. Die Worte die man aus dem Weißen Haus hört sind eins… Mehr