Bei Illner: Maas als floskelnder Laienprediger

Europa zu naiv? Wenn, dann die EU. Und woher, bitteschön, sollen ein paar Politologinnen wissen, wie weit der Iran mit seiner Bombe ist? Selbst unserem Heiko Maas werden die Amis das kaum mitteilen.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Was es alles gibt in der schönen, neuen Welt! Wussten Sie, dass die UN eine „Sonderberichterstatterin für außergerichtliche Tötungen“ (Agnès Callamard) in Diensten stehen hat? Die war nicht bei Illner, dafür aber eine „Militärsoziologin“ (Florence Gaub), eine Politologin und „Amerika-Expertin“, Constanze Stelzenmüller, der Politologe Arye Sharuz Shalicar und die Journalistin Sharzad Osterer vom BR. Diese Berufsbeschreibungen helfen kaum zu verstehen, wer welche Interessen vertritt. Der Journalist Claus Kleber sieht sich bestimmt auch als Amerika-Experte, und hat sich trotz dieser Selbsteinschätzung schon oft zum Affen gemacht. Und bei „Politologe“ klingen uns sofort die Ohren, weil wir an Professor Quak (bürgerlich von Lucke) denken müssen.

Dieses Dilemma, wer oder was aus wem spricht, brachte Arye Sharuz Shalicar auf den Punkt.
Ich bin ja auch Perser, sagte der Mann, es seien 1.000 seiner Landsleute von Revolutionsgarden bei Demonstrationen gezielt getötet worden, tausende wurden verschleppt.
Und ich bin Israeli. Da kommen die Raketenangriffe auf Israel, die Hisbollah noch dazu.
Und als Deutscher – hier bin ich geboren – kann ich doch nicht zuschauen, wenn Unschuldige ermordet werden.

Die Iranerin Sharzad Osterer (mit einem Israeli verheiratet) weiß von der aufgestauten Wut der Iraner, die sich in immer kürzeren Abständen entlädt. Sie glaubt zu wissen, dass die Iraner verstanden haben, dass sich das System nicht reformieren lässt, und die deshalb ein Referendum über den „Gottesstaat“ fordern, zugleich aber keine Einmischung des Westens wünschen.

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Wir wollten das jetzt nicht extra nachschauen, aber sprach Constanze Stelzenmüller, die ja gelegentlich bei Illner sitzt, schon immer so frank und frei? Alle in Washington fänden den Obama-Iran-Deal nicht besonders erfolgreich, sagte sie. Außerdem wollten nicht nur die Trump-Wähler aus dem orientalischen Schlamassel raus, sondern die jungen Demokraten-Wähler auch. Na dann Prost Mahlzeit. Denn es steht nicht zu erwarten, dass unsere Politik-Elite vom Schlage eines Heiko Maas da irgendwas gebacken kriegt.

Heiko Maas ist dieser Typus Deutscher, längst zum Weltbürger par Excellence promoviert, der keinerlei nationale Interessen kennt, und damit nur noch zum floskelnden Laienprediger taugt. Maas kam direkt von einer Geschäftsreise auf die Talkshowbühne, worüber er seine Twitter-Gefolgschaft noch schnell umfassend informiert hatte:
„Bei meinem Besuch heute in #Libyen hat General Haftar deutlich gemacht: Er will zum Erfolg der Libyen-Konferenz in Berlin einen Beitrag leisten und ist grundsätzlich bereit teilzunehmen. Er hat zugesagt, den bestehenden Waffenstillstand einzuhalten.“
Klingt zwar ein bisschen wie Chamberlain vor München (bitte googeln), soll aber heißen: Auch der Libyen-Konflikt ist schon so gut wie gelöst. Friede den Menschen, die guten Willens sind.

So wie er twittert, redet er auch. Es geht nur über Verständigung. Seine Lieblingsfloskel lautet zweifelsfrei „An einem Tisch“, und das „Wir haben in aller Deutlichkeit…“ oder „in aller Klarheit gesagt…“ Natürlich dürfen „die Menschen im Iran auf die Straße“, das hat er auch dem Rohani gesagt. Nicht ganz so deutlich wie Donald Trump, der den Iran „in Großbuchstaben aufforderte, nicht auf iranische Demonstranten zu schießen“, wie eine deutsche Zeitung zitierte. „Die Welt schaut auf euch. Und wichtiger: Die USA schauen auf euch.“ Aber gesagt hat Heiko es auch. So ähnlich.

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Was ist nun mit der Bombe? Kann man dem Iran trauen? Hm. Amerikaner und Israelis glauben an „maximum pressure, die Europäer an Dialog“, sagt Shalicar. Heißt, Amis und Israelis trauen dem Iran nicht. „Natürlich haben wir auch Misstrauen“, sagt Maas. „Seit vielen Jahren geht die Wahrnehmung in den USA und der EU auseinander“, sagt Florence, und Constanze fügt die interessante These hinzu, es gebe multiple Wahrheiten. Und sogar gute Gründe für den Iran, die Bombe zu bauen. Denn hätten Saddam und Gaddafi eine solche gehabt, wären sie wohl noch da.

Wenn wir die verschiedenen Interessensvertreter richtig verstanden haben, so sind inzwischen alle von der Vorstellung geheilt, den orientalischen Stammes- und Gotteskriegern aus der Region Demokratie beibringen zu wollen (nur an hiesigen Grundschulen werden die Bemühungen unbeirrt fortgesetzt).

Sie sind halt naiv, die Europäer, wie Sharzad in anderem Zusammenhang sagte. Und sich in der EU nicht einig, sagte Constanze. Da setzte Heiko den Ausspruch, der zeigt, wie tief im Glauben er doch verwurzelt ist. „Ohne Abkommen hätte Iran schon jetzt die Bombe.“ Oder eine auf dem Kopf, warfen wir spontan vor dem Fernseher ein, aber wir saßen ja nicht in der Runde. Wie bigott die Verslein von Maas daherkommen, zeigt die immer wieder zitierte deutsche Staatsräson vom Schutz Israels. Das sei billig, sagte Constanze Stelzenmüller, schließlich trügen die USA 90% des Risikos für den Spruch.

Natürlich hätte Illner gerne noch eine offizielle Verurteilung Trumps für die Liquidierung Suleimanis. Aber Heiko wich staatsmännisch aus, er will ja bei weiteren Friedensverhandlungen dabei sein dürfen, jetzt, wo sich die Amis zurückziehen. Die USA plädieren auf Selbstverteidigungsrecht, sagte Maas. Aber zu mehr als „nicht in unserem Interesse“ ließ er sich nicht hinreißen. Da verdient Constanze Stelzenmüller das Schlusswort. Bei dem Fall liegen ja wohl Geheimdienstberichte zugrunde. Und die erscheinen nicht im Frühstücksfernsehen.

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Kommentare ( 35 )

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Harzbub
4 Jahre her

Avanti Dilletanti.
Was haben wir Deutsche verbrochen, das solche Laienspieler es schaffen die Regierungsverantwortung zu usurpieren. Leute ohne jegliche Qualifikation, allenfalls abgebrochenesTheologie-und Theaterwissenschaftsstudium. Oder Märchenerzähler und Kinderbuchautor. Sog.Wirtschaftsführer die einem kleinen Mädchen einen Sitz im Aufsichtsrat anbieten oder zum Weltwirtschaftskongress einladen.

Karl Napf
4 Jahre her

Peinlich.

Ein deutscher Aussenminister-Darsteller als Komparse fuer eine inkompetente Plauderrunde zum Thema Iran.

Ich weiss gar nicht was peinlicher war, wenn er gesprochen hat oder wenn nicht.

Regenpfeifer
4 Jahre her

Heiko Maas, die fleischgewordene politische Inkompetenz dieses Landes, irrlichtert in einem Maße über die außenpolitische Bühne, dass er schon eine Schande für jede Sonderschule wäre -geschweige denn die Regierung der BRD!
Eigentlich müsste es so eine Art „impeachment wegen erwiesener Unfähigkeit“ geben, dann könnte man ihn als Betatester für Spielklötzchen bei Playmobil oder ähnlich intellektuell angepasste Herausforderungen ins politische Abklingbecken entsorgen und jemandem den Job geben, der etwas davon versteht..

ChristianeB
4 Jahre her

H. Maas ist für mich der Prototyp eines Blenders, total verklemmt, mit dem Amt hoffnungslos überfordert. Die panische Angst vor dem Bedeutungsverlust kann man förmlich riechen. Mich würde mal interessieren, was z.B. Herr Lawrow denkt, wenn dieser Schrumfgermane auftaucht.

Stiller Ruf
4 Jahre her
Antworten an  ChristianeB

Vermutlich das selbe, was schon Erdowahn (laut) über ihn dachte: „Ein politischer Dilettant“.

Stoerenfried
4 Jahre her

Können dt. Außenminister noch etwas anderes außer ‚mahnen‘, ‚zur Mäßigung aufrufen‘ und sich bei Diktatoren, Potentaten und Menschenschlächtern anbiedern? Ach, ich vergaß: Bei demokratisch gewählten Regierungschef*innendingsda wird ‚klare Kante‘ gezeigt.

schukow
4 Jahre her

Glaube wenig, prüfe alles, denke selbst.
Wobei es m. E. nicht so wichtig ist (für mich, für die Opfer schon), ob es nun 300 oder 1500 sind. Der Charakter dieses Regimes ist eindeutig, finde ich.

Weiss
4 Jahre her

Mir ist aufgfallen, dass die Neutralisierung des Terrorfürsten Soleimanis durch die USA von Herrn Maas nicht gerade mit Freudentönen aufgenommen worden ist. Er hält die Ausschaltung Soleimanis für einen Fehler, was man ganz klar in der Sendung aus ihm heraushören kann: https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/iran-und-die-bombe-war-europa-zu-naiv-sendung-vom-16-januar-2020-100.html Deshalb möchte ich auf folgenden aktuellen Artikel in der Jerusalem Post hinweisen, aus dem deutlich hervorgeht, dass die US-Geheimdienste von konkreten und akuten Anschlagsplanungen Soleimanis im Vorfeld Kenntnis erlangt hatten. Es wären bei diesen geplanten Anschlägen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hunderte Personen umgekommen: Trump’s Iran czar to ‘Post’: Iran’s weak, sanctions and protests work … https://www.jpost.com/Middle-East/Trumps-Iran-czar-to-Post-Irans-weak-sanctions-and-protests-work-614247 Das Herausnehmen… Mehr

Harzbub
4 Jahre her
Antworten an  Weiss

Da gibt es in der UNO immer noch die Feindstaatenklausel, sie ermöglicht den Siegermächten des WK2 in DE einzugreifen. Völlig Völkerrechtslegal.
Aber vielleicht haben die kein Interesse daran?

Marc Hofmann
4 Jahre her

Wenn man genau wissen will, wie weit der Iran mit seinen Nuklearprogramm ist, dann sollte man Rußland fragen. Russland wird hier noch besser informiert sein als die Amis.
Und glaubt mir eines…auch Rußland wir eine weitere Atommacht nicht haben wollen.
Aber mit Rußland kann ja unsere Grün Sozialistische Merkel Regierung auch nicht bzw. Putin und Trump trauen uns Deutschen…uns Grünen Sozialisten nicht mehr über den Weg und werden schon aus diesem Grund uns nicht alles auf die Nase binden.

non sequitur
4 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

War nicht Pakistans Vater der Bombe, Abdul Kadir Khan, auch Geburtshelfer der nordkoreanischen und iranischen Programme?

Hoffnungslos
4 Jahre her

„Heiko Maas ist dieser Typus Deutscher, längst zum Weltbürger par Excellence promoviert, der keinerlei nationale Interessen kennt, und damit nur noch zum floskelnden Laienprediger taugt.“ Wunderbar!

Susanne H.
4 Jahre her
Antworten an  Hoffnungslos

Nur will sich auch diese „Welt“ nicht von solchen inkompetenten Schwätzern führen lassen! Das funktioniert nur in Merkelland.

Harzbub
4 Jahre her
Antworten an  Susanne H.

Ein Stenz im Maßanzug: „mein Gott bin ich wichtig.“ Man beachte die Körpersprache. Was sagte Friedrich der Große noch über Juristen?

Friedhelm Wegener
4 Jahre her

Sind „multiple Wahrheiten“ die neuen „alternativen Fakten“?