Burqa und Niqab entäußern Frauen ihrer Identität

Im Ganzkörperschleier wird die Frau ohne Licht und Luft eingeschlossen, er bildet das Pendant zum Haus als Gefängnis. Ein Beitrag von Barbara Köster.

Das Kopftuch ist keine Mode. Das Kopftuch ist ein Habit wie die Nonnentracht, eine Sonderkleidung und somit das Gegenteil von Mode. Irrtümer und Missverständnisse über Mode kommen aber ständig vor. Sie wird unter- und überschätzt, oft beides zugleich von denselben Leuten. Unterschätzt wird der Zusammenhang von Mode und Moderne. Auch islamische Sittenwächter kennen oder ahnen den Zusammenhang von Mode und Moderne. Deshalb lehnen sie Mode ab.

Zumutungen der Mode wie der Moderne

Mode ist die nicht anerkannte Schwester von Wissenschaft und Kunst. Wissenschaft möchte nicht wahrhaben, dass ihr dieselben Motive zu Grunde liegen wie der Mode, nämlich Neugier, Experimentierlust und das Bedürfnis aufzufallen. Viele Theorien, die einmal herrschten, sind ausgemustert wie Gamaschen und Krinolinen, und in manchen Fachbereichen halten sich neue Erkenntnisse so lange wie der Trend zu Shorts im Winter. Mode ist kurzlebig, aber was wäre dem Augenblick stärker verfallen als die empirische Forschung? Mit der Kunst wiederum teilt die Mode die Kreativität, den neuen Entwurf, nur hat er nicht dieselbe Geltung und Wertschätzung. Es bleibt der Makel der Gebrauchstüchtigkeit, selbst bei den Stücken mit dem Etikett „untragbar“.

Überschätzt wird die Bedeutung und Reichweite von Trends und die Bereitschaft, die in-und-out-Listen abzuarbeiten. Mode wird oft gerade von denen überbewertet, die behaupten, sie sei unwichtig. Sie wittern überall ein Diktat der Modemacher. Jede Neuerung ist ein Komplott. Das Individuum ist dabei das überforderte Opfer, das wie der Hase dem Igel hinterherhechelt und zum Schluss auf der Strecke bleiben muss. Die Zumutungen der Mode wie der Moderne sind anstrengend.

Mode ist ständige Erneuerung, Abwechslung und immer wieder Abweichung vom bereits Bekannten. Mode wäre es, wenn das Kopftuch heute getragen würde und morgen nicht, dafür aber wieder übermorgen. So meinen es aber dessen Verfechter nicht. Wer das Kopftuch trägt, hat sich im Prinzip dafür entschieden, dies immer zu tun, so wie die Nonne mit der ewigen Profess immer ihr Habit tragen will. Das Kopftuch symbolisiert eine Ordnung, die auf Dauer angelegt ist. Das Kopftuch ist normativ und verpflichtend und somit das Gegenteil der spielerischen, ephemeren Mode. Wenn Mode mit Vergänglichkeit konnotiert ist, so steht das Kopftuch auf der anderen Seite. Es ist für die Ewigkeit.

Das Kopftuch als Hochmut im Gewande der Demut

Wer sein ganzes Leben Gott weiht, ist im Christentum ein Sonderfall. Eine durchschnittliche Christin vergleicht ihre Glaubenspraxis nicht mit der einer Nonne und wird auch nicht deren Bekleidung nachahmen. Ihr Glaube auf Laienart genügt ihr. Eine Muslimin kann sich nicht so leicht abgrenzen. Im Islam steht jeder einzelne Mensch, ob Mann oder Frau, in direkter Verbindung mit Allah. Die Beziehung zu Allah ist die wichtigste überhaupt im Leben. Jeder und jede muss sich den Eintritt ins Paradies selbst erarbeiten durch Befolgung der in Koran und Tradition gesetzten Regeln. Anders als im Christentum wird sich kein Muslim durch Gebet und Fürbitte bei Gott für seinen Nächsten verwenden. Eine Muslimin, die das Kopftuch als so wichtig für ihr Seelenheil betrachtet, dass sie mehrere Jahre lang vor Gericht darum kämpft und berufliche Nachteile in Kauf nimmt, übt durch ihr Vorbild Einfluss aus. Jede Einzelne wird sich fragen müssen, ob sie selbst eine wahrhaft Gläubige ist, wenn sie sich nicht so kleidet. Allein die äußere Erscheinung, die höchsten religiösen Gehorsam einer ganz normalen Frau demonstriert, übt Druck aus. Diesen Druck einer fremden Frömmigkeit verspüren aber auch Nichtmuslime. Wem das Kopftuch Unbehagen verursacht, spürt vielleicht in der äußerlich zur Schau getragenen Demut einen verborgenen Hochmut, der sich aus der Gewissheit speist, an der Allmacht Gottes teilzuhaben. Das Kopftuch ist ein limitisches Zeichen (Jan Assmann), ein Signal der Abgrenzung und Exklusivität der eigenen Gruppe.

Die islamische Tracht ist als Ausdruck der Bescheidenheit gedacht. Frauen sollen sich ihrer geringeren Bedeutung bewusst sein. Wer das Kopftuch trägt, trägt seine Bescheidenheit zu Markte. Die Frau versichert ihrer eigenen Gruppe ihre Konformität und Loyalität, ihr Einverständnis mit ihrer Minderwertigkeit; gegenüber den anderen aber signalisiert sie Überlegenheit, denn auch eine in der Gruppe der Gläubigen untergeordnete Position erhebt sie noch weit über die Ungläubigen.

Die Verschleierung ist Teil der Körpersprache. Sie signalisiert Unterwürfigkeit gegenüber der eigenen Gruppe und Anderssein, Unnahbarkeit und Stolz gegenüber der fremden. Sie ist Symbol der Arroganz des Islams. V.S. Naipaul formuliert es härter: „The veil is more than the veil; it is a mask of aggression.“ (Among the Believers, S. 266)

Islamische Kleidung ist Schutz, sie schafft ein tragbares Haus. Wenn eine Frau den ihr eigentlich zugewiesenen Ort, das Haus, verlässt, soll die Kleidung es ihr ersetzen. Im Ganzkörperschleier wird die Frau ohne Licht und Luft eingeschlossen, er bildet das Pendant zum Haus als Gefängnis. Der Schleier zerstört die natürliche Würde der Frau und stellt eine künstliche, von gesellschaftlichen und religiösen Zwängen geschaffene, her. Die Würde der verschleierten Frau ist ein Fake, ein armseliges Surrogat für die verlorene ursprüngliche.

Für freie Frauen und zivilisierte Männer ist der Schleier eine Beleidigung

Burqa und Niqab entäußern Frauen ihrer Identität und überführen sie in die Gesichts- und Körperlosigkeit. Ihre Person wechselt von der Kategorie Mensch zur Kategorie Untote. Burqa und Niqab bedeuten Nicht-Anwesenheit, Nicht-Kommunikation, Nicht-Sein. Sie sind Missbrauch der den muslimischen Männern eingeräumten Machtausübung über Frauen. Der Schleier entehrt die Frau. Er nimmt ihr die Menschenwürde. Er unterstellt sexuelle Gefährlichkeit, die unschädlich gemacht werden muss. Die Frau soll sich dafür schämen, eine Frau zu sein, deshalb muss sie im Beisein eines Mannes die Augen senken, sie darf ihm nicht die Hand geben, nicht laut sprechen, und sie muss sich bedeckt halten. Frauen, die den Niqab akzeptieren, akzeptieren ihre Rolle als Werkzeug des Teufels. Für freie Frauen und zivilisierte Männer ist der Schleier eine Beleidigung.

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Eine Frau im Ganzkörperschleier ist in der Öffentlichkeit ein Niemand. Sie ist ausgeschaltet und kann keine Identität mehr beweisen außer ihrer religiösen. Sie ist Muslimin und sonst nichts. Der Ganzkörperschleier ist wie eine Grenze. Würde er erlaubt, wäre der nächste Schritt programmiert: die Einsperrung der Frau im Haus und die Beschränkung ihrer Bewegungsfreiheit im Namen der Religion. Es ginge dann nur noch um eine Verschiebung der Grenzen, nachdem man die Grenze als solche grundsätzlich anerkannt hätte.

Aber auch das „Kopftuch“ ist eigentlich eine Form der Ganzkörperbekleidung. Wer Haare, Ohren, Hals und Nacken verhüllt, bedeckt in der Regel auch Arme und Beine und lässt die Körperkonturen unter geraden Schnitten verschwinden, so dass eine Säulen- oder Tonnenform entsteht. Sichtbar sind dann nur noch Gesicht, Hände und Füße.

Wer ein Kopftuch zu einem knappen kurzärmeligen Top und einer hautengen Jeans trägt, fällt auf. Ich beobachtete, wie ein junger Mann sich fast den Hals verrenkte, um die junge Frau anzustarren, was seiner Begleiterin, die ebenfalls das Kopftuch, aber dazu einen langen Mantel trug, nicht gefiel. Hier spielte jemand mit den Komponenten westlicher und islamischer Kleidung und zog damit Blicke auf sich. Soviel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erregen, ist unerwünscht und für Frauen verboten. Mit dem Kopftuch spielt man nicht, so wie man mit dem Islam nicht spielt.

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