Zweierlei Maß bei der Tagesschau

Wenn in anderen Ländern die Menschen wegen Energiekrise und Inflation auf die Straße gehen, haben sie das Mitleid der Redaktionen gepachtet. Und wie schaut es aus, wenn es um Deutschland geht? Lesen, staunen.

Wenn zwei das Gleiche tun, dann ist es noch lange nicht dasselbe: Nach diesem Kindergartenmotto handelt offenbar die Redaktion der Tagesschau. Dass deutsche Medien Facebook als Auslöser der Arabellion feierten, geheime Facebook-Gruppen dagegen zur Unterminierung der Demokratie brandmarkten, war schon in der Vergangenheit Thema. Dass Telegram als Freiheitsdienst in den Protesten gegen Weißrusslands Staatschef Lukaschenka galt, aber nur wenig später als Verschwörungsplattform für Querdenker, gehört in eine ähnliche Kategorie.

Wenn in anderen Ländern die Menschen wegen Energiekrise und Inflation auf die Straße gehen, haben sie das Mitleid der Redaktionen gepachtet. In Sri Lanka, wo genau dies der Fall ist, lässt man eine politische Aktivistin zu Wort kommen, die mit den Worten zitiert wird, man habe ja „gar keine andere Option“, als wütend zu sein. Die Regierung habe dagegen in der Not nichts anderes zu tun, als die Demonstranten als Faschisten zu brandmarken.

— Argo Nerd (@argonerd) August 6, 2022

Kommt das bekannt vor? Auch in Deutschland befürchtet man, dass die hohen Preise für Gas und Nahrung zu sozialen Verwerfungen führen könnten. „Die Demonstrationen könnten – ähnlich wie bei den Protesten gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen – erst von Extremisten unterwandert und die Demonstranten dann gegen den Staat aufgehetzt werden“, steht auf der Webseite der Tagesschau. Erst kürzlich hatte die Tagesthemen-Kommentatorin Julia Krittian vor den „Delegitimierern“ gewarnt, die uns im „Wut-Winter“ erwarten würden.

Es scheint, dass die Verteilung von Mitleid oder der Warnung vor rechtsextremer Unterwanderung davon abhängig ist, inwiefern der deutsche Status quo selbst bedroht ist.

In Deutschland macht sich beim Regierungsfunk schon verdächtig wer auch nur demonstriert

Man könnte das Ausgangsmotto daher auch anders formulieren: Was dem ausländischen Jupiter erlaubt ist, ist dem deutschen Rindvieh noch lange nicht erlaubt.

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