Virologe bei Maischberger: Jetzt macht mal nicht so ‘ne Welle!

Für Aktien-Interessierte (und Bill Gates) hatte Virologe Hendrik Streeck eine unliebsame Überraschung parat. „Es ist noch nie gegen einen virologischen Killer je ein Impfstoff gefunden worden, nicht gegen HIV, nicht gegen Dengue, Malaria, Tuberkulose oder Hepatitis C.“

Screenshot ZDF

Gestern wieder Maischberger Allerlei. Drei Journalisten, die vieles wissen, Markus Söder als Stargast und der Virologe Hendrik Streeck mit manch guter Nachricht.

Es wäre schon mal ein erster Schritt, sich nicht ständig auf die Infektionszahlen zu konzentrieren, sagt der Virologe Hendrik Streeck, denn die allermeisten Infizierten zeigen keinerlei Symptome. Besser sei es, die Zahl der Intensivbetten-Belegung im Auge zu behalten und hier ein Warnsystem zu errichten. Und nein, die Sterblichkeit habe sich durch Corona nicht erhöht. Stattdessen hat sich das „gefühlte Risiko“ nach der Corona-Dauerwerbeschleife (unsere Formulierung) für den Einzelnen enorm erhöht.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Das aber hilft Sandra Maischberger nicht weiter, sie ist schließlich in der öffentlich-rechtlichen Infospirale gefangen. Sie will wissen, ob nun Schulen geschlossen werden müssten (Streeck: Jede Schule ist anders). Ob man als Genesener erneut infiziert werden kann, wie sie gelesen hat. Es handele sich um einen einzigen Fall in Hongkong, beruhigt Streeck. Und dessen zweiter Verlauf sei harmlos gewesen. Dass Covid-19 auch nicht schlimmer als eine Grippe sei, wie er noch Anfang des Jahres gesagt hatte, will Streeck nicht mehr wiederholen, allerdings eher aus politischen Gründen als aus seiner virologischen Expertise. Denn im Herbst könnten sich die Infiziertenzahlen locker verzehnfachen, was den sympathischen Forscher, dessen Eltern Psychoanalytiker sind, allerdings nicht im geringsten erschüttert. Die meisten werden es nicht mal merken. Also wohl doch ‘ne Art Grippe.

Die Todesrate jedenfalls hat sich durch Corona nicht verändert. Maischberger merkt journalistisch knallhart an, dass das Jahr noch nicht zu Ende sei.

Der Staatsschauspieler

Vom Virus hat Markus Söder zwar keine Ahnung, seit Corona aber im politischen Drehbuch steht, läuft der bayerische Ministerpräsident als Staatsschauspieler zur Höchstform auf. Er spielt den strengen Landesvater mit Bußgeldknute und Drohansprachen („Zügel anziehen“ will er, dem Pöbel Manieren beibringen). Er empfängt in königlichen Schlössern des Bayernlandes, so dass eigentlich nur noch seine Verkleidung, die er als Preisträger beim Spaßpreis in Aachen (Wider den tierischen Ernst) als Ludwig II wählte, fehlte, um das Kitschbild perfekt zu machen. Wenn Merkel schon mal kommt, sagt er, packt er „halt das gute Geschirr aus“.

Demonstrationsverbot
Berlins Rot-rot-grüne Regierung wählt den Weg der Eskalation
Die Inszenierung des Markus Söder verfehlt jedenfalls laut Umfragen ihre Wirkung beim Weibsvolk nicht, und selbst die humorlosen Spaßbremsen vom Spiegel attestieren dem Markus die A-Note bei „Auftritt, Verhalten, Sprache“. Sandra Maischberger fragte ganz aufgeregt: „Sind Sie der Popstar aus Bayern?“ „Nein“, sagte der Verkleidungskünstler sofort bescheiden, obwohl er auf Parteiveranstaltungen gelegentlich gerne als Elvis Presley im Glitzeranzug auftritt.

Er war höchstpersönlich ins Studio gekommen, statt staatstragend von der Videowand Rede und Antwort zu stehen. Die Maischberger Sandra kennt er schon lang. Er war ja auch mal beim Bayerischen Rundfunk als Volontär. Dem Jens Spahn gibt er einen mit, und dem Armin Laschet, weil die zwei erst am Ende der Ferien bemerkt hätten, dass die Ferien beendet sind, und man vielleicht Rückkehrer testen sollte. Wie anders läuft das doch bei ihm.

Moment, sagt Maischberger frech, das Rote Kreuz hätte sich beschwert, auch in Bayern von einem Tag auf den anderen an die Grenze beordert worden zu sein. Und dann die Bleistift- und Klemmbrett-Aktion. Da schwimmt der Markus ein bisschen, aber er wäre nicht der Eloquente, der er ist, wenn er da nicht irgendwie wieder herauskäme. Schon der Vater riet dem kleinen Markus, auf sein Mundwerk zu setzen – als Pfarrer oder Politiker – fürs Handwerk tauge er jedenfalls nicht. So scherzt er ein wenig über die komische Äpp und über die freiwillig auszufüllenden Aussteigekarten im Flugzeug „wie vor 30 Jahren“. Bundesblödsinn. Spahns Management. Morgen (also heute) Corona-Gipfel im Kanzleramt. Söder setzt auf Obergrenzen für private Feiern und Untergrenzen für Bußgelder.

Eine rechtliche Einordnung der Corona-Politik
Verfassungsrechtler Murswiek: Generelle Versammlungsverbote grundgesetzwidrig
Die Zahl der Infizierten sei nirgends höher als in Bayern, das Bundesland am schlimmsten betroffen, was er denn dazu sage, fragt Maischberger, die nicht vergessen hat, dass Söder auch CSU-Chef ist – ein Makel in den Augen grünroter Journos. Die Frage sei aber „sehr detailorientiert“, klagt der Markus. Von seinen vier Kindern hielten sich jedenfalls drei an die Regeln, das vierte „hoffentlich auch“, das lebe in NRW. Die Antwort auf die Frage, ober er nun Kanzlerkandidat werden wolle, verstand ein Teil der Zuhörer so, ein anderer so. Selbst die drei Journos aus der ersten Gesprächsrunde, Pinar Atalay (ARD), Dagmar Rosenfeld (Welt) und Markus Feldenkirchen (Spiegel) dürften kein klares „Ja“ oder „Nein“ herausgehört haben.

Die drei durften zu Beginn Putin verurteilen (wegen Giftanschlag), den Menschen in Belarus Glück wünschen, „die sich aufbäumen“ und mit ihren Demonstrationen ihre Macht in einer Demokratie aufzeigen (Atalay). Nur in Berlin dürfen sich die Menschen nicht aufbäumen, wenn es nach den Hauptstadt-Genossen (und auch Söder) geht. Am Ende der Sendung konnten die drei dann mit Donald Trump abrechnen, der mit Sturmgewehr das Weiße Haus gegen Wahlsieger Biden zu verteidigen gedenkt. Da sind vor allem Atalay und Feldenkirchen die Bilder durcheinandergerutscht, Rosenfeld findet das denn auch „etwas übertrieben“. „Allein, dass wir so darüber sprechen, finde ich erschreckend“, findet die empörte Pinar Atalay – damit hat sie sogar Recht, aber sie kapiert niemals, warum.

Am Ende noch ein kleiner Tipp für Aktien-Interessierte (und Bill Gates). Für die hatte Virologe Hendrik Streeck eine unliebsame Überraschung parat. „Es ist noch nie gegen einen virologischen Killer je ein Impfstoff gefunden worden, nicht gegen HIV, nicht gegen Dengue, Malaria, Tuberkulose oder Hepatitis C.“ Was Curevac da wohl verkaufen will? Gute Nacht.

Lesen Sie Stephan Paetow auch auf
https://www.spaet-nachrichten.de/

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 106 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

106 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Rachel
3 Jahre her

„Für die hatte Virologe Hendrik Streeck eine unliebsame Überraschung parat. „Es ist noch nie gegen einen virologischen Killer je ein Impfstoff gefunden worden, nicht gegen HIV, nicht gegen Dengue, Malaria, Tuberkulose oder Hepatitis C.“ Hat Streeck das echt so gesagt ? Dann falle ich wirklich vom Glauben ab. Malaria wird durch Plasmodium falciparum verursacht, einem Einzeller, kein Virus. Und Tuberkulose durch Bakterien, und dagegen gibt es eine Impfung. Gegen Hepatitis C gibt es noch keine Impfung, wohl aber gegen Hepatitis B und A. Gegen das Dengue -Fieber gibt es seit 2019 eine Impfung, Dengvaxia. Nur gegen HIV gibt es tatsächlich… Mehr

Onan der Barbar
3 Jahre her

Viele Kommentare auf diesen Seiten erinnern an die Hl. Ayn Rand, die sich die Lunge wegrauchte, weil sie meinte, dass die staatliche Warnung vor Lungenkrebs ja nur ein Komplott zur Zerstörung der Tabakindustrie sein könnte. Oder an parallele Diskussionen bei Unz.com, wo Rednecks behaupten, es gäbe Kernwaffen so wenig wie Evolution oder Satelliten, das wäre alles bloß Regierungspropaganda. Solange konservative Positionen von so viel Irrationalität und so wenig Faktenwissen geprägt werden, ist Merkels 6. Amtszeit nicht zu verhindern (die 5. ist eh‘ schon gebongt, bei dieser Opposition). Ich bin jedenfalls froh, nicht mehr an der Uni zu sein und mithin… Mehr

bkkopp
3 Jahre her

Ich bin kein Virologe kann aber Herrn Streeck ganz allgemein nicht verstehen. Wenn es bisher nicht gelungen ist gegen bestimmte Viren keinen Impfstoff zu finden, dann erklärt dies nicht schlüssig, dass es auch gegen den Corona-Virus nicht möglich wäre. Die genannte Firma, bzw. die Virologen in den Firmen, und viele andere Firmen und Wissenschaftler in aller Welt, sind sicher auch so fachkompetent wie Herr Streeck. Auch bei Grippe gibt es keinen Dauerschutz, aber es gibt jedes Jahr einen überarbeiteten Impfstoff, der einen guten Wirkungsgrad hat, der bekanntermaßen nicht perfekt ist. Ob und wann es einen brauchbaren Impfstoff gegen Corona geben… Mehr

Struwwelpeter
3 Jahre her

Es gibt Leute, die statt „Zuhörer“ unbedingt „Zuhörer und „Zuhörerinnen“ sagen (müssen). Falsches Forum.

Mozartin
3 Jahre her

„Killer“ meint hier evtl. , was als Fazit behauptet wird, es gibt halt nichts dagegen?
Ich schätze Herrn Streeck sehr und weiss nicht, wo wir stünden ohne seine unaufgeregte Expertise, jedoch, „noch nie“ bedeutet nicht, dass es niemals möglich sein wird.
Da muss nur jemand Cleveres auf einen anderen Ansatzpunkt kommen und schon hat man diese „Killerviren“ beim Wickel.
Sah letztens Sketch History zu den Höhlenmalereien, der Erfindung des Rades und der Beherrschung des Feuers.
Kurz, ich glaube an die menschliche Intelligenz und Bill Gates ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie viele andere.

Dr. Mephisto von Rehmstack
3 Jahre her

Es bleibt folgendes festzuhalten: Streeck sagt zu Recht: Wir werden mit dem Virus leben müssen, wir haben keine Macht, es auszurotten. Die Impfstofferfahrungen mit coronaverwandten Viren lassen keine großen Hoffnungen auf eine (weltweite) Eindämmung der Erkrankung durch Impfungen zu. Es gibt nach 8/12 (Annalena aufgepasst) der Jahresmonate keinen Hinweis auf eine Übersterblichkeit, obwohl die Hauptinfektionswelle bereits durch ist. (Auch wenn Frau Maiscberger das gerne hätte) Ein Risikomanagement nach der Kapazität des Gesundheitssystems wie auch ursprünglich angegangen ist der volkswirtschaftlich vernünftigtiste Ansatz unter besonderem Schutz der Riskogruppen (der Altersmedian der Verstorbenen liegt bei 80 Jahren, in Tübingen waren 40% der Versorbenen… Mehr

Kassandra
3 Jahre her

In Sitzung 7 des von 4 Juristen initiierten Corona-Ausschusses wird Ihre Frage beantwortet: https://corona-ausschuss.de/sitzungen/

Dr. Mephisto von Rehmstack
3 Jahre her

Sie haben völlig Recht, so hat man ja auch in Schweden gehandelt, die endgültige Bilanz, nämlich ob die Letalität durch Corona eine Übersterblichkeit erzeugt hat, ist noch offen, aber bisher nicht erkennbar. Letztendlich steht dieser Gedanke ja auch hinter Streecks Konzept, die Infektion nach den Intensivkapazitäten zu steuern.

Riffelblech
3 Jahre her

Söder ,Laschet Span usw starten doch seit Jahresbeginn in D. ein Heißluftballonwettbewerb ,wer kann am Allerbesten heißeLuft erzeugen ,um den Coronahysterieballon möglichst hoch und lange fliegen zu lassen . Und immer wieder ,wenn der Ballon zu sinken droht ,werden wieder die verbalen Gasflaschen aufgedreht . Alles so gefährlich und schlimm und sowieso ………??? Zur Bedienmannschaft haben sich diese „ Piloten“ des Wahns der heißen Luft die MMM erkoren . Diese sind dafür zuständige die dumme Masse ( das Volk) am Boden zum Stauen zu bringen ,was diese „ Piloten“ so alles aus der Menge heißer Luft ( Corona) machen .… Mehr

taliscas
3 Jahre her

Er hätte mal auf seinen Papa hören sollen. Vom poiltischen Handwerk, das für den Bürger da ist, versteht er auch nichts. Ein veritabler Nichtsnutz.

Detlev Schmidet
3 Jahre her

Wer einen positiven PCR Test hat, und nichts anders wird da derzeit gemessen, der ist noch lange nicht infiziert. PCR Tests können keine Aussage über eine Infektion machen. Wen jemand nicht krank ist, kann er niemand anderen infizieren. Wer nicht niest, hustet oder schnupft kann keine Viren weitergeben. Wie soll er das machen? Die Statistische Falsch positivenrate beträgt etwa 1,5-2%. Sagen wir defensiv 1,4%. Das bedeutet das bei 100.000 Tests rein statistisch 1400 falsch positive dabei sind. Derzeit beträgt die rate positiver Tests pro 100.000 0,88%. Die 1,4% sind übrigens seit April nicht mehr überschritten worden. Es handelt sich also… Mehr

RHU
3 Jahre her
Antworten an  Detlev Schmidet

Klipp und klar, sehr gut!

baul
3 Jahre her

ganz einfach tun, was die große Kanzlerin verlangt:
Angela Merkel zur Coronakrise: „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst“
Die Kanzlerin wendet sich in einer Rede an die Bürger. Alle müssten im Kampf gegen Covid-19 ihren Beitrag leisten. „Ich appelliere an Sie: Halten Sie sich an die Regeln.“
18. März 2020, 18:30 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, sk 1.221 Kommentare
und Schnauze halten. alternativlos.