Freiheit braucht Sicherheit. Aber Freiheit braucht auch Mut.
Ich bin eine sogenannte Digital Native: Twitter ist Teil meines Lebens und so rissen mich gestern Abend, wenige Minuten nach den ersten Schüssen in Paris, die Geschehnisse mit sich fort.
Die Welle der Informationen und vor allem der Solidarität der Pariser war überwältigend: Unter dem Hashtag #PorteOuverte bzw. #OpenDoors konnten sich Passanten, Touristen, Gäste bei den Bürgern von Paris vor den Terroristen in Sicherheit bringen. Da war kein untätiges Gaffen. Da war Brüderlichkeit – Fraternité. Keine leere Parole sondern gelebt.
Fast viertelstündlich überschlugen sich die Zahlen der Opfer bis tief in die Nacht hinein. Die Welt begann für Paris zu beten.
Irgendwann wurde endlich die furchtbare Geiselnahme im Théâtre Bataclan beendet. Die Welt ging weinend zu Bett.
Und dann begann ein neuer Tag. Frankreich wachte unter den Tränen auf, mit denen es zu Bett gegangen war, und gleichzeitig erwachte eine weitere große Tugend der Franzosen: Der unbeugbare Wille zur Freiheit – zur Liberté.
Der Charlie Hebdo Karikaturist Joann Sfar erinnerte sein Volk und die Welt mit einer wunderbaren Karikatur daran, was Freiheit bedeutet:
„Ihr Freunde in der ganzen Welt, danke für Eure Gebete, aber wir brauchen nicht noch mehr Religion. Unser Glaube, das ist Musik ! Das sind Küsse ! Das ist Leben ! Das ist Champagner und Freude ! Paris, das ist das Leben !“
Freiheit war und ist immer das wahre Ziel terroristischer Angriffe.
Ohne jeden Zweifel müssen als Reaktion auf die grauenvollen Anschläge in Paris Maßnahmen und Vorkehrungen zum Schutz der Menschen getroffen werden. Freiheit braucht Sicherheit.
Aber Freiheit braucht auch Mut. Ohne den Mut, wieder in die Bistros an der Straße, in die Konzerte oder in die Sportarenen zu gehen, wird die Freiheit leise und unauffällig sterben.
Dann hat der Terror sein Ziel erreicht.
Die Freiheit in Europa, sie ist seit den gestrigen Anschlägen in einem Ausmaß bedroht, das wir uns schmerzhaft bewusst machen müssen.
Aber wir müssen uns auch bewusst machen, dass jeder einzelne von uns für die Freiheit verantwortlich ist und dass Freiheit greifbar gelebt werden muss.
„Paris, das ist Champagner und Freude! Paris, das ist das Leben!“ ist ein Aufruf. Es ist der Aufruf, den Terror auch in unseren privaten Leben nicht siegen zu lassen. Es ist der Aufruf, hinaus zu gehen in die Bistros, Restaurants, Theater, Sportarenen und Freiheit zu leben.
Denn #JeSuisParis heißt: Auch ich bin Paris
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