Was nun, Herr Maaßen?

Die Werteunion, die neueste konservative Partei, scheint im Zerfall begriffen, bevor sie überhaupt zu einer Wahl antritt. Prominente Unterstützer wenden sich öffentlich ab. Roland Tichy will von Parteichef Hans-Georg Maaßen wissen: „Was nun, Herr Maaßen?“

 
Bei den Wahlen in diesem Jahr treten zwei neue Parteien an. Nachdem Roland Tichy in der Vorwoche ergründen wollte, wer Sahra Wagenknecht wirklich ist, interviewt er in dieser Woche Hans-Georg Maaßen und will wissen: „Was nun, Herr Maaßen?“

Denn seine neue Partei scheint schon jetzt in der Auflösung begriffen: Prominente Mitglieder, Markus Krall und Max Otte, wenden sich ab. Scheitert Maaßens konservatives Projekt, bevor es zur Wahl angetreten ist?

Maaßen bestreitet in dem Interview, dass der frühere Vorsitzende Max Otto noch in der Werte-Union sei und bezieht sich auf die Satzung. Dazu schreibt Max Otte: „Richtig ist, dass ich und mein gesamtes Umfeld in der WerteUnion weiter von einer Mitgliedschaft ausgegangen bin und ich explizit mehrfach gebeten wurde, nach meiner Bundespräsidentschaftskandidatur Mitglied des Vereins zu bleiben. Dies habe ich aus Loyalität getan.

Wenn man juristische Spitzfindigkeiten bemühen will, wäre ich vielleicht nur Fördermitglied gewesen. Das wurde mir aber seitens des Vereins nie mitgeteilt.

Am 21. Februar 2024 habe ich meinen Austritt aus dem Verein erklärt. Dies wurde mir von der langjährigen Mitgliederverwalterin, Frau Cathrin Scholze mit Bedauern bestätigt.“ Otte legt die Bestätigung des Austrittsschreibens bei.

Zentrale Punkt ist, ob die Mitglieder des früheren Vereins „Werte-Union“ automatisch Mitglieder der daraus durch Namensübertragung hervorgegangenen Partei sind. Das war ihnen angeblich zugesagt worden und steht im Widerspruch der satzungsgemäßen Wartezeit von 14 Monaten für Neumitglieder. Diese war eingefügt worden um den Zustrom fluktuierender Mitglieder zu verhindern. Davon hängt auch ab, wer auf dem Parteitag im kommenden Sommer über die Führungsgremien entscheiden kann.

Des Weiteren legt Max Otte Wert auf folgende Erklärung, die wir kommentarlos und ohne Anspruch auf Veröffentlichung wiedergeben:

„Richtig ist, dass ich Mitglied war. Ich bin nach meinem Parteiausschluss weiter Mitglied einer Unterorganisation der CDU gewesen und bin damit laut Satzung weiter Mitglied. Meine Mitgliedsbeiträge in dieser Unterorganisation und der WerteUnion e.V. habe ich regelmäßig bezahlt. Zur ordentlichen Mitgliederversammlung der WerteUnion in Erfurt wurde ich eingeladen und war angemeldet.

Mein gesamtes Umfeld in der WerteUnion und ich sind von einer Mitgliedschaft ausgegangen. Ich bin explizit mehrfach gebeten wurde, nach meiner Bundespräsidentschaftskandidatur Mitglied des Vereins zu bleiben. Dies habe ich aus Loyalität getan.“

 


Die Werteunion ist nicht die einzige neue Partei, die das Land aufmischt. Sahra Wagenknecht ist mit ihrem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ von links dazu gekommen. In der Vorwoche wollte Roland Tichy in der Diskussion mit Klaus-Rüdiger Mai und Wolfgang Herles herausfinden: Wer ist Sahra Wagenknecht wirklich?

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Kommentare ( 194 )

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Siggi
1 Monat her

Lieber Herr Dr. Maaßen. Jetzt ist aber genug mit Schmollen! Kommen Sie endlich mit einer angemessenen Aussage aus dem Quark, bevor man Sie komplett weggeschrieben hat. Geben Sie sich einen Ruck!

A rose is a rose...
1 Monat her

Wenn der zukünftige Vorsitzende einer neuen Partei sich kurz vor ihrer Gründung völlig überraschend zweier der stärksten Zugpferde entledigt, dann kann ich mich eines leisen Unbehagens nicht erwehren. Wenn kurz darauf auch die langjährige Zusammenarbeit mit einem Journalisten aus fadenscheinigen Gründen aufgekündigt wird, verstärkt sich mein Unbehagen. Zurück bleiben bei mir ein fahler Nachgeschmack und zwei Fragen: Was waren die Gründe dafür, gleich mehrere enge Vertraute zu brüskieren und unvermittelt ins Abseits zu befördern, um dann eine Partei mit Personen zu gründen, die teilweise nicht einmal Mitglied im Verein waren? Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Partei, die unter diesen… Mehr

Siggi
1 Monat her
Antworten an  A rose is a rose...

Wenn man merkt, dass jetzt schon Personen dazugerechnet werden wollen, dessen Loyalität fraglich ist, muss man handeln.

Manchmal ist es besser den Baum zu fällen, um an die Früchte zu kommen.

Siggi
1 Monat her

Herr Dr. Maaßen sollte langsam reagieren. Stillschweigen heißt Annahme. Ein jeder sollte sich überlegen, ob es nicht zunächst und taktisch klüger ist, sich mit der CDU zusammenzutun und so die rot-grüne Phalanx des Grauens zu entsorgen. Alles andere muss man dann durch konstruktive Politik korrigieren. Deshalb sollte man weiterhin Herrn Dr. Maaßen und auch die AfD unterstützen. Weitere Jahre mit dieser Antifaregierung hält das Land nicht aus. Dann war es das.

Helfried Petersen
2 Monate her

Es gibt aktuelle Neuigkeiten über Herrn Maaßen und die WU auf Politik Spezial:
https://www.youtube.com/watch?v=RkFfXthODAY

Marcel Seiler
1 Monat her
Antworten an  Helfried Petersen

Dass Herr Maaßen sich von Leuten trennt, die die neue Partei bedrohen, indem sie sie zu einem Schaufenster narzisstischer Individualität und zu einem Forum für abseitige Thesen machen wollen, ist richtig.

Ich schätze Herrn Krall als Ideengeber und Provokateur. Aber als soliden Politiker? Absolut nicht.

Rolfo
2 Monate her

Es geht letztlich nicht um Herrn Otte oder Herrn Krall, ob die Mitglied sind oder nicht, sondern darum, dass diese neue Partei gute Stimmen bekommt, die die Inhalte gut transportieren können.

A rose is a rose...
1 Monat her
Antworten an  Rolfo

Es geht nicht nur im Stimmen, sondern darum, die Inhalte überhaupt erst einmal zu entwickeln. Dafür braucht es aber Menschen mit Sachverstand und wirklichen Ideen. Die hätte die neue WU-Partei gerade in den Gebieten, in denen Dr. Maaßen sich selber nur bedingt auskennt bei Prof. Otte als auch bei Dr. Krall gehabt. Ich frage mich inzwischen auch, ob hier nicht einfach nur eine CDU 2.0 gegründet wurde. Aber es wird wohl mehr brauchen, um D noch zu retten, als einfach alte Kamellen aufzuwärmen. Mindestens genauso wichtig ist es aber, wie integer die Vertreter einer Partei sind. Denn opportunistische Einzelinteressensvertreter haben… Mehr

Reinhard Schropp
2 Monate her

Was mich noch maßlos interessiert hätte: Wie die WU bis zu den Landtagswahlen im September drei komplette Wahlkampfteams aufstellen will – wo doch potentielle Parteimitglieder erst eine bis zu 15-monatige Wartefrist überstehen müssen, von Direktkandidaten und Kandidaten der Landeslisten gar nicht zu sprechen.
Bin gespannt, die die Partei dieses Problem konstruktiv lösen wird / will.

Wuehlmaus
2 Monate her
Antworten an  Reinhard Schropp

Sie vergessen die Premiumpartner von der CDU/CSU/FDP. Die kommen schneller rein.

Manuela
2 Monate her

Fakt ist, dass es noch zu früh ist für eine neue konservative Partei. Es geht den Menschen in Deutschland immer noch viel zu gut. Es tut noch nicht weh, der Geldbeutel ist noch zu voll. Dass die Firmen abwandern ist noch zu abstrakt.

Habe ich erst gestern wieder aufs Neue festgestellt. Hier in unserer Kleinstadt mords Demo gegen Rechts. Haben auf unserem Sonntagsspaziergang gesehen, wie die Leute hingeströmt sind. Viele bekannte Gesichter. Und wie sie alle stolz gestrahlt haben, weil sie „dabei“ sind. Massenformation eben.

imapact
2 Monate her
Antworten an  Manuela

Nein, diese Partei kommt gerade richtig. Die CDU zeigt ständig, daß sie nach wie vor in der Nachfolge von Merkel steht und die Zustände werden immer schlimmer. Wie viele Nicht-Demonstranten kommen auf einen Gratismut-Protestierer?

Lothar Anton Selbmann
2 Monate her

Herr Maaßen hat sich sehr eindeutig zu Brandmauern geäußert. Darüber hinaus richtet er sich aber auch an einen Wähler, der fast 10 Jahre nach 2015 immer noch nicht bereit ist die AfD zu wählen. Diese Situation ist irrational aber so ist es. Die Aufgabe der WU wird es sein, alle die Wähler zu vertreten, die auf keinen Fall AfD wählen und bisher CDU/FDP als vermeintlich konservative Parteien gewählt haben. Die Ablehnung der AfD ist teilweise so fundamental, dass in diese Richtung kein Wechsel möglich sein wird. Die WU muss über 5% kommen, anders wird es nicht gehen. Und diese Wähler… Mehr

imapact
2 Monate her

Danke, Sie scheinen einer der wenigen hier, der verstanden hat, daß mit einer WU, welche lediglich die AfD halbiert und die erwähnten Noch-CDU/FDP-Wähler abschreckt, nun überhaupt nichts gewonnen ist. Und HGM sagt ja auch explizit, daß seine Zielgruppe genau letztere Wähler sind.

Horst Johnson
2 Monate her

Den zukünftigen Kurs der Werteunion kann man erahnen wenn man sich die Entwicklung der früheren Lucke AfD genauer anschaut. Lucke, Petry, Meuthen waren dasgleiche Kaliber des mutlosen liberalen Konservativen, wie eines Maaßen. Stets um Gefallen des Mainstreams bemüht, sprangen sie über jedes Stöckchen was der linke Narrensaum ihnen hinhielt. Nutzen diegleichen Begriffe des „Radikalen, Völkischen, Extremen usw.“ Ihre Energien verwandten diese, wie jetzt bei Maaßen, in devoter Haltung nur ja schnell in Koalitionen mit der CDU zu kommen. Sie taten alles für einen schnellen politischen Tod. Lucke überlebte damit noch ein paar Jahre, Maaßen wird einen neuen Rekord aufstellen, wie… Mehr

Haba Orwell
2 Monate her
Antworten an  Horst Johnson

> Maaßen wird einen neuen Rekord aufstellen, wie schnell man beerdigt wird.

2024 ist ein entscheidendes Jahr, in dem das Woke Imperium fällt und Buntschland der DDR folgt oder totalitär wird. Wenn der Typ nur an Beute-Aufteilung mit den CDU-Kumpels denkt, kann er nicht schnell genug in Versenkung verschwinden.

bfwied
2 Monate her

Zwar hat Herr Maassen recht, wenn er Offenheit beansprucht, ich halte das für wohltuend vernünftig. Das Problem ist jedoch, dass wir in einer Situation leben, in der die Regierung Freiheit und somit die Demokratie mit aller Macht abschaffen will – Fäser wird in ihrer Koalition nicht angegriffen wegen all der grundgesetzfeindlichen Gesetze, also steht die Ampel hinter ihren desaströsen Bemühungen. Wir brauchen also Parteien, die Biss haben, die angreifen, die Klartext reden, so dass die Leute von ihrem verschlafen-naiven Ruhekissen des Untertanen aufgeschreckt werden. Das Ruder muss herumgerissen werden, und das geht nicht mit sanfter Offenheit auch zur Merz-/Merkel-CDU. Die… Mehr