Über Vielfalt sind wir uns alle einig

Neuerdings wird statt Vielfalt "Einigkeit" der Medien beschworen - es soll nichts neben dem Mainstream geben. Die neue Einfalt ist natürlich staatlich finanziert - aus dem Etat der Bundeskanzlerin.

shutterstock/Zenza Flarini

Falls jemand die „Neuen Deutschen Medienmacher“ noch nicht kennen sollte: die Organisation setzt sich laut eigenem Bekunden „für mehr Vielfalt“ in den deutschen Medien ein. Ihre Vorsitzende Ferda Ataman schreibt unter anderem für SPIEGEL Online, steht gerade in öffentlich-rechtlichen Sendern oft als Interviewpartnerin zur Verfügung und unterhält enge Kontakte zu dem Kreis um Angela Merkel. Die „Neuen Deutschen Medienmacher“ geben Medien im Sinne der Vielfalt gern Tipps. Beispielsweise diesen hier, eine bestimmte Person überhaupt nicht mehr zu Wort kommen zu lassen:

Das, was Maaßen zitiert – die Frage, wer eigentlich übernimmt, wenn Joe Biden nicht mehr amtsfähig sein sollte – gehört zu den breit diskutierten Fragen in den USA. Verschwörungstheoretisch ist daran nichts. Vor allem das „sind wir uns jetzt in den Medien alle einig“ offenbart ein bemerkenswertes Gesellschaftsbild der Neuen Deutschen Meinungsmacher. Offenbar geht die Einigkeit noch längst nicht weit genug, wenn solche Mahnungen nötig sind. Selbst unter den ARD-Volontären gibt es schließlich laut einer Umfrage acht Prozent, die weder Grüne noch SPD oder Linkspartei wählen – die Einigkeit lässt also noch zu wünschen übrig.

Nun führt die Uniformität, die zweifellos schon existiert – nur eben noch unvollkommen – bei vielen Medien zu einem Auflagenschwund und damit zu wirtschaftlichen Problemen. Den „Neuen Deutschen Medienmachern“ kann das nicht passieren. Die Projekte dieser Vielfaltsorganisation werden reichlich mit Steuermitteln finanziert – direkt aus dem Einzeletat der Bundeskanzlerin. Allein 2019 gab es aus dieser Kasse etwas mehr als eine Million Euro.
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Wer behauptet, dass sich die Regierungschefin mit hunderttausenden Euro eine journalistische Prätorianergarde finanziert, die im autoritären Gestus dazu auffordert, einen von ihr, der Kanzlerin kaltgestellten Beamten nirgends mehr medial zu beachten, der klingt zum einen wie einer der gescholtenen Verschwörungstheoretiker, in deren Dunstkreis Hans-Georg Maaßen von den NDM gestellt wird. Und beschreibt andererseits einfach die deutsche Realität 2020.
Im Frühjahr verbreitete Ferda Ataman übrigens das Gerücht, sollten wegen Corona Beatmungsgeräte knapp werden, würde das Krankenhauspersonal in Deutschland Patienten nach ethnischen Kriterien selektieren, natürlich zum Nachteil von Nichtdeutschen.

Das gehört, anders als die Äußerung von Maaßen, wirklich in die Rubrik „Verschwörungstheorie“. Und auch in die Abteilung Hass & Hetze. Gut, dass auf diesem Feld endlich die lange vermisste Vielfalt herrscht.

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