Es gibt auch noch gute Nachrichten auf der Welt. So stehen demnächst alle Probleme Afrikas vor einer Lösung: Dazu braucht es nur andere Landkarten. Dies ist eine Glosse – weitestgehend.
picture alliance / Anadolu | Mehmet Futsi
Was sind die größten afrikanischen Probleme? Das schlecht ausgebaute Straßen- und Schienennetz? Die geringe Industrialisierung? Die schlechte medizinische Versorgung? Die hohe Analphabetenrate? Das Fehlen einer demokratischen Kultur? Eine korrupte Oberschicht, die sich an der Ausbeutung der Bodenschätze beteiligt, aber ein Durchsickern des Wohlstands in breitere Schichten der Bevölkerung verhindert? Alles Quatsch. Zumindest, wenn es nach der Afrikanischen Union geht. Die sagt: Das größte Problem Afrikas ist, dass es für klein gehalten wird.
Und wer kennt das nicht: Afrika stellen wir uns doch alle so vor wie das Saarland. Also jetzt nicht nur wegen des technologischen Fortschritts. Sondern eben halt von der Größe her. Einmal aufs Rad setzen und in sechs Stunden ist man durch – dazwischen reicht die Zeit noch, um Lyoner zu essen und Karlsberg Ur-Pils zu trinken. Doch, wer hätte es gewusst: Afrika ist der zweitgrößte aller Kontinente. Das sei der Welt nicht bewusst. Sagt die Afrikanische Union.
Schuld an dieser postkolonialen Unterdrückung sind die Kartografen. Etwa die von Google Maps. Die versuchen die Welt in ein zweidimensionales Bild zu pressen. In ihrer Ansicht. Durch die stärkere Erdkrümmung in der Mitte gehe aber verloren, wie groß Afrika und wie klein Grönland tatsächlich sind. Sagt die Afrikanische Union. Deswegen kämpft sie jetzt für eine Pflicht zur dreidimensionalen Darstellung der Kontinente – und schwupps, gibt es in Afrika keine Diktaturen mehr, sondern nur noch Fortschritt wie Quantencomputer, Musterdemokratien oder Fernseher, die nebenher Strom produzieren.
Die Süddeutsche Zeitung übernimmt die Problematisierung und stellt ernsthaft dar, wie Afrika durch die hetzerische Postkartokrafie weiter kolonialisiert wird. Ihre Nutzer lässt sie auf WhatsApp zur Probe abstimmen, was diese für größer halten: Grönland oder Afrika? Gerade mal ein Zehntel stimmt für Grönland ab. Was für ein Skandal! Damit sagen sie ja quasi: An den Problemen der Afrikaner sind die Afrikaner schuld – und nicht der Westen, der diesen Kontinent immer noch unterdrückt, indem er ihn für klein hält.
Solcher Hass und solche Hetze gehört verboten. Solche Fake News durch korrekte Erdkunde-Kenntnisse müssen gestoppt werden. Staatlich. Wie sonst? Jeder, der behauptet, zweidimensionale Karten hätten ihn nicht glauben lassen, Grönland sei größer als Afrika, gehört weggesperrt. Zuallererst die SZ-Nutzer auf Whatsapp. Damit ließen sich alle Probleme eines Kontinents beseitigen und es würde beweisen, dass es nur woke Ideen braucht, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Falls nicht, wären es nur SZ-Leser gewesen, die weggesperrt worden sind – ein bisschen Opfer muss man einer Sache schon bringen, an die man glaubt.

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Zum Glück gibt es ja viele Möglichkeiten, die Welt als Karte darzustellen. In „Downunder“ Australien werden z.B. Karten verkauft, wo Australien oben ist – bei Touristen ein beliebtes Mitbringsel :-). Vielleicht sollte man einfach den Markt entscheiden lassen: Afrika kann Karten in den Umlauf bringen, wo der Kontinent Ihrer Meinung nach richtig dargestellt wird. Die beste Karte wird sich durchsetzen… Spaß beseite: Wie unten angemerkt, gibt es viele Ansätze, das Problem der Darstellung von „Kugel auf Fläche“ zu lösen. Die Mercator-Projektion ist die gewöhnlichste, aber auch die flächendarstellende Gall-Peters-Projektion ist in Gebrauch. Auch Mischformen wurden getestet, wie z.B. die Robinson-Projektion.… Mehr
Es ist eine Tatsache, dass auf Karten Afrika viel zu klein und Grönland viel zu groß dargestellt ist. Das liegt auch nicht an der Erdkrümmung. Es ist einfach nur eine eklatante Täuschung. Rufen sie einfach mal „Karten“ auf ihren Bildschirm auf und scrollen Sie die Karte so, dass Sie Grönland, Europa und Afrika gleichzeitig auf dem Bildschirm haben. Sie werden sehen, dass auf ihrem Bildschirm Grönland und Afrika als fast gleich groß dargestellt sind. Tatsächlich ist aber Grönland nur etwa halb so groß wie die arabische Halbinsel. Schauen Sie wie klein die auf der Karte ist! Die ist nur ein… Mehr
Es ist keine Lüge, sondern die winkeltreue Mercator-Projektion.
Für Navigationszwecke ziemlich gut brauchbar.
Ich verstehe die Glosse nicht und wäre dankbar wenn mir jemand den Sinn des Artikels erklärt.
Es ist aber tatsächlich so, dass auf Landkarten Afrika in Relation zur Realität viel zu klein und Grönland viel zu groß dargestellt wird.
Afrika hat genug Probleme als solche Dinge. Obendrein, zumindest war das hierzulande so, weiß jeder, dass die Weltkarte nicht maßstabsgetreu ist. Sollte man im Fach Geographie mal gehört haben. Und warum das so ist. Ein absolutes Nicht-Problem.
Einfach einen Globus verwenden und schon stimmt alles. Der Rest und der Grund dafür ist Mathematik.