Eigentlich war es eine entsetzlich langweilige Sendung. Aber wer trotzdem drangeblieben ist, lernte, dass jene, welche ständig von Europa reden, den Kontinent sicherheitstechnisch ganz schön vor die Hunde gehen ließen. Und, dass der Front National nicht die AfD ist.
Der Satz „Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit“ kommt aus denselben Mündern wie der Satz „Wir schaffen das“. Die, die diese Sätze Mantra-artig vor sich hinmurmeln, sind dieselben, die für beide Schlamassel die Verantwortung tragen. Und die trotzdem die allergrößten Chancen haben, persönlich keinerlei Konsequenzen aus ihren Glaubenssätzen tragen zu müssen. Dank Personenschutz und erstklassiger sozialer Absicherung.
Für uns andere versprechen die Aussagen des Terrorismusexperten Guido Steinberg wenig Gutes. Zur Fußball-Europameisterschaft in Frankreich liegen sehr wohl konkrete Drohungen eines IS-Sprechers vor, dessen früheren Drohungen immer auch Anschläge folgten.
Unkontrollierte Flüchtlingsströme seien eine Einladung an den IS. Längst ist auch bewiesen, dass Terroristen unter den Flüchtlingen sind. Die Migration führte zu einem unglaublichen Kontrollverlust in Europa.
Dass die EM mit dem Ramadan zusammenfalle, erhöhe die Gefahr. In diesem Zusammenhang sieht Steinberg auch die steigende Zahl an Verhaftungen in den letzten Tagen in ganz Europa.
Frankreich, das über deutlich mehr Erfahrung im Umgang mit Terror verfügt, habe inzwischen zu viele Djihadisten und sei seit einiger Zeit nicht mehr in der Lage, deren Kommunikation zu überwachen.
Keine europäische Polizeipolitik
Für Steinberg bleibt unfassbar, dass die Politik seit den Neunzigern nur vage Visionen von Europa verbreite, aber ihre Hausaufgaben nicht gemacht habe. Wir haben schon oft darüber geschrieben: Gemeinsame Sicherheitssoftware existiert nicht, Rechtshilfe-Ersuche bleiben an den Grenzen hängen. Nur mit diplomatischem Ach und Krach wurde erreicht, dass eine Handvoll deutsche Polizisten nach Frankreich durfte, ohne ihre Waffen abgeben zu müssen.
„Die Franzosen“, weiß Steinberg, „nehmen die Deutschen nicht ernst, auch weil die sehen, wie wir Sicherheit machen.“
Bei all diesen Ausführungen guckte Thomas Oppermann, der ja immer irgendwie ertappt wirkt, nur blöd, um sich dann André Schulz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter zuzuwenden: „Die bei uns bekannten 500 Gefährder werden ja noch rund um die Uhr überwacht, nicht wahr?“ Der Kommissar, im Anfall von unerklärlicher Wahrhaftigkeit vor laufender Kamera: „Wir haben viel zu viel Arbeit mit Gipfeltreffen, Links- und Rechtsextremen.“
Er hätte ja den Fahndungserfolg im angeblichen Terrorfall „Düsseldorf“ anführen können, zu dem Terrorforscher Steinberg nur anmerkte, das sei eine „komische Sache“. Ein angeblicher „Syrer“, der in Frankreich auspackt, wo deutlich höhere Strafen drohen.
Damit ist der wichtige Teil der Maybrit Illner-Sendung „Frankreich im Ausnahmezustand – zwischen EM-Fieber und Terrorangst“ bereits pflichtschuldig besprochen.
Der Front National ist nicht wie die AfD
Ulrich Wickert erzählte noch ein paar Dönekes, Gila Lustiger, die seit Jahren in Paris lebt, glaubt, dass der gemeine Djihadist ein Loser aus der Unterschicht ist (was Steinberg vehement als zu kurz gegriffen kritisierte) und ein Jungspund aus der ZDF-Sportredaktion schaffte irgendwie die Überleitung zu Boateng, AfD und Front National.
Uiii, da gab’s aber dann doch einiges zu lernen für manchen Medienschaffenden in Buntland. Der Front National sei mitnichten rassistisch, erklärte Gila Lustiger, seine Feindbilder seien Europa, die Polit-Eliten, und erst ganz am Ende, wenn überhaupt, die Muslime.
Schnell wurde daraufhin allgemein festgestellt: Der Front National ist nicht die AfD. Was manchen Indoktrinierten doch schwer verunsichern dürfte, und der AfD vielleicht zeigt, dass sie noch erfolgreicher wäre, würde sie sich mehr auf die Inkompetenz der Opfermänner, Verunsicherungs-de-Maizières oder Jägermeister aus Düsseldorf einschießen.
Irgendwann wurde noch das Nicht-Mitsingen der Hymne für richtig erklärt. Wobei man bei den Apologeten nicht erwarten kann, dass sie wissen, dass sich die größte multikulturelle Nation der Welt besonders stark auf ihre Symbole stützt. Fahneneid und Hymne sind vom Kindergarten an in den USA identitätsstiftend. Was denn sonst? Madonna?
Nationalspieler Jerome Boateng nimmt seine Familie übrigens nicht mit nach Frankreich. Was uns zur letzten Frage bringt: Wenn die „Nationalmannschaft“ jetzt nur noch „Mannschaft“ heißt, wie nennt man dann die Nationalspieler?
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