Tichys Einblick
Achtung, Glosse

Weltexklusiv: Adenauer schreibt Brief an Merkel

Angela Merkel tritt aus der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) aus. Das ist kein Geheimnis mehr. Öffentlich nicht bekannt war bisher dagegen die Reaktion von Konrad Adenauer. Weltexklusiv zitiert TE hier den Brief, den der Altkanzler von Wolke 7 an seine Nachfolgerin herabgesandt hat.

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Weltexklusiv zitiert TE hier den Brief, den Altkanzler Adenauer von Wolke 7 an seine Nachfolgerin Merkel herabgeschickt hat.

„Liebe Angela, jetzt fällt auseinander, was nie zusammengehörte.

Du kündigst die Mitgliedschaft in der CDU-nahen politischen Stiftung, die meinen Namen trägt. Mit etwas rheinischem Humor könnte man sagen: Du gehst stiften. Um ehrlich zu sein: etwas zu spät, nach meinem Geschmack. Etwa 33 Jahre zu spät.

Hier, so ganz unter uns, können wir ja offen miteinander sein: Mit meiner CDU konntest Du nie etwas anfangen. Von Anfang an hast Du mit allem gefremdelt, was konservativ und katholisch und patriotisch und westlich ist – also mit allem, was die Christlich-Demokratische Union Deutschlands ausgemacht hat. Genauer: ausgemacht hatte. Bis Du kamst.

Vor dem Mauerfall warst Du FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda, das wurde ja auch nicht jeder. Du durftest studieren und promovieren, das war Regimekritikern verwehrt. Du durftest sogar reisen, das machte Dich zum Mitglied einer sehr privilegierten Schicht in der Ostzone.

Du warst auf dem besten Wege, in der DDR eine vollumfänglich systemkonforme Karriere zu machen.

Dann fiel die Mauer. Danach ist von Dir das Zitat überliefert, dass Du mit der CDU „nichts zu tun haben“ wolltest. Dementiert hast Du das nie – ebenso wenig wie die Tatsache, dass Du viel lieber in die SDP eingetreten wärst. Aber der überführte Stasi-Spitzel Ibrahim Böhme wollte Dir damals nicht so gute Karriereaussichten bieten wie der überführte Stasi-Spitzel Wolfgang Schnur. Also bist Du zum Demokratischen Aufbruch (DA) gegangen und wurdest dort gleich Pressesprecherin.

Wenig später hat die Ost-CDU dann den DA geschluckt. Mit der Fusion wurden alle DA-Mitglieder automatisch Mitglied der neuen, größeren CDU. So bist Du die einzige CDU-Vorsitzende, die niemals einen Mitgliedsantrag für die CDU ausgefüllt hat.

Kurz danach machte Dich der mutmaßliche Stasi-Spitzel Lothar de Maizière zur DDR-Regierungssprecherin. Nach der Wiedervereinigung konntest Du in Deinen alten Job als Physikerin bei der DDR-Akademie der Wissenschaften nicht zurück, weil die aufgelöst wurde. Und so nahm das Unheil seinen Lauf.

Du hast übergangslos den Sprung geschafft vom Dialektischen Materialismus zum direkten Materialismus. Die politische Arena war schon immer überfüllt mit überzeugungsfreien Opportunisten, die einfach das Beste aus den Gegebenheiten machen. Die Schlauesten setzen sich durch, und Du bist ohne Zweifel schlau. Wenn ein Land Glück hat, entwickeln die schlauen Sieger in der Politik irgendwann ein bisschen Verantwortungsgefühl.

Deutschland hatte kein Glück.

Deutschland hatte sogar doppelt Pech, denn die CDU zerlegte sich selbst (mit Helmut zanke ich deshalb hier oben vor den Harfenstunden immer noch ein bisschen). Schlau, wie Du ohne Zweifel bist, botest Du Dich der vom Kampf mit sich selbst erschöpften Partei als Erlöserin an. Die ausgezehrte CDU griff zu – und hatte dann keinerlei Widerstandskraft mehr, um sich zu wehren, als Du die große Transformation der Union in Angriff nahmst.

In Deinem Windschatten machten Leute Karriere, die ich zu meiner Zeit nur vom Hof gejagt hätte: Nichtskönner, deren nicht selten buchstäblich einzige Qualifikation in ihrer hündischen Treue zu Dir bestand. Altmaier, Braun, de Maizière, Gröhe, Kauder, Meyer, Pofalla, Polenz, Tauber … Endlos ist die Liste der Vasallen, auf die Du zählen konntest, weil sie genau wussten, dass nur Du zwischen ihnen und der Bedeutungslosigkeit standest.

Der CDU ist öfter vorgeworfen worden, sie sei nur ein Kanzlerwahlverein. Unter Dir war sie nicht einmal das, sondern nur noch eine etwas größere Außenstelle des Bundespresseamts. Darüber, dass die Partei das mit sich hat machen lassen, habe ich mich öfter so laut aufgeregt, dass Petrus mich zur Ordnung rufen musste.

In der grandiosen TV-Serie „Timm Thaler“ verspricht der Teufel einem kleinen Jungen, dass ihm alle Wünsche erfüllt werden. Im Gegenzug verkauft der Junge dem Teufel sein Lachen. Du hast der CDU das Kanzleramt versprochen. Im Gegenzug hat sich die CDU von Dir alles abschwatzen lassen, was sie ursprünglich mit dem Kanzleramt hatte machen wollen.

Die Leute sind halt wie die Menschen.

Die CDU hat sich von Dir korrumpieren lassen. Die Deutschen haben sich von Dir einschläfern lassen. „Selbst schuld“, höre ich Dich sagen. Stimmt schon. Aber wie die Angelsachsen sagen: „It takes two to tango.“ So schwach, wie Deutschland war, so willig warst Du, die Schwäche zu nutzen.

Jetzt haben wir keine Wehrpflicht mehr und keine Atomkraftwerke. Das Land ertrinkt in einer Flut von Wirtschaftsflüchtlingen, und das Grundgesetz wurde zur Verfügungsmasse der Herrschenden. Hier oben geht der Witz, dass Du nicht nur die erste Frau im Kanzleramt warst, sondern auch die erste Grüne.

Aber mal ganz ohne Spaß: Unser Rechtsstaat geht am Stock, weil Du – die im Unrechtsstaat DDR sozialisierte Kanzlerin – das Rechtsempfinden der Bürger dadurch untergraben hast, dass Deine eigene Regierung sich einfach über alle Regeln hinwegsetzte, wenn es Dir gerade in den Kram passte.

Das hätte ich mir zu meiner Zeit nicht leisten können.

Wer jemals erlebt hat, wie Du mit Deinem zweiten Ehemann Joachim in der Öffentlichkeit umgehst, der konnte ahnen, dass Treue, Loyalität und Bindungsfähigkeit nicht unbedingt zu Deinen Kernkompetenzen zählen. Quod erat demonstrandum: Jetzt, nach dem Ende Deiner politischen Karriere – die Du ohne die CDU niemals und nirgendwo hättest machen können – wendest Du Dich von der Union ab: in Etappen, aber zielstrebig.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist eine der größten und bedeutendsten politischen Denkfabriken der Welt. Da sagst Du jetzt tschüss – und lässt all Deine Getreuen im Stich, die Du selbst zur KAS geholt hattest und die jetzt den Dreck aufräumen müssen, den Deine Nachfolger unter allen Teppichen finden. „Ich bin aus dieser Rolle einfach rausgewachsen“, wirst Du zitiert.

Da fühlt sich eine wohl zu groß für dieses Deutschland.

Mit Helmut habe ich gewettet, wann Du den konsequenten nächsten Schritt machst und nicht nur die Stiftung, sondern auch die Partei selbst verlässt. Der Kohl und ich, wir waren schon immer geduldig. Konfuzius kann einen mit seinen endlosen Kalendersprüchen zwar ganz schön nerven, aber der Alte hat halt auch recht, wenn er sagt: „Wenn man lange genug auf dem Felsen sitzt, sieht man irgendwann die Leichen seiner Feinde im Fluss vorbei treiben.“

Und so sitzen wir hier und warten darauf, dass Du die Union endgültig verlässt. Nicht nur mental, da warst Du ja eh nie dabei – sondern auch formal. Einen Aufnahmeantrag hast Du ja nie gestellt, vielleicht schreibst Du zumindest eine Austrittserklärung.

Dann werden wir hier sogar freiwillig die Harfe spielen. Und uns ein Gläschen genehmigen.

Ewige Grüße, Dein Konrad.“

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