Bei Illner: Deutschland droht eine düstere Zukunft

Die Koalition könnte sich im Streit um das Rentenpaket auseinanderdividieren. Ministerpräsident Reiner Haseloff warnt vor der Zahlungsunfähigkeit des Bundes. Wie gut die AfD in den ostdeutschen Bundesländern dasteht, verdeutlicht sein Auftritt an diesem Abend, wenn er fast eins zu eins die Programmatik der rechten Konkurrenz übernimmt. Von Fabian Kramer

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Das Kalenderjahr neigt sich dem Ende zu. Bald fällt der erste Schnee und die Vorweihnachtszeit beginnt. Die Koalition wollte zu diesem Zeitpunkt den Herbst der Reformen hinter sich gelassen haben. Doch statt Reformen gab es für die Bevölkerung Enttäuschungen und faule Kompromisse zu verdauen. Aktuell schlagen die wirtschaftlichen Berater der Regierung Alarm. Obwohl die Staatskassen so prall gefüllt sind wie noch nie, übersteigen die Zahlungsverpflichtungen die vorhandenen Mittel bei Weitem. Gibt es keine Einsparungen von staatlicher Seite, so wird in ein paar Jahren trotz Rekordverschuldung kein Spielraum mehr im Haushalt sein.

An diesem Donnerstag beschäftigt sich auch die Talkrunde bei Maybrit Illner mit der düsteren ökonomischen Prognose. Es ist eine muntere Debatte. Besonders CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff spricht schonungslos Klartext in der Sendung. Spötter würden sagen, dass er vor seinem Auftritt einen Tino Chrupalla gefrühstückt hat. Der Sound des sachsen-anhaltischen Landesvaters klingt wie AfD pur. Der CDU-Mann hat offensichtlich verstanden, woher der Wind weht.

Gegenstück zu Haseloff ist der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD), der eine Lanze für den ausufernden Sozialstaat bricht und sich der Realität verweigert. Die Sendung liefert den Erkenntnisgewinn, dass die CDU mit der SPD keine tiefgreifenden Reformen zustande bringen wird.

Zankapfel Rentenpaket

Die Genossen haben seit jeher ein großes Herz für die Wählerklientel, die in Rente ist. Weil der Partei die Wähler in Scharen weglaufen, gerät die ältere Wählerschaft noch stärker in den Fokus der SPD. Bei Rentnern schneidet die Arbeiterpartei noch einigermaßen gut ab. Daher planen die Genossen in der Bundesregierung ein Rentenpaket, das ein Geschenk der jüngeren Arbeitnehmer an die Rentner sein soll. Weil das Paket aber doch ziemlich dreist den Generationenvertrag aufkündigen will, regt sich bei jüngeren Unions-Abgeordneten Widerstand. Der Welt-Journalist Robin Alexander meint zum Rentenstreit: „Die Spitze ist sich einig.“

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In der Tat ist Kanzler Friedrich Merz an der Seite der SPD-Arbeitsministerin Bärbel Bas, was das Rentenpaket anbelangt. Doch Alexander gibt zu bedenken: „Innerhalb der Fraktionen gibt es Widerstand.“ Dieser Widerstand ist in den letzten Tagen sogar angewachsen. Auch der Arbeitnehmerflügel der Union hat Zweifel am Paket der Bundesregierung angemeldet. Weil die Koalition nur über eine knappe Mehrheit im Parlament verfügt, droht das Rentengesetz von Ministerin Bas zu scheitern. SPD-Ministerpräsident Alexander Schweitzer ist deshalb angefressen. „Die Rente ist kein Charity-Projekt“, findet der Landesvater von Rheinland-Pfalz. Die Bürger würden sich auf die Rente verlassen, meint Schweitzer.

Aus Sicht des SPD-Manns ist klar: „Koalitionsverträge sind einzuhalten.“ Veronika Grimm von den Wirtschaftsweisen der Bundesregierung kritisiert Schweitzer für sein Festhalten am Rentenpaket. „Die Rente ist nicht nachhaltig“, stellt Grimm fest. Schon heute sind die gesetzliche Rente und das Pensionssystem in Deutschland nur über Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt zu refinanzieren. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hat Vorschläge für eine Verbesserung des Systems. „Das Renteneintrittsalter muss an die Lebenserwartung gekoppelt werden“, fordert die Ökonomin.

Grimm plädiert in der Sendung dafür, dass der Nachhaltigkeitsfaktor wieder eingeführt werden sollte. Der Nachhaltigkeitsfaktor sorgt dafür, dass die jüngere Generation nicht ständig durch höhere Beiträge belastet wird, weil die Renten zu stark steigen. Die Bundesregierung will für ihre Rentenpläne Abstand vom Nachhaltigkeitsfaktor nehmen.

Deutschland ist pleite

Wie sensationell gut die AfD in den ostdeutschen Bundesländern dasteht, verdeutlicht der Auftritt von Reiner Haseloff an diesem Abend. Dieser übernimmt an diesem Abend fast eins zu eins die Programmatik der rechten Konkurrenz. „Wir sind im Prinzip pleite“, gibt der Ministerpräsident unumwunden bei Illner zu. Schuld am Niedergang Deutschlands hat aus Sicht Haseloffs eine falsche Wirtschaftspolitik, die von grünen Ideologen aus Brüssel diktiert wird. „Die Strukturprobleme kommen alle aus Brüssel“, giftet er in Richtung der EU. Haseloffs Zorn richtet sich vor allem gegen die Klimapolitik der EU.

Fingerzeig aus Brüssel
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Die Klimapolitik würde die Chemieindustrie in seinem Land zerstören, findet der CDU-Politiker. Deutsche Politik verschlimmert die Brüsseler Vorgaben sogar noch. „Wir packen noch einen obendrauf“, kritisiert Haseloff. „Man muss diese Politik aufbrechen“, fordert er. Diesen Satz kann man als Kriegserklärung gegen seine Parteifreundin und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verstehen. Welt-Journalist Robin Alexander deutet Haseloffs Äußerungen auch in diese Richtung. Er wirft dem Ministerpräsidenten vor, dass dieser keinen Klimaschutz mehr machen wolle. Doch Haseloff lässt sich nicht von seiner Meinung abbringen und schärft nochmal nach. „Wir verlieren die Leitindustrie“, beklagt er.

Auch mit Blick auf die Sozialsysteme gerät der dienstälteste Ministerpräsident in Deutschland in Rage. „Wenn wir nicht bald gegensteuern, sind wir zahlungsunfähig“, erklärt Haseloff. Wirtschaftsweise Veronika Grimm pflichtet ihm bei. „2029 werden die Sozialausgaben, die Ausgaben für die Bundeswehr und die Zinsaufwendungen den kompletten Haushalt umfassen“, erläutert Grimm. Für die hohen Sozialkosten im Land sind nach Auffassung von Haseloff vor allem die illegalen Migranten verantwortlich. „Bezüglich der illegalen Migration braucht Deutschland eine Pause“, findet er. Mit Blick auf die Statistik ist nicht von der Hand zu weisen, dass es vor allem die ausländischen Bezieher von Transferleistungen sind, die dem deutschen Staat auf der Tasche liegen.

Im Bereich des Bürgergelds gehen mehr als zwei Drittel der Zahlungen an Bezieher mit Migrationshintergrund. Die Quintessenz der politischen Plauderrunde bei Illner ist eindeutig. Solange die CDU nur verbal die Positionen der AfD übernimmt, aber in der Realität mit den Sozialdemokraten regiert, wird sich nichts ändern. Der temperamentvolle Auftritt von Haseloff ist wahrscheinlich dem Wahlkampf geschuldet. Schon bei der letzten Bundestagswahl hat die Union rechts geblinkt, um dann nach der Wahl stramm links abzubiegen. Die Bürger durchschauen dieses kalkulierte Polit-Theater, das nichts mehr ist als plumper Theaterdonner. Der geneigte Zuseher wird zur Erkenntnis gelangen, dass in der CDU die nackte Panik vor der absoluten Mehrheit der AfD vorherrscht.

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Kommentare ( 80 )

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November Man
21 Tage her

Das ist doch vollkommen irre. Die deutsche Regierung macht um die 1 Billion neue Schulden und trotzdem sind wir Bankrott. Das schafft außer Deutschland kein anderes Land. Man muss tatsächlich befürchten, die Sache geht für die Bürger nicht gut aus. Aber die Wähler der Linksextremen wollte es nicht anders und reißen alle Anderen mit in den Abgrund, Jetzt fehlt nur noch die Abstufung auf Ramsch-Niveau durch die Ratingagenturen.  

St.Elmo
21 Tage her

Was ich nicht verstehe ist jeder der drei Zählen kann weiß, dass man sichUmweltschutz und „Klimaschutz“ erstmal leisten können muss. Egal wo man hinschaut, ob Deutschland, USA, China, erst wenn ein Bestimmtes Wohlstandsniveau erreicht wurde wurde den Bürgern der Umweltschutz wichtig und auch erst dann konnte man sich Umweltschutz leisten.Im Sozialismus gab es keinen Umweltschutz weil diese Länder zu arm dafür waren.
Von daher kann den Grünen und den FFF Kiddys die Umwelt und das Klima nicht wichtig sein sonst würden sie nicht diese Verarmungspolitik befürworten.

GMNW
21 Tage her

„Wir sind im Prinzip pleite“, gibt der Ministerpräsident unumwunden bei Illner zu. Schuld am Niedergang Deutschlands hat aus Sicht Haseloffs eine falsche Wirtschaftspolitik, die von grünen Ideologen aus Brüssel diktiert wird. „Die Strukturprobleme kommen alle aus Brüssel“, giftet er in Richtung der EU. Haseloffs Zorn richtet sich vor allem gegen die Klimapolitik der EU.

Der arme Haseloff; nicht nur das er sehr bald auswandern muss; jetzt droht ihm auch noch ein Parteiausschlussverfahren!!

Dr. Rehmstack
21 Tage her

Haseloff ist offensichtlich der einzige in der CDU mit ausreichend Mut (und Angst vor den Wahlen) und genügend wirtschaftlich – naturwissenschaftlichem Hintergrund, der es wagt, zu sagen wie ruinös unsere „klimaorientierte“ Wirtschaftspolitik tatsächlich ist. Haseloff sagt klar und deutlich, sehr plakativ, aber am Ende richtig, am Ende kommt bei Chemie immer CO2 raus und deswegen ist diese ganze Decarbonisierung vollständiger Unsinn und ist für mich der gültige Beweis, dass Frau Merkel niemals wirklich Naturwissenschaften studiert oder verstanden hat.

CasusKnaxus
21 Tage her
Antworten an  Dr. Rehmstack

Jetzt, wo er in den Abgrund schaut!

Riffelblech
21 Tage her

Deutschland braucht nicht weniger als ein komplettes Abkoppeln von den Brüsseler Banausen mit vdLeien an der Spitze . Sie ist eine der allerschlimmsten Verursacherinnen dieser deutschen durch das Eingehen auf grüne Wahnvorstellungen . „ Klimarettung, Energiewende , grüne Wirtschaftsumgestaltung Migration „ das sind wohl die Eckpfeiler des wirtschaftlichen Niederganges in diesem Lande , bänglich eingehalten von einer Regierung die noch nicht einmal die Struktur von mißratenem Pudding hat. Freilich wird bei einem wirtschaftlichen Zusammenbruch wie sich abzeichnet kein Geld für Rentner mehr da sein . Vor Allem aber wenn dieses Land seine erarbeiteten Abermilliarden ständig kofferweise ausschafft . Die Grünen… Mehr

Der-Michel
21 Tage her

Es wird viel über die Renten geredet und geschrieben, über die ebenfalls ausufernden Pensionen wird leider kein Wort verloren. Vor allem die systemischen Unterschiede werden kaum oder gar nicht angesprochen. Wieso erhalten Pensionäre eine deutlich höhere Absicherung im Alter? Wieso wird das Pensionssystem nicht ebenfalls, analog dem Rentensystem, auf den Durchschnittsverdeinst der Arbeitsjahre umgestellt? Wieso werden Pensionen nicht ebenfalls, analog der Renten, gedeckelt?

Kassandra
21 Tage her
Antworten an  Der-Michel

Kommt alles. Dauert auch nicht mehr lange.
Denn die den Karren ziehen werden immer weniger – auch, weil die produzierenden Unternehmen anderswo investieren – gar nicht mehr in Deutschland.
Das ist wohl der Plan – und eine wir Ulrike Herrmann tingelt schon länger durch die Lande, um uns zu erklären, dass künftig die Kartoffeln wieder selbst zu legen und aus der Erde zu holen sind. Wohl dem, der noch ein Stück Ackerland für solches sein Eigen nennt – und auch von Horden aus Fremdland in Ruhe gelassen wird, bis die Knollen im Keller lagern.

joe limburger
21 Tage her

Haseloff, verschwinden Sie endlich. Es sind solche Schwätzer wie Sie, die nun glauben, mit dem Kopieren der Inhalte einer Partei, die sollte sie, und sie wird es, die Wahlen in dem von Ihnen und ihren Schwätzern zugrunde gerichteten Bundesland und der „Androhung“ in diesem Fall das Land zu verlassen, die Belogenen und Betrogenen Bürger weiterhin hinter die Fichte führen zu können. Ihr erbärmliches Schauspiel und das vieler aktueller Politganoven jedweder Coleur des Altparteienkartells ist nicht nur unwürdig, sondern es widert einen nur noch an. Machen Sie endlich Platz für Fortschritt, Reindustrialisierung, bezahlbaren Wohnraum, Erhaltung und Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze und… Mehr

Last edited 21 Tage her by joe limburger
Michael Palusch
22 Tage her

„Das Renteneintrittsalter muss an die Lebenserwartung gekoppelt werden“, fordert die Ökonomin. Mit voller Hose ist gut stinken! Ich will gern glauben, dass es sich im vollklimatisierten Institutsbüro mit Kaffeeautomat und im bequemen Sessel durchaus noch ein paar Jährchen länger aushalten lässt. Für alle anderen, die nicht das Glück hatten im Staatsdienst Unterschlupf zu finde, diejenigen, die die Ökonomin mit Waren und Dienstleistungen versorgen, die, die die Stassen in Ordnung halten damit sie bequem ins Institut rollen kann, oder die, die Büros und Gänge putzen und ihr den Dreck nachräumen, ist diese Forderung nichts anderes als eine Rentenkürzung. Wenn überhaupt, dann… Mehr

Zhenmei Zutun
22 Tage her

Bei der ILLEGALEN Migration muss Deutschland eine PAUSE einlegen. Den Satz mal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen

Kassandra
21 Tage her
Antworten an  Zhenmei Zutun

Auch „Migration“ ist nicht das passende Wort.
Wenn man „Invasion“ nutzt fällt auch „illegal“ weg – denn dann wird klar, dass wir seit Merkels Zeiten einem Angriff unterliegen.
Viktor Orbán sprach dies bereits 2015 aus und schloss die ungarischen Grenzen, weil er Krieger erkannte.

Radikaler Demokrat
22 Tage her

Also die Ökosteuer, die ALLE belastet, fließt in die Rente, von der wenige etwas haben. Da wäre es doch besser, die Steuer wieder abzuschaffen, dann haben ALLE etwas davon, auch die Rentner, und wenn der ganze restliche Ökowahn nebst der entsprechenden Bürokratie beendet wird, sinken die Lebenshaltungskosten, und dann reichen die vorhandenen Renten für ein menschenwürdiges Leben. Aber Linke können eben nur in „Umverteilung“ denken, was enorme Zusatzkosten verursacht.