„Wärmewende“ bei Anne Will: „Teuerste Lösung wird zur Zwangslösung“

Unbedingt möchte Klara Geywitz ab 2024 Öl- und Gasheizungen verbieten, macht sie bei Anne Will deutlich. Laut Spahn tötet das den „Klimaschutz”. Aber „Klimaschutz” ist für Geywitz zweitrangig. Wärmepumpen sind für sie erstrangig.

Screenprint / Anne Will

Die „Wärmewende” entspreche einer „Teilenteignung“, verdeutlicht Jens Spahn (CDU) bei Anne Will. Ab 2024 plant unter anderem Klara Geywitz (SPD), Öl- und Gasheizungen zu verbieten. Das verändert laut Spahn aber den Wert eines Hauses und sei mit „enormen“ Kosten verbunden, weil als Alternative nur die Wärmepumpe bleibe. Damit „wird die teuerste Lösung zur Zwangslösung“ und die „Wärmewende zur Chaoswende“. „Baustoppministerin“ Geywitz  arbeite mit der „Brechstange“, obwohl sie wisse, dass sie damit „die Preise treibe“.

45.000 Euro koste eine Wärmepumpe derzeit, bringt Wirtschaftsjournalist Hermann-Josef Tenhagen auf den Punkt. Ihm zufolge ist das aber „eigentlich kein großes Problem“, ihm fehle bloß die Kommunikation mit den Bürgern, damit diese die „Wärmewende” verstehen. Spahn: „Die Debatte führt zu Frust und Verunsicherung“ und somit tue die Ampel dem „Klimaschutz” den Tod an. Denn laut Spahn ist die Folge dieses Frusts und dieser Verunsicherung, dass die Bürger den „Klimaschutz” weniger akzeptieren. Deswegen, so Spahn weiter, solle die Ampel das Gesetz aufschieben und es erst ab 2025 geltend machen.

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Geywitz verteidigt ihr mit Habeck entworfenes Gesetz: „Wenn wir jetzt nichts tun, dann laufen wir in die Fänge des Klimas“. Sie möchte unbedingt den „Einstieg schaffen in den Ausstieg fossiler Energien“. Spahn hingegen sagt, das Gesetz ein Jahr aufzuschieben, würde für das Weltklima keinen Unterschied bedeuten – sehr wohl aber für die Akzeptanz der Bürger. Diese ungrüne Aussage lässt sich Anne Will nicht gefallen: „Die Klimaziele sind nicht verhandelbar.“ Auch Ann-Kathrin Büüsker erinnert die Gesprächsteilnehmer an die „Klimakrise”. Sie ist Hauptstadtkorrespondentin für den Deutschlandfunk in Sachen Klima- und Energiepolitik und erzählt davon, wie in Thailand gerade 54 Grad herrschten. Allerdings verdeutlicht Spahn den beiden Damen, dass die „Klimakrise” nicht beendet wäre, selbst wenn Deutschland vom Erdball verschwindet. Deutschland emittiere schließlich nur 2 Prozent des weltweiten Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes. Also ändere eine überschnelle „Energiewende” nichts an der globalen „Klimakrise”.

Deutschland kann laut Spahn aber etwas anderes fürs Klima tun: Neue Technologien entwickeln. Genau das werde aber durch die „Brechstange“ des neuen Gesetzes unterbunden, kritisiert er. Auch wenn Geywitz immer wieder eine „Innovationsklausel“ in dem Gesetzesentwurf betont, meint auch Kai H. Warnecke, Präsident des Zentralverbands „Haus und Grund Deutschland“, „die Realität für die Menschen ist, dass das Gesetz nicht technologieoffen ist“. Faktisch bleibe nur die Wärmepumpe, sagt er. Die Wärmepumpe sei aber nicht „durchdacht“, bringt es Spahn auf den Punkt: Immerhin würde diese mit Strom betrieben und der werde gerade vor allem durch Kohleabbau gewonnen, bei dem bekanntlich viel Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird. Außerdem meint er, die Regierung bräuchte den Rahmen gar nicht zu verengen, die Wärmepumpe würde sich von allein durchsetzen.

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Geywitz glaubt nach eigener Aussage aber an den Erfolg der Wärmepumpe. Vor allem, weil Unternehmen wie Bosch sie darauf hingewiesen hätten, dass sie ihr Gesetz unbedingt ab 2024 geltend machen soll, weil sonst die Asiaten kämen und den Heizungsmarkt übernähmen. Außerdem meint sie, die Wärmepumpen seien jetzt nur teuer, weil es zu wenige gebe. Bosch investiere jedoch Milliarden, um neue Wärmepumpen zu produzieren und dann sei das Problem schnell gelöst. Genau wegen dieser „Mangellage“ möchte Spahn ja eigentlich noch ein Jahr mit dem Gesetz warten. Aber die Wärmepumpen-Lobby sagt halt 2024.

Tenhagen tritt Geywitz zur Seite: Das Gesetz aufzuschieben, hält er nicht für richtig. Er fordert aber mehr geregelte Förderungen für den Einbau von Wärmepumpen. An diesem Punkt macht aber Büüsker darauf aufmerksam, dass der Ampel das Geld fehlt, um so viel zu fördern. Laut ihr überzeichnet die Regierung bereits den „Klima- und Transformationsfonds“, ein „Sondervermögen” (also Sonderschulden) der Regierung, das Bürger während der „Energiewende” entlasten soll. Sie schlägt daher eine „soziale Staffelung“ der Förderungen vor: Nur diejenigen sollten gefördert werden, die sich sonst keine Wärmepumpe leisten könnten. Außerdem schlägt sie in der Talkshow ein Trinkspiel vor: Immer wenn Spahn „Brechstange“ sagt, trinkt jeder einen Shot. Vielleicht wäre das Gespräch so erträglicher gewesen.

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Kommentare ( 235 )

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235 Comments
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Ein_Wissenschaftler
11 Monate her

Die Presse meldet gerade, die EU bereite ein Verbot sogar von Ersatzteilen für Gas-/Ölheizungen ohne Ausnahmen ab 2029 vor:
https://www.come-on.de/wirtschaft/heiz-gesetz-eu-plant-verbot-neuer-gas-heizungen-ab-2029-habeck-heizplaene-zr-92235163.html

Last edited 11 Monate her by Ein_Wissenschaftler
Kassandra
11 Monate her
Antworten an  Ein_Wissenschaftler

Gestern sagte Geywitz im Interview, dass sie fossile Brennstoffe auf Dauer unbezahlbar machen werden – so dass auch die Neuinstallation einer Anlage auf Dauer zu immens hohen Kosten führen wird.
Diese Regierung schädigt uns.
Wie die vorigen unter Merkel.
Aus welchen Gründen auch immer.

Last edited 11 Monate her by Kassandra
Ein_Wissenschaftler
11 Monate her

Dass hier Lobbyisten massiv am Werk sind, sowas Sinnloses durchzupauken, hatte ich schon fast befürchtet.
Dass aber nach der Aussage der Frau Geywitz ausgerechnet ein letzter grosser deutscher Elektrokonzern dahinter stecken soll und sich schnell die Kasse auf Kosten der Bürger füllen will, den ich bisher für halbwegs seriös gehalten hätte, hätte ich nicht gedacht! Hier sollte man mal nachhaken.
Von einem unbekannten dubiosen anderen Lobbyisten wird übrigens die FDP gerade auf Facebook und im Internet nach der Kritik am Gesetz als Fossil- und Kernenergielobby angeprangert.

giesemann
11 Monate her

CO2 spielt keine Rolle beim Klima, Wasserdampf oder gar Wolken jedoch sehr wohl. Wer’s nicht glaubt, der geht mal zum Zelten in die Wüste. Dort brüllend heiß tagsüber, bitterkalt in der Nacht. Grund: Es ist knochentrocken dort. Wüstenklima ebend. Mit der Stellung der Erdachse im Rahmen ihrer Präzession hat sich das nachweislich oft schon geändert, dann war zB die Sahara (= das große gelbe Nichts) grün und wasserreich. Noch heute findet man deshalb Grundwasser dort. Die Prä.-frequenz ist ca. 26.ooo Jahre, kann also noch eine Weile dauern. Hinzu kommt die Bahnverschiebung der Erde, sodass ca. alle 100.ooo Jahre mit einer… Mehr

Kassandra
11 Monate her
Antworten an  giesemann

Vor allem das Geschäft damit.
Diesmal besser eingefädelt als der mittelalterliche Ablass.
Viel besser!

Rob Roy
11 Monate her

„45.000 Euro koste eine Wärmepumpe derzeit“
Mag sein. Dazu kommen Bohr- und Ausschachtungsarbeiten und der Abriss und Entsorgung der Öl- oder Gasheizung. Und die Fußbodenheizung und Wärmedämmung nebst Renovierungskosten. Macht eher 150.000 Euro, grob geschätzt.
Vor allem Leute, die nicht wissen, was der Liter Benzin kostet oder ein halbes Pfund Butter, sollen mir nicht erklären, was wie viel kostet.
Die meisten Politiker denken vermutlich ohnehin, wer ein Haus besitzt, hat jede Menge Geld. So wie sie selbst.

Szuza
11 Monate her

So ist es wenn Laien Dinge entscheiden von denen sie keine Ahnung haben. Die Zeche zahlt die arbeitende Bevölkerung, die immer weiter ausgesaugt wird. Frau Geywitz hat vor ein paar Wochen an einem Samstagmorgen (könnte der Ostersamstag gewesen sein) den Vorsitzenden des Zentralverbandes der Bauwirtschaft angerufen und sich bitter beklagt warum man sie so hart rannimmt (die Verbände machen Druck, da die Dame gerade die Bauindustrie an die Wand fährt), sie (Geywitz) würde doch alles richtig machen. Das sagt alles über die Minister dieser Ampel. Nach Rücksprache mit mehreren Fachleuten und einem Vorsitzenden der Landesverbände der Bauwirtschaft, wurde mir mitgeteilt,… Mehr

LuWi
11 Monate her
Antworten an  Szuza

Clara Geywitz, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Klara_Geywitz
Was soll diese Dame schon studiert haben? Na Politik“wissenchaft“! Das sagt alles. Ausweislich der Angaben zu Geywitz bei wikipedia.de hat G. nie in der freien Wirtschaft malocht und ist weder Architektin, noch vom Bau in niederer oder höherer beruflicher Position. Was kann man da schn von solcher „Ministerin“ an Fachwissen erwarten?

Dellson
11 Monate her

Ein Abbild des Grauens, in der Wirklichkeit der menschenverachteten Sicherheit, von überbezahlten und bereits mehrfach überhäuften, satten Mediensozialisteneliten mit größtem möglichem Abstand zu dem verbreiteten Problem! Hier zeigt sich der wahre Charakter. Nur ferne und fremden Menschen bringt man Sympathie, Empathie und Verständnis entgegen. Den indigen, eigene Leuten, die sogar das Gehalt zahlen, denen zollt man Verachtung und eine Selbstschuld entgegen. Schlimmer und gemeiner geht es gar nicht mehr. Leute geht in euch und brandmarkt diese Leute mit Verachtung und Einstellung der Zwangsgebührenzahlung. Was soll das? Seit wann zahlt man für beleidigende Inhalte noch Gebühren? KLIMAWANDEL ist nur ein anderes… Mehr

Kassandra
11 Monate her
Antworten an  Dellson

Und beim Schriftverkehr mit dem „Beitragsservice“ immer erwähnen, dass man wieder zahlen wird, wenn sie den Rundfunkstaatsvertrag einhalten. Ansonsten kann man das Bezahlen dessen, was Will und Konsorten so machen, nicht vor dem eigenen Gewissen verantworten!

Ein_Wissenschaftler
11 Monate her
Antworten an  Kassandra

Was die so senden, kann man wirklich nicht mehr verantworten. Allen voran z.b. der Prof. Lesch. Ich war zwar nie ein grosser Verfechter von Kernenergie, aber ganz ohne KKW und (übergangsweise) Erdgas wird eine seriöse, bezahlbare Energieversorgung Deutschlands utopisch bleiben!

Kassandra
11 Monate her
Antworten an  Ein_Wissenschaftler

Die Statistiken über die „Stromernte“ sind ja auch dahingehend gefaket, da die Sonne nicht 24 Stunden scheint und der Wind nur sporadisch weht. Es kann also sein, dass die aufgeführte „Ernte“ innerhalb 2 Stunden am Tag anfällt – und dann der Überschuss mangels Speichern ins Ausland verklappt werden muss.
Wenn die restlichen 22 Stunden Flaute und Wolken keinen weiteren Strom entstehen lassen, muss mit „fossilen“ oder AKW-Strom, von hier oder aus dem Ausland unterfüttert werden. Beides kostet.

Ein_Wissenschaftler
11 Monate her
Antworten an  Kassandra

Ja eben. Da wird überhaupt geschummelt. Nur 6.1% aller Energie stammte 2020 aus skalierbaren „Erneuerbaren“, das UBA meldet 47 oder 51%. Die Wissenschaft kritisiert dieses Schönen der Zahlen seit 20 Jahren.
Siehe etwa das Youtube-Video von Prof. Ulf von Zahn mit ungefährem Titel „Klimaschutz aus Sicht eines Wissenschaftlers“, der das darin erneut ansprach.

Last edited 11 Monate her by Ein_Wissenschaftler
ChamSys
11 Monate her

„Diese ungrüne Aussage lässt sich Anne Will nicht gefallen: „Die Klimaziele sind nicht verhandelbar.““ Bis zu diesem Moment hatte ich mich gestern durch die Sendung gepeitscht. Respekt, Frau Kirchhof, dass Sie bessere Nerven haben als ich. Eine Suche auf Google ergibt, dass Frau Will 2.400 € pro Sendeminute verdient. Wie arrogant sie sich über die Bürger erhebt, die zufälligerweise zwangsverpflichtet sind, ihr dieses exorbitante Gehalt zu bezahlen, ist nicht mehr im Rahmen des Erträglichen. Ein bisschen Demut von Seiten Wills wäre angebracht, aber davon keine Spur. Sie verbirgt auch in keiner Weise mehr ihre Sympathie für radikale Klimaforderungen und das… Mehr

Ein_Wissenschaftler
11 Monate her
Antworten an  ChamSys

Eben, die sind (auch für das Klima) von Merkel und SPD katastrophal verhandelt worden, dass wir schon bald 0 t CO2 national ausstoßen müssen, China hingegen erst in 50 Jahren anfangen soll und bis dahin mehr und mehr emittiert!

PeterMichael
11 Monate her

Jens Spahn hatte schon als ehemaliger Gesundheitsminister keinen Plan, und sein Hinweis, dieses Gesetz möge man um ein Jahr nach hinten schieben, ist genauso dummes Zeug. Es ist schlicht dummes Zeug – von Herrn Spahn und von unserer tollen Bundesministerin, weil unwirtschaftlich und am Thema vorbei. Und in den Fängen des Klimas sind wir schon gar nicht, wenn wir darauf ganz verzichten würden. Wir sollten uns nicht einreden lassen, dass das Klima bzw. der -wandel unser Fein sei, sondern ihn als was Gutes annehmen. Diese umstrittenen Narrative um die brennende Welt und sonstige Weltuntergangsszenarien, die schon seit 40 Jahren seit… Mehr

Teiresias
11 Monate her

Faktenbasiert gibt es keine Klimapolitik. Die Förderländer fördern. Was gefördert wird, wird verkauft. Was verkauft wird, wird verbrannt. Der Kauf eines Elektroautos reduziert nicht die Fördermengen. Das gilt auch für die volkswirtschaftlice Ebene. Auch ein „klimaneutrales Europa“ kann den globalen CO2-Ausstoß nicht um ein einziges Gramm senken, weil der Mumpitz, der uns als „Klimapolitik“ verkauft wird, in lediglich ca. 30 Staaten propagiert wird, die nur 12% der Weltbevölkerung ausmachen. 88% der Menschheit reichen den Förderländern locker aus – genau deswegen scheitern ja auch die Sanktionen gegen Russland. Es geht um US-Dominanz nach dem Petrodollar, um Inflation und das überschuldete Finanzsystem.… Mehr

Micky Maus
11 Monate her

Es ist wie damals in der DDR. Wenn Zuviele dagegen sind, wird es per Gesetz befohlen. Es lebe DDR-Diktatur 2.0