Robert Habeck und das karbonhaltig-grüne Perpetuum mobile

Deutschland hilft Südafrika bei der Dekarbonisierung – und importiert südafrikanische Kohle. Ein Geniestreich.

IMAGO / Political-Moments

Können Sie sich noch an die Klimakonferenz in Glasgow erinnern? Damals berichtete TE über eines der merkwürdigsten Ereignisse des Treffens – nämlich die „deutsche Hilfe“ für Südafrika, um dem Land bei Energiewende und Klimaneutralität zu helfen. Zitat:

„Grotesker Höhepunkt der jüngeren Zeit: Deutschlands wohlmeinender Rat an Südafrika, seine zwei neuen Kohlekraftwerke wieder abzureißen und stattdessen auf Wind und Sonne umzusteigen. ‚Bei den Ländern, die Kohle verstromen, liegt Südafrika weltweit auf Platz sechs. Die Partnerschaft unterstützt die Dekarbonisierung der südafrikanischen Stromproduktion und den Einstieg in erneuerbare Energien sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Südafrika kann so auch eine globale Führungsrolle bei der sozial gerechten Energiewende übernehmen‘, so Entwicklungsminister Gerd Müller. Bereits jetzt hadert das südafrikanische Stromnetz mit Energieknappheit und Ausfällen. Offensichtlich ist das den Deutschen nicht genug, die ihre vorbildliche Versorgungsunsicherheit mit Flatterstrom auch ans Kap ausweiten wollten.“

Das Umweltministerium schrieb dazu auch eine Pressemitteilung: Deutschland unterstützt Südafrika beim Kohleausstieg. Doch die bereits zuvor absurde Geschichte hat kürzlich ein neues Kapitel bekommen. Bereits im August ging das Kohlekraftwerk Mehrum wieder ans Netz. Die Kohle dafür kommt aus Australien, Indonesien – und Südafrika. Das ist doch endlich ein guter, effektiver Schritt zur südafrikanischen Dekarbonisierung. Statt blöder Windräder einfach die ganze Kohle nach Deutschland verschiffen und hier verfeuern. Schon sieht es mit der südafrikanischen CO2-Bilanz völlig anders aus. Grüne Entwicklungshilfe mal anders.

Die weltweite Energiekrise hat Südafrika deswegen auch genutzt, um darauf hinzuweisen, dass ein Ausstieg aus der Kohle nicht in die Tüte kommt. Energieminister Gwede Mantashe bezeichnet sich sogar als „Kohlefundamentalist“. Außerdem will man Arbeitsplätze vor Ort sichern. Auch das ist ein schöner Deal: In Deutschland stellt man den Kohleabbau ein, behält aber die miserable CO2-Bilanz, um dann noch mehr „Erneuerbare“ zu fördern, die dann mit Gas und Kohle ausgeglichen werden sollen. Baerbock, Habeck und Trittin: kurz vor der Erfindung des karbonhaltig-grünen Perpetuum mobile.

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Kommentare ( 18 )

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Andreas aus E.
1 Jahr her

Im Übrigen sieht Habeck mit Krawatte so aus wie der Anführer der Kloppertruppe, die mir letztens Zeitschriften und Internet andrehen wollte. Aber er runzelt immer so schön die Stirn, das muß ein weiser Mann sein, und ein guter Vater obendrein – denn wer sonst würde in aller Öffentlichkeit präsentieren, was Opa und Enkelchen da mit Wachsmalkreiden auf Rückseite eines Parteiprogrammwerbedings der „Grünen“ gekrakelt haben? Leider vermisse ich – wie so oft – die Bildunterschrift. Da müsste doch stehen: Brille von xy, Krawatte von abc, gebunden von tr, Jackett von uö, Haartönung von Studio tw, wichtiger Blick eingeübt von Personaltrainer dsf.… Mehr

Georg J
1 Jahr her

In den 60er-Jahren hatten wir in Deutschland im Winter oft dunstige Smogwetterlagen wenn wir über russverdreckten Schnee zur Schule gingen. Und im Sommer durften wir nicht im Rhein schwimmen weil der Fluß mit Chemikalien verseucht war. Unsere Elterngeneration und unsere eigene Generation hat den „Fridayshüpfern“ für deren unbeschwerte Kinder- und Jugendzeit ein Land geschaffen, in dem es diese Zustände nicht mehr gibt, unter Anderem durch den Aufbau der sauberen Kernenergie. Was haben eigentlich die heutigen Grünen bis jetzt an konkret Positivem für die Gesellschaft geschaffen? Mir fällt nichts ein, aber auch garnichts.

Last edited 1 Jahr her by Georg J
Boris G
1 Jahr her

Wie H.W. Sinn bereits klarstellte: Mit dem Bekenntnis zu Wind und Sonne verschwinden die fossilen Energieträger nicht von unserem Planeten. Und da sie konkurrenzlos billig sind, erschließt Putin in Sibirien gerade ein gigantisches Kohlefeld und lässt eine neue Bahnverbindung von dort nach China bauen, wo ohnehin jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz geht. Im letzten Jahr ist der Eintrag von klimaschädlichen Gasen in die Atmosphäre auf ein Allzeithoch geklettert. Die Deindustrialisierung Deutschlands wird daran nichts ändern.

Michael Theren
1 Jahr her

unabhängig davon, daß es sich um ein lebenswichtiges Nutzgas handelt, hat heimische Braunkohle eine bessere CO2 Bilanz als sibirisches Gas…von Importkohle oder Flüssiggas also gar nicht erst anzufangen…Fracking-Gas kommt also aus Nordamerika (bzw. über China), Atomstrom aus Frankreich und Bulgarien und sonstigen sowjetischen Meilern, Öl kommt aus Indien (äh Rußland), nur damit auf dem Papier hier alles sauber ist. Konservative können das eine (sehr sehr teure) Heuchelei nennen, Woke haben dafür nur ein Wort, Kolonialismus

Proffi
1 Jahr her
Antworten an  Michael Theren

Was ist denn eine bessere CO2 Bilanz. Die, die für die Pflanzen gut ist, oder die deren vergebliches Anstreben sinnlos und unermesslich teuer ist ?

P. Pauquet
1 Jahr her

Da haben sie dem Robert aber schöne, bunte Linien aufgemalt. Und er hat sofort erkannt, die können nicht von meinen Kindern sein, die sind schon groooß. Man hat’s im wahrscheinlich erklärt, aber er hat es aber wieder nicht gerafft. So erfindet er ein neue, tolle Geschichte und erzählt einen vom Pferd. Keiner weiß um was es eigentlich geht, aber macht nix, er weiß auch nicht was er erzählt. Hauptsache Lars, Malte, Torben, Arnika, Analena und viele andere Kidis schnallen es. Und Robert hat heute wieder eine gute Tat zur Rettung der Welt getan. Sein Abendessen aus klimaneutralen Haferflocken mit abgelaufener… Mehr

abel
1 Jahr her

Genauso wie mit der Kernkraft. Die türmt sich mehr und mehr an den Grenzen Deutschlands. So verhindern wir den Gau in Deutschland zumindest theoretisch und können nur hoffen daß die Russen und die Ukrainer sich nicht in einen SuperGau bomben.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  abel

Bei Stromausfall ist bei uns mit den verschiedensten GAUs zu rechnen – gerade, wenn die Brennstäbe in den Abklingbecken nicht mehr dauerhaft gekühlt werden können. Notstromaggregate dort wie in Krankenhäusern laufen auch nicht ewig – wenn sie überhaupt bislang gewartet wurden und im Notfall anspringen werden. Dass u.a. Essen untergehen wird, ist auch den wenigsten bekannt: „Im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebiets wurde die Erdoberfläche bis zu 25 Meter[5] abgesenkt. Die Innenstadt Essens liegt beispielsweise 16 Meter tiefer. Ohne ständiges Pumpen des Grundwassers wären weite Teile des Ruhrgebiets eine Seenlandschaft. Fast ein Fünftel der Region (in den Grenzen des Regionalverbands Ruhr mit… Mehr

Klaus D
1 Jahr her

Wir sollten uns auch mal überlegen wofür WIR sinnlos energie verschwenden. Ich wohne auf dem dorf wo nachts kein mensch mehr auf der straße ist aber die straßenlaternen brennen die ganze nacht. Oder muss der koi-teich sein der so viel strom wie ein 3 personenhaushalt verbraucht. Muss der sportwagen, suv oder luxuswagen sein der wesentlich mehr energie verbraucht.

Georg J
1 Jahr her

Die deutsche Regierung wird es als allerletzte Regierung der Welt kapieren:

  • wenn nicht die ganze Weltgemeinschaft beim so genannten „Klimaschutz“ mitmacht, dann wird sich Deutschland ganz alleine deindustriealisieren während der Rest der Welt die Güter produziert, die Deutschland nicht mehr produziert.

Die berühmten Schildbürger waren in bezug auf weltfremde Entscheidungen Waisenknaben im Vergleich mit den heutigen deutschen Politikern :-))

Last edited 1 Jahr her by Georg J
Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Georg J

Wer hat denn in den Jahrtausenden, bevor die deutsche Regierung (oder Schellnhuber) auf die Idee kam, das „Klima zu schützen“, für das Klima, das sich schon oft in die eine oder andere Richtung wandelte, Sorge getragen? . Ähnliches Brimborium ist mir nur aus den Jahren vor Luther bekannt, in dem einer namens Johann Tetzel durch die Lande reiste und mit dem Slogan: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt“ für ein schöneres Jenseits lieber Verstorbener zu versprechen sich nicht scheute. Schön beschrieben hier von der Welt, wie der „Vertrieb“ damals aufgebaut wurde: „So entwickelte der… Mehr

Werner Geiselhart
1 Jahr her

Der hocheffiziente deutsche Braunkohleabbau und die Verstromung vor Ort wird verboten, dafür wird unter gewaltigem Energieaufwand Kohle vom anderen Ende der Welt herbeigeschifft, die zumindest in SA oft unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert wird.
Dasselbe geschieht mit Erdgas, welches bei uns zu einem Bruchteil des Preises und des Energieaufwandes gefördert werden könnte, wenn man das nicht 2017 unter dem Druck der Grünen und deren angeschlossenen NGOs verboten hätte.
Und an all dem aktuellen Sche… soll laut offizieller Diktion ein russischer Diktator schuld sein.
Was für ein wissenschaftsbefreites Pack, von dem wir kaputtregiert werden.

StefanB
1 Jahr her

Ne ne, so ist das nicht! Deutschland will nur so lange Weltvorbild in Sachen Erneuerbare Energien sein, bis alle anderen nur noch teuren Flatterstrom aus Wind und Sonne haben. Bis dahin fährt es seine konventionellen Kraftwerke auf null oder Reserve. Wenn es dann soweit ist, schaltet Deutschland wieder um und ist so das einzige Land mit zuverlässiger und günstiger Energie. Schlau gedacht von den Grünen, wirklich! Sozusagen von hinten durch die Brust ins Auge. Das hätte man solchen Leuten wie Robert und Annalena gar nicht zugetraut. 😉

Last edited 1 Jahr her by StefanB