Jimmy Kimmel kehrt zurück: Der Anti-Böhmermann

Sechs Tage dauerte es, da war Jimmy Kimmel zurück. Die Absetzung seiner Show sei politisch motiviert gewesen – obwohl durchaus möglich erscheint, dass schlechte Quoten Disney die Entscheidung leicht gemacht hatten. Doch wie man es dreht und wendet: „Faschismus“ halten die Amerikaner nicht mal eine Woche lang durch. Und Kimmel überzeugt mit einer Ansprache, aus der Integrität und Fairness hervorleuchten.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Randy Holmes

Jimmy Kimmel ist zurück. Ja, genau. In den USA dauert die Sperre eines missliebigen Showmasters sechs Tage. Länger hält man den „Faschismus“ dort nicht durch, den Elmar Theveßen dort vor der Tür lauern sieht – oder auch die ÖRR-Kindernachrichtensendung „Logo“, laut der in den USA viele Menschen Angst haben, ihre Meinung zu sagen. Offenbar ein redaktioneller Fehler, man hatte nachträglich über die deutschen Anzeigenmeister Habeck, Faeser, Schwesig et al. berichten wollen, und „Bundesrepublik Deutschland“ versehentlich durch „USA“ ersetzt. Projektion.

Für den deutschen Zuschauer bemerkenswert und für jeden Menschen auf diesem Planeten lehrreich ist jedoch die Art der Rückkehr Jimmy Kimmels. Denn die ist von einer Fairness, die man hierzulande schon seit langem schmerzlich vermisst.

Nicht nur, dass sich Kimmel dafür entschuldigt, dass seine Worte als Verharmlosung des Mordes an einem jungen Mann aufgefasst worden waren. Anstatt wie Hetzer der Kategorie Sarah Bosetti Spaltung anzuklagen, während man sie selbst befördert und mit leidenschaftlicher Hingabe betreibt, tut er etwas dagegen: Und macht deutlich, dass Politik die Menschen nicht trennen solle. Er bekennt sich zu den Menschen in seinem Leben, die anderer Meinung sind, dem anderen Lager angehören, und die ihm dennoch wichtig sind.

— Sarah Bosetti (@sarahbosetti) September 20, 2025

Und: Er bekennt sich auch abseits freundschaftlicher und familiärer Bande zu denjenigen, die nicht seiner Meinung sind, als Mitmenschen und als Mitbürger, Angehörige der amerikanischen Nation, in deren Identität das Recht auf freie Rede weit tiefer eingebrannt ist, als man es dem Durchschnittsdeutschen je wird vermitteln können.

Denn nach der Absetzung seiner Sendung hatten aus dem stockkonservativen Lager viele für ihn Partei ergriffen, treue Trump-Anhänger diesen kritisiert. Krimmel nennt sie, darunter Candace Owens und Ted Cruz, den er in einem O-Ton zu Wort kommen lässt, in dem Cruz deutlich macht, dass der Staat die freie Meinungsäußerung nicht beschneiden dürfe – egal, um welche Meinung es geht.

Hier fallen zwei Dinge auf: Jimmy Kimmel ist zuerst Amerikaner, und erst dann „links“. Hier kommen jene zu Wort, die ihn verteidigen, obwohl er sie sonst scharf kritisiert. Würde sich in Deutschland ein zeitweise abgesetzter Böhmermann (man wird ja noch träumen dürfen) bei der Wiederaufnahme seiner Tätigkeit bei einem Alexander Teske oder einer Julia Ruhs dafür bedanken, dass sich diese für ihn eingesetzt haben? Wohl kaum. Er würde sie mit Spott überziehen, um sie dafür zu strafen, dass sie nicht so niederträchtig sind wie er.

Kimmel gibt damit aber auch indirekt zu, dass das konservative Lager viel toleranter ist, und wahrhaftiger den Werten verpflichtet, die es zu vertreten vorgibt: Eine derartige Masse an linken Wortmeldungen, die einen Konservativen unterstützen, der zu Unrecht geschasst wurde, ist nicht zu erwarten – wenn auch in den USA damit gerechnet werden kann, dass auch hier mehr Linke, oder, in US-Diktion, „liberals“ den Wert der Meinungsfreiheit gegenüber anderen Inhalten priorisieren würden. Das beweisen Äußerungen wie die Bernie Sanders’, der zu Charlie Kirks Ermordung klare verurteilende Worte fand.

In Deutschland jedoch zeigt aktuell der Fall Julia Ruhs, wo sich 250 ÖRR-Mitarbeiter zusammengerottet haben, um die Kollegin aus dem Weg zu räumen, dass kritische Worte fehlen: Keine Bosetti, kein Böhmermann, keine Hayali, und natürlich keine Reschke hat sich zu Wort gemeldet, um Ruhs zu unterstützen. Jimmy Kimmel hätte es getan.

Die hysterischen Reaktionen deutscher Medienvertreter in Anbetracht konservativer Landgewinne erweist sich damit zum Großteil als Projektion – ohne leugnen zu wollen, dass es natürlich auch rechts der Mitte genügend illiberalen „rechten Wokismus“ gibt. Deutschland ist nun einmal nicht gerade eine Wiege des freiheitlichen Denkens, um es vornehm auszudrücken. Allerdings stößt umso unangenehmer auf, dass man ausgerechnet hier meint, die USA belehren zu können.

Und zuletzt würdigt Kimmel Erika Kirk und ihre Vergebungsbereitschaft – auch das etwas, das deutschen Medien einfach nicht gelingen wollte – und beschwört diesen Geist der Vergebung als das, was seine Landsleute aus der Krise, die aus Charlie Kirks Ermordung erwachsen ist, mitnehmen sollten.

Ein Auftritt Kimmels, in dem politische Kritik nicht fehlte, der aber zugleich Menschlichkeit ausstrahlte. In der deutschen Medienlandschaft sucht man selbst einen Hauch davon – und sei es nur pro forma – mittlerweile vergeblich.

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